Beschlussvorlage (Stadtpark Lahr - Tierhaltung Erneuerung des Gehegebereiches um die Futterküche)
8. Juli 2013
Beschlussvorlage Amt: 602 Sottru Datum: 03.05.2013 Az.: 60/602 Drucksache Nr.: 100/2013 Beratungsfolge Termin Beratung Kennung Abstimmung Technischer Ausschuss 19.06.2013 vorberatend öffentlich einstimmig Gemeinderat 08.07.2013 beschließend öffentlich Beteiligungsvermerke Amt Handzeichen Eingangsvermerke Oberbürgermeister Erster Bürgermeister Bürgermeister Haupt- und Personalamt Abt. 10/101 Kämmerei Stabsstelle Recht Betreff: Stadtpark Lahr - Tierhaltung Erneuerung des Gehegebereiches um die Futterküche Beschlussvorschlag: Der geplanten Erneuerung der Tiergehege im Bereich der Futterküche im Lahrer Stadtpark wird zugestimmt Die Verwaltung wird beauftragt gemeinsam mit dem Freundeskreis Lahrer Stadtpark und der Berger-Pfänder-Stiftung, die Planungen für die Erneuerung der Tiergehege im Bereich der Futterküche voranzubringen und die damit verbundenen Kosten zu ermitteln. Anlage(n): Visualisierung Tiergehege und Futterküche BESTAND Tiergehege und Futterküche PLANUNG NEU BERATUNGSERGEBNIS Einstimmig Sitzungstag: lt. Beschlussvorschlag mit Stimmenmehrheit Bearbeitungsvermerk abweichender Beschluss (s. Anlage) Ja-Stimmen Nein-Stimmen Enthalt. Datum Handzeichen Drucksache 100/2013 Seite - 2 - Begründung: Die Tierhaltung im Lahrer Stadtpark hat eine lange Tradition. Nach der in 2011 durchgeführten Umfrage stellen die Tiere immerhin für 51 Prozent der Befragten einen Besuchsgrund dar. Der Workshop zur Weiterentwicklung des Stadtparks hat sich kritisch mit der Tierhaltung auseinandergesetzt. Dabei wurde die grundsätzliche Bedeutung der Tiere als Besucherattraktion bestätigt, einzelne Bereiche, wie die flächenintensive Haltung der Huftiere, wurden aber in Frage gestellt. In beiden von den Workshopteilnehmern entwickelten Szenarien für die Weiterentwicklung des Stadtparks werden die bestehenden Volieren, Gehege und sonstigen baulichen Einrichtungen entlang der nördlichen Parkmauer dagegen ausdrücklich bestätigt. Die Volieren zwischen dem Eichrodtdenkmal und den Affen befinden sich in einem ordentlichen baulichen Zustand. Seit Frau Katrin Matthes als ausgebildete Tierpflegerin vor ein paar Jahren vom Mundenhof in den Stadtpark gekommen ist, hat sich die Präsentation der Tiere in diesen Volieren erheblich verbessert. Dieser Aspekt der Tierhaltung wird allzu oft vernachlässigt, denn es reicht heute nicht mehr, wenn der Tierarzt einen gesunden und gepflegten Tierbestand bestätigt. Dem Auge des Besuchers muss beim Anblick der Gehege oder Volieren ein Wohlgefühl vermittelt werden. Die baulichen Aktivitäten zur Erzeugung künstlicher Landschaften in den großen Zoos lassen dies besonders deutlich werden. Auch die gesetzlichen Regelungen zur Haltung von Tieren spiegeln dies wieder, und die geforderten Raumgrößen haben sich deutlich vergrößert und sind dem Anspruch nach einer möglichst artgerechten Unterbringung der Tiere heute wesentlich näher als noch vor 20 Jahren. Hier gibt es für den Stadtpark noch manches aufzuholen. Dabei gilt es, den richtigen Weg zu finden zwischen der für die einzelne Tierart notwendigen Größe und Gestalt des Geheges und der Auswahl entsprechender Arten, für die geeignete Präsentationsmöglichkeiten geboten werden können. Zusätzlich muss auch eine effektive Arbeitsweise der Tierpfleger durch entsprechende räumliche Strukturen gegeben sein. Der Bereich der Tiergehege um die Futterküche, wo auch die beiden verbliebenen Kapuzineraffen untergebracht sind, weist hier in vielfältiger Hinsicht Mängel auf, die mit Rücksicht auf das Vorgenannte einen dringenden Handlungsbedarf erkennen lassen. In diesem ca. 200 qm umfassenden Gebäudekomplex sind Heizungsanlage, Eigenwasserversorgung, Futtersilo, Futterküche, Kapuzinergehege sowie sechs weitere Kleinstgehege untergebracht. Bei kritischer Betrachtung ist festzustellen, dass Zuschnitt und Ausstattung dieser Kleinstgehege außer für Ziervögel für keine andere Tierart geeignet sind. Die Unterbringung der Kapuzineraffen genießt in Hinblick auf die gesetzlichen Bestimmungen zwar Bestandsschutz, vom Ambiente her entspricht diese Anlage aber in keiner Weise mehr den heute zu erwartenden Standards der Zoos. Im Folgenden seien einige der baulichen und technischen Mängel benannt: Die Heizanlage von 1986 läuft auch nach Nachbesserung nicht zuverlässig und entspricht nicht dem technischen Stand. Die beheizten Räume sind nicht gedämmt. Die Art der Heizung (Heizkörper) ist für die Tierhaltung gänzlich ungeeignet, da keine hygienische Reinigung möglich ist. Die Ziegelwände sind für die in den Gehegen notwendige Reinigung mit Wasserschlauch ungeeignet, es kommt zur Durchfeuchtung und innen wie außen zu Putzschäden. Da Futter nicht mehr lose angeliefert wird, ist die Siloanlage hinfällig. Die Ausstattung der Futterküche entspricht nicht den Anforderungen an ein hygienisches und effektives Arbeiten. Drucksache 100/2013 Seite - 3 - Die Fenster zu den Gehegen sind nicht entspiegelt und ermöglichen somit keine Tierbeobachtung in den Innenräumen. Die Gitter an den Gehegen sind zu engmaschig und massiv, was die Tierbeobachtung behindert. Einzelgehege haben zu kleine und ungünstige Zuschnitte. Die Freigehege der Affen sind durchgehend betoniert. Heute erwartet man üblicherweise Naturböden und Bepflanzungen. Die Summe der Mängel und auch die durch den Gehegezuschnitt äußerst eingeschränkte Artenwahl (Ziervögel sind bereits reichlich in den Volieren des Parks vertreten) machen es schwierig, im Bestand zu renovieren. Eine konzeptionelle Überplanung dieses Bereiches ist geboten. Wesentliches Ziel ist dabei die Reduzierung der Gehege von sieben auf zwei mit einem deutlich größeren Raumangebot, ohne dafür das Bauvolumen insgesamt vergrößern zu müßen. Zur Situation der Affenhaltung im Stadtpark: Eine der Tierarten, die den Park schon über Jahrzehnte hinweg begleiten, sind Affen. Das erste Tier dieser Art wurde vom damaligen OB Dr. Ritter Anfang der sechziger Jahre aus privaten Händen an den Park vermittelt. Im Laufe der Jahre fanden sich in unterschiedlichen Gehegen an der Mauer am heutigen Rosengarten und dort, wo heute der Kiosk eingerichtet ist, unter anderem auch Rhesusaffen, Totenkopfäffchen und Meerkatzen. Die beiden Kapuziner gehören seit Ende der siebziger Jahre zum Park. Sie sind die verbliebenen Senioren einer ehemals größeren Gruppe von Tieren. Da die Lebenserwartung von Tieren in Gefangenschaft deutlich über der Lebenserwartung in der freien Natur liegt, werden uns die beiden Affen noch einige Zeit erhalten bleiben. Obwohl der Gesundheitszustand der beiden Kapuziner ihrem Alter entsprechend gut ist, stehen gerade diese Tiere oft in der Kritik. Auch in unserer 2011 durchgeführten Umfrage kam häufig die Äußerung, dass Affen einerseits als wichtige Bereicherung, andererseits als verzichtbar angesehen werden. Wie kann das sein? Wir meinen, hier wird deutlich, dass sich dies nicht wegen der Tiere selbst, sondern vor allem wegen der Art der Präsentation entscheidet. Das heißt, die selbst im hohen Alter noch agilen und gesunden beiden Tiere wirken in einem unschön gekachelten Gehege auf den Besucher bedauernswert und kläglich. Auch die Frage, ob Affen überhaupt zu den Tierarten im Stadtpark gehören sollen, hat uns intensiv beschäftigt. Vor einigen Jahren waren wir noch der Meinung, uns komplett von Exoten trennen zu wollen. Es fanden seither etliche Gespräche, unter anderem mit der Wilhelma, den Zoos in Basel, Langenerlen und Karlsruhe statt. Ebenso stehen wir im engen Austausch mit den Tierärzten des uns betreuenden Veterinäramtes. Unisono wird demnach die Haltung von Affen im Stadtpark als mit den dort vorgefundenen Ressourcen für vereinbar gehalten. Dabei könnte Lahr in Kooperation mit anderen Zoos eine wichtige Aufgabe in einem der vielen Programme zur Arterhaltung wahrnehmen. Dies bestärkt uns in unserer Idee, mit einer artgerechten und ansprechenden Unterbringung für die beiden Kapuziner auch die Strukturen für eine nachfolgende Affenart, wie z.B. Saimiris (Totenkopfäffchen) zu schaffen. Eine weitere Tierart, welche bei unserer Umfrage 2011 häufig benannt wurde, sind Erdmännchen. Wir haben uns über diese Tiere ebenfalls bereits in anderen Einrichtungen kundig gemacht und könnten sie uns sehr wohl als zweite Art vorstellen, die in dem erneuerten Gebäudebereich neben den Affen ihre Heimat finden würde. Karl Langensteiner Schönborn Richard Sottru