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Beschlussvorlage (Stadtgeschichtliches Museum Tonofenfabrik Vorstellung der Entwurfsplanung zur Dauerausstellung)

                                    
                                        Beschlussvorlage
Amt: Archiv
Bohnert

Datum: 11.05.2016 Az.:

Drucksache Nr.: 130/2016

Beratungsfolge

Termin

Beratung

Kennung

Abstimmung

Technischer Ausschuss

08.06.2016

vorberatend

nichtöffentlich

Kulturausschuss

16.06.2016

vorberatend

nichtöffentlich

Gemeinderat

27.06.2016

beschließend

öffentlich

Beteiligungsvermerke
Amt
Handzeichen

603

Eingangsvermerke
Oberbürgermeister

Erster Bürgermeister

Bürgermeister

Haupt- und Personalamt
Abt. 10/101

Kämmerei

Rechts- und
Ordnungsamt

Betreff:

Stadtgeschichtliches Museum Tonofenfabrik
Vorstellung der Entwurfsplanung zur Dauerausstellung

Beschlussvorschlag:

1. Der Entwurfsplanung und der Kostenberechnung wird zugestimmt.
2. Die Konzeption soll auf Grund dieser Vorlage umgesetzt werden.

Anlage(n):
Entwurfsplanung
Kostenberechnung
Budgetermittlung
Zeitplan

BERATUNGSERGEBNIS
Einstimmig

Sitzungstag:

lt. Beschlussvorschlag

mit Stimmenmehrheit

Bearbeitungsvermerk

abweichender Beschluss (s. Anlage)

Ja-Stimmen

Nein-Stimmen

Enthalt.

Datum

Handzeichen

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Begründung:
Im Juli 2013 beschloss der Gemeinderat der Stadt Lahr, die ehemalige Tonofenfabrik Liermann in der Kreuzstraße zu erwerben und zu einem modernen stadtgeschichtlichen Museum
umzubauen. Das 1896/97 nach Plänen des Lahrer Architekten Carl Meurer errichtete Fabrikgebäude ist beispielhaft für die Industriearchitektur der Jahrhundertwende und steht unter
Denkmalschutz.
Für den Umbau konnte im Januar 2014 das Architekturbüro heneghan peng architects mit
Sitz in Dublin und Berlin gewonnen werden, das weltweit Erfahrung hat im Neubau und Umbau von Museen. Nach den Plänen von heneghan peng architects wird das historische Gebäude in enger Absprache mit der Denkmalbehörde grundlegend saniert. Erweitert wird das
Fabrikgebäude um einen modernen Treppenturm, der alle Stockwerke und Ausstellungsräume durch einen Loop erschließt. Zugleich sorgt ein Aufzug für Barrierefreiheit. Die Dauerausstellung soll im Untergeschoss, Erdgeschoss und ersten Obergeschoss präsentiert werden.
Im März 2014 wurde der Förderverein Tonofenfabrik Stadtmuseum Lahr gegründet, der sich
unter anderem zur Aufgabe gemacht hat, die Umsetzung der neuen Dauerausstellung finanziell zu unterstützen. Inzwischen hat der Verein über 60 Mitglieder.
Im Juli 2015 erhielt MuseoConsult (Stuttgart) in Zusammenarbeit mit Studio Kernland (Maastricht, Niederlande) den Auftrag für die Entwurfsplanung der Dauerausstellung im stadtgeschichtlichen Museum Tonofenfabrik. In sieben ganztägigen Workshops 2015/2016 in den
Räumen des Stadtarchivs wurde die grundlegende Ausrichtung der neuen Dauerausstellung
erarbeitet. Neben den regelmäßig teilnehmenden Thorsten Mietzner und Gabriele Bohnert
(Stadtarchiv und Museum Lahr) und den Gestalterinnen Ursula Dworák und Janicke Kernland waren je nach Bedarf auch Mitarbeiterinnen des Gebäudemanagements und des
Stadtmarketings, Vertreter des Architekturbüros heneghan peng architects sowie Herr Erster
Bürgermeister Schöneboom anwesend.
Ergebnis dieser Workshops und Grundlage für die weiteren Planungen waren:
o Thematische Aufteilung der Dauerausstellung in: Vorstädtische Zeit – Römer und
Merowinger (UG), Entwicklung der Stadt und der Stadtgesellschaft (EG) sowie Industrie und Garnison/Lahr und die Anderen (1. OG)
o Die Dauerausstellung soll nicht nur aus Exponaten und den dazu gehörigen Texten
bestehen, sondern durch Multimediastationen einen vertieften Zugang zu den einzelnen Themen gewähren, der zugleich auch spielerisch ist.
o Die Entwicklung der Stadt wird im EG gleich nach Betreten der Dauerausstellung an
einem Stadtmodell multimedial erläutert werden. Hier können auch weitere Themen,
die mangels Exponaten in der Ausstellung selbst nicht berücksichtigt werden, dargestellt werden.
o Neben der räumlichen Entwicklung der Stadt wird die gesellschaftliche Entwicklung
zum selbstbewussten Bürgertum dargestellt. Herausragendes Exponat wird hier das
Bürgerbuch von 1356 mit einer eigenen Medienstation sein.
o Auch die Kehrseite, die Armut und das Ausgeschlossensein, werden durch eine Inszenierung thematisiert und durch eine Medienstation zur Auswanderung visualisiert.
o An einem Kubus wird die Entwicklung der Rechte und Werte dargestellt: an den Außenseiten Herrschaft und Macht, Recht und Ordnung, Freiheit und Gerechtigkeit. Im
Inneren wird die Zeit des eingeschränkten Rechtes beschrieben, der Nationalsozialismus.
o Im Themenbereich Industrie sollen die für Lahr bedeutsamen Anfänge an „Werkbänken“ dargestellt werden: Tabak und Zichorie, Kartonagen, Druck und Schrift, Druckereien und Verlage wie beispielsweise das Druckhaus Kaufmann, die „Nestler-

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Dynastie“ (Maßstab-Nestler, Hahnen-Nestler/Grohe, Wellpappe-Nestler), Stahlspäne
Oscar Weil, Roth-Händle.
In einem gläsernen Kubus werden aktuelle Produkte Lahrer Traditionsfirmen mit überregionaler Reichweite präsentiert.
Ebenso werden Lahrer „Geniale Köpfe“ (Schriftkunst, Erfindungen) präsentiert
Der Themenbereich Garnison soll sich nicht nur auf das Militär beschränken, sondern
vor allem auch die Wechselwirkungen von Soldaten/Zivilbevölkerung, Garnisonsbauten/Nachnutzung etc. aufzeigen.
Die Geschichte der Lahrer Frauen wird nicht separat behandelt, da sie auch nicht außerhalb der Lahrer Stadtgeschichte stattgefunden hat. Wenn Frauen in bestimmten
Bereichen nicht erscheinen, muss thematisiert werden, warum dies so ist.
Das Foyer im Erdgeschoss, für das noch kein Eintritt bezahlt werden muss und wo
sich Informationszentrum, Museumsshop und kleines Café befinden, soll „Lust auf
Museum“ machen. Hier werden bereits einzelne Objekte gezeigt, die neugierig auf die
Ausstellung machen sollen oder auch auf andere Lahrer Museen verweisen. Ein Einführungsfilm zur Lahrer Geschichte spielt auf vier Monitoren. Der Raum ist so eingerichtet, dass er auch für kleinere Veranstaltungen genutzt werden kann. Hier wird zukünftig der Ausgangspunkt der Stadtführungen sein, hier beginnt der WilhelmWickertsheimer-Wanderweg.

Von den Gestaltungsbüros wurde auf der Grundlage dieser Arbeitsergebnisse mit den vom
FB Stadtarchiv und Museum ausgewählten Exponaten und vorbereiteten Texten eine Entwurfsplanung erstellt (s. Anlage 1). Diese wurde am 07.04.2016 dem Kulturausschuss, am
14.04.2016 den Mitgliedern des Fördervereins Tonofenfabrik Stadtmuseum Lahr e.V. und
schließlich am 30.04.2016 im Pflugsaal der interessierten Öffentlichkeit präsentiert. Damit
sollte allen Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Lahr die Möglichkeit gegeben werden, sich
mit Anregungen und Ideen einzubringen. Vor allem die Veranstaltung am 30.04.2016 im
Pflugsaal, bei der auch durch die Abt. Gebäudemanagement der Umbau der Tonofenfabrik
zum Museum und durch die Abt. Öffentliches Grün und Umwelt die Neugestaltung der
Kreuzstraße und des Museumsumfeldes präsentiert wurden, fand großes Interesse. Rund
100 Personen besuchten die Veranstaltung und brachten ihre Ideen ein. Bestärkt wurden die
Ausstellungsmacherinnen dadurch, dass viele Anregungen bereits in die Gestaltung eingeflossen, aber nicht ausdrücklich angesprochen waren: So wird natürlich auch die Geschichte
der Tonofenfabrik dargestellt; Kunst und Kultur finden sowohl bei der bürgerlichen Gesellschaft wie auch als Druck- und Schriftkunst Berücksichtigung; und der Bär erhält einen Platz
im Foyer. Selbstverständlich ist ebenfalls, dass Frauen und Männer gleichermaßen sprachlich und inhaltlich berücksichtigt werden. Neu aufgenommen wird die Lederindustrie. Die Geschichte des Ersten Deutschen Reichswaisenhauses soll nun auch medial am Stadtmodell
erzählt werden.
Ausgehend von dieser Entwurfsplanung erstellte MuseoConsult die Kostenberechnung der
neuen Dauerausstellung. MuseoConsult soll mit den Leistungsphasen 5-9 (Ausführungsplanung, Vorbereitung der Vergabe, Mitwirkung bei der Vergabe, Bauüberwachung und Objektbetreuung) beauftragt werden.
Die Kostenberechnung (Stand 23.05.2016) von MuseoConsult beläuft sich auf rund
490.000,00 € und beinhaltet eine zweistufige Ausführung. Der erste Abschnitt muss bis zur
Eröffnung des Museums im Oktober 2017 fertiggestellt sein. Der zweite Abschnitt soll bis Juli
2018 abgeschlossen werden. Zuzüglich des Honorars und Mittel für die Grundausstattung
(Kassensystem, Thekenausstattung, Geschirr/Gläser) belaufen sich erforderliche Gesamtmittel für die Museumsausstattung (Dauerausstellung) auf rund 625.000,00 €.

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Im Haushalt 2016 stehen bereits 100.000,00 € zur Verfügung. Für 2017 wurden über eine VE
bereits 220.000,00 € bewilligt. Aus den Fördermitteln der Regionalstiftung stehen 150.000,00
€ zur Verfügung. Zusätzlich werden vom Förderverein 80.000,00 € erwartet. Unter diesen Voraussetzungen sind für den Haushalt 2018 weitere 75.000,00 € erforderlich.

Guido Schöneboom
Erster Bürgermeister

Gottfried Berger
Kulturamtsleiter

Gabriele Bohnert
Fachbereichsleiterin