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Beschlussvorlage (FLS_04_Sanierungskonzept_03Aug2018)

                                    
                                        Friedhof Sulz, Sanierung der Friedhofsmauer
Büro Steinprojekt.de, Dietmar Bader
Auszug vom Sanierungskonzept 3. August 2018

05 Sanierungskonzept/ Maßnahmenvorschlag
Skizze Schnitt Mauer 2 (und z.T. Mauer 4A) Ist- Zustand:

Skizze Schnitt Mauer 2 ohne Maßstab, zweischaliges Mauerwerk. Fugen massiv
geschädigt (Wurzelwerk), Mauer teilweise hangabwärts überhängend,
Mauerabdeckung mangelhaft.
Legende:
Grün: Geschädigte Fugen mit Biomasse durchwuchert
Braun: Mauerfüllung mit Erdreich, Hohlräumen, Wurzeln, Bruchsteinen und
Mörtelreste
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Skizze Schnitt Mauer 2 Maßnahmen Statik/ Mauerwerk:

Skizze Schnitt Mauer 2 ohne Maßstab, zweischaliges Mauerwerk mit statischen
Sicherungsmaßnahmen Mauerwerksvernagelung. Maßnahmen zur Erhaltung des
Mauerwerks: Öffnen aller Fugen und Entfernen des Wurzelwerks so tief wie
möglich, Verpressen der Hohlräume, Schließen von Fehlstellen, Vermörteln der
Fugen, Mauerabdeckung mit In Kalkmörtel gelegter Grassoden.
Legende:
Blau: Bodennägel Ischebeck Titan (bis zu 5m Länge)
Hellbraun: Verpressmaterial und Fugenmörtel
Grün: Mauerabschluss mit Grassoden in Kalkmörtel
Die Maßnahmen zu Sicherung der Statik (vor allem an Mauer 2) sind unter
besonderen
Gesichtspunkten
ausgewählt.
Die
Friedhofsmauer
ist
denkmalgeschützt. Hier wird vor allem die Erhaltung der historischen Substanz
verlangt. Ein Abbau und Wiederaufbau oder ein Ersatz der Mauer ist somit keine
Option. Eine Sicherung der Mauer erfolgt durch massive Erdnägel von vorne. Die
Maßnahme ist jedoch durch die direkte Bebauung vor der Mauer auf dem
Nachbargrundstück mit zusätzlichen Aufwänden verbunden. Eine stabile
Gerüstplattform muss gebaut werden. Die Bohrlöcher können nur durch kleine,
handgeführte Geräte gebohrt werden (langsamer), der Abtransport des
Bohrmaterials ist aufwändig und die Bodennägel müssen in einzelnen Segmenten
(Länge jeweils 1m) geliefert und Stück für Stück verschraubt werden.

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Skizze Schnitt Mauer 1A, 3A, 3B und z.T. 1B „Ist- Zustand“:

Skizze Schnitt Mauer 1A, 3A, 3B und z.T. 1B ohne Maßstab, zweischaliges
Mauerwerk. Fugen massiv geschädigt (Wurzelwerk), Mauer teilweise
eingebrochen oder einsturzgefährdet, Mauerabdeckung mangelhaft.

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Skizze Schnitt Mauer 1A, 3A, 3B und z.T. 1B Maßnahmen:

Skizze Schnitt Mauer 1A, 3A, 3B und z.T. 1B ohne Maßstab, zweischaliges
Mauerwerk z.T. wieder aufgebaut mit Maßnahmen zur Erhaltung des bestehenden
Mauerwerks. Öffnen aller Fugen und Entfernen des Wurzelwerks so tief wie
möglich, Verpressen der Hohlräume, Vernadeln der Mauerschalen zueinander,
Sicherungsbalken aus armiertem Beton, Schließen von Fehlstellen, Vermörteln der
Fugen, Mauerabdeckung mittel Grassoden in Kalkmörtel.
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Folgende, mögliche Maßnahmen werden somit vorgeschlagen:
Maßnahme 1: Reinigung
1.1 Differenzierte Reinigung/ Bekämpfung von Mikroorganismen
Reinigung aller Oberflächen mit Heißdampf zur Entfernung von Mikroorganismen,
Moosen, Algen, Flechten und anderen Verschmutzungen. Ziel ist ein
ausgewogenes Reinigungsbild.
1.2 Bewuchs entfernen
Entfernen von allem Bewuchs und Wurzelwerk in den Fugen und an der Mauer.
Entfernen von Sträuchern und Hecken im Arbeitsbereich (ca. 1.5m vor und hinter
der Mauer). Ausbauen von Wurzelwerk am Mauerfuß.

Maßnahme 2: Restaurierung/ Konservierung
2.1 Kleine Fehlstellen im Naturstein als Restauriermörtelergänzung
Fehlstellen, Tongallen und lose und unpassende Altantragungen ausarbeiten und
mit Restaurierungsmörtel ersetzen. Der Restaurierungsmörtel muss in Textur und
Farbe der Natursteinart angepasst sein. Restauriermörtelergänzungen dürfen an
den Fugenflanken nicht fugenübergreifend erstellt werden.
2.2 Schlämmung
Für Rissverpressungen ungeeignete Häufungen von Rissen und beginnender
Rissbildung kann auch eine Schlämmung dieser Bereiche in Betracht gezogen
werden. Schlämmfähiger Restaurierungsmörtel mittels Spatel auf die betroffenen
Bereiche aufstreichen und andrücken. Nach der Trocknung können Reste von der
Oberfläche abgekratzt werden. Alternativ ist der Einsatz von Steinsanden und
Kieselsäureester als Festigungsmaterial als Schlämmung einsetzbar.
Maßnahme 3: Restaurierung durch Natursteinaustausch
Fehlstellen im Mauerwerk als Neuteil oder Teilerneuerung
Herstellung von Neuteilen. Bearbeitung der Oberfläche nach altem Vorbild
(bruchrauh) und sicherer Einbau des Bauteils an der vorgesehenen Stelle in
passendem Sandstein. Vorsichtige Ausarbeitung und Herstellung von
Teilerneuerungen (die gesamte Oberfläche wird durch einen vorgeblendeten Stein
mit mindestens 10cm Dicke erneuert. Der statisch wirksame Kern des Steins
verbleibt im Mauerwerk) in passendem Sandstein. Bearbeitung der Oberfläche
nach altem Vorbild und sicherer Einbau des Bauteils an der vorgesehenen Stelle.

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Maßnahme 4: Entfernen von rostenden Verankerungen und anderen
Fremdkörpern am gesamten Objekt
Vorsichtiges Entfernen von allen nicht mehr benötigten Fremdkörpern. (Alte
Befestigungsanker, Befestigungen von Toren, verbliebene Kunststoffdübel im
Objekt, etc.).
Benötigte Befestigungen mit Spreizdübel müssen durch spannungsfreie chemische
Dübel (Kleben) und Edelstahl ersetzt werden.
Maßnahme 5: Statische Sicherung
5.1 Abbau lose aufliegender Bereiche in der Mauerkrone.
Vorsichtiges Abbauen und seitliches Lager von allen lose aufliegenden
Mauerabdeckungen aus Naturstein. Abbau der von Wurzelwerk unterwanderten
Steinreihen zur konsequenten Entfernung von Humus und Wurzelwerk in der
Mauer. Lagerung der Steine im Raster zum späteren Einbau an den originalen
Stellen.
5.2 Wiederaufbau der entnommenen Mauersteine und eingestürzter Bereiche
Wiederaufbau der entnommenen Mauersteine an den originalen Stellen.
Vermauerung als vordere und hintere Schale im originalen Verbund mit
Trasskalkmörtel.
5.3 Entnahme von Mauersteinen für Vernagelung
Vorsichtiger Ausbau von Mauersteinen im Bereich der Nagelansatzpunkte. Fläche
ca. 50cm x 50cm.
5.4 Vernadelungsbohrungen
Bohrungen durch das Mauerwerk (kombiniertes Ankersystem: Ischebeck Titan
30/11, Bohrkrone verbleibt im Boden, Bohrgestänge ist gleichzeitig Bodennagel).
Länge: Bis zu 5m.
Ca. 41 Stück.
5.5 Verpressung
Verpressung des Bohrlochs und des Mauerwerks.
5.6 Mörtelbett für Druckverteilungsplatte
Herstellen eines Mörtelbetts zur Aufnahme und Verteilung der Drücke im
Mauerwerk über die Druckplatte am Ende des Bodennagels.

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5.7 Verblenden der Platte mit den originalen, entnommenen Mauersteinen
Bearbeiten der Rückseite der entnommenen Mauersteine zur Verkürzung der
Einbindetiefe. Verblendung der Nagelköpfe und Druckplatten.

Maßnahme 6: Konsolidierung des Mauerwerks
6.1 Hohlräume verpressen
Setzen von Packern in vorsichtig gebohrte Löcher in den Fugenkreuzen. Verfüllen
der Hohlräume in der Mauer unter niedrigem Druck per Handpumpe mittels
hochflüssigem Verpressmörtel.
6.2 Fugen ausräumen
Offene, ausgewaschene oder gerissene Fugen ausräumen, Fugenflanke säubern.
Ausräumtiefe so tief wie möglich.
6.3 Fugen schließen
Fuge frisch verfugen mit farblich und technisch auf den historischen Mörtel
abgestimmten Material. Fugenoberfläche muss abgekratzt werden. Fugenflanken
ohne Mörtelreste oder Kalk- bzw. Zementschleier. Fugenmaterial Trasskalkmörtel.

Maßnahme 7 Mauerabdeckung
7.1 Mauerabdeckung mit Grassoden
Mauerabdeckung denkmalgerecht mit einer Schicht Kalkmörtel ca. 6cm- 8cm. In
den feuchten Kalkmörtel werden dann Rollrasensoden mit den Halmen nach unten
eingedrückt. Auf diese Schicht werden dann wiederum Rollrasensoden mit den
Halmen nach oben gelegt. Dieses Vorgehen ergibt eine gute Verbindung der
Grassoden mit der Mauerkrone. Ein regelmäßiger Schnitt des Rasens (im selben
Turnus wie der Rasenschnitt auf dem Friedhof) verhindert den Bewuchs mit
tiefwurzelnden Pflanzen und bewirkt eine günstige, reversible, dauerhaft dichte
und bewegliche Mauerabdeckung ohne Dehnungsrissproblematik.

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Fazit
Die Mauer um den Friedhof Lahr- Sulz herum weist teilweise massive Schäden
am Mauerwerk auf. Es bestehen sowohl statisch-konstruktive Schadensbilder
(Risse, Verformungen) wie auch Substanzschäden vor allem an den Fugen.
Im Wesentlichen sind dabei zu nennen: - Offene
Fugen der Mauerabdeckungen

- Offene Fugen der Mauern selbst
- Rissbildung
- Überhang der Mauer
Die Schäden sind im Wesentlichen auf folgende Ursachen zurückzuführen:

-

Sanierungsstau an den Fugen
Bewuchs durch Kletterpflanzen
Staudruck durch fehlende Abführung von Oberflächenwasser
Wurzelwachstum von Bäumen und Sträuchern in der Nähe der Mauer

Als Instandsetzungsmaßnahmen werden empfohlen:
Der Standsicherheitsnachweis für den größten Teil (46m von 75m) der unteren
Stützmauer (Mauer 2) fällt negativ aus. Hier ist die Standsicherheit nicht mehr
gewährleistet (Siehe Schreiben von Herrn Werner Messner, Ingenieurbüro für
Baustatik, Kippenheim). Ca. 46m von insgesamt 75m von Mauer 2 müssen über
Bodennägel gesichert werden. Für schon überhängende, jedoch noch ausreichend
standsichere Stützmauerbereiche (Mauer 4A und 4B) ist eine
Vermessung einzelner Punkte durch ein Vermessungsbüro sinnvoll, um
Veränderungen an der Mauer frühzeitig zu erkennen und die Wand im Rahmen
eines Monitorings zu überwachen.
Für alle Mauern gilt jedoch: Der Bewuchs muss tief ausgearbeitet werden.
Ausgewaschene und gerissene Fugen werden am gesamten Objekt konsolidiert
oder ggf. erneuert um die Kompaktheit des Mauerwerks wiederherzustellen. Lose
aufliegende oder schon abgegangene Bereiche werden wiederaufgebaut. Mit
einer Mauerabdeckung durch in Kalkmörtel eingedrückte Grassoden wird eine
reversible, dauerhafte und zur Umgebung passende Mauerkrone erstellt.

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