Öffentliche Niederschrift (Interkultureller Beirat)
26. November 2020
ERGEBNISNIEDERSCHRIFT NR. 3/2020 Öffentliche Sitzung des Interkulturellen Beirats der Stadt Lahr/Schwarzwald am Donnerstag, 26.11.2020, Mehrzweckhalle, Bürgerpark 1 Dauer der Sitzung: 17:30 Uhr bis 19:00 Uhr Teilnehmende: Sitzungsleitung Erster Bürgermeister Schöneboom Freie Wähler: Stadtrat Girstl Bündnis 90/Die Grünen: Stadträtin Nguyen SPD: Stadträtin Kremling-Deinert CDU: Stellvertreter Wille AfD: Stadtrat Haller FDP Stadträtin Dr. Sittler Linke Liste Lahr & Tierschutzpartei Stadtrat Durke Sachkundige Einwohner: Herr Adda Herr Akyüz Frau Beck Frau Berchtenbreiter Herr Boeckmann Herr Donner Frau Ducksch Herr Jäckle Herr Karsten Frau Möring Herr Dr. Rahman Frau Romme Frau Youkhanna entschuldigt fehlen: Stadträtin Korn Frau Ahmad Hussein Alyaaqubi Herr Ahmad Frau Duygu Herr Endres Herr Erling Herr Franke -2Herr Held Frau Hertenstein Herr Jäger Frau Llombart Herr Meier Frau Sarialioglu Frau Simon-Studer Frau Sommer Frau Wacker Frau Yildiz Protokollführung: Frau Wolff Zuhörende: -/- Diese Sitzung ist nach § 34 GemO ordnungsgemäß einberufen und geleitet. Sie wird vom Vorsitzenden eröffnet mit der Feststellung, dass der Interkultureller Beirat beschlussfähig und die Tagesordnung ortsüblich bekannt gemacht ist. -3- ÖFFENTLICHE SITZUNG I. INFORMATION 1. Aktuelle Information aus dem Gemeinderat Herr EBM Schöneboom berichtet aus der Sitzung des Gemeinderats vom 16. November. Hierbei hat die Verwaltung aktuelle Informationen zur Situation in der Unterkunft für Geflüchtete in der Rainer-Haungs-Straße weitergegeben, wo es Problemlagen aufgrund von psychischen Erkrankungen bei einzelnen Bewohnern gibt. Auf der Tagesordnung des Gemeinderats standen darüber hinaus ein Antrag der Fraktion Linke Liste Lahr & Tierschutzpartei zum Thema „Beendigung von Feuerwerk“, der Schlussbericht der Landesgartenschau, die Verbesserung des ÖPNV in der Südlichen Ortenau (Verdichtung der Linie 113), das gerichtliche Verfahren zur Rissbildung am Parktheater, der Ausbau und die qualitative Weiterentwicklung der Schulkindbetreuung, die Neukonzeption des Schlachthofs und dessen Teilnahme am Bundesförderprogramm "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur", sowie der Neubau der Feuerwache West. Zudem stellte die Verwaltung Berichte zu verschiedenen Schulsanierungsmaßnahmen vor. 2. Vorstellung der Mitglieder und Institutionen des Interkulturellen Beirats: Bürger Aktiv Lahr e. V. (Frau Nina Beck und Frau Hilda Beck) Frau Nina Beck stellt den Verein Bürger Aktiv Lahr e. V. vor, der sich als Brücke zwischen Neubürger*innen und Einheimischen in Lahr versteht. Der Verein wurde im Jahr 2000 gegründet und hat derzeit 75 Mitglieder, von denen zwei Drittel Russlanddeutsche sind. Das Diakonische Werk und die Luthergemeinde sind ebenfalls Mitglieder im Verein. Der Verein arbeitet eng mit anderen Vereinen, Organisationen, und Kirchengemeinden zusammen. Im Rahmen von zahlreichen Projekten, Angeboten und Veranstaltungen wird das Miteinander in der Lahrer Stadtgesellschaft gefördert. Wichtige Schwerpunkte sind hierbei die Kultur- und Brauchtumspflege sowie die Jugendarbeit. Frau StRin Nguyen und Frau StRin Dr. Sittler danken dem Verein für sein großes Engagement und die gute Zusammenarbeit. Herr EBM Schöneboom schließt sich dem Dank an und betont, dass der Verein für die Stadtverwaltung eine wichtige Stütze darstellt. 3. Bericht der Sprecher/-innen 3.1. Aktuelles von der Bundeskonferenz der Migrantenorganisationen Frau StRin Nguyen berichtet von der Sitzung der Bundeskonferenz der Migrantenorganisationen Anfang Oktober. Der Begleitausschuss der BKMO zum Kabinettsausschuss zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus hat einen Katalog von Maßnahmen -4entwickelt (s. Anlage 1), die der Bundesregierung zur Umsetzung empfohlen werden. Herr EBM Schöneboom schlägt vor, den Maßnahmenkatalog des Begleitausschusses in der nächsten Sitzung des IKB aufzugreifen und zu diskutieren. Frau StRin Nguyen regt eine Bewerbung des IKB für die Mitarbeit in der Planungsgruppe für das nächste Treffen der BKMO im Herbst 2021 an. Hierfür wird das Gremium um Anregungen und Themenvorschläge gebeten. 3.2. Interkultureller Garten (Rückblick Preisverleihung und aktueller Stand) Frau StRin Nguyen erinnert an die gelungene Verleihung des Sonderpreises „Soziale Natur – Natur für alle“ der UN-Dekade Biologische Vielfalt für den Interkulturellen Garten Lahr im September. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten viele der für das Jahr 2020 geplanten Veranstaltungen und Vorhaben im Garten abgesagt bzw. verschoben werden. Dennoch gibt es weiterhin zahlreiche Ideen. Herr May ergänzt, dass die Erweiterungsfläche des Gartens inzwischen hergerichtet worden ist. Der BGL wird Sandsteine zur Pflasterung der Wege und Einfassung der Beete anliefern; wann diese verlegt werden können, ist noch ungewiss, da ein Arbeitseinsatz als Gruppe aufgrund der Corona-Pandemie derzeit nicht möglich ist. Herr EBM Schöneboom dankt den Mitarbeitenden der Verwaltung – insbesondere Herrn May – und den ehrenamtlich Aktiven für ihr gemeinsames Engagement im Interkulturellen Garten, und lobt die gelungene Verstetigung des Gartens als interkulturelles Zentrum und Ort der Begegnung über die Landesgartenschau hinaus. 3.3. Online-Schulung zum Umgang mit Vorurteilen und zu Maßnahmen gegen Rassismus Frau Wolff und Frau StRin Kremling Deinert berichten von der OnlineSchulung zum Thema Antidiskriminierung, die von der LAKA organisiert und dem IKB kostenfrei angeboten wurde. Teilgenommen haben Frau StRin Kremling Deinert, Herr Meier, und Frau Wolff. Die Schulung bot eine gute definitorische Einführung in das Thema; aufgrund des begrenzten zeitlichen Umfangs kam jedoch insbesondere der Aspekt der konkreten Umsetzung in der eigenen Arbeit deutlich zu kurz. 4. Bericht von der LAKA-Vollversammlung (Herr Durke) Herr StR Durke berichtet von der Online-Vollversammlung des Landesverbands der kommunalen Migrantenvertretungen (LAKA) am 21. November. Trotz der Corona-Pandemie konnte die LAKA im Jahr 2020 zwei Projekte umsetzen. Zum einen war dies eine Petition zum herkunftssprachlichen Unterricht an staatlichen Schulen, die jedoch im Landtag abgelehnt wurde. Zum anderen wurden weiterhin Empowerment-Schulungen für kommunale Migrantenvertretungen durchgeführt. Bei der Versammlung wurde auch über die Themenschwerpunkte der LAKA für die Landtagswahl 2021 abgestimmt. Eine Mehrheit der Stimmen entfiel -5hierbei auf die Themen Bildung, Arbeitsmarktintegration, und politische Teilhabe. Im Hinblick auf das fehlende Wahlrecht vieler Menschen mit Migrationshintergrund unterstützt die LAKA symbolische Wahlen für alle Menschen ab 18 Jahren, wie sie beispielsweise in Freiburg bereits durchgeführt wurden. Aus den Berichten der Kommunen hebt Herr StR Durke insbesondere die Idee hervor, regelmäßig zum gemeinsamen Ausprobieren von öffentlichen Sportanlagen einzuladen. In Lahr gäbe es auf dem LGS-Gelände gute Möglichkeiten für ein solches Projekt. Zum Abschluss der Versammlung wurden zwei Resolutionen verabschiedet. Dabei handelt es sich um die Befürwortung einer Rassismus-Studie mit entsprechenden Gegenmaßnahmen sowie um einen Einspruch gegen die finanzielle Kürzung von Integrationsmaßnahmen auf Landesebene. Im Anschluss an den Bericht von Herrn StR Durke entsteht eine Diskussion zur Frage, ob – ggf. mit beratender Unterstützung durch die LAKA – die Struktur des Interkulturellen Beirats neu bewertet und möglicherweise geändert werden sollte. Die Handreichung „Kommunale Migrantenvertretungen in Baden-Württemberg“ des Ministeriums für Soziales und Integration, in der unter anderem die verschiedenen Strukturierungsmöglichkeiten eines solchen Gremiums beschrieben werden, ist als Anlage 2 beigefügt. Herr EBM Schöneboom sieht mit Blick auf die offene, vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen IKB und Verwaltung keinen Änderungsbedarf. Frau StRin Nguyen lobt ebenfalls die gute Zusammenarbeit mit der Verwaltung und betont darüber hinaus die zahlreichen, frei ausgestalteten Kooperationen des Beirats, denen eine allzu strenge Formalisierung eher schaden würde. Herr StR Durke weist hingegen auf das übergeordnete Ziel hin, Menschen ohne Wahlrecht alternative Möglichkeiten der politischen Teilhabe zu geben, und sieht Verbesserungspotential insbesondere bei der Repräsentation im Gemeinderat, beispielsweise durch ein Rede- oder Antragsrecht des IKB. Herr EBM Schöneboom hält dagegen, dass der IKB durch die Mitgliedschaft der Gemeinderatsfraktionen sowie von zahlreichen Migrantenorganisationen und Institutionen in der Integrationsarbeit ein gut funktionierendes Bindeglied zwischen den Interessen von Migrant*innen und der Politik darstellt. Frau StRin Kremling Deinert, Herr StR Girstl und Frau StRin Nguyen stimmen zu und erklären, dass die Interessenvertretung und Teilhabemöglichkeiten von Minderheiten in Lahr aus ihrer Sicht gewährleistet sind. Nach Meinung von Frau StRin Nguyen könnte das Thema aber bei der nächsten Klausurtagung aufgegriffen und beispielsweise im Zusammenhang mit der möglichen Durchführung einer symbolischen Wahl in Lahr diskutiert werden. Herr EBM Schöneboom spricht in diesem Zusammenhang das Problem der allgemein zu geringen Wahlbeteiligung an. Es wird beschlossen, den thematisch zugehörigen Punkt 5.2 der Tagesordnung vorzuziehen. 5. Vorhaben und Planungen 5.2. (vorgezogen) Aktionen und Maßnahmen zur Steigerung der Wahlbeteiligung und politischen Mitwirkung von Migrantinnen und Migranten (Landtagswahlen am 14.03.2021 und Bundestagswahlen im Herbst -62021) Herr May und Frau StRin Nguyen erinnern daran, dass sich der IKB bereits in der Vergangenheit an Projekten und Aktivitäten zur Steigerung der Wahlbeteiligung und politischen Partizipation von Migrant*innen beteiligt hat. Es wäre wünschenswert, solche Projekte auch bei den Wahlen im kommenden Jahr umzusetzen. Herr May beschreibt die Freiburger Wahlsimulation „100%“, zu deren Durchführung es eine ausführliche Handreichung gibt. Eine Wahlsimulation in Lahr wäre parallel zur Bundeswahl denkbar und könnte beispielsweise in Kooperation mit dem Schlachthof umgesetzt werden, um auch die Zielgruppe der Jugendlichen stärker miteinzubeziehen. Innerhalb des IKB soll es hierzu ggf. eine Arbeitsgruppe geben. 5.1. Internationale Wochen gegen Rassismus vom 15. bis 28. März 2021 (coronakonforme Ideensammlung) Frau Wolff bittet das Gremium um Vorschläge für die Internationalen Wochen gegen Rassismus vom 15. bis 28. März 2021. Zwei Veranstaltungen, die für das Jahr 2020 geplant waren und abgesagt werden mussten, sollen in diesem Zeitraum nachgeholt werden. Es sind dies ein Workshop zum Thema „Radikal höflicher Umgang mit Rechtspopulismus“ sowie die Vorführung des Kinderfilms „Warum ich hier bin“ zum Thema Flucht und Integration mit anschließendem Publikumsgespräch. Frau Berchtenbreiter regt an, den Film nicht (nur) im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung, sondern an Lahrer Schulen zu zeigen. Frau Wolff schlägt darüber hinaus ein Antirassismustraining vor, um die kritische Auseinandersetzung mit eigenen rassistischen Denkmustern zu fördern. Herr Donner nennt die Offenburger Aktion gegen Gewalt an Frauen, bei der entsprechende Erfahrungsberichte im öffentlichen Raum präsentiert wurden, als mögliches Vorbild für eine Aktion gegen Rassismus in Lahr. Frau StRin Nguyen berichtet von einer ähnlichen Aktion gegen Rassismus in Berlin, aus der eine Wanderausstellung zu diesem Thema entstanden ist. Frau StRin Nguyen regt darüber hinaus auch ein Filmprojekt von Jugendlichen zu eigenen Rassismuserfahrungen an, das ggf. im Rahmen eines entsprechenden Förderprogramms von der BKMO unterstützt werden könnte. 6. Anfragen, Rückmeldungen und Sonstiges Der neue Flyer des Interkulturellen Beirats liegt in gedruckter Form vor und kann bei Frau Wolff abgeholt werden. Auch die Seite des IKB auf der Website der Stadt Lahr ist inzwischen aktualisiert worden. Herr Boeckmann stellt sein Konzept eines „virtuellen“ Suppenfests vor, bei dem Rezepte im Internet geteilt und Berichte und Fotos von privaten Kochaktionen veröffentlicht werden. Angesichts der coronabedingten Absage des Suppenfests im Jahr 2020 und der Unsicherheit bezüglich der Situation im kommenden Jahr befürwortet Herr EBM Schöneboom diese Idee. -7Frau Wolff stellt das Konzept „Heimat ist – hier!“ der Landeszentrale für politische Bildung vor. Frauen mit Migrationshintergrund sollen dabei im Rahmen einer siebenteiligen Veranstaltungs- und Workshopreihe ermutigt werden, ihren Wirkungskreis zu vergrößern. Die städtische Beauftragte für Chancengleichheit, Frau Madeleine Bohnet, und Frau Wolff planen, das Projekt im kommenden Jahr in Lahr durchzuführen. Herr May macht auf den Sitzungskalender für das Jahr 2021 aufmerksam, der als Anlage 3 beigefügt ist. Der interkulturelle Kalender 2021 ist per E-Mail an das Gremium verschickt worden. Herr May erinnert daran, dass die Sitzungseinladungen in Zukunft nur noch auf elektronischem Wege verschickt werden und bittet darum, fehlende EMail-Adressen bzw. -änderungen schnellstmöglich mitzuteilen. Es wird festgestellt, dass die Beschlussfähigkeit des Interkulturellen Beirats während der gesamten Dauer der heutigen Sitzung gewährleistet war. Es bestehen keine Einwände; das Protokoll wird genehmigt. Lahr/Schwarzwald, 26.11.2020 Vorsitzender Protokollführung