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Beschlussvorlage (- GMA-Gutachten vom Juni/August 2014)

                                    
                                        Untersuchung zu möglichen
Auswirkungen durch die
Verlagerung / Erweiterung eines
Lebensmitteldiscounters in

LAHR
Auftraggeber:

ITB Investment GmbH & Co.KG

Projektleitung:

Dipl.-Ing. Gabriele Ostertag
Dipl.-Geogr. Gerhard Beck

Ludwigsburg, Juni / August 2014

Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung mbH
Ludwigsburg | Dresden, Hamburg, Köln, München
Hohenzollernstr. 12 - 14, 71638 Ludwigsburg
Geschäftsführer: Dr. Manfred Bauer, Dr. Stefan Holl
Telefon: 07141 / 9360-0 Telefax: 07141 / 9360-10
eMail: info@gma.biz, http://www.gma.biz

Lebensmitteldiscounter Lahr – mögliche Auswirkungen, 2014

Vorbemerkung

Ende Mai 2014 erteilte die ITB Investment GmbH & Co.KG der GMA, Gesellschaft für
Markt- und Absatzforschung mbH, Ludwigsburg, den Auftrag zur Erstellung einer Untersuchung zu möglichen Auswirkungen durch eine vorgesehene Verlagerung bei gleichzeitiger Erweiterung des bestehenden Aldi-Lebensmitteldiscounters in Lahr. Hierzu ist eine
Verlagerung des Marktes vom aktuellen Standort Tramplerstraße 89 in den Fachmarktstandort „Im Götzmann, Mietersheimer Straße“ vorgesehen. Untersucht werden sollen die
möglichen raumordnerischen, nahversorgungsrelevanten und städtebaulichen Auswirkungen des Vorhabens.

Für die Bearbeitung vorliegender Analyse standen der GMA u. a. Daten und Informationen des Statistischen Bundesamtes, des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg,
der Stadt Lahr und des Auftraggebers zur Verfügung. In Ergänzung der sekundärstatistischen Daten wurde im Einzugsgebiet der relevante Wettbewerb vor Ort erfasst und eine
Standortbesichtigung des Untersuchungsareals sowie eine städtebauliche Bewertung der
Einzelhandelslagen im Untersuchungsraum durchgeführt. Zusätzlich kann auf das Ergebnis des vorliegenden Einzelhandelskonzeptes der Stadt Lahr (2008) zurückgegriffen werden.

Dieser Bericht dient der Entscheidungsvorbereitung und -findung des Auftraggebers sowie der am Genehmigungsverfahren Beteiligten. Eine Vervielfältigung oder Weitergabe
dieses Berichtes bedarf der schriftlichen Zustimmung der Auftraggeberin und der GMA.

GMA
Gesellschaft für Markt- und
Absatzforschung mbH
Ludwigsburg, im Juni / August 2014
GO wym

Lebensmitteldiscounter Lahr – mögliche Auswirkungen, 2014

INHALTSVERZEICHNIS

SEITE

1.

Aufgabenstellung

1

2.

Der Untersuchungsstandort

2

2.1

Der Makrostandort Lahr

2

2.2

Der Mikrostandort – aktuell

3

2.3

Der Mikrostandort – geplant

4

3.

Einzugsgebiet und Kaufkraft

6

4.

Das Angebot im Lebensmitteleinzelhandel

7

5.

Beurteilung der möglichen Auswirkungen

8

6.

Fazit

10

7.

Exkurs: Voraussichtliches Verkehrsaufkommen

10

Lebensmitteldiscounter Lahr – mögliche Auswirkungen, 2014

1.

Aufgabenstellung

Die Fa. Aldi beabsichtigt, ihren aktuellen Standort an der Tramplerstraße 89 mit einer Verkaufsflächengröße von 928 m² an den Fachmarktstandort Im Götzmann zu verlagern und
auf eine Verkaufsflächengröße von 1.100,63 m² um knapp 173 m² VK zu erweitern. Das
Planobjekt fügt sich in eine Gesamtentwicklung auf dem im Bebauungsplan als Baufläche
1.2 definierten Bereich ein. Neben der Entwicklung eines Aldi-Lebensmitteldiscounters
sind folgende Märkte geplant:1



Schuhfachmarkt Schuhhof (Bestand): 590 m² VK



Drogeriemarkt dm (voraussichtlich Verlagerung): 650 – 765 m² VK



Lebensmittelvollsortimenter Rewe (Neuansiedlung): 1.800 m² VK



Vorkassenzone (4 Shops): maximal 404 m² VK.

In der Summe ist somit eine Entwicklung von insgesamt knapp 4.660 m² VK zentrenrelevanter Sortimente vorgesehen. Gegenstand der vorliegenden Ausführung ist jedoch nur
das Verlagerungsobjekt „Aldi“. Die übrigen Vorhaben sind bereits umfassend im Rahmen
des Bauleitplanverfahrens geprüft worden. Verbundeffekte mit den bestehenden bzw.
geplanten Nutzungen werden dabei selbstverständlich berücksichtigt.
Das Areal ist durch den Bebauungsplan „Blockschluck / Götzmann“2 als Sondergebiet
Einzelhandel festgesetzt. Die zentrenrelevanten Sortimente auf der Baufläche 1.2 sind auf
3.200 m² VK beschränkt.3 Insofern wird die Gesamtplanung nach aktuellem Stand eine
Anpassung des Bebauungsplans erforderlich machen.

Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung sollen die möglichen raumordnerischen, nahversorgungsrelevanten und städtebaulichen Auswirkungen der beabsichtigten Verlagerung / Erweiterung der Fa. Aldi dargestellt werden. Es wird davon ausgegangen, dass am
Altstandort „Tramplerstraße 89“ keine Nutzung durch einen Lebensmittelmarkt bzw. zentrenrelevante Sortimente erfolgt, so dass eine Verlagerung vorliegt.

1

Nach Angaben des Projektentwicklers; Stand 18.06.2014.

2

Bebauungsplan „Blockschluck / Götzmann, 2. Änderung“; rechtsverbindlich seit 09.10.2011.

3

Vgl. hierzu Begründung zum Bebauungsplan „Blockschluck / Götzmann, 2. Änderung“, S. 4.

1

Lebensmitteldiscounter Lahr – mögliche Auswirkungen, 2014

Im Einzelnen sind folgende Punkte zu bearbeiten:



Beurteilung des aktuellen und geplanten Standortes und Standortumfeldes in Lahr



Abgrenzung des Einzugsgebietes



Berechnung des sortimentsspezifischen Kaufkraftpotenzials



Wettbewerbsanalyse im Untersuchungsraum



Darstellung möglicher städtebaulicher und raumordnerischer Auswirkungen

Ergänzend wird auf das zusätzliche Verkehrsaufkommen am Planstandort eingegangen.

2.

Der Untersuchungsstandort

2.1

Der Makrostandort Lahr

Im Hinblick auf die Bewertung des Planobjektes sind folgende Rahmenbedingungen festzuhalten:


Regionalplanerische Zuordnung gemäß LEP Baden-Württemberg als Mittelzentrum und damit grundsätzlich für großflächigen Einzelhandel vorgesehen.



Sehr gute überregionale Verkehrsanbindung mit der Lage an der A 5 (Karlsruhe
– Basel), der B 36 (Straßburg – Kehl – Lahr), der B 3 (Offenburg – Lahr – Freiburg) sowie der B 415 (Lahr – Biberach – Kinzigtal).



Positive Bevölkerungsentwicklung von + 4,3 % in den vergangenen zwei Jahren
und damit über der Entwicklung des Ortenaukreises (+ 0,3 % im Vergleichszeitraum)1. Auch für die kommenden Jahre ist für Lahr von einer weiteren positiven
Bevölkerungsentwicklung auszugehen.



Die Siedlungsstruktur umfasst neben der Kernstadt, die z. T. räumlich stark abgesetzten Stadtteile Hugsweier, Kuhbach, Reichenbach, Sulz, Mietersheim, Kippenheimweiler und Langenwinkel.

1

Vergleiche Angaben des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg vom 30.09. ds.
Jhs.; eigene Berechnung.

2

Lebensmitteldiscounter Lahr – mögliche Auswirkungen, 2014

Neben der Innenstadt ist mit dem Fachmarktzentrum Mietersheim ein wichtiger Einzelhandelsstandort für das Mittelzentrum Lahr vorhanden. Der Fachmarktstandort ist aktuell
der wichtigste dezentrale Einkaufsschwerpunkt der Stadt und trägt bei zahlreichen Sortimenten (insbesondere Elektrowaren, Baumarkt) zur Sicherung der mittelzentralen Versorgungsfunktion bei. Gleichzeitig übernimmt er gewisse Nahversorgungsfunktionen für
den angrenzenden Stadtteil Mietersheim.

2.2

Der Mikrostandort – aktuell

Die Fa. Aldi befindet sich aktuell mit ihrem Standort an der Tramplerstraße 89 in einer
städtebaulich nicht integrierten Lage. Mit einer aktuellen Verkaufsfläche von knapp 930 m²
VK verfügt der Markt grundsätzlich über eine weitgehend zeitgemäße Verkaufsflächengröße. Der Standort Tramplerstraße weist als einer der ältesten Märkte traditionell eine
relativ hohe Kundenbindung auf, insbesondere für den Bereich Kernstadt-West sowie den
bevölkerungsreichen Stadtteil Mietersheim. Nahversorgungsfunktion i. e. S. übernimmt
der Standort für einen eng abgegrenzten Wohnbereich (inkl. Wohnbereich entlang der
Martin-Luther-Straße, der über die bestehende Fuß- und Radwegebrücke gut erreichbar
ist). Allerdings ist der Versorgungsstandort „Aldi“ nicht als klassischer Nahversorgungsstandort zu bezeichnen. Seine Ausrichtung ist zum Großteil auf Kunden außerhalb des
unmittelbaren Standortumfeldes ausgerichtet. Mit dem zweiten Aldi-Standort in der Geroldsecker Vorstadt wird der östliche Kernstadtbereich abgedeckt.
Das unmittelbare Standortumfeld ist durch einen ergänzenden Getränkeanbieter sowie
durch einen Anbieter aus dem Segment Autoteile-Zubehör geprägt. Der Standort stellt
kein Nahversorgungszentrum i. S. eines zentralen Versorgungsbereiches gemäß § 34
Abs. 3 BauGB dar.
Der Standort weist folgende Standortfaktoren auf:

+

Sehr gute Verkehrsanbindung für Pkw (= Autostandort)

+

problemlose Topografie des Areals

+

gut eingeführter Versorgungsstandort

+

Nahversorgungsfunktion (wenngleich auch untergeordnet)

─

eingeschränkte fußläufige Erreichbarkeit für Einwohner im Umfeld.

3

Lebensmitteldiscounter Lahr – mögliche Auswirkungen, 2014

2.3

Der Mikrostandort – geplant

Der Planstandort befindet sich innerhalb des Fachmarktzentrums Mietersheim, das aktuell
den wesentlichen dezentralen Einkaufsschwerpunkt der Stadt darstellt. Bei bestimmten
Sortimenten (z. B. Elektrowaren, Baumarkt) trägt das Fachmarktzentrum ganz wesentlich
zur Sicherung der mittelzentralen Versorgungsfunktion bei. Das Angebot umfasst neben
den Sortimenten im Untersuchungsgebiet selbst weitere Anbieter im Umfeld (z. B. Dehner, dm, Penny). Das Areal ist durch günstige handelsbezogene Kriterien gekennzeichnet
(v. a. Pkw-Erreichbarkeit, Einsehbarkeit, Agglomerationseffekte). Allerdings weist er im
Hinblick auf Aktualität und modernes Erscheinungsbild erhebliche Defizite auf, weshalb
der Komplex modernisiert werden soll.
Durch seine Lage im westlichen Kernstadtbereich, am Kreuzungsbereich B 3 / B 36 gelegen, verfügt das Fachmarktzentrum neben einer regionalen Ausstrahlung auch über eine
lokale Ausrichtung (= Nahversorgungsfunktion für Kernstadt und v. a. Stadtteil Mietersheim).
Zusammenfassend zeichnet sich der Standort durch folgende Faktoren aus:
+

Nahversorgungsfunktion v. a. für den Stadtteil Mietersheim

+

sehr gute verkehrliche Erreichbarkeit

+

sehr gute Einsehbarkeit von den wesentlichen Verkehrsachsen der Stadt

+

hoher Bekanntheitsgrad in der Region als Handelsstandort

+

Agglomerationseffekte

─

aktuell noch deutlich unattraktives Erscheinungsbild

─

z. T. hohe Verkehrsbelastung mit entsprechend negativen Rückwirkungen auf das
bestehende Verkehrssystem.

Im Vergleich der beiden Standorte (aktueller Standort und Planstandort) zeichnet sich der
Standort Mietersheimer Hauptstraße (= Fachmarktzentrum) durch eine tendenziell höhere
Nahversorgungsfunktion für den unmittelbar anschließenden Stadtteil Mietersheim aus.
Insofern ist die Verlagerung der Fa. Aldi unter Nahversorgungsgesichtspunkten grundsätzlich als positiv zu würdigen. Dies gilt jedoch nur unter der Maßgabe, dass eine entsprechende Nachnutzung des aktuellen Standortes Tramplerstraße mit zentrenrelevanten
Sortimenten nicht mehr möglich ist (= Ausschluss zentrenrelevanter Sortimente inkl. Nahrungs- und Genussmittel). Die sich im unmittelbaren Umfeld des aktuellen Standortes
(inkl. Bereich nördlich B 415) befindliche Wohnbevölkerung wird jedoch eine Schwächung
der fußläufig erreichbaren Nahversorgung hinnehmen müssen.
4

Karte 1: Planstandort und Wettbewerb
Wesentliche Lebensmittelstandorte

Zentraler
Versorgungsbereich

1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
13
14
15

real, Offenburger Straße 11
Lidl, Offenburger Straße 24
Edeka, Alter Stadtbahnhof 1
Rewe, Tiergartenstraße 16
Lidl, Geroldsecker Vorstadt 2
Aldi, Geroldsecker Vorstadt 30
Aldi, Tramplerstraße 89
Netto, Burgheimer Straße 5
Netto, Hans-Inderfurth-Straße 2
Penny, Im Götzmann 3
Penny , Am Giesenbach 1
Penny, Kaiserstraße 89
Treff 3000, Lahrer Straße 38
Treff 3000, Schwarzwaldstraße 95
Norma, Im Götzmann 1

Planstandort

erstellt mit Regiograph Planung 12; GMA-Bearbeitung 2014

5

Lebensmitteldiscounter Lahr – mögliche Auswirkungen, 2014

3.

Einzugsgebiet und Kaufkraft

Zur Abgrenzung des Einzugsgebietes wurden folgende Aspekte berücksichtigt:



Lage und Mikroeigenschaften des Planstandorts



voraussichtliche Attraktivität des Planobjektes



relevante Wettbewerbssituation (vgl. Kapitel 4)



Zeit- und Distanzwerte (= empirische Erfahrungswerte).

Für das untersuchungsrelevante Planobjekt ist im Wesentlichen der Einzugsbereich des
gesamten Fachmarktzentrums Mietersheim relevant. Das Fachmarktzentrum bestimmt
neben der Innenstadt von Lahr im Wesentlichen das Marktgebiet der Stadt Lahr. Insofern
kann auf das Einzugsgebiet gemäß Einzelhandelskonzept der Stadt Lahr zurückgegriffen
werden.1 Auf Grund der Sortimentsstruktur des Planobjektes wird das Kerneinzugsgebiet
jedoch im Wesentlichen auf den Bereich der Stadt Lahr selbst begrenzt bleiben (vgl. Tabelle 1).
Tabelle 1:

Einwohner und planobjektrelevante Kaufkraft im Einzugsgebiet
Kaufkraft NahrungsEinwohner
und Genussmittel in
Mio. €

Zone I: Teile Kernstadt zzgl. Stadtteil Mietersheim

14.430

25,6

Zone II: restl. Stadt Lahr

29.290

51,9

Gesamt

43.720

77,5

Quelle: GMA-Berechnungen 2014 auf Basis von Daten des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg
zum 30.09.2013, der MB Research Nürnberg und der GMA (Pro-Kopf-Ausgaben)

Für das Einzugsgebiet beläuft sich das Kaufkraftpotenzial für Nahrungs- und Genussmittel
somit auf ca. 77,5 Mio. €. Auf Grund der Funktion des Gesamtstandortes als wichtiger
Fachmarktstandort für den Lahrer Mittelbereich ist weiterhin von einem Streukundenanteil,
insbesondere aus den Städten und Gemeinden des Mittelbereiches auszugehen.

1

Vgl. GMA-Markt- und Standortuntersuchung für den Einzelhandel des Mittelzentrums
Lahr, September 2008.

6

Lebensmitteldiscounter Lahr – mögliche Auswirkungen, 2014

4.

Das Angebot im Lebensmitteleinzelhandel

Das Angebot im Nahrungs- und Genussmittelsektor in Lahr ist mit ca. 570 m² VK je
1.000 EW als durchschnittlich im Vergleich zu anderen Städten ähnlicher Größenordnung
zu bezeichnen.1 Dabei sind folgende wesentliche Anbieter festzuhalten:


Real; Offenburger Straße; Stadtteil Dinglingen: knapp 5.000 m² VK; nicht integriert



E-Center; Am Alten Stadtbahnhof; ca. 3.600 m² VK; Innenstadtrandlage (Innenstadtergänzungsfläche)



Rewe; Tiergartenstraße; ca. 1.500 m² VK; Innenstadtrandlage



Lidl; Offenburger Straße; knapp 900 m² VK; nicht integriert



Aldi; Tramplerstraße; ca. 930 m² VK; nicht integriert (Verlagerungsobjekt)



Lidl; Geroldsecker Vorstadt; ca. 800 m² VK; nicht integriert



Aldi; Geroldsecker Vorstadt; ca. 730 m² VK; nicht integriert



Netto; Burgheimer Straße; ca. 750 m² VK; Innenstadtrandlage



Penny; Kaiserstraße / Friedhofstraße; ca. 650 m² VK, Innenstadtrandlage



Penny; Im Götzmann; ca. 800 m² VK; nicht integriert (Untersuchungsbereich; Umfeld)



Penny; Am Giesenbach; Stadtteil Reichenbach; ca. 700 m² VK



Netto; Hans-Inderfurth-Straße; Stadtteil Langenwinkel; ca. 800 m² VK

Des Weiteren ist auf kleinflächige Discounterstandorte (Norma, Im Götzmann – Untersuchungsumfeld sowie zwei Standorte der Fa. Treff 3000) zu verweisen. Ergänzend ist das
gut ausgestattete ergänzende Lebensmittelangebot (Lebensmittelhandwerk, Getränkemärkte, Spezialanbieter) zu berücksichtigen, so dass von einem Bestand in der Größenordnung von knapp 25.000 m² VK auszugehen ist.
Ergänzend ist auf eine vergleichsweise gute Ausstattung in den Städten und Gemeinden
außerhalb der Stadt Lahr hinzuweisen.

1

Unter Berücksichtigung der Rewe-Planung (1.800 m² VK) am Standort selbst: 610 m² VK
/ 1.000 EW; Vergleich: Offenburg (58.990 EW): 540 m² VK / 1.000 EW; Kehl (34.750
EW): 640 m² VK / 1.000 EW; Bruchsal (43.230 EW): 620 m² VK / 1.000 EW; GMAVergleichskennziffer Baden-Württemberg (Städte zwischen 20.000 – 50.000 Einwohner:
590 m² VK / 1.000 EW).

7

Lebensmitteldiscounter Lahr – mögliche Auswirkungen, 2014

5.

Beurteilung der möglichen Auswirkungen

Grundlage der Beurteilung möglicher raumordnerischer, nahversorgungsrelevanter und
städtebaulicher Auswirkungen des Vorhabens sind die wirtschaftlichen Wirkungen. Dazu
sind zunächst die Marktanteile, die im abgegrenzten Einzugsgebiet voraussichtlich erzielt
werden können, zu bestimmen.
Zur Ermittlung des zu erwartenden Umsatzes wird das Marktanteilkonzept zugrunde gelegt, das von einer Gegenüberstellung des geplanten Angebotes mit der für das Einzugsgebiet ermittelten Nachfrage (= Kaufkraft) ausgeht. In diesem Zusammenhang wird von
einer Neuansiedlung ausgegangen. Für das Kernsortiment Nahrungs- und Genussmittel
werden folgende Marktanteile und Umsätze zu Grunde gelegt:
Tabelle 2:

Umsatzprognose anhand des Marktanteilkonzeptes

Zonen

Kaufkraft
Food
in Mio. €

Marktanteil
Food
in %

Umsatz
Food
in Mio. €

Umsatz
Nonfood*
in Mio. €

Umsatz
Gesamt
in Mio. €

Umsatzherkunft
in %

Zone I

25,6

15

3,8

1,0

4,8

51 – 52

Zone II

51,9

5

2,6

0,7

3,3

35 – 36

Zzgl. Streuumsätze

1,0

0,2

1,2

13

Insgesamt

7,4

1,9

9,3

100

*

Quelle:

Nonfood I = Drogeriewaren, Wasch-, Putz- und Reinigungsmittel, Tiernahrung
Nonfood II = Ge- und Verbrauchsgüter des kurz-, mittel- bis langfristigen Bedarfs (z. B. Textil,
Elektro, Gartenbedarf, Sportgeräte)
GMA-Berechnungen 2014

Unter Berücksichtigung der Umsätze aus dem Nichtlebensmittelsektor errechnet sich eine
Gesamtumsatzleistung von ca. 9,3 Mio. €. Dies entspricht einer Flächenproduktivität
von knapp ca. 8.500 € / m². Bei diesem Ansatz werden die Verbundeffekte mit dem
Fachmarktzentrum berücksichtigt. Bei Betrachtung der Erweiterung wird der damit erzielbare Mehrumsatz theoretisch bei max. 1,5 Mio. €, davon ca. 1,2 Mio. € Food, liegen
(= worst-case).1 Dieser Mehrumsatz kommt einerseits durch die Vergrößerung der Verkaufsfläche und andererseits durch die Verbesserung der Standortlage zustande.

1

Davon ca. 0,1 Mio. € in Nonfood I und ca. 0,2 Mio. € in Nonfood 2 (hier insbesondere
Aktionswaren).

8

Lebensmitteldiscounter Lahr – mögliche Auswirkungen, 2014

Durch das Verlagerungs- bzw. Erweiterungsobjekt der Fa. Aldi von aktuell knapp 930 m²
VK auf 1.100 m² VK können nahversorgungsrelevante, städtebauliche oder raumordnerische Wirkungen weitgehend ausgeschlossen werden.

Eine Einschränkung dieser Aussage ist in Bezug auf den aktuellen Standort „Tramplerstraße“ zu treffen, für den der Lebensmitteldiscounter über eine gewisse Nahversorgungsfunktion verfügt. Allerdings begründet der Anbieter am aktuellen Standort auch in Kombination mit dem sich in Nachbarschaft befindlichen Anbieter für Autoteile / Zubehör
(A.T.U.) bzw. Getränkemarkt kein Nahversorgungszentrum i. S. eines zentralen Versorgungsbereiches gemäß § 34 Abs. 3 BauGB.

Die Erweiterungsfläche von ca. 170 m² VK stellt in Bezug auf den Gesamtbestand einen
Flächenanteil von unter 1 % dar. Umverteilungen werden dabei in erster Linie zu Lasten
der bestehenden Discounter im unmittelbaren Standortumfeld (hier insbesondere Norma
und Penny) gehen. Wirkungen gegenüber der Innenstadt (= ZVB), gegenüber integrierten
Nahversorgungslagen oder aber gegenüber dem Einkaufsbereich „Arena“ sind jedoch
nicht nachweisbar (Umverteilungen jeweils deutlich unter 10 %).

Städtebaulich relevante Wirkungen in Bezug auf die Lahrer Innenstadt können durch das
Planvorhaben damit ausgeschlossen werden. Dies gilt auch für zentrale Versorgungsbereiche und Nahversorgungslagen im Umfeld des Mittelzentrums Lahr.

Auch für die kombinierte Ansiedlung eines vorgesehenen Rewe-Marktes in der Größenordnung von ca. 2.400 m² mit dem Aldi-Lebensmitteldiscounter am Standort Blockschluck
/ Götzmann können städtebaulich relevante Wirkungen in Bezug auf die Lahrer Innenstadt, aber auch auf bestehende Nahversorgungslagen und zentrale Versorgungsbereiche im Umfeld des Mittelzentrums Lahr, ausgeschlossen werden. Unter Berücksichtigung
der Untersuchungen aus dem Jahr 20091 werden die Umsatzumverteilungen für beide
Lebensmittelprojekte in Bezug auf die Gesamtstadt Lahr bei unter 9 % liegen. Die ermittelten Umsatzrückgänge werden sich im Wesentlichen auf die Anbieter real, E-Center (=
Arena) sowie Rewe konzentrieren. In Anbetracht der stabilen Situation im Einkaufszentrum Arena können strukturelle Schädigungen dieses Versorgungsbereiches weitgehend
ausgeschlossen werden.

1

Vgl. hierzu raumordnerische Untersuchung zum Standort Lahr; Mai 2009 bzw. 2010.

9

Lebensmitteldiscounter Lahr – mögliche Auswirkungen, 2014

6.

Fazit

Die im Rahmen der vorliegenden gutachterlichen Stellungnahme zur beabsichtigten
Standortverlagerung bei gleichzeitiger Erweiterung der Firma Aldi lässt keine negativen
Effekte im Sinne des § 11 Abs. 3 BauNVO erwarten. Umverteilungen werden insgesamt
mit max. ca. 1,5 Mio. € (davon ca. 1,2 Mio. € für Nahrungs- und Genussmittel) überschaubar sein und im Wesentlichen zu Lasten von Anbietern außerhalb städtebaulich
integrierter Lagen bzw. Nahversorgungslagen gehen (hier v. a. Discounterstandorte im
Bereich „Götzmann“). In diesem Zusammenhang wurde davon ausgegangen, dass eine
Nachfolgenutzung am aktuellen Standort Tramplerstraße mit zentrenrelevanten Sortimenten, insbesondere auch mit dem Nahrungs- und Genussmittelsortiment, ausgeschlossen
wird. Der Standort verfügt jedoch mit dem Lebensmittelstandort Aldi über gewisse Nahversorgungsfunktionen für die sich im Umfeld befindlichen Wohngebiete. Er begründet
jedoch kein Nahversorgungszentrum i. S. eines zentralen Versorgungsbereiches gemäß
§ 34 Abs. 3 BauGB
Unter dieser Prämisse können raumordnerische Auswirkungen i. S. des Kongruenzgebotes und des Beeinträchtigungsverbotes ausgeschlossen werden.

7.

Exkurs: Voraussichtliches Verkehrsaufkommen

Die Abschätzung der am Planstandort zu erwartenden Verkehrsmenge erfolgt auf Basis
der im Rahmen der vorliegenden Auswirkungsanalyse ermittelten Umsatzleistungen, der
durchschnittlichen Öffnungstage p. a., des durchschnittlichen Einkaufsbetrages, der Anteile an Pkw-Kunden sowie dem durchschnittlichen Pkw-Besetzungsgrad. Hieraus lassen
sich die durch den Lebensmitteldiscounter induzierten Verkehrsmengen ableiten (vgl. Tabelle 3).
Tabelle 3:

Verkehrsaufkommen am Planstandort (Werte gerundet)
durchschnittUmsatz in €
Kundenlicher Einanzahl
kaufsbetrag
pro Jahr
pro Tag
pro Tag
je Kunde
in €1

Lebensmitteldiscounter
Aldi
1

2

9.300.000

31.000

22,0

1.410

Zahl der
Pkw
pro Tag2

1.130

Aldi-spezifischer Einkaufsbon, vgl. GfK Consumer Scan; Zit in: GfK: Discounter am Scheideweg;
2008
Annahme: Pkw-Kundenanteil ca. 80 %

10

Lebensmitteldiscounter Lahr – mögliche Auswirkungen, 2014

Bei der ermittelten Umsatzleistung für das Planobjekt ist mit einem durchschnittlichen täglichen Pkw-Aufkommen von ca. 1.130 zu rechnen. Die Spitzen werden an den Wochentagen Freitag und Samstag zu erwarten sein. Durch die verlängerten Ladenöffnungszeiten
sind die Spitzenzeiten jedoch nicht mehr so extrem ausgeprägt. Unberücksichtigt bleiben
an dieser Stelle der Pkw-Besetzungsgrad sowie die einzubeziehenden Kopplungskäufe.
Beide Faktoren wirken sich reduzierend auf die induzierte Verkehrsmenge aus. Der Wert
ist somit als Maximum einzuordnen.

11

Lebensmitteldiscounter Lahr – mögliche Auswirkungen, 2014

KARTEN- UND TABELLENVERZEICHNIS

Seite

Kartenverzeichnis
Karte 1:

Lage des Planstandortes, Einzugsgebiet, Wettbewerbslagen

5

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:

Einwohner und planobjektrelevante Kaufkraft im Einzugsgebiet

6

Tabelle 2:

Umsatzprognose anhand des Marktanteilkonzeptes

8

Tabelle 3:

Verkehrsaufkommen am Planstandort (Werte gerundet)

10