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Informationsvorlage (Klima Plus 2024 Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr)

                                    
                                        Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Impressum
Auftraggeberin:

Stadt Lahr/Schwarzwald
Rathausplatz 4
77933 Lahr

Projektleitung:

Stabsstelle Umwelt
Manfred Kaiser

Bearbeitung:

Klima Plus: Bastian Paas, Stefanie Lorenz, Linus Peterson, Melanie
Nosbüsch, Katharina Wagner

Stand:

Mai 2024

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Zusammenfassung
Die Auswirkungen des Klimawandels sind unübersehbar und zeigen sich zum Beispiel in der
zunehmenden Hitzebelastung oder den Schäden durch Starkregen. Kommunen sind in vielen
Bereichen direkt von den Auswirkungen betroffen. Die vorliegende Klimarisikoanalyse für die
Stadt Lahr dient als Basis zur systematischen Erfassung und Bewertung der lokalspezifischen
Risken, der Einschätzung der Anpassungskapazität und zu Ableitung von
Handlungsempfehlungen, um den Auswirkungen der Klimaveränderungen zu begegnen.
Die Bestandsaufnahme zeigt deutlich, dass es in Lahr in Zukunft wärmer und trockener wird.
Extreme, wie Dürrephasen und Hitzewellen werden zukünftig intensiver und häufiger. Die
Ausgangslage bei Starkregen und Sturm ist nicht eindeutig, aber auch hier ist zukünftig eine
leichte Zunahme zu erwarten. Insgesamt gilt: die Prognosen für Temperatur sind sehr robust. Die
niederschlagsbasierten Modellvorhersagen weisen größere Unsicherheiten auf.
Zur Erfassung der Klimarisiken fand ein umfangreicher Beteiligungsprozess statt: im Rahmen von
Fachgesprächen wurde eine erste Einschätzung der Betroffenheiten in den Handlungsfeldern
vorgenommen und diese über die Durchführung von zwei Workshops mit weiterer
Fachexpert:innen, politischen Vertreter:innen und der Zivilgesellschaft validiert und bewertet. Der
Gesamtprozess wurde durch eine verwaltungsinterne Kerngruppe, mit ausgewählten
Fachvertreter:innen aus den klimarelevanten Bereichen begleitet.
Im ersten Screening der Auswirkungen des Klimawandels wurde die aktuelle Betroffenheit in den
elf betrachteten Handlungsfeldern durchweg als „mittel“ bis „hoch“ und für die Zukunft als
„hoch“ bis „sehr hoch“ eingeschätzt. Entsprechend wurden Wirkungsketten für alle
Handlungsfelder erstellt, um die Klimarisiken differenziert zu erheben und zu bewerten. Im
Ergebnis wurden 28 Risiken in 10 Handlungsfeldern erfasst, die als „hoch“ bewertet wurden.
Ebenso wurde die Anpassungskapazität, also die Fähigkeit einer Organisation sich auf potentielle
Schäden einzustellen, Vorteile zu nutzen oder auf Auswirkungen der Klimaveränderungen zu
reagieren, erhoben. Für die Stadt Lahr ist die Anpassungskapazität über alle Handlungsfelder
hinweg in einem geringen bis mittleren Bereich. Die Diskrepanz von hohen Klimarisiken in vielen
Handlungsfeldern einerseits und geringen bis mittleren Anpassungskapazitäten andererseits
stellt die Stadt zur Bewältigung der Klimawandelfolgen vor große Herausforderungen.
Neben der Minimierung besonders schwerwiegender Risiken, zielen die erarbeiteten
Handlungsempfehlungen deshalb darauf ab, die Anpassungskapazität der Stadt Lahr selbst zu
erhöhen. Bereits bestehende Maßnahmen, die der Klimawandelanpassung zugerechnet werden
können, sind dabei berücksichtigt worden.
Die Empfehlungen umfassen die Erstellung von Fachkonzepten um die Auswirkungen der
Klimaveränderungen durch Starkregen und Hitze flächenscharf zu erfassen und den Schutz
vulnerabler Personen durch Hitze über eine Hitzeaktionsplanung voranzubringen. Zur
strategischen Verankerung wird empfohlen, konkrete Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen
des Klimawandels idealerweise im Rahmen eines Klimaanpassungskonzepts zu entwickeln. Zur
Verstetigung der Klimawandelanpassung wird die Weiterführung der Kerngruppe, die
Berücksichtigung der Checkliste zur Klimawandelanpassung in der Bauleitplanung und die
Erhöhung der Personalressourcen für die Klimawandelanpassung empfohlen.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Inhalt
Zusammenfassung .......................................................................................................................... 3
Inhalt................................................................................................................................................... 4
Abbildungsverzeichnis .................................................................................................................... 6
Tabellenverzeichnis ......................................................................................................................... 7
1. Einleitung................................................................................................................................... 8
2. Ausgangssituation ................................................................................................................... 9

3.

2.1
2.2
2.3
2.4

Sozioökonomische Lage ...................................................................................................... 9
Naturräumliche Lage...........................................................................................................10
Politische Rahmenbedingungen ......................................................................................10
Klimatische Rahmenbedingungen und Klimazukunft in Lahr ...................................11

2.4.1
2.4.2
2.4.3

Historische Beobachtungen des Klimas .........................................................................12
Zukünftige Entwicklung des Klimas .................................................................................22
Zusammenfassung der Klimaveränderungen ...............................................................26

Beteiligungsprozess .............................................................................................................. 28
3.1
3.2
3.3
3.4

4.

5.
6.

Erfassung der Ausgangssituation und Betroffenheiten ...............................................29
Screening der Auswirkungen des Klimawandels ..........................................................29
Erfassung und Bewertung der Klimarisiken ...................................................................29
Verwaltungsinterne Kerngruppe.......................................................................................29

Betroffenheitsanalyse ........................................................................................................... 31
4.1
4.2

Screening und Priorisierung ..............................................................................................31
Klimarisiken nach Handlungsfeldern ..............................................................................32

4.2.1
4.2.2
4.2.3
4.2.4
4.2.5
4.2.6
4.2.7
4.2.8

Bauen & Wohnen..................................................................................................................33
Forstwirtschaft ......................................................................................................................36
Gesundheit & Soziales.........................................................................................................39
Naturschutz & Biodiversität ...............................................................................................42
Stadt & Raumplanung .........................................................................................................45
Verkehr ...................................................................................................................................48
Wasser & Bevölkerungsschutz...........................................................................................51
Wirtschaft, Gewerbe & Tourismus ....................................................................................55

Bestehende Maßnahmen ..................................................................................................... 59
Handlungsempfehlungen .................................................................................................... 63
6.1
Methodik und allgemeine Einschätzung.........................................................................63
6.2
Empfehlungen zur Erstellung eines Klimaanpassungskonzepts und weiterer
Fachkonzepte .............................................................................................................................................65
6.2.1

Erstellung eines Klimaanpassungskonzepts mit Maßnahmen zur Anpassung an die
Folgen des Klimawandels ..................................................................................................65

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

6.2.2
6.2.3
6.2.4

Erstellung einer Starkregengefahrenkarte......................................................................66
Erstellung einer Stadtklimaanalyse .................................................................................67
Erstellung eines Hitzeaktionsplans ..................................................................................69

6.3

Empfehlungen zur Verstetigung .......................................................................................70

6.3.1
6.3.2
6.3.3

Verstetigung der Kerngruppe ............................................................................................70
Inhouse-Schulungen für Klimawandelanpassung........................................................70
Erhöhung der Personalressourcen für Klimawandelanpassung in den Fachämtern
.................................................................................................................................................71

Anhang ............................................................................................................................................. 73

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Jahresmitteltemperaturen (in °C) für Baden-Württemberg 1881-2022. .....................12
Abbildung 2: Jahresmitteltemperatur (in °C) für Lahr von 1949-2023. Quelle: DWD (2023), eigene
Darstellung. ......................................................................................................................................................13
Abbildung 3: Jahresniederschlagssummen (in mm) für Lahr von 1949-2023. Quelle: DWD (2023),
eigene Darstellung..........................................................................................................................................14
Abbildung 4: Anzahl der Sommertage (hellbraun), Hitzetage (grau) und Tropennächte (pink) pro
Jahr für Lahr von 1950-2023. Quelle: DWD (2023), eigene Darstellung. ..............................................15
Abbildung 5: Anzahl der Frosttage (grün) und Eistage (blau) pro Jahr für Lahr von 1950-2023.
Quelle: DWD (2023), eigene Darstellung. ...................................................................................................16
Abbildung 6: Anzahl der Trockenperioden (mindestens 4 aufeinanderfolgende Tage mit
Niederschlag <1 mm) pro Jahr für Lahr von 1950-2022. Quelle: DWD (2023), eigene Darstellung.
............................................................................................................................................................................17
Abbildung 7: Sommerniederschlagssummen (gelb) und Winterniederschlagssummen (blau) pro
Jahr für Lahr von 1967-2023. Quelle: DWD (2023), eigene Darstellung. ..............................................18
Abbildung 8: Häufigkeiten von Extremniederschlagsereignissen mit Niederschlagshöhen >20 mm
pro Tag in Lahr von 1949-2023. Quelle: DWD (2023), eigene Darstellung. ..........................................19
Abbildung 9: Maximale Niederschlagshöhen des Jahres (Tagessummen in mm) für Lahr von 19492023. Quelle: DWD (2023), eigene Darstellung..........................................................................................20
Abbildung 10: Absolute Maxima der Windgeschwindigkeit (grau; in km/h) und Jahresmittel der
Windstärke (orange; in bft) pro Jahr für Lahr von 1994-2023. Quelle: DWD (2023), eigene
Darstellung. ......................................................................................................................................................21
Abbildung 11: Vergleich der RCP Szenarien nach anthropogenem Strahlungsantrieb (Quelle: Dr.
Elmar Kriegler, 2016, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK). ............................................23
Abbildung 12: Darstellung des Beteiligungsprozesses zur Erstellung der Klimarisikoanalyse für die
Stadt Lahr. Quelle: Klima Plus......................................................................................................................28
Abbildung 13: Bilder des Beteiligungsprozesses zur Erstellung des Klimarisikoanalyse in Lahr. .30
Abbildung 14: Wirkungskette zum Handlungsfeld Bauen und Wohnen.............................................35
Abbildung 15: Wirkungskette zum Handlungsfeld Forstwirtschaft......................................................38
Abbildung 16: Wirkungskette für das Handlungsfeld Gesundheit & Soziales. ...................................41
Abbildung 17: Wirkungskette für das Handlungsfeld Naturschutz und Biodiversität......................44
Abbildung 18: Wirkungskette für das Handlungsfeld Stadt- .................................................................47
Abbildung 19: Wirkungskette für das Handlungsfeld Verkehr...............................................................50
Abbildung 20: Wirkungskette für das Handlungsfeld Wasser und Bevölkerungsschutz. ................54
Abbildung 21: Wirkungskette für das Handlungsfeld Wirtschaft, Gewerbe & Tourismus. ..............58

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Zukunftsprojektionen für temperaturbasierte und niederschlagsbasierte Kennwerte in
der Stadt Lahr für das Szenario ohne Klimaschutz mit weiterhin kontinuierlichem Anstieg der
Treibhausgasemissionen auf einem sehr hohen Niveau (RCP 8.5). Die Ergebnisse basieren auf
einem Ensemble von zehn Klimamodellen. Diese kennzeichnen die Entwicklung relativ zum
Referenzzeitraum (1971-2000) für die nahe Zukunft (2021-2050) und die ferne Zukunft (20712100). .................................................................................................................................................................25
Tabelle 2: Bewertung der Betroffenheiten anhand 10 relevanter Handlungsfelder für die Stadt
Lahr. ...................................................................................................................................................................31
Tabelle 3: Bereits geplante Prozesse oder umgesetzte Maßnahmen in Lahr, die der
Klimawandelanpassung dienen. .................................................................................................................59
Tabelle 4: Zusammenfassung der Risiken aller Handlungsfelder mit der höchsten Bewertung inkl.
der Anpassungskapazität der Stadt Lahr pro Handlungsfeld. ..............................................................64

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

1. Einleitung
Der globale Temperaturanstieg, Waldbrände, extreme Wetterereignisse, das Abschmelzen der
Gletscher und der Meeresspiegelanstieg – die weltweiten Auswirkungen des Klimawandels sind
unübersehbar. Auch in Baden-Württemberg zeigt sich der Klimawandel zum Beispiel in der
zunehmenden Hitzebelastung, den Schäden durch Starkregen, den Ernteausfällen in der
Landwirtschaft aufgrund von Trockenheit und flächenhaft absterbenden Baumbeständen. Die
Kommunen im Land sind direkt von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen. 1
Über die Ursachen der Klimaerwärmung besteht seit vielen Jahren wissenschaftlicher Konsens:
die vom Menschen verursachten Treibhausgasemissionen sind eindeutig für die bisherige und
die weitere Erwärmung des Klimasystems verantwortlich. Die neusten Ergebnisse wurden im Jahr
2021 im sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarates (IPCC) zusammengefasst. 2 Der
Weltklimarat kommt auch zu dem Ergebnis, dass zahlreiche Klimafolgen schnell eingetreten und
gleichzeitig intensiver und häufiger geworden sind. Diese Entwicklung wird sich in den
kommenden Jahrzehnten fortsetzen.
Neben der Bekämpfung der Ursachen des Klimawandels durch die Reduktion von
Treibhausgasemissionen mit Maßnahmen zum Klimaschutz, bedarf es auch der
Auseinandersetzung mit der Anpassung an die Folgen des Klimawandels, um die negativen
Auswirkungen durch gezielte und rechtzeitige Anpassung zu vermeiden. So können Schäden
gemindert oder sogar vermieden werden. Da viele Folgen des Klimawandels die städtische
Infrastruktur wie beispielsweise Straßen, Kanalisation, öffentliche Gebäude oder Krankenhäuser
betreffen, stellt die Klimawandelanpassung einen Beitrag zur kommunalen Daseinsvorsorge dar.
Die Klimarisikoanalyse ist ein Ausgangspunkt für die Förderung einer klimaresilienten
Entwicklung der Stadt Lahr, um die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern und den
Folgen der Klimaveränderung präventiv zu begegnen. Ziele der Klimarisikoanalyse sind die
Identifizierung und Bewertung der lokalspezifischen Risiken des Klimawandels, die Einschätzung
der Anpassungskapazitäten und eine Ableitung von Handlungserfordernissen inkl. einer
Priorisierung der Dringlichkeit. Die Analyse beantwortet die übergeordneten Leitfragen:
»
»

Wie wirken sich die Risiken in Folge des Klimawandels aktuell und zukünftig auf
die Stadt Lahr aus?
In welchen Bereichen ist dringendes Handeln erforderlich?

Die vorliegende Klimarisikoanalyse folgt methodisch den Handlungsempfehlungen des
Umweltbundesamtes zur Umsetzung der ISO-Richtlinie 14091 3 und setzt dabei die
Mindestvorgaben der DIN EN ISO 14091:2021-07 4 um.
Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (2022): Klimafolgen und Anpassung. Online: https://www.lubw.badenwuerttemberg.de/klimawandel-und-anpassung/klimafolgen-und-anpassung (Abgerufen: 02/2024).
2
Intergovernmental Panel on Climate Change (2021): Climate Change 2021: The Physical Science Basis. Online:
https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/ (Abgerufen: 02/2024).
3
Umweltbundesamt (2022): Klimarisikoanalysen auf kommunaler Ebene. Online: https://www.umweltbundesamt.de/
publikationen/klimarisikoanalysen-auf-kommunaler-ebene. (Abgerufen: 02/2024)
4
Deutsches Institut für Normung e. V. (2021): Anpassung an den Klimawandel - Vulnerabilität, Auswirkungen und
Risikobewertung (DIN EN ISO 14091:2021-07).
1

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

2. Ausgangssituation
Im Folgenden wird die Ausgangsituation der Stadt Lahr in Bezug auf die naturräumliche und
sozioökonomische Lage, das Klima in Lahr sowie die vorliegenden politisch-/strategischen
Rahmenbedingungen für die Klimawandelanpassung beschrieben.

2.1

Sozioökonomische Lage

Lahr ist eine Große Kreisstadt im Ortenaukreis im Westen Baden-Württembergs. Sie bildet nach
der Kreisstadt Offenburg die zweitgrößte Stadt im Landkreis. Die Stadt gehört zum
Regierungsbezirk Freiburg und liegt ca. 38 km nördlich der Stadt Freiburg im Breisgau und 100
km südlich von Karlsruhe. Nordwestlich von Lahr liegt die französische Stadt Strasbourg.
Aufgrund der Lage ist Lahr in der Dreiländerregion Deutschland – Frankreich – Schweiz
verwurzelt.
Die Stadt Lahr bildet ein Mittelzentrum für die umliegenden Gemeinden innerhalb der Region
Südlicher Oberrhein. Heute zählt Lahr laut Melderegister 49.963 Einwohnerinnen und Einwohner
(Stand: Dezember 2023) in der Kernstadt und den sieben Stadtteilen (Hugsweier,
Kippenheimweiler, Kuhbach, Langenwinkel, Mietersheim, Reichenbach und Sulz).
Die Wirtschaft der Stadt ist vielfältig und umfasst Branchen wie Maschinenbau, Elektrotechnik,
Lebensmittelproduktion und Logistik. Lahr ist auch ein wichtiger Standort für den Einzelhandel.
Durch die günstige Lage in den Lahr-Emmendinger Vorbergen spielt der großflächige intensive
Obst- und Weinbau eine wichtige Rolle. Lahr ist zudem für zahlreiche Großveranstaltungen
bekannt wie zum Beispiel das jährliche Blumen- und Kulturfestival Chrysanthema.
Die Stadt Lahr ist gut an den Verkehr angeschlossen, zum einen über die Autobahn A5 zum
anderen über den Bahnhof, der regelmäßige Regional- und Fernverkehrsanbindungen bietet.
In Bezug auf die Beschäftigungssituation verzeichnet Lahr eine hohe Anzahl an Arbeitsplätzen,
wobei viele Einwohnende in den umliegenden Industrie- und Gewerbegebieten tätig sind. Die
Beschäftigtenzahl beträgt 26.800 Personen. Es gibt ca. 13.500 Berufseinpendler:innen und knapp
3.700 Berufsauspendler:innen. Im Stadtgebiet sind rund 3.700 Gewerbetreibende vorzufinden.
In den 1970er Jahren wurden folgende Gemeinden im Zuge der Gemeindereform eingegliedert:
Hugsweier, Kippenheimweiler, Kuhbach, Langenwinkel, Mietersheim, Reichenbach und Sulz. Die
Stadtteile Hugsweier, Kippenheimweiler und Langenwinkel reichen bis in die Rheinebene,
während die Ortsteile Reichenbach und Kuhbach im Schwarzwald liegen. Die Stadtteile Sulz und
Mietersheim sind geologisch den hügeligen Vorbergen zuzuordnen. Zu einigen Stadtteilen
gehören separat gelegene Siedlungen mit meist nur wenigen Einwohner:innen:
»
»
»
»

zu Kuhbach: Brudertal
zur Kernstadt: Schutterlindenberghof, Waldfrieden
zu Reichenbach: Eichberg, Gereut, Giesenhof, Langeck, Poche, Schindelhöfe
zu Sulz: Dammenmühle, Ernethof, Hohberg, Langenhard

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

2.2

Naturräumliche Lage

Lahr liegt am westlichen Rand des Mittleren Schwarzwaldes, auf der Ostseite der Offenburger
Rheinebene an den Ausläufern des Schuttertals in der Region Südlicher Oberrhein und gehört
damit zum Naturraum Mittleres Oberrhein-Tiefland. Im Westen der Stadt liegt die naturräumliche
Haupteinheit der Offenburger Rheinebene, im Osten schließt das Stadtgebiet auf den Mittleren
Schwarzwald mit seinen Waldrücken aus Hauptbuntsandstein an. Dazwischen liegen die LahrEmmendinger Vorberge, welche zusammen mit den sich nördlich anschließenden OrtenauBühler-Vorbergen die westliche Begrenzung des Schwarzwaldes zur Oberrheinebene bilden 5. Die
Lahr-Emmendinger Vorberge ist eine Vorgebirgszone, welche aus zahlreichen lößüberdeckten
Bruchschollen besteht und damit hauptsächlich durch eine Kulturlandschaft (Obst- und
Weinbau) geprägt wird. Es ist lediglich eine kleine Zahl an forstbetriebswirtschaftlichen Bereichen
vorhanden 6. Zudem wird die Region durch Flusstäler gegliedert.
Im Nordwesten des Stadtgebiets an der Grenze zu Meißenheim ist die geringste Erhebung mit
knapp 150 Metern ü. NN. vorzufinden, wobei der höchste Punkt auf ca. 567 Metern ü. NN. im
Nordosten am Schnaigbühl liegt. Lahr liegt am Eingang des Schuttertals. Im Südosten des
Stadtgebiets bahnt sich der Flusslauf der Schutter vom Schwarzwald kommend in nordwestliche
Richtung durch die Stadtteile Kuhbach und Reichenbach, um anschließend die Kernstadt sowie
den Stadtteil Dinglingen zu erreichen. Nahe Dinglingen zweigt der Schutterentlastungskanal ab.
In Dinglingen zieht die Schutter weiter in Richtung Norden, wobei der Stadtteil Hugsweier
durchflossen wird, bis die Schutter das Stadtgebiet verlässt.

2.3

Politische Rahmenbedingungen

Im Handlungsfeld Klimawandelanpassung liegen folgende bundesweite und regionale
Anpassungsstrategien vor: die Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel (DAS) 7 des
Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) wurde erstmals 2008
verabschiedet und wird seitdem alle fünf Jahre fortgeschrieben. Aus der DAS ging unter anderem
der Aktionsplan Anpassung (APA) hervor. Der Aktionsplan Anpassung III (2020) 8 beschreibt
aktuelle Ergebnisse und Erkenntnisse aus den laufenden Prozessen sowie zukünftige
Instrumente und Maßnahmen zur Klimawandelanpassung in den Clustern Wasser,
Infrastrukturen, Land, Gesundheit, Wirtschaft, Raumplanung und Bevölkerungsschutz und zu
einem Querschnittscluster Übergreifende Instrumente und Maßnahmen. Die Deutsche

5
Bundesamt für Naturschutz (2023): Lahr-Emmendinger Vorberge. Online: https://www.bfn.de/landschaftssteckbriefe/
lahr-emmendinger-vorberge (Abgerufen: 12/2023).
6
Ministerium für Ernährung, Ländlicher Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg (2023):
Naturräume Baden-Württembergs: Mittleres Oberrhein-Tiefland. Online: https://lr.landwirtschaft-bw.de/pb/,Lde/
Startseite/Allgemeines/Mittleres+Oberrhein-Tiefland (Abgerufen: 12/2023).
7
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (2008): Deutsche
Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Online: https://www.bmuv.de/download/deutsche-anpassungsstrategiean-den-klimawandel/ (Abgerufen: 01/2024).
8
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (2022): Zweiter
Fortschrittsbericht zur Deutschen Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Online: https://www.bmuv.de/fileadmin/
Daten_BMU/Download_PDF/Klimaschutz/klimawandel_das_2_fortschrittsbericht_bf.pdf (Abgerufen: 01/2024).

10 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Anpassungsstrategie baut auf den Sachstandsberichten des Weltklimarates (IPCC) und der EUAnpassungsstrategie auf.
Auch das Land Baden-Württemberg hat seit dem Jahr 2015 eine eigene Anpassungsstrategie, die
im Herbst 2023 fortgeschrieben wurde 9. Ebenfalls im Abstand von fünf Jahren wird ein
Monitoringbericht über den aktuellen Umsetzungsstand und die Wirkung der
Anpassungsmaßnahmen veröffentlicht. In den neun Handlungsfeldern Wald und Forstwirtschaft,
Landwirtschaft, Boden, Naturschutz und Biodiversität, Wasserhaushalt, Tourismus, Gesundheit,
Stadt- und Raumplanung sowie Wirtschaft und Energiewirtschaft werden anhand von
Indikatoren die Klimawandelfolgen aber auch die Umsetzung von Anpassungsmaßnahmen
untersucht. Der letzte Monitoringbericht zum Stand des Klimawandels in Baden-Württemberg
wurde im Jahr 2020 veröffentlicht 10.
Integriertes Stadtentwicklungskonzept Lahr 2040
Im Herbst 2022 wurde das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) Lahr 2040 vom
Gemeinderat beschlossen. Mit dem Konzept möchte die Stadt den aktuellen Herausforderungen
in den Bereichen Demographie, Klimawandel, bezahlbarer Wohnraum, Digitalisierung und
Handel begegnen. Unter Einbeziehung der Verwaltung, Politik und Bürgerschaft wurden
Strategien und Maßnahmen für die zukünftige Stadtentwicklung erarbeitet. Im Handlungsfeld
Klima, Energie und Umwelt finden sich mit der Erweiterung und Extensivierung von
innerstädtischen Grünflächen, der Renaturierung der Schutter, der Entlastung des
Abwassernetzes sowie der Entwicklung eines klimaneutralen und -angepasstem Wohnquartier
bereits Maßnahmen zur Klimawandelanpassung. Weitere Maßnahmen bieten das Potential für
Synergien und Anknüpfungen an das Querschnittsthema Klimawandelanpassung.

2.4

Klimatische Rahmenbedingungen und Klimazukunft in Lahr

In den folgenden Kapiteln werden die Klimabeobachtungen anhand von Messdaten und die
zukünftige Klimaveränderung mit Hilfe von Zukunftsprojektionen beschrieben und in den
regionalen und globalen Kontext eingeordnet. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) betreibt seit
1949 eine Station zur Wetterbeobachtung auf dem Lahrer Stadtgebiet. Die Station wurde
mehrfach technisch revidiert und umgezogen. Seit 2006 liegt die Station auf 156 m üNN auf dem
Gelände des Lahrer Flughafens (48.3647°N, 7.8280°E). Hier werden kontinuierlich Messwerte zu
Lufttemperatur, Sonnenscheindauer, Bedeckungsgrad und Niederschlagsmengen erfasst. Als
Grundlage der Beschreibung der vergangenen und der aktuellen klimatischen Situation in Lahr
wurde der Datensatz der Messstation des DWD in Lahr verwendet.

9
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (2015): Strategie zur Anpassung an den
Klimawandel in Baden-Württemberg. Online: https://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/mum/intern/Dateien/Dokumente/4_Klima/Klimawandel/Anpassungsstrategie.pdf (Abgerufen: 10/2023).
10
Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (2020): Monitoringbericht 2020 zur Anpassungsstrategie an den
Klimawandel in Baden-Württemberg. Online: https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/klimawandel-undanpassung/klimamonitoring (Abgerufen: 10/2023).

11 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

2.4.1 Historische Beobachtungen des Klimas
Die Jahresmitteltemperatur ist seit Beginn der Wetteraufzeichnung im Jahr 1881 im ganzen Land
deutlich gestiegen (s. Abbildung 1). Der Landkreis Ortenaukreis gehört mit einer
Jahresmitteltemperatur von 9,4 °C im Referenzzeitraum 1971-2000 zu den wärmsten Regionen
Deutschlands. Die geringste monatliche Durchschnittstemperatur liegt im Januar bei 1,0 °C, die
höchste im Juli bei 18,3 °C. 11

Abbildung 1: Jahresmitteltemperaturen (in °C) für Baden-Württemberg 1881-2022.

Die Mitteltemperatur ist ein gutes und robustes Klimasignal zur Beschreibung des Klimawandels
insgesamt und charakterisiert eindrücklich, wieviel mehr Energie im Atmosphärensystem für alle
dort ablaufenden meteorologischen Prozesse verfügbar ist.
In Baden-Württemberg ist die Jahresmitteltemperatur seit 1881 im Mittel um 1,6°C angestiegen 12
und liegt damit über dem globalen Durchschnitt. Im landesweiten Vergleich ist die
Lufttemperatur in Lahr überdurchschnittlich stark gestiegen.

11
Climate Service Center Germany (2023): GERICS Klimaausblick für Landkreis Breisgau Hochschwarzwald. Online:
https://share.hereon.de/index.php/s/6m2gCbCoj2o2oCP/download?path=&files=gerics_klimaausblick_08317_versio
n_1.0_deutsch.pdf (Abgerufen: 10/2023).
12
Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (2023): Klimawandel in Baden-Württemberg. Online:
https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/klimawandel-in-bw (Abgerufen: 01/2024).

12 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Im Zeitraum von 1949 bis heute beträgt der Anstieg der Jahresmitteltemperatur im Mittel ca. 1,8
°C (s. Abbildung 2).

Abbildung 2: Jahresmitteltemperatur (in °C) für Lahr von 1949-2023. Quelle: DWD (2023), eigene Darstellung.

Auch die Niederschlagsverhältnisse in Baden-Württemberg haben sich in den letzten Jahren
verändert. Während in den meisten Regionen die Niederschläge im Winter (Dezember bis
Februar) zugenommen haben, kam es im Sommer (Juni bis August) vermehrt zu einer Abnahme
der Niederschläge. Zudem wurde im Land Baden-Württemberg insgesamt eine höhere Anzahl an
Tagen mit Starkregen beobachtet. 13
Im Landkreis Ortenaukreis liegt die durchschnittliche Jahresniederschlagssumme für den
Zeitraum 1971-2000 bei 1128,9 mm. Die Winterniederschläge sind geringer als die
Sommerniederschläge. Die geringsten Niederschläge wurden im Februar mit einer monatlichen
Niederschlagsmenge von durchschnittlich 75,6 mm gemessen, die höchsten Werte im Juni mit
durchschnittlich 117,7 mm. In Lahr konnte zwischen 1949 und 2022 eine Abnahme der mittleren
Jahresniederschlagssumme um ca. 100 mm beobachtet werden.

Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (2023): Klimawandel in Baden-Württemberg. Online:
https://www.lubw.baden-wuerttemberg.de/klimawandel-in-bw (Abgerufen: 01/2024).
13

13 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Die Jahresniederschlagsummen schwanken von Jahr zu Jahr zum Teil erheblich von minimal
570 mm (2015) bis zu maximal 1300 mm Niederschlag pro Jahr im Jahr 1967 (s. Abbildung 3).

Abbildung 3: Jahresniederschlagssummen (in mm) für Lahr von 1949-2023. Quelle: DWD (2023), eigene Darstellung.

Auch die Jahresniederschlagssummen geben einen guten Überblick über den gesamt im Jahr
fallenden Niederschlag, allerdings nicht darüber wie und wann genau der Niederschlag fällt.
Mittelwerte bzw. Jahressummen dieser Kenngrößen führen nur in wenigen Fällen vor Augen,
welche direkt spürbaren Klimawirkungen durch Temperatur und Niederschlag ausgelöst werden
können, aus denen eine Belastung oder ein Risiko entstehen kann, oder wie sich Extremereignisse
entwickelt haben. Hierfür sind andere Kennwerte, die aus den Messwerten zu Lufttemperatur und
Niederschlag abgeleitet werden können, besser geeignet.
Im Folgenden werden deshalb Statistiken zur Anzahl der Frost und Eistage, Anzahl der heißen
Tage, Sommertage, Tropennächte, Starkniederschlagsereignisse, Sommerniederschlag,
Winterniederschlag und Trockenheitsperioden analysiert.

14 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Hitze, Winterkenntage und Trockenheit
Als Sommertage werden Tage bezeichnet, an denen die Tageshöchsttemperatur über 25 °C
ansteigt. Heiße Tage sind dadurch charakterisiert, dass eine Maximaltemperatur von mindestens
30 °C gemessen wird. Die Kennwerte der Anzahl der Sommer- bzw. Hitzetage pro Jahr sind somit
besonders gut geeignet, um die Entwicklung der Hitzebelastung am Tag zu analysieren.
In Lahr hat sich die Anzahl der Sommertage seit Beginn der Aufzeichnungen von im Mittel ca. 38
Tagen auf aktuell über 75 Tage von 1950 – 2022 fast verdoppelt (s. Abbildung 4).

Abbildung 4: Anzahl der Sommertage (hellbraun), Hitzetage (grau) und Tropennächte (pink) pro Jahr für Lahr von
1950-2023. Quelle: DWD (2023), eigene Darstellung.

In den Rekordjahren 2003, 2018 und 2022 wurden sogar um die 100 Sommertage pro Jahr
ermittelt. Während Hitzetage zu Beginn der Wetterbeobachtungen in Lahr im Mittel unter 10 mal
pro Jahr vorgekommen sind, traten in Lahr zum Ende der Messperiode im Mittel 20 Hitzetage pro
Jahr auf. In den Jahren 2003, 2015, 2018 und 2022 konnten sogar um die 40 Hitzetage pro Jahr
gemessen werden.
Tropennächte sind definiert als Tage, an denen die Temperatur nicht unter 20 °C sinkt. Die
Kenngröße der Anzahl der Tropennächte pro Jahr ist somit gut geeignet, um die Hitzebelastung
während der Nacht zu beschreiben. Während Tropennächten kann die Erholung durch Schlaf
beeinträchtigt sein. In Lahr sind Tropennächte bisher nur vereinzelt aufgetreten. Die Zeitreihe der
Anzahl der Tropennächte in Lahr zeigt jedoch eine steigende Tendenz.

15 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Als Frosttage werden Tage bezeichnet, an denen die Minimaltemperatur des Tages unter 0 °C
sinkt. Eistage hingegen sind Tage, an denen die Lufttemperatur nicht über 0 °C steigt. Mit
Zunahme der Mitteltemperatur konnte in Lahr auch eine Abnahme der Anzahl der Frost- und
Eistage beobachtet werden. Die Anzahl der Frosttage ist im Beobachtungszeitraum von im Mittel
74 bis auf 63 Tage pro Jahr gesunken. Während zu Beginn der Messreihe im Mittel ca. 20 Eistage
in Lahr auftraten, konnten in den letzten Jahren im Mittel nur noch 10 Tage beobachtet werden,
an denen die Temperatur nicht über 0 °C gestiegen ist (s. Abbildung 5).

Abbildung 5: Anzahl der Frosttage (grün) und Eistage (blau) pro Jahr für Lahr von 1950-2023. Quelle: DWD (2023),
eigene Darstellung.

16 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Trockenperioden sind im Folgenden definiert als Zeiträume, in denen an mindestens 4 Tagen in
Folge weniger als 1 mm Niederschlag gefallen ist. Die Analyse der Niederschlagsdaten der
Messstation Lahr zeigt einen leichten Trend mit einer steigenden Anzahl der Trockenperioden pro
Jahr von 1950 bis 2022 (s. Abbildung 6). Am Anfang des Beobachtungszeitraums wurden im Mittel
ca. 15 Trockenperioden pro Jahr registriert. In den letzten Jahren konnten im Mittel ca. 17
Trockenperioden pro Jahr beobachtet werden.

Abbildung 6: Anzahl der Trockenperioden (mindestens 4 aufeinanderfolgende Tage mit Niederschlag <1 mm) pro
Jahr für Lahr von 1950-2022. Quelle: DWD (2023), eigene Darstellung.

17 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Saisonale Niederschlagsverteilung
Eine saisonal separierte Analyse der Niederschlagssummen ist z.B. für die Landwirtschaft und die
Grundwasserneubildung von Bedeutung. Zu diesem Zweck wurden die Daten der
Niederschlagsmessungen in Winter- und Sommerniederschlag aggregiert. Winterniederschlag ist
im Folgenden als die gesamte Niederschlagssumme definiert, die in den Monaten Dezember,
Januar und Februar gefallen ist. Sommerniederschlag beinhaltet die gesamte
Niederschlagssumme der Monate Juni, Juli und August. Die saisonale Betrachtung der von 1950
bis 2022 aufgezeichneten Niederschlagsmengen zeigt ein Bild mit tendenziell abnehmenden
Niederschlägen beider Kenngröße für Lahr (s. Abbildung 7).
Aus der Analyse beider Kenngrößen lässt sich ableiten, dass sowohl die Sommer- als auch die
Winterniederschläge im Beobachtungszeitraum im Mittel um knapp 50 mm abgenommen
haben. Insgesamt waren die Niederschlagshöhen im Mittel in der Sommersaison höher als in der
Wintersaison. Der abnehmende Trend der Winterniederschläge ist gegenläufig zum im Mittel eher
zunehmenden Trend der Winterniederschläge in Baden-Württemberg insgesamt. Zu beachten
ist, dass zwischen 1991 und 1995 keine Niederschlagsdaten aufgezeichnet wurden und für diesen
Zeitraum keine Aussagen zum Niederschlagsentwicklung in Lahr möglich sind.

Abbildung 7: Sommerniederschlagssummen (gelb) und Winterniederschlagssummen (blau) pro Jahr für Lahr von
1967-2023. Quelle: DWD (2023), eigene Darstellung.

18 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Starkregen und Sturm
Zu Extremwetter mit besonders großem Schadenspotential gehören Starkregenereignisse. In der
Analyse der Niederschlagsdaten wurden Tage, an denen mehr als 20 mm Niederschlag gefallen
ist, als Starkniederschlagsereignis definiert. Im Beobachtungszeitraum von 1950 – 2022 wurden
in Lahr im Mittel ca. 6 Tage pro Jahr mit Starkregenereignissen mit über 20 mm
Niederschlagssumme pro Tag registriert. In Rekordjahren wurden insgesamt 12
Starkniederschlagsereignisse registriert. Insgesamt kann aus den historischen Daten bis jetzt eine
leicht abnehmende Tendenz der Häufigkeit von Starkniederschlagsereignissen abgeleitet
werden (s. Abbildung 8). Dieser Trend ist gegenteilig zum mittleren Trend in Baden-Württemberg
insgesamt.

Abbildung 8: Häufigkeiten von Extremniederschlagsereignissen mit Niederschlagshöhen >20 mm pro Tag in Lahr
von 1949-2023. Quelle: DWD (2023), eigene Darstellung.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Die Analyse von historischen Messdaten zeigt in der Tendenz eine leichte Abnahme der Intensität
der Extremniederschlagsereignisse in den letzten Jahrzehnten bei gleichzeitig hoher
Schwankungsbreite der Ergebnisse. In Rekordjahren traten Extremniederschlagsereignisse mit
maximalen Niederschlagshöhen um 70 mm pro Tag auf. In manchen Jahren traten
Extremniederschläge nur mit maximalen Niederschlagshöhen auf, die soeben die
Definitionsgrenze von 20 mm pro Tag überschritten.

Abbildung 9: Maximale Niederschlagshöhen des Jahres (Tagessummen in mm) für Lahr von 1949-2023. Quelle: DWD
(2023), eigene Darstellung.

20 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Messergebnisse aus Lahr zeigen keinen eindeutigen Trend einer Zu- oder Abnahme von mittleren
Windgeschwindigkeiten in den letzten Jahren (s. Abbildung 10).

Abbildung 10: Absolute Maxima der Windgeschwindigkeit (grau; in km/h) und Jahresmittel der Windstärke (orange;
in bft) pro Jahr für Lahr von 1994-2023. Quelle: DWD (2023), eigene Darstellung.

Die höchsten gemessenen Windgeschwindigkeiten pro Jahr zeigen für die letzten Jahre im
Beobachtungszeitraum von 1995 bis 2023 eine leichte Abnahme der Intensität von
Sturmereignissen an der Messstation. Diese Beobachtungen über die historische Entwicklung des
mittleren Windfelds und über Sturmereignisse weisen für Lahr im Vergleich zu den
Beobachtungen für Baden-Württemberg insgesamt eine andere Tendenz auf. Im Land haben
Böengeschwindigkeiten im Mittel in der Vergangenheit an Talstationen im Gegensatz zu
Bergstationen leicht zugenommen. Zu beachten ist hierbei, dass das Windfeld allgemein sehr
stark von lokalen Gegebenheiten und Prozessen beeinflusst sein kann. Die analysierten
Beobachtungen von der Messreihe einer DWD Messstation in Lahr lassen somit nur wenig
Schlüsse auf das gesamte Windfeld aller Orte im Stadtgebiet zu. Weiterhin ist die Messreihe der
Daten aus Lahr zu kurz, um langfristige Trends daraus ableiten zu können. Die Ergebnisse zum
Wind sind somit nur bedingt aussagekräftig.

21 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

2.4.2 Zukünftige Entwicklung des Klimas
Die Entwicklung des zukünftigen Klimas kann mit Hilfe von Klimamodellen unter der Annahme
von bestimmten Emissionsszenarien mit unterschiedlichen ökonomischen, sozialen und
politischen Rahmenbedingungen simuliert werden. Um den Unsicherheiten der zukünftigen
Entwicklung Rechnung zu tragen, wird als Datengrundlage nicht nur ein Klimamodell, sondern
ein Ensemble von verschiedenen Klimamodellen verwendet. Die Auswertungen des
Klimasteckbriefes der Stadt Lahr beruhen auf einem von der Landesanstalt für Umwelt BadenWürttemberg (LUBW) ausgewählten Ensemble von zehn Klimamodellen.
Einen maßgeblichen Einfluss auf die Klimaentwicklung haben die Emissionen der menschlichen
Treibhausgase. Zur Berechnung der Klimamodelle wird diese unbekannte Größe mittels
unterschiedlicher Emissionsszenarien berücksichtigt.
Folgende drei Klimaszenarien, welche die repräsentativen Konzentrationspfade, RCPs
(Representative Concentration Pathways), für Treibhausgase aufgreifen, stehen für Europa zur
Verfügung: RCP 2.6, RCP 4.5 und RCP 8.5. Die Szenarien der Treibhausgasemissionen beschreiben
verschiedene plausible zukünftige Entwicklungen. Mit Klimamodellen werden anschließend die
Auswirkungen der Treibhausgasszenarien auf das Klimasystem der Erde simuliert. Die RCPSzenarien legen bestimmte Szenarien der Treibhausgaskonzentration fest. Diesen Szenarien
liegen, ganz grob, folgende Annahmen zugrunde:
»

»

»

RCP 2.6: Strahlungsantrieb 2,6 Watt; sehr ambitionierte Maßnahmen zur
Reduktion der Treibhausgasemissionen mit einer Treibhausgaskonzentration
im Jahr 2100 von 421 ppm (nur wenig höher als heute); entspricht dem 1,5 °C
Ziel des Pariser Klimaabkommens.
RCP 4.5: Strahlungsantrieb 4,5 Watt; die Konzentrationen steigen bis Mitte des
21. Jahrhunderts an. Danach stagnieren sie auf einem Niveau von ca. 570 ppm
bis 2100.
RCP 8.5: Strahlungsantrieb 8,5 Watt; „weiter-wie-bisher-Szenario“, mit
kontinuierlichem Anstieg der Treibhausgasemissionen auf einem sehr hohen
Niveau bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. Die Treibhausgaskonzentration im
Jahr 2100 beträgt weit mehr als 900 ppm (mehr als doppelt so viel wie heute).

22 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Abbildung 11 zeigt die möglichen Pfade der
Treibhausgaskonzentrationen bis Ende des Jahrhunderts.

zukünftigen

Entwicklung

der

Abbildung 11: Vergleich der RCP Szenarien nach anthropogenem Strahlungsantrieb
(Quelle: Dr. Elmar Kriegler, 2016, Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK).

Grundlage der folgenden Analyse bilden Modellergebnisse, die basierend auf der Annahme des
RCP 8.5 Szenarios eine mögliche zukünftigen Entwicklung des Regionalklimas beschreiben.
Hitze und Trockenheit
Die Analysen ergeben für Lahr einen Anstieg der mittleren Jahrestemperatur um 1,3 °C bis 3,7 °C,
bezogen auf den Referenzzeitraum von 1971-2000, bis zum Ende des 21. Jahrhunderts. Die
Temperaturzunahme ist innerhalb des Modellensembles robust und weist niedrige
Unsicherheiten auf (s. Tabelle 1).
In Lahr werden Sommertage, heiße Tage und Tropennächte im angenommenen Szenario, auch
im Vergleich zu anderen Kommunen in Baden-Württemberg, signifikant und
überdurchschnittlich stark zunehmen. Die Hitzebelastung am Tag zeigt sich z.B. in der
Entwicklung der Sommertage, d.h. Tage mit über 25 °C. Es werden Zunahmen von im Mittel 14
Sommertagen bis Mitte des Jahrhunderts und 45 Sommertagen bis 2100 berechnet. Heiße Tage
(Tage mit über 30 °C) könnten ebenfalls überdurchschnittlich stark zunehmen. Es wird eine
mittlere Zunahme von acht heißen Tagen für 2050 berechnet, während bis 2100 eine Zunahme
von 32 heißen Tagen prognostiziert wird, was ca. einer Vervierfachung im Vergleich zum
Referenzzeitraum entspricht.
Tropennächte, in denen die Temperatur nicht unter 20°C absinkt, werden in Zukunft ebenfalls
deutlich häufiger auftreten. Es kann mit einer Zunahme von 18 Tropennächten im Vergleich zum

23 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Referenzzeitraum gerechnet werden. Hingegen ergeben die Modellberechnungen eine robuste
Abnahme der Anzahl von Frost- und Eistagen. Die Anzahl der Frosttage wird sich unter Annahme
des RCP 8.5 Szenarios voraussichtlich mehr als halbieren, auf im Mittel 26 Frosttage pro Jahr bis
zum Ende Jahrhunderts. Es könnte sein, dass in Lahr im Jahr 2100 Eistage nur noch sehr selten
auftreten. Insgesamt liegt die Stadt Lahr im Landesvergleich bei der Entwicklung der
Hitzebelastung im oberen Drittel, d.h. Kennzahlen zur Hitzebelastung verändern sich im Vergleich
zu sämtlichen anderen Kommunen Baden-Württembergs überdurchschnittlich stark.
Die Simulationsergebnisse zur Häufigkeit von Trockenperioden sind indifferent, weisen keine
klare Tendenz auf und sind aufgrund der Lage der Kommune am Rande des Schwarzwalds mit
großen Unsicherheiten versehen. Im Mittel wird keine signifikante Zu- oder Abnahme der Anzahl
von Perioden mit min. vier aufeinanderfolgenden Trockentagen prognostiziert, entgegen der
historischen Entwicklung seit 1950, wo eine leichte Zunahme von Trockenperioden beobachtet
werden konnte (vgl. 2.4.1).
Niederschlag, Starkregen und Wind
Die projizierten Änderungen der Niederschlagsmengen sind nicht eindeutig. Für die meisten
Kennwerte weisen die Modellergebnisse eine sehr große Schwankungsbreite auf. Die
Unsicherheiten im Modellensemble sind für Niederschlagskennwerte größer als für die
Simulationsergebnisse der Temperaturkennwerte, auch aufgrund der Lage Lahrs am Rande des
Schwarzwaldes.
Insgesamt zeigen die Änderungen einen uneindeutigen Trend zu höheren Winter- und geringeren
Sommerniederschlägen. Während Winterniederschläge im Mittel bis 2100 um 21 % zunehmen
könnten, ist mit einer Abnahme der Sommerniederschläge von im Mittel 19 % zu rechnen.
Niederschlagsmessungen seit 1950 zeigen hingegen in den letzten 72 Jahren eine tendenzielle
Abnahme beider Niederschlagskennwerte (vgl. 2.4.1).
Die mittleren Modellergebnisse zeigen eine prognostizierte Zunahme der Anzahl von Tagen mit
Starkniederschlägen (Niederschlag von >20 mm pro Tag) von im Mittel 2 Tagen pro Jahr bis zum
Ende des Jahrhunderts.
Der im Rahmen des LoKlim Projektes der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg entwickelte
Klimasteckbrief der Stadt Lahr zeigt die klimatische Entwicklung anhand von kommunalen
Kennzahlen auf. Aufgrund der Unsicherheiten bei den Klimaprojektionen ist für jeden
Klimaparameter auch immer die entsprechende Bandbreite des Modellensembles angegeben (s.
Tabelle 1).

24 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Tabelle 1: Zukunftsprojektionen für temperaturbasierte und niederschlagsbasierte Kennwerte in der Stadt Lahr für
das Szenario ohne Klimaschutz mit weiterhin kontinuierlichem Anstieg der Treibhausgasemissionen auf einem sehr
hohen Niveau (RCP 8.5). Die Ergebnisse basieren auf einem Ensemble von zehn Klimamodellen. Diese kennzeichnen
die Entwicklung relativ zum Referenzzeitraum (1971-2000) für die nahe Zukunft (2021-2050) und die ferne Zukunft
(2071-2100).

Kennwerte

Projektion RCP 8.5
1971 - 2000

Nahe Zukunft
(2021 - 2050)

Mittlere Jahrestemperatur [°C]

10

11,3

Sommertage [Tage/Jahr]

45

59

Heiße Tage [Tage/Jahr]

9

17

Tropennächte [Tage/Jahr]

0

2

Frosttage [Tage/Jahr]

70

50

Eistage [Tage/Jahr]

14

7

Sommerniederschlag [mm]

292

274

Höchste Tagestemperatur >30 °C

Höchste Tagestemperatur >25 °C

Niedrigste Tagestemperatur >20 °C

Niedrigste Tagestemperatur <0 °C

Höchste Tagestemperatur <0 °C

Niederschlagssumme Jun, Jul, Aug

Winterniederschlag [mm]

207

229

Starkniederschlag [Tage/Jahr]

6

7

Niederschlagssumme Dez, Jan, Feb

Niederschlag >20 mm/Tag

Trockenperioden [Perioden/Jahr]
4 aufeinanderfolgende Trockentage mit
Niederschlag <1 mm

34

37

Min: 10,7
Max: 11,5
Min: 53
Max: 71
Min: 14
Max: 25
Min: 0
Max: 5
Min: 39
Max: 61
Min: 5
Max: 12
Min: 256
Max: 311
Min: 202
Max: 256
Min: 6
Max: 8
Min: 25
Max: 51

Ferne Zukunft
(2071 - 2100)
13,7
90
41
18
26
2
237
251
9
34

25 |

Min: 12,8
Max: 14,2
Min: 55
Max: 103
Min: 23
Max: 51
Min: 12
Max: 28
Min: 11
Max: 34
Min: 1
Max: 3
Min: 204
Max: 305
Min: 219
Max: 267
Min: 7
Max: 10
Min: 30
Max: 49

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Windgeschwindigkeiten sind im analysierten Datensatz der verwendeten Modelle nicht
berechnet worden, sodass keine lokalspezifischen Aussagen über die zukünftig möglichen
Entwicklungen des Windfelds in Lahr getroffen werden können. Für den Landkreis Ortenaukreis
insgesamt ergeben Analysen des Climate Service Center Germany - je nach Modell und Szenario
- bezogen auf den Referenzzeitraum von 1971-2000 eine unveränderte Entwicklung oder eine
leichte Tendenz zur Abnahme der Windgeschwindigkeiten 14. Die Ergebnisse sind allerdings
statistisch nicht robust und weisen eine erhöhte Unsicherheit mit großer Schwankungsbreite der
Modellergebnisse auf.

2.4.3 Zusammenfassung der Klimaveränderungen
Die beobachteten und erwarteten Klimaänderungen lassen sich für die Stadt Lahr wie folgt
zusammenfassen:
Es wird wärmer und trockener!
»

»

»

Die Jahresdurchschnittstemperatur hat in den letzten 72 Jahren im Mittel um
ca. 1,8 °C zugenommen. Ein weiterer Anstieg um bis zu 3,7 °C ist bis 2100 zu
erwarten.
Die Anzahl der Frost- und Eistage hat rapide abgenommen. Die Anzahl der
Frosttage hat sich in den letzten 50 Jahren halbiert. Die Anzahl wird sich weiter
stark verringern. Sie kommen im Jahr 2100 nur noch halb so oft vor, wie in der
Referenzperiode von 1970-2000. Eistage wird es in Zukunft voraussichtlich nur
noch sehr vereinzelt geben.
Insgesamt haben die Jahresniederschlagsmengen in den letzten knapp 60
Jahren um ca. 10 % abgenommen, im Winter stärker als im Sommer. In der
Zukunft bis 2100: tendenziell mehr Regen im Winter aber noch weniger im
Sommer.

Mehr Extreme!
»

»

In den vergangenen Jahrzehnten wurde in Lahr eine deutliche Zunahme der
Hitze- und Sommertage verzeichnet. Dieser Trend wird sich bis 2100 fortsetzen
und Hitzeperioden werden häufiger. Die Anzahl der Sommertage hat sich mehr
als verdoppelt, eine weitere Verdoppelung bis Ende 2100 ist prognostiziert. Die
Anzahl der heißen Tage wird sich voraussichtlich vervierfachen.
Trockenperioden haben in den letzten knapp 60 Jahren um ca. 10 %
zugenommen. Die Modelle zeigen für die zukünftige Entwicklung unsichere
Ergebnisse. Es wird kein eindeutiger Trend angezeigt.

Climate Service Center Germany (2023): GERICS Klimaausblick für Landkreis Breisgau Hochschwarzwald. Online:
https://share.hereon.de/index.php/s/6m2gCbCoj2o2oCP/download?path=&files=gerics_klimaausblick_08317_versio
n_1.0_deutsch.pdf (Abgerufen: 10/2023).
14

26 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

»

Während Tropennächte in der Vergangenheit pro Jahr vereinzelt beobachtet
wurden, treten diese in Lahr aktuell schon häufiger auf – Tendenz steigend. Eine
weitere deutliche Zunahme der Anzahl von Tropennächten wird bis 2100
erwartet.

Uneindeutige Lage bei Starkregen und Sturm.
»

»

Beobachtungen aus der Umgebung sowie die Gesamtprognose für den
Ortenaukreis deuten eine gleichbleibende Entwicklung des Klimas hinsichtlich
Wind und Sturm an. Die Prognose ist jedoch aufgrund der Datenlage und
großer Schwankungsbreite in den Modellen unsicher.
Beobachtungen der letzten 72 Jahre zeigen eine leichte Abnahme von
Starkregenereignissen. Die Prognosen für die nahe und ferne Zukunft gehen
von einer leichten Zunahme der Häufigkeit von Starkregenereignissen aus.
Auch hier sind die Modellergebnisse mit Unsicherheiten behaftet.

27 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

3. Beteiligungsprozess
Im Rahmen des Beratungsprozesses wurden relevante Akteur:innen aus der Verwaltung,
Vertreter:innen der politischen Gremien und Bürger:innen der Stadt Lahr in den Prozess
eingebunden, um Wissenstransfer zu ermöglichen, für Klimaveränderungen und deren Folgen
und Risiken zu sensibilisieren und um die Akzeptanz von Handlungsempfehlungen zu steigern.
Die Ergebnisse aus dem Beteiligungsprozess sind in die Erstellung des
Klimaanpassungskonzeptes maßgeblich eingeflossen. Die verschiedenen Bausteine des
Beteiligungsprozesses sind in Abbildung 12 dargestellt.

Abbildung 12: Darstellung des Beteiligungsprozesses zur Erstellung der Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr.
Quelle: Klima Plus

28 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

3.1

Erfassung der Ausgangssituation und Betroffenheiten

Im Rahmen von sieben Gesprächen mit Expert:innen aus den klimarelevanten Bereichen der
Verwaltung wurde die Ausgangsituation und bestehende Maßnahmen der Stadt Lahr erhoben. In
den Gesprächen wurden die aktuellen lokalspezifischen Auswirkungen des Klimawandels erfasst
und bereits bestehende Maßnahmen zur Klimawandelanpassung erhoben. Die Ergebnisse der
Gespräche wurde protokolliert und sind in die Erstellung des Klimaanpassungskonzeptes mit
eingeflossen.

3.2

Screening der Auswirkungen des Klimawandels

Zum Auftakt des Prozesses zur Erstellung der Klimarisikoanalyse fand ein erster Workshop unter
Beteiligung der Verwaltung, Vereinen, Verbänden und Vertreter:innen der politischen Gremien
statt. Ziel des Workshops war es, Handlungsfelder mit einer besonders großen Betroffenheit zu
identifizieren und für den weiteren Prozess zu priorisieren.
Hierbei stand die Erhebung der lokalspezifischen Betroffenheiten sowie der fach- und
handlungsfeldübergreifende Austausch im Fokus. Mit Hilfe des Screeningtools wurde die aktuelle
Betroffenheit in der Stadt Lahr und die Betroffenheit in der nahen Zukunft (2051-2070) ohne
Anpassungsmaßnahmen unter dem „weiter-wie-bisher“ Szenario (RCP 8.5) anhand von 10
ausgewählten Handlungsfeldern bewertet. Die im Workshop nicht durch Fachpersonen
vertretenen Handlungsfelder wurden im Nachgang einzeln bewertet.
Die Ergebnisse des Screenings sind im Kapitel 4.1 beschrieben.

3.3

Erfassung und Bewertung der Klimarisiken

Zur Erfassung und Bewertung der Klimarisiken in den priorisierten Handlungsfeldern fand ein
zweiter Workshop statt. Um die Bewertung auf eine breite Basis zu stellen, wurden hier zusätzlich
zum Fachpublikum des ersten Workshops auch die Zivilgesellschaft eingeladen.
Im Rahmen des Workshops wurden die im Vorfeld erarbeiteten Wirkungsketten zu den
priorisierten Handlungsfeldern diskutiert, überarbeitet, ergänzt und plausibilisiert. Die
Klimarisiken in den Handlungsfeldern wurden anhand einer dreistufigen Skala bewertet. Auch
hier wurden die Handlungsfelder, die nicht durch ausreichend Fachpersonen vertreten waren
durch Ansprache verwaltungsinterner Fachpersonen nachträglich plausibilisiert.
Die Methoden und Ergebnisse der Erfassung und Bewertung der Klimarisiken sind im Kapitel 4.2
beschrieben.

3.4

Verwaltungsinterne Kerngruppe

Zur Prozessbegleitung und Entscheidungsfindung wurde eine verwaltungsinterne Kerngruppe
eingerichtet in der folgende Organisationseinheiten aus der Verwaltung vertreten waren:
Stabsstelle Umwelt, Amt für Soziales, Bildung und Sport, Stabsstelle Feuerwehr und
Bevölkerungsschutz, Abt. Gebäudemanagement, Abt. Tiefbau sowie Stadtplanungsamt.

29 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Die Kerngruppe traf innerhalb der Laufzeit des Projektes drei Mal zusammen. Ziel der Kerngruppe
war es, ein tieferes Verständnis über die angewendeten Methoden im Prozess zur Erstellung der
Klimarisikoanalyse zu erlangen, Prozessentscheidungen zu fällen und die Befähigung als
Wissensträger:innen und Multiplikator:innen innerhalb der städtischen Verwaltung aufzutreten.
In der Kerngruppe wurde die Priorisierung der Handlungsfelder diskutiert und die
Anpassungskapazitäten der Stadt Lahr in den jeweiligen Handlungsfeldern erfasst. Für
Handlungsfelder die nicht in der Kerngruppe vertreten waren, wurde die Anpassungskapazität
durch Ansprache verwaltungsinterner Fachpersonen nachbewertet.

Abbildung 13: Bilder des Beteiligungsprozesses zur Erstellung des Klimarisikoanalyse in Lahr.
Fotos: Klima Plus

30 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

4. Betroffenheitsanalyse
4.1

Screening und Priorisierung

Die Auswahl der zehn klimarelevanten Handlungsfelder für die Stadt Lahr orientiert sich an der
Anpassungsstrategie des Landes Baden-Württemberg, mit für den kommunalen Kontext
notwendigen Anpassungen und Ergänzungen. Die Erfassung der Betroffenheiten berücksichtigt
sowohl die langsam eintretenden, chronischen Klimafolgen, als auch plötzlich auftretende, akute
Klimafolgen wie zum Beispiel Starkregen.
In Lahr sind alle Handlungsfelder aktuell mit mindestens mittlerer Betroffenheit bewertet. In
Zukunft wird in allen Handlungsfeldern eine hohe oder sehr hohe Betroffenheit erwartet. Die
Einschätzungen der verschiedenen Interessensgruppen (Politik, Verwaltung, Zivilgesellschaft)
innerhalb des Beteiligungsprozesses decken sich hierbei weitgehend. Tabelle 2 fasst die
Bewertungen der Betroffenheiten zusammen.
Tabelle 2: Bewertung der Betroffenheiten anhand 10 relevanter Handlungsfelder für die Stadt Lahr.

Handlungsfeld

Aktuelle Betroffenheit

Betroffenheit in der
nahen Zukunft (2050)

Wasser

Hoch

Sehr hoch

Land & Forstwirtschaft

Hoch

Sehr hoch

Naturschutz & Biodiversität

Hoch

Sehr hoch

Gesundheit & Soziales

Mittel-Hoch

Sehr hoch

Bevölkerungsschutz

Hoch

Hoch

Bauen & Wohnen

Hoch

Hoch

Stadt- & Raumplanung

Hoch

Hoch

Verkehr

Mittel-Hoch

Hoch

Wirtschaft & Gewerbe

Mittel-Hoch

Hoch

Tourismus

Mittel

Hoch

Aufgrund der zukünftig durchgehend hohen bis sehr hohen Betroffenheiten werden alle
Themenbereiche für die detaillierte Erhebung der Klimarisiken berücksichtigt. Für die Erstellung
der Wirkungsketten werden die Handlungsfelder Tourismus und Wirtschaft & Gewerbe
zusammengefasst und um den Wirkbereich der Landwirtschaft ergänzt (s. Kapitel 4.2).

31 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

4.2

Klimarisiken nach Handlungsfeldern

Klimarisiken in Lahr werden mit Hilfe von acht Wirkungsketten (s. Kap. 4.1), analysiert. Ziel der
Wirkungsketten ist es, Beziehungen von klimatischen Einflüssen, die Wirkungen und Folgen
haben, zu konkreten lokalspezifischen Klimarisiken in Lahr herzustellen. Jede Wirkungskette
visualisiert für spezifische Wirkbereiche im jeweiligen Handlungsfeld klimatische Einflüsse,
Klimawirkungen und Klimarisiken und setzt diese in kausale Verbindung zueinander.
Grundlage der Wirkungsketten bildet die quantitative Analyse der klimatischen
Ausgangssituation, mit den in Lahr beobachteten und zu erwartenden Klimaänderungen (s. Kap.
2.4.3). Die Darstellung der klimatischen Einflüsse je Handlungsfeld erfasst die Gefährdung der
Stadt, wie zunehmende Trockenheit, saisonale Niederschlagsverschiebung, zunehmende
Durchschnittstemperatur,
Zunahme
der
Anzahl
der
Tropennächte,
häufigere
Extremwetterereignisse und Anstieg von Hitzetagen. In den Handlungsfeldern werden die
wesentlichen Klimawirkbereiche wie beispielsweise Flora und Fauna im Handlungsfeld
Naturschutz und Biodiversität definiert. Über die Erläuterung der Auswirkungen in den einzelnen
Bereichen werden die vorhandenen Betroffenheiten von Menschen, Infrastruktur, Ökosystemen,
Gebäuden und Einrichtungen gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels dargestellt
(Exposition). Darüber hinaus werden die aus den Wirkzusammenhängen resultierenden Risiken
je Handlungsfeld gemäß ihrer potenziellen Schadenshöhe und Eintrittswahrscheinlichkeit
anhand einer dreigliedrigen Skala bewertet und in ein geringes, mittleres oder hohes Risiko ohne
Anpassung eingeteilt.
Neben den Auswirkungen des Klimawandels wird auch die bestehende Anpassungskapazität in
den Handlungsfeldern dargestellt. Als Anpassungskapazität wird die Fähigkeit von Institutionen
und Menschen bezeichnet, sich auf potentielle Schäden einzustellen, Vorteile zu nutzen oder auf
Auswirkungen zu reagieren 15. Auf kommunaler Ebene werden hierfür die in der Verwaltung zur
Verfügung stehenden Ressourcen und Fähigkeiten, wie beispielsweise Anpassungswissen,
Motivation und Kompetenzen, Zuständigkeiten, Organisationsstrukturen sowie die finanziellen
und personellen Mittel, um sich auf potentielle Schäden einzustellen und Vorteile zu nutzen,
zusammengefasst. Die Anpassungskapazität wurde anhand von Leitfragen erhoben und wird für
alle Handlungsfelder dargestellt.

Deutsches Institut für Normung e. V. (2021): Anpassung an den Klimawandel - Vulnerabilität,
Auswirkungen und Risikobewertung (DIN EN ISO 14091:2021-07).
15

32 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

4.2.1 Bauen & Wohnen
Das Handlungsfeld Bauen und Wohnen ist insbesondere von Extremwetterereignissen wie
Hitzewellen, Stürmen, Hagelschlag oder Überflutungen betroffen. Diese können erhebliche
Schäden an privaten und öffentlichen Gebäuden verursachen und damit nicht nur deren Nutzung
beeinträchtigen, sondern auch Menschen und deren Gesundheit gefährden. Aufgrund des
Klimawandels fallen Extremwetterereignisse häufiger und intensiver aus, sodass solche Schäden
bzw. Gefährdungen potenziell verstärkt auftreten können. Zu betonen ist außerdem, dass nicht
alle potenziellen Schäden und Gefährdungen durch Versicherungen abdeckbar sind.
Neben den steigenden Durchschnittstemperaturen, der zunehmenden Anzahl an Hitzetagen und
Tropennächten, haben in Lahr die saisonale Niederschlagsverschiebung und die zunehmende
Trockenheit einen erheblichen Einfluss auf das Handlungsfeld Bauen und Wohnen.
Die steigende Trockenheit und Durchschnittstemperatur bedeuten einen erhöhten Bedarf an
Kühlung und Lüftung in Wohngebäuden, was wiederum zu steigendem Energieverbrauch führt.
Dies hat nicht nur finanzielle Auswirkungen durch höhere Energiekosten, sondern trägt auch zu
zusätzlichen CO2-Emissionen und weiterer Erwärmung im Stadtgebiet bei. Die hohe thermische
Wärmebelastung kann je nach Gebäude zu Einschränkungen in der Nutzung von Räumlichkeiten
und sinkender Aufenthaltsqualität führen. Auch die kommunalen Liegenschaften (Schulen,
Kindergärten, Verwaltungsgebäude) und öffentliche Einrichtungen sind davon betroffen. Die
Entwicklung bringt gesundheitliche Risiken besonders für vulnerable Gruppen (sozial
Benachteiligte, chronisch Kranke, Kinder unter 6 Jahren, Senioren über 65 Jahren, Obdachlose
und geflüchtete Menschen) mit sich (siehe auch Handlungsfeld Gesundheit & Soziales).
Die höhere Kostenbelastung zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels im Gebäudebestand
birgt das Risiko zur sozialen Spaltung in der Bevölkerung beizutragen. Die zunehmend
Hitzebelastung gefährdet die Lebensqualität der städt. Bevölkerung und den gewohnten
Lebensstandard.
Die Kosten durch Sanierung und Instandhaltung von Gebäuden steigen infolge von
klimabedingten Schäden, während Investitionen in Präventionsmaßnahmen, wie
Hochwasserschutz, zusätzliche finanzielle Belastungen für die Kommune mit sich bringen.
Aufgrund einer veränderten Wasserverfügbarkeit und des Absinkens des Grundwasserspiegels
kann es bei Wassermangel zu Schäden an der Gebäudebegrünung kommen. Ein erhöhter
Bewässerungs- und Kostenbedarf und damit einhergehende sinkende Attraktivität der
Gebäudebegrünung oder auch Grasflächenpflege können die Folge sein. Es besteht das Risiko
eines zunehmenden Biodiversitätsverlust (bei Tieren und Pflanzen).
Auch Extremwetterereignisse, wie Starkregen und Sturm, werden in Lahr zukünftig leicht
zunehmen. Einhergehend mit einer zunehmenden Überschwemmungsgefahr, Wasserschäden
an Gebäuden (z.B. durch volllaufende Keller) und Herausforderungen für das Kanalsystem.
Steigende (Investitions-) Kosten für Prävention z.B. (Hochwasserschutz, Sanierung) und
Gefahrenabwehr sind die Folge.
Die höchste Risikobewertungen (drei Punkte) im Handlungsfeld Bauen und Wohnen entfallen auf
die Klimafolgen:

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

»
»
»
»
»

Steigender Bedarf an Kühlung und Lüftung (inkl. Kosten)
Steigender Energieverbrauch, der mit mehr CO2-Emissionen einhergeht und
eine zusätzliche Erwärmung begünstigt
Gesundheitliche Risiken für alle, besonders aber für vulnerable Gruppen (Kinder
und Senior:innen)
Kosten durch Sanierung und Instandhaltung der Gebäude
Zunehmende Biodiversitätsverluste (Tiere und Pflanzen) z.B. durch
Schottergärten

Anpassungskapazität im Handlungsfeld Bauen & Wohnen
Im Gebäudemanagement ist das Wissen über den Klimawandel und seine Auswirkungen in Lahr
grundsätzlich vorhanden, muss sich aber weiterentwickeln. Aktuell sind nicht alle Stellen besetzt.
Im Energiemanagement ist auch intern Wissen zur Anpassung an den Klimawandel vorhanden,
allerdings kann es aufgrund fehlender zeitlicher Kapazitäten nicht angewendet werden. Die
Begrünung wird bei Neubauten berücksichtigt. Für neue (Klimaanpassungs-) Maßnahmen fehlen
oft die Ressourcen. Finanzielle und personelle Ressourcen für städtische Gebäude sind insgesamt
oft nicht vorhanden. Die Einbindung von externen Planern und Architekten sowie Fachwissen von
außen ist notwendig, aber finanziell oft nur schwierig darstellbar.
Im Fachbereich der Stadtplanung, insb. für das Themenfeld (Neu-) Planung (B-Pläne,
Flächennutzungsplan) sind die Möglichkeiten und Kompetenzen für Klimawandelanpassung
vorhanden. Die Bauberatung der Stadt zu Projekten von Dritten wird (seit Corona) weniger
wahrgenommen als früher. Das Thema der Klimawandelanpassung spielt bei Architekten und
Bauherren bisher eine untergeordnete Rolle: Grünflächen werden oftmals überbaut oder
versiegelt. Das Problembewusstsein und die Kompetenz zur klimaangepassten Gestaltung im
Freiraumbereich sind gering. Für den Bereich Neubau ist die Anpassungskapazität insgesamt im
mittleren Bereich.
Bezüglich der Fachabteilung Tiefbau überschreitet bereits die Bestandspflege ohne Einbezug der
Klimawandelauswirkungen die zur Verfügung stehenden personellen Kapazitäten. Insgesamt
sind zu wenig Kapazitäten vorhanden, bei einer wachsenden Stadt.
Die Anpassungskapazität im Handlungsfeld Bauen und Wohnen wird insgesamt als „gering“ bis
„mittel“ eingeschätzt.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Abbildung 14: Wirkungskette zum Handlungsfeld Bauen und Wohnen.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

4.2.2 Forstwirtschaft
Waldökosysteme sind unmittelbar von Klimaveränderungen betroffen. Die Auswirkungen
variieren regional erheblich. Faktoren wie die Höhenlage und die Ausrichtung (z.B. Hangneigung)
von Waldgebieten spielen dabei eine wichtige Rolle. Insbesondere Temperatur- und
Niederschlagsveränderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel, sowie die Veränderung
der Häufigkeit und Intensität von Extremereignissen, haben negative Auswirkungen auf die
Waldökosysteme.
Besonders gefährdet sind Arten mit geringer ökologischer Toleranz, die sehr spezifische
Anforderungen an ihre Lebensbedingungen haben. Selbst geringfügige klimatische oder
standörtliche Veränderungen können sich auf diese Arten auswirken. Hierbei sind vor allem
langlebige, immobile Arten, hauptsächlich Bäume, am stärksten betroffen, da sie sich den sich
schnell ändernden Umweltbedingungen nicht entziehen können. Jede Baumart hat aufgrund
ihrer ökologischen Anforderungen ein bestimmtes Gebiet besiedelt oder eine Nische gefunden.
Die hohe Geschwindigkeit des aktuellen und zukünftigen Klimawandels übersteigt jedoch das
Anpassungspotential vieler Baumarten, was insgesamt das Risiko von Ausdünnung und Ausfall
von Bäumen birgt.
In Lahr besteht das Risiko für einen reduzierten Waldzuwachs oder sogar einen verstärkten Ausfall
von Bäumen und mehr Totholz mit zunehmender Trockenheit und stärker ausgeprägten
Hitzeperioden. Trockenstress, ausgelöst durch Hitzebelastung sowie Dürrephasen, und die damit
in Verbindung stehenden Probleme bei der Nährstoffrückführung, gehören zu den Auswirkungen
der veränderten klimatischen Bedingungen, hemmen den Waldzuwachs und führen zu einer
zunehmenden Krankheitsanfälligkeit von Bäumen und mehr Schadholz im Bestand. Durch in
Zukunft mildere und kürzere Winter wird das Auftreten von (neuen) Schädlingen und (Pilz-)
Krankheiten gefördert, die Bäumen zusätzlich schaden können und das Risiko von mehr Totholz
weiter verstärken. Wenn keine effektiven Maßnahmen zum Waldumbau ergriffen werden, besteht
in Lahr das Risiko der Baumartenminimierung, mit der Durchsetzung dominanter (ggf.
unerwünschter) Baumarten. Die Artenzusammensetzung des Waldes wird sich ändern, entweder
gesteuert und geplant oder natürlich. Klimatische Veränderungen wie eine veränderte
Wasserverfügbarkeit und eine längere Vegetationsperiode können zu mehr unerwünschter
Begleitvegetation führen. Je nach Entwicklungszielvorgabe des Waldes (z.B. ein
klimaangepasster Mischwald mit trockenresistenten Arten) muss unerwünschte
Begleitvegetation, ggf. mit Personalaufwand zurückgedrängt werden. Der klimaangepasste
Waldumbau steht im Spannungsfeld zwischen Wirtschaftsinteressen und Naturschutz und birgt
ein großes Risiko für Konflikte.
Das in Zukunft insgesamt mildere Winterhalbjahr führt zu einer verstärkten Vermehrung von
Wildschweinen und Rehwild, was das Risiko von zunehmenden Wildschäden im Wald birgt und
weiterhin das Verbissrisiko steigert. Neben den chronisch auftretenden Klimafolgen stellt die
Waldbrandgefahr eine potenziell akute Klimafolge dar. Die durch den Klimawandel
zunehmenden Dürrephasen und Hitzeperioden steigern das Risiko von Vegetationsbränden.
Waldbrände können zudem mit der Klimafolge von Personen- und Sachschäden in Verbindung
stehen. Durch stärker frequentiert auftretende Extremereignisse wie Starkregen, die zu extremen
Oberflächenabflussmengen führen können, erhöht sich die Erosionsgefahr an Forstwegen und

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Waldrädern. Insgesamt entstehen dadurch die Risiken von Sachschäden und erhöhtem
Personalaufwand zur Schadensbeseitigung. Insbesondere an Waldrändern und in der Nähe von
Bebauung sind größere Sach- oder sogar Personenschäden zu befürchten.
Das Risiko einer höheren Personalbindung steht in Verbindung zu zahlreichen Klimafolgen im
Handlungsfeld
Forstwirtschaft.
Aufgaben
wie
erhöhter
Pflegeaufwand
oder
Schadensbeseitigung, die aus Klimafolgen in Zukunft neu entstehen, müssen mit dem
vorhandenen Personal geleistet werden, das damit gebunden wird und nicht für Planaufgaben
zur Verfügung stehen kann. Arbeitsschutz und allgemeiner Personenschutz im Wald werden
aufgrund der Verantwortlichkeit bei Schäden von größerer Dringlichkeit sein.
Verknüpft mit vielen Klimafolgen und -Risiken steht das Risiko von Wirtschaftseinbußen. Mehr
Schadholz und Totholz, eine veränderte Holzzusammensetzung, höhere Personalbindung durch
erhöhten Pflegeaufwand und Sachschäden können die Wirtschaftlichkeit von Wirtschaftswäldern
in Lahr schmälern bzw. verursachen Kosten und erhöhen somit das Risiko von
Wirtschaftseinbußen.
Die höchsten Risikobewertungen im Handlungsfeld Forstwirtschaft entfallen auf die Klimafolgen:
»
»
»
»

Ausfall von Bäumen; mehr Totholz
Vermehrte Fällung von standunsicheren Bäumen
Konflikte mit Naturschutz
Höhere Personalbindung, durch erhöhten Pflegeaufwand oder
Schadensbeseitigung

Anpassungskapazität im Handlungsfeld Forstwirtschaft
Zusätzliche Pflegeaufgaben im Wald aufgrund der Klimaveränderungen können über bestehende
Personaldecke und fehlende finanzielle Ressourcen nicht durchgeführt werden. Diese müssten
extra bereitgestellt werden. Fachwissen und zuständige Personen (Revierleitung) für einen
klimaresilienten Waldumbau sind vorhanden. Wissen wird regelmäßig aktualisiert, z.B. durch
Besuch von Workshops und Lehrgängen zu Klimawandel und durch Fachzeitschriften. Weiterhin
gibt es regelmäßigen Austausch mit Revierleiter:innen im Ortenaukreis. Zur Umsetzung von
Maßnahmen fehlt es nicht an Fachwissen, sondern an Ressourcen.
Die eigentlich gute Ausgangsbedingung wird durch einen finanziell/personell beschränkten
Rahmen gehemmt. Förderprogramme können aktuell nur stark eingeschränkt in Anspruch
genommen werden, insb. wenn es um Stilllegungsflächen und Baumartenauswahl geht
(Stichwort: „klimaangepasstes Waldmanagement“). Exotische Baumarten werden ggf. in
Förderprogrammen ausgeschlossen. Hier besteht großes Konfliktpotential mit dem
Handlungsfeld Naturschutz. Insgesamt ist der Erfolg von Anpassungsmaßnahmen im Vergleich
zu anderen Handlungsfeldern schwer überprüfbar, da die Auswirkungen immer langfristig
angelegt sind (z.B. ist eine Baumgeneration mit einem Zeithorizont von 100 Jahren geplant).
Die Anpassungskapazität im Handlungsfeld Forstwirtschaft wird insgesamt im mittleren Bereich
eingeschätzt.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Abbildung 15: Wirkungskette zum Handlungsfeld Forstwirtschaft.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

4.2.3 Gesundheit & Soziales
Der Klimawandel wirkt sich auf vielfältige Weise direkt und indirekt auf die psychische und
physische Gesundheit von Menschen sowie deren zwischenmenschliche Interaktionen aus. Dabei
sind Extrem- und Hitzeereignisse sowie veränderte Artzusammensetzungen durch schleichende
Klimaveränderungen und die damit verbundene Übertragung und Freisetzung von
Krankheitserregern und Allergenen Auslöser von gesundheitlichen Konsequenzen 16. UVstrahlungsbedingter Hautkrebs, hitzebedingte Schäden zum Beispiel am Herz-Kreislauf-System
und Nieren oder vermehrte Todesfälle, Verletzungen und psychischen Schäden im Rahmen von
häufiger auftretenden Extremwetterereignissen gehören neben vielen weiteren Folgen zu den
prominentesten klimawandelbedingten Gesundheitsschäden 17. Den zweiten Schwerpunkt des
Handlungsfeldes betreffen soziale Ungleichheiten und Probleme, die aus körperlichen,
psychischen, sozialen und wirtschaftlichen Klimawandelbelastungen folgen 18. Weitere
wirtschaftliche Klimawandelfolgen, dem soziale Folgen nachgelagert sind, werden im
Handlungsfeld Wirtschaft, Gewerbe & Tourismus beschrieben.
In der Stadt Lahr bedeuten zunehmende durchschnittliche Lufttemperaturen und häufigeres
Auftreten von Tropennächten und Hitzeextremen eine thermische Belastung für den
menschlichen Körper. Die Hitzebelastung äußert sich, besonders bei älteren, vorerkrankten, aber
auch jungen und schwangeren Menschen, in eingeschränkten Körperfunktionen und einer
zunehmenden Anzahl von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Früh- und Fehlgeburten, sowie
hitzebedingten
Todesfällen.
Hohe
Temperaturen
schränken
zudem
das
Konzentrationsvermögen und damit die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz oder der Schule ein.
Besonders belastend stellen sich Arbeiten im Freien und in ungedämmten Gebäuden dar, sodass
Berufs- und Gesellschaftsgruppen in ihrem Arbeits- und Bildungsleben unterschiedlich stark
belastet sind, und eine Gefahr für die Bildungsgerechtigkeit und das Risiko sozialer Konflikte
darstellen (siehe unten). Durch vermehrt auftretende Tropennächte wird die nächtliche Erholung
verringert und die oben genannten körperlichen und mentalen Folgen verstärken sich.
Saisonale Niederschlagsverschiebungen führen in Lahr zu zunehmenden Überflutungen und
Überschwemmungen und bergen das Risiko von körperlichen Verletzungen während
Extremereignissen, psychischen Folgen in Form von Traumata, sowie dem (temporären) Verlust
des Wohnortes, sozialen Orten und Einrichtungen. Schließung von Bildungs- und sozialen
Einrichtungen (Jugend- und Senior:innentreffs, Spielplätze etc.) durch Extremwetterschäden und
verändertes Freizeitverhalten im Sommer, um der Hitzebelastung auszuweichen bedeuten eine
Einschränkung von sozialen Angeboten und damit soziale Defizite. Diese gehen mit einer
Zunahme psychischer Erkrankungen, sozialen Ängsten und sozialem Rückzug im Besonderen bei
Senior:innen, Kindern, jungen Menschen und Menschen mit wenigen Sozialkontakten einher. Um

Adrian G, Dietrich M, Esser B, Hensel A, Isermeyer F et al. (2023): Gemeinsam können wir den Auswirkungen des
Klimawandels begegnen. J Health Monit 8(S3): 3 – 6. DOI 10.25646/11390
17
Winklmayr C, Matthies-Wiesler F, Muthers S, Buchien S, Kuch B et al. (2023): Hitze in Deutschland: Gesundheitliche
Risiken und Maßnahmen zur Prävention. J Health Monit 8(S4): 3–34. DOI 10.25646/11645
18
Umweltbundesamt Österreich (2022): Soziale Folgen des Klimawandels in Österreich. Online:
https://www.klimawandelanpassung.at/newsletter/nl52/soziale-folgen-des-klimawandels (Abgerufen: 12/2023).
16

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

die Funktion sozialer- und Bildungsräume sicherzustellen, besteht Investitionsbedarf in die
Kühlung öffentlicher Räume.
Durch vermehrte Aufenthalte im Freien und dem Tragen kurzer Kleidung erhöht sich die UVExposition und damit die Fallzahlen von Sonnenstichen, Sonnenbränden und Hautkrebs. Dem
potentiellen Einfluss einer wissenschaftlich noch nicht endgültig nachgewiesenen Zunahme der
atmosphärischen UV-Strahlung wird im Vergleich zur Verhaltensänderung eine geringfügige Rolle
zugeschrieben.
Neben den direkten Wirkungen auf den menschlichen Körper haben ökosystemische
Veränderungen weitere gesundheitliche Auswirkungen. Verlängerte Vegetations- und
Pollenflugperioden erhöhen die Exposition zu Allergenen, führen zu einer Zunahme von Allergien,
wie Pollinosis und Sonnenallergien. Steigende Durchschnittstemperaturen und verlängerte
Vegetationsperioden führen zu einer Habitatausweitung invasiver Arten, die als Vektoren von
Krankheiten wie Denguefieber, Zoonosen oder Allergenen dienen können.
Zunehmende Hitzebelastung in anderen Teilen der Welt führen zu zunehmender Migration aus
den globalen Süden in den globalen Norden, die neben vielen Chancen auch Herausforderungen
mit sich bringt. Anhaltende Trockenphasen führen zur Verteuerung der Lebensgrundlagen, wie
beispielsweise Trinkwasser. Migration, steigende Kosten für lebensnotwendige Güter, soziale
Isolierung und die direkte Exposition zu Hitzebelastung und Extremwetterereignisse, die
potentiell ungleich zwischen Bevölkerungsgruppen verteilt sind, bergen das Risiko von
Segregation, ernstzunehmenden gesellschaftlichen Konflikten und sozialen Ungerechtigkeiten.
Auf Grund der genannten Klimawirkungen Hitzebelastung, Überflutungen, Überschwemmungen,
Stürmen und längere Trockenphasen besteht auch in der Stadt Lahr das Risiko des Verlusts der
Lebensgrundlagen.
Die höchste Risikobewertung im Handlungsfeld Gesundheit & Soziales entfällt auf die Klimafolge:
» Verlust der Lebensgrundlagen
Anpassungskapazität im Handlungsfeld Gesundheit & Soziales
Für den Bereich Gesundheit liegen die Zuständigkeiten beim Gesundheitsamt. Die
Steuerungsmöglichkeiten für die Stadt Lahr sind gering.
Die Anpassungskapazität im Bereich Gesundheit wird insgesamt als „gering“ bewertet.
Für den Bereich Soziales ist die Einflussnahme der Stadt Lahr auf öffentliche Gebäude durch
Baumaßnahmen (s. Kap. 4.2.1), sowie auf den Unterricht in Schulen möglich. Herausforderung
stellt hierbei die Tatsache dar, dass personelle Ressourcen für zusätzliche Aufgaben der
Klimawandelanpassung nicht vorhanden sind. Bei der Stadt selbst ist aktuell wenig Expertise zur
Klimawandelanpassung vorhanden. Es kann jedoch auf ein gutes Netzwerk zurückgegriffen
werden, um Wissen und Kompetenzen zu erweitern. Im Ernährungsbereich ist externe
Unterstützung vorhanden; der Arbeitskreis Klimawandel und Gesundheit (Ortenaukreis) besteht
(die Stabsstelle Umwelt vertritt die Stadt Lahr im Arbeitskreis) und widmet sich der Thematik
Klimawandelanpassung. Eine Hitzaktionsplanung ist ebenfalls in Planung. Bislang sind hierzu
noch keine konkreten Zuständigkeiten zur Umsetzung geklärt. Der Prozess zur
Hitzeaktionsplanung läuft bei der Stabsstelle Umwelt.
Die Anpassungskapazität für den Bereich Soziales wird insgesamt als „mittel“ bewertet.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Abbildung 16: Wirkungskette für das Handlungsfeld Gesundheit & Soziales.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

4.2.4 Naturschutz & Biodiversität
Im Handlungsfeld Naturschutz und Biodiversität stellt, zusammen mit der Übernutzung von Arten
und Flächendruck durch menschliche Systeme, der Klimawandel eine der Hauptstressoren für
Ökosysteme und Biodiversität weltweit und in Deutschland dar. Gleichzeitig können Schutz und
Wiederherstellung von Ökosystemen einen Beitrag zum Klimaschutz, wie die Renaturierung von
Mooren, aber auch zur Klimawandelanpassung, wie zum Beispiel die Renaturierung von
Flussläufen zur Nutzung als natürliche Überflutungsflächen darstellen. Gleichzeitig drohen durch
den Verlust gesunder Flora und Fauna der Verlust von Ökosystemfunktionen, wie die
Bereitstellung von Nährstoffen und Wasser für die Land- und Forstwirtschaft und damit auch
ökonomische Konsequenzen. Durch die Ausbreitung invasiver Arten, Parasiten und
krankheitsübertragenden Arten (Vektoren) drohen weitere wirtschaftliche und gesundheitliche
Risiken 19.
In Lahr werden im Zuge des Klimawandels höhere Durchschnittstemperaturen und zunehmend
niederschlagsarme und trockene Sommer erwartet. Diese klimatischen Veränderungen
bedeuten eine zunehmende Hitzebelastung, abnehmende Wasserverfügbarkeit und längere
Trockenperioden für Flora und Fauna. Gerade spezialisierte aquatische und amphibische Arten
können sich nicht oder nur langsam an steigende Wassertemperaturen und abnehmende
Gewässerqualität durch veränderte chemische und physikalische Parameter, wie Sauerstoff- und
Nährstoffgehalt anpassen, und werden zunehmend von konkurrenzstärkeren Ubiquisten und
invasiven Arten verdrängt. Bei Austrocknung gehen aquatische Lebensräume gänzlich verloren.
Aufgrund der Wassertemperatur schnell zunehmende Algen und (Cyano-) Bakterienpopulationen
verringern die Gewässerqualität weiter.
Auch terrestrische Ökosysteme reagieren empfindlich auf Hitze, Trockenstress und sinkende
Grundwasserspiegel. Bäume in Wäldern, Parks und Gärten werden zunehmend anfällig für
Krankheiten- und Parasitenbefall, die gerade in Bereichen mit geringer Artenvielfalt große
Flächen befallen können. Kranke, tote und trockene Bäume werden instabil und stellen bei Astund Baumbruch eine Gefahr für die Bevölkerung dar. Besonders im Stadtgebiet gehen durch
Baumverlust kühlende und landschaftsgestaltende Ökosystemfunktionen verloren. Verlängerte
Vegetationsperioden, erhöhte Wachstumsraten und kürzere Frostphasen in milden Wintern
führen möglicherweise zu erhöhten Wildtierpopulationen und Wachstumsraten von Pilzen und
Einzellern.
Generell bedeuten veränderte Wachstumsraten und Artzusammensetzungen Dysbalancen im
natürlichen Gleichgewicht von Ökosystemen und bieten das Risiko der Gefährdung bestehender
Biotope und Ökosysteme, beispielsweise durch erhöhten Wildtierverbiss. Veränderte
Standortfaktoren wie Wasserverfügbarkeit und Temperatur ermöglichen über veränderte
Konkurrenzen die Ausbreitung invasiver Arten. Der Verlust gesunder Ökosysteme geht häufig mit
eingeschränkten Ökosystemfunktionen einher. Beispielsweisen stellen gegeneinander

Bundesamt für Naturschutz (2020): Biodiversität und Klima: Naturschutz und Klimaschutz zusammen denken Öffentliches Fachgespräch im Umweltausschuss des Deutschen Bundestags zum Thema „Biodiversität und Klima“ am
12. Februar 2020.
19

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

verschobene Vegetationsperioden und Bestäuberflugzeiten, ein Risiko für die
Ökosystemfunktion Bestäubung dar.
Auch verändertes Vogelzug- und -brutverhalten auf Grund von milden Wintertemperaturen oder
Nahrungsverfügbarkeit ist zu erwarten. Häufiger auftretende Starkregenereignissen führen zu
Überflutungen, in deren Folge Larven und Laich abgeschwemmt werden und absterben. Dies
verändert ebenfalls die Artenzusammensetzung im Ökosystem.
Um die Folgen absinkender Grundwasserspiegel, Trockenperioden und erhöhte Anfälligkeiten
gegenüber Parasiten und Krankheiten in Lahr zu kompensieren und Baumsterben und -bruch
einzuschränken, sind in Forstwirtschaft und Grünflächenpflege in Lahr erhöhter Pflegeaufwand
von Nöten, der mit zusätzlichen Investitionen und erhöhten Kosten verbunden ist. Langfristige
Planungen und Abstimmungen können dabei unterstützen, um Konflikte und Umsatzeinbußen
in der Forstwirtschaft gering zu halten.
Die höchsten Risikobewertungen (mit zweieinhalb bis drei Punkten) im Handlungsfeld
Naturschutz & Biodiversität entfallen auf die Klimafolgen:
»
»
»
»
»

Veränderung der Artenzusammensetzung,
Baumsterben und Baumbruch,
Verlust wichtiger Ökosystemfunktionen,
Erhöhte Unterhaltskosten, Investitionen und Aufwand; und
Konflikte mit der Forstwirtschaft.

Anpassungskapazität im Handlungsfeld Naturschutz & Biodiversität
Personelle Ressourcen zur Anpassung sind nur in einem eng gesteckten Rahmen vorhanden (z.B.
zum Pflanzen von Bäumen, Wasserrückhaltung, Bewässerung, etc). Finanzielle Ressourcen zur
Umsetzung von zusätzlichen Maßnahmen fehlen hingegen. Wenn Maßnahmen verpflichtend
werden, z.B. über gesetzliche Vorgaben, dann ist die Umsetzung realistisch. Auf freiwilliger Basis
wird die Umsetzung von Maßnahmen schwierig.
Konzeptionell und planerisch ist die Stadt gut aufgestellt. Gute und schlüssige Konzepte sind
ebenso vorhanden wie Kompetenzen und Fachwissen. Klimaangepasstes Handeln wird in der
Abteilung mehr und mehr beachtet. Externe Personen, insb. in Hinsicht auf projektbezogene
Fachplanungen, können aus bekanntem Netzwerk hinzugezogen werden und die Kompetenzen
erweitern. Die Abteilung Öffentliches Grün und Umwelt der Stadt Lahr ist aktuell im Umbruch.
Klimawandelanpassung soll in Zukunft ein Schwerpunkt sein.
Der politische Wille zur Anpassung ist „gering bis mittel“ ausgeprägt. Innerhalb der städtischen
Verwaltung zur technischen Umsetzung von Maßnahmen eher „hoch“.
Insgesamt wird die Anpassungskapazität im Handlungsfeld Naturschutz & Biodiversität als
„mittel“ bewertet.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Abbildung 17: Wirkungskette für das Handlungsfeld Naturschutz und Biodiversität.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

4.2.5 Stadt & Raumplanung
Das Handlungsfeld Stadt- und Raumplanung ist zwar nicht direkt von den Folgen des
Klimawandels betroffen, trägt dem Themengebiet aber Rechnung hinsichtlich der
Betroffenheiten ihrer Schutzgüter wie Mensch, Wirtschaft, städtisches Grün und bauliche Umwelt.
Sie nimmt unter den Handlungsfeldern der Klimawandelanpassung eine Querschnittsrolle ein
und kann mithilfe ihrer Steuerungselemente einen großen Beitrag zur Anpassung an den
Klimawandel leisten (Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg
2023). Von Belang sind hierbei die zunehmende Hitzebelastung (zusätzlich verstärkt durch den
städtischen Wärmeinseleffekt) sowie einerseits Überflutungen infolge von Starkregen oder
Hochwasser und andererseits langanhaltende Trockenperioden. Die Auswirkungen hiervon
reichen von verminderter Aufenthaltsqualität öffentlicher Räume bis zu erheblichen Schäden an
Gebäuden und (kritischer) Infrastruktur bzw. Schädigungen von städtischem Grün.
Die Stadt Lahr ist von einer Vielzahl an Auswirkungen des Klimawandels im Handlungsfeld Stadtund Raumplanung betroffen. Hierbei lassen sich in die beiden Wirkbereiche Grün- & Freiflächen
und Städtische Strukturen unterscheiden.
Die
zunehmende
Trockenheit,
saisonale
Niederschlagsverschiebung,
steigende
Durchschnittstemperatur, Zunahme von Tropennächten und häufigere Extremwetterereignisse
haben erhebliche Auswirkungen auf die Stadt- und Raumplanung der Stadt Lahr.
Steigende Temperaturen und zunehmende Trockenheit gehen mit einer steigenden
Hitzebelastung, veränderter Wasserverfügbarkeit, sowie veränderten Vegetationsperioden und
längeren Trockenperioden im Sommer einher. Hiervon sind Grün- und Freiflächen besonders
betroffen. Neben einem erhöhten Trockenstress bei Pflanzen, der sich u.a. durch verbrannte
Grünflächen zeigt, treten verstärkt (neue) Schädlinge auf. Ein erhöhtes Baumsterben, sowie ein
steigender Pflege- und Bewässerungsbedarf des Stadtgrüns ist die Folge, einhergehend mit
steigenden Kosten für Investitionen (Maßnahmenumsetzung) und Bewirtschaftung. Auch
Gewässer fallen im Stadtgebiet trocken, was den Trockenstress zusätzlich erhöht.
Auch auf die Städtischen Strukturen hat der Klimawandel erhebliche Auswirkungen. Direkte
Sonneneinstrahlung und eine zunehmende Hitzebelastung führen dazu, dass ein Aufenthalt
außerhalb von Gebäude vermieden wird. Der Bedarf an Schutz- und Erholungsflächen steigt,
wodurch die Flächenkonkurrenz zwischen Stadtgrün und Infrastruktur intensiviert wird. Auch das
Risiko, dass Kaltluftschneisen (z.B. bei Nachverdichtung oder Ausweitung von Baugebieten)
verloren gehen, und/oder Hitzeinseln (v.a. in der Innenstadt) entstehen nimmt zu. Öffentliche
Räume werden in ihrer Nutzbarkeit eingeschränkt, wodurch es zur Überlastung noch nutzbarerer
öffentlicher Räume kommen kann. Gleichzeitig besteht das Risiko einer leeren Innenstadt,
dadurch dass die Bürger die Innenstadt meiden und diese somit für die ansässigen Gewerbe
uninteressant wird.
Durch die Zunahme an Extremwetterereignissen wie Überflutungen/Überschwemmungen und
auch Stürme, sind in Lahr Schäden an Infrastruktur und auch Bäumen zu erwarten. Verkehrswege
sind dadurch nur noch eingeschränkt nutzbar oder fallen komplett aus. Steigende
Investitionskosten (z.B. für Sanierung oder weitere Maßnahmenumsetzung) sind die Folge,
genauso wie Personen- und Sachschäden die ein zunehmendes Risiko bergen.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Die höchsten Risikobewertungen (drei Punkte) im Handlungsfeld Stadt- und Raumplanung
entfallen auf die Klimafolgen:
»
»
»
»
»
»
»

Steigende Investitionskosten (z.B. für Sanierung und Maßnahmenumsetzung)
Steigender Pflege- und Bewässerungsbedarf von Stadtgrün (inkl. Kosten)
Steigende Bewirtschaftungskosten
Sinkende Aufenthaltsqualität
Flächenkonkurrenz: Stadtgrün vs. Infrastruktur
Leere Innenstadt (Gewerbe)
Personen- und Sachschäden

Anpassungskapazität im Handlungsfeld Stadt- & Raumplanung
In der Planung für Neubauten (B-Pläne, Flächennutzungsplan, s. auch Kap. 4.2.1) sind
Möglichkeiten und Kompetenzen für Klimawandelanpassung vorhanden. Ressourcen für
Klimawandelanpassung - innerhalb gewisser Grenzen aufgrund von sehr dichter Agenda - sind
insgesamt verfügbar. Gesonderte Maßnahmen, die nicht nur mitgedacht, sondern neu geplant
werden müssen, bleiben als Erstes unberücksichtigt. Es gibt keine speziell für das Thema
Klimawandelanpassung zuständigen Mitarbeitenden. Hingegen wird das Thema über
Fortbildungen, Schulungen, etc. aufgegriffen.
Fachgutachter:innen aus vorhandenem Netzwerk (Energienutzung, Begrünung, Artenschutz, etc.)
werden hinzugezogen. Die Anpassungskapazität für Planung im Neubau ist mittel bis hoch, ohne
dabei die Gebäude des Bestands mitzuberücksichtigen.
Insgesamt wird die Anpassungskapazität im Handlungsfeld Stadt & Raumplanung als „gering“
bewertet.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Abbildung 18: Wirkungskette für das Handlungsfeld Stadtund Raumplanung.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

4.2.6 Verkehr
Das Handlungsfeld Verkehr umfasst Planung, Bau und Bewirtschaftung sowie Nutzung von
Verkehrsinfrastrukturen zum Transport von Personen und Gütern. Der Klimawandel wirkt sich vor
allem über die klimatischen Einflüsse der erhöhten Temperaturen, Hitze, zunehmende
Trockenheit, Starkregen und Forst-/Tauwechsel auf die Verkehrsinfrastruktur und das
Mobilitätsverhalten aus. Beispielweise können Hangrutschungen und Unterspülungen zur
Blockierung von Verkehrswegen führen. Die Hitzebelastung verändert insgesamt die Ansprüche
an Transportdienstleistungen im Öffentlichen Personennahverkehr (z.B. im Hinblick auf
Klimatisierung).
In der Stadt Lahr kommt es bei der Verkehrsinfrastruktur aufgrund der zunehmenden Hitze zu
einer Aufweichung des Asphalts. In kleinerem Maße spielen auch Hangrutschungen eine Rolle,
insbesondere an kleineren Straßen und Hohlwegen im Außenbereich. Insgesamt steigen die
Kosten für Reparatur und Instandhaltung der Verkehrsinfrastruktur.
Starkregen und Sturm führen zur Überflutung von Radwegen und Windwurf, auch wenn bisher
kein größeres Starkregenereignis die Stadt direkt betroffen hat. In beiden Fällen kann es zur
Blockierung von Verkehrswegen kommen und die Unfallgefahr steigt.
Die höheren Temperaturen führen auch zu positiven Effekten: zum einen werden weniger
Frostschäden festgestellt, zum anderen fallen die Kosten für Streudienste weg, da es nur noch
selten Bedarf dafür gibt.
Die zunehmende Hitze wirkt sich auch auf die Nutzung von unbeschatteten Rad- und Fußwegen
aus. Diese ist bei großer Hitzebelastung deutlich beeinträchtigt. Im Radverkehr weichen die
Nutzerinnen und Nutzer hier teilweise auf den Radweg entlang der Schutter aus, da dieser kühler
und entsprechend angenehmer zu fahren ist.
Beim Mobilitätsverhalten sind sowohl positive als auch negative Auswirkungen festzustellen. Als
Chance werden die steigenden Temperaturen für den Radverkehr gesehen, weil dieser bei
wärmeren Temperaturen stärker genutzt wird und somit die Chance für die Stärkung des
Umweltverbundes mit positiven Auswirkungen auf den Klimaschutz besteht.
Gleichzeitig beeinträchtigt sowohl der städtische Wärmeinseleffekt, als auch die Überhitzung der
Straßen durch die Klimaanlagen der Autos den Radverkehr. In den heißen Sommertagen
verlagern sich die Verkehrsströme in die frühen Morgen- und späten Abendstunden, was zu
längeren Lärmemissionen für die Anwohnenden führt. Die Nutzung von Klimaanlagen führt
gleichzeitig zu einem höheren Verbrauch an Treibstoffen und wirkt sich negativ auf den
Klimaschutz aus.
Aufgrund der insgesamten Zunahme des Verkehrsaufkommens sowie des geplanten Ausbaus
von Radwegen und Wärmenetzen wird in der Stadt eine hohe Flächenkonkurrenz zwischen dem
Ausbau von Grünflächen und Verkehrsflächen gesehen.
Die höchste Risikobewertung (mit 2,5 Punkten) im Handlungsfeld Verkehr entfällt auf die
Klimafolge:
» Flächenkonkurrenz (Grünflächen vs. Verkehrswege)

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Anpassungskapazität im Handlungsfeld Verkehr
Konzeptionell und aus Sicht personeller Ressourcen ist die Stadt Lahr gut aufgestellt. Es gibt ein
anspruchsvolles Verkehrskonzept inkl. einer Fachplanung für ein neues Rad- & Fußwegekonzept.
Bisher sind jedoch wenig konkrete Auswirkungen von Maßnahmen zu spüren, aufgrund fehlender
politischer Mehrheiten für die Umsetzung. Gesamtkonzepte sind beschlossen, bei einzelnen
Maßnahmen gibt es allerdings politische Interessenskonflikte, sodass die konkrete Umsetzung
bisweilen scheitert.
Aktuell ist kein Glasfaser- und Fern-/Nahwärmenetz vorhanden. Bei zukünftiger Verlegung sollten
Synergien für die Umsetzung neuer Verkehrskonzepte genutzt werden. Die Finanzierung, v.a. bei
Großprojekten und größeren Maßnahmen (z.B. werden für das ÖPNV Konzept Kosten im
Millionen-Bereich vermutet), stellt eine große Herausforderung dar. Im Handlungsfeld Verkehr
bestehen zum Teil Flächenkonkurrenzen zu Begrünungsmaßnahmen im Stadtgebiet.
Die Anpassungskapazität im Handlungsfeld Verkehr wird insgesamt als „gering bis mittel“
eingeschätzt.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Abbildung 19: Wirkungskette für das Handlungsfeld Verkehr.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

4.2.7 Wasser & Bevölkerungsschutz
Die Auswirkungen des Klimawandels treffen das Handlungsfeld Wasser auf vielfältige Weise: die
globale Erhöhung der Temperatur führt sowohl zu Problemen durch Wassermangel und
Niedrigwasser als auch zu Gefahren durch einen (kurzfristigen) Wasserüberschuss wie
beispielsweise Hochwasser oder Sturzfluten im Zusammenhang mit zunehmenden
Starkregenereignissen (Anpassungsstrategie des Landes Baden-Württemberg, 2023). 20 Die
Niedrigwassersituation aufgrund von Trockenheit wirkt sich auf die Energiewirtschaft, die
Wassergüte- und Wassermengenwirtschaft und die Gewässerökologie aus. Bei niedriger
Wasserführung belasten steigende Nähr- und Schadstoffkonzentrationen die aquatischen
Ökoysteme. Aufgrund der zunehmenden Temperaturen und abnehmender Fließgeschwindigkeit
steigt die Gewässertemperatur, teilweise fallen Gewässer in den Sommermonaten komplett
trocken, wodurch die ökologische Durchgängigkeit unterbrochen wird (ebd.).
Die Auswirkungen des Klimawandels im Handlungsfeld Wasser werden für die Stadt Lahr in den
drei Wirkbereichen Oberflächengewässer, Grundwasser und Entwässerungssystem erfasst. Bei
den Oberflächengewässern wirkt sich die zunehmende Durchschnittstemperatur auf steigende
Temperaturen in den Gewässern aus. Die zunehmende Trockenheit und Abnahme der
Niederschläge in den Sommermonaten führen zu Niedrigwasser (zum Beispiel in der Schutter).
Zusammen mit einem verstärkten Eintrag von Schadstoffen bei Starkregen ist hier ein
Wasserqualitätsverlust und Zunahme der Eutrophierung von Gewässern festzustellen.
Veränderungen im physikalisch-chemischen Gewässerzustand und der Abflussmenge führen zu
einer zunehmenden Erosion, was auch stark mit der Bewirtschaftung der umliegenden Flächen
zu tun hat. In Kombination kommt es zu einem Rückgang an Amphibien und aufgrund der
Austrocknung von Gewässern zu Fischsterben. In Kombination der verschiedenen Faktoren kann
dies zu einem Umkippen von Gewässern führen.
Im Wirkbereich Grundwasser führen längere Trockenphasen und steigende Temperaturen zu
einer abnehmenden Grundwasserneubildung. Der Grundwasserkörper unter der Stadt Lahr ist
sehr mächtig und die Abnahme ist bisher minimal. Die Ortsteile Reichenbach und Kuhbach
werden mit Trinkwasser aus Quellschüttungen versorgt. Hier ist ein deutlicher Rückgang der
Quellschüttungen feststellbar. Die Ortsteile sind an das Gesamtnetz angeschlossen, weshalb die
Versorgung hier gewährleistet ist. Allerdings führen die rückläufigen Quellschüttungen zu einer
Zunahme der Wasserhärte im Trinkwasser aufgrund veränderter Mischungsverhältnisse in der
Trinkwasserbereitstellung. Hieraus resultieren auch Nutzungskonflikte wie das
Wasserentnahmeverbot für einen Golfplatz in sommerlichen Trockenperioden. Bei Höfen im
Außenbereich fallen Quellen teilweise komplett trocken, wodurch die Trinkwasserversorgung
gefährdet wird.

Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg: Strategie zur Anpassung an den
Klimawandel in Baden-Württemberg. Online: https://um.baden-wuerttemberg.de/fileadmin/redaktion/mum/intern/Dateien/Dokumente/4_Klima/Klimawandel/Anpassungsstrategie.pdf (Abgerufen: 02/2024).

20

51 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Auf das Entwässerungssystem wirken sich vor allem die schwankenden Niederschlagsmengen
und längere Trockenperioden aus. Die leicht zunehmenden Starkregenereignisse führen zu einer
Überlastung der öffentlichen Kanalisation und Grabensysteme. Die Verstopfung von Gullys nach
langen
Trockenperioden
verschärft
die
Problematik.
Die
Überlastung
der
Mischwasserkanalisation führt zu einer erhöhten Schadstoffbelastung in den Gewässern und im
Boden. Aufgrund dieser Problematik steigt der Investitionsbedarf für die Ausweitung und
Sanierung der Kanalisation.
Die höchsten Risikobewertungen (mit zweieinhalb oder drei Punkten) im Handlungsfeld Wasser
entfallen auf die Klimafolgen:
»
»
»
»
»

Eutrophierung der Gewässer
Wasserqualitätsverlust in Gewässern
Fischsterben durch Austrocknung und Rückgang der Amphibien
Erhöhter Investitionsbedarf für Ausweitung der Kanäle
Trinkwasserknappheit (bei Höfen im Außenbereich)

Im Handlungsfeld Bevölkerungsschutz müssen die Organisationen des Bevölkerungsschutzes in
der Lage sein, mit einer zunehmenden Zahl an Extremereignissen wie Hochwasser, Starkregen
oder lang anhaltenden Hitzeperioden umzugehen. Hierbei muss der Bevölkerungsschutz die mit
häufigeren und möglicherweise auch parallel auftretenden Naturextremen verbundenen
Gefahrenpotenziale erkennen, Einsatzszenarien überdenken und die eigenen Kapazitäten
entsprechend anpassen, um angemessen reagieren zu können.
In der Stadt Lahr ist eine Zunahme der Einsätze von Rettungskräften in Hitzephasen feststellbar
und es kommt zu einer höheren Zahl an Hitzetoten. Diese und auch weitere klimabedingte
Erkrankungen (s. Handlungsfeld Gesundheit & Soziales) belasten das Gesundheitssystem.
Gleichzeitig steigt der Personalbedarf nicht nur aufgrund höherer Einsatzzahlen, sondern auch
aufgrund der erhöhten Belastung von Einsatzkräften (zum Beispiel der Feuerwehr) in
Hitzephasen. Die Hitzebelastung erschwert die Durchführung von Einsätzen enorm und macht
einen häufigeren Wechsel des Personals notwendig. Gleichzeitig besteht eine mangelnde
Deckung von Personal und Ausrüstung bei den Rettungskräften.
Längere Trockenperioden und abnehmende Wasserverfügbarkeit führen zu einer Zunahme der
Vegetationsbrände. Auch bei Überflutungen sind die Rettungskräfte im Einsatz. Das Risiko eines
Ausfalls von kritischer Infrastruktur wird bisher als eher gering eingeschätzt.
Die höchsten Risikobewertungen (mit zweieinhalb Punkten) im Handlungsfeld
Bevölkerungsschutz entfällt auf die Klimafolge:
» Höhere Zahl an Hitzetoten
Anpassungskapazität im Handlungsfeld Wasser & Bevölkerungsschutz
Ein Hochwasserrisikomanagement, inkl. bauliche Maßnahmen, wie das Rückhaltebecken
Kuhbach (HQ100) ist vorhanden. Die Hochwassergefahrenkarte wird in regelmäßigen Zyklen
aktualisiert. Bei Neurechnung könnte es sein, dass HQ100-Flächen nicht mehr aktuell sind, und

52 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

das Rückhaltebecken Kuhbach als unterdimensioniert bewertet wird. Bei Kanalsanierungen
werden höhere Abflüsse durch klimatische Änderungen des Niederschlagsregimes
mitberücksichtigt. Eine Starkregenanalyse ist zwingend notwendig, stellt aber auch einen
zusätzlichen Kosten- und Personalaufwand dar. Für die Starkregenanalyse und ein
Starkregenrisikomanagement gibt es bislang keine Vernetzung.
Die untere Wasserbehörde und das Regierungspräsidium werden als Netzwerkpartner in die
Thematik eingebunden und können unterstützen. Zusätzliches Wissen in Bezug auf
Anpassungsmaßnahmen kann sich angeeignet werden, die Hauptherausforderung sind auch hier
die personellen Ressourcen.
Für Projekte insg. gilt: Vergaberichtlinien wurden verschärft und sind in der Praxis zeitaufwendig.
Die Abteilung Siedlungswasserwirtschaft/Tiefbau bearbeiten Themenkomplex aktuell mit zwei
Personalstellen. Die Umsetzung zusätzlicher Aufgaben im Bereich der Klimawandelanpassung
stellt aus Sicht von Personalressourcen eine große Herausforderung dar.
Die Steuerungsmöglichkeiten der Stadt sind groß; Personelle Ressourcen zur Umsetzung von
Maßnahmen sind gering.
Die Anpassungskapazität im Handlungsfeld Wasser & Bevölkerungsschutz wird insgesamt im
mittleren Bereich gesehen.

53 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Abbildung 20: Wirkungskette für das Handlungsfeld Wasser und Bevölkerungsschutz.

54 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

4.2.8 Wirtschaft, Gewerbe & Tourismus
Das Handlungsfeld Wirtschaft, Gewerbe und Tourismus umfasst die ökonomischen Folgen des
Klimawandels. Neben den direkten Gewinneinbußen, stehen vielfältige Abwertungen des
Wirtschaftsstandorts Lahr im Mittelpunkt der Risikobetrachtung. Das Handlungsfeld Wirtschaft,
Gewerbe und Tourismus ist in drei Klimawirkbeziehungsbereiche unterteilt.
Wirkungsbeziehungen werden in den Unterbereichen Landwirtschaft, Gastronomie & Gewerbe
und Sommertourismus getrennt betrachtet und bewertet.
Zunehmende Trockenheit, saisonale Niederschlagsverschiebungen und die insgesamt
zunehmende Durchschnittstemperatur sind klimatische Einflüsse, die besonders stark in den
Bereich Landwirtschaft hineinwirken. Die landwirtschaftlich relevanten Klimawirkungen in Lahr
sind vielfältig. Hitzebelastung und eine geringere Wasserverfügbarkeit kann zu Hitze- und
Trockenschäden führen. Sonnenbrand tritt als weitere Klimafolge bei starker Sonnenstrahlung,
die häufig mit Hitzewetterlagen einhergeht, auf. Im Weinanbau kann Hitzebelastung in
Säureabbau der Trauben resultieren. Steigender Pflege-, Bewässerungs- und Kühlungsbedarf
bzw. die veränderte Qualität von Endprodukten verursachen Kosten bzw. können die
Wirtschaftlichkeit von Agrarprodukten schmälern und erhöhen somit das Risiko von
Wirtschaftseinbußen. Im schlimmsten Fall müssten in Zukunft besonders benachteiligte
Standorte aufgegeben werden.
Durch in Zukunft mildere und kürzere Winter und dadurch längere Vegetationsperioden wird das
Auftreten von (neuen) Schädlingen und Krankheiten gefördert, was die Notwendigkeit des
Ausbringens von zusätzlichen Pflanzenschutzmitteln und damit einem erhöhten,
kostenintensiveren Pflegebedarf nötig macht oder zu Ernteausfällen führt. Resultierende Risiken
sind Wirtschaftseinbußen.
Ein insgesamt verändertes, milderes Winterhalbjahr birgt die Gefahr von Frostschäden durch
Spät- oder Wechselfrost. Spontan mögliche Wetterwechsel in der Erntesaison resultieren in
steigendem Personal- und Materialaufwand, da ggf. Doppelstrukturen geschaffen werden
müssen, um für jedes (Ernte-) Szenario gewappnet zu sein. Erschwerte Arbeitsbedingungen als
Folge einer größeren Hitzebelastung trifft insbesondere den Bereich Landwirtschaft, da hier viele
zum Teil körperlich anspruchsvolle Arbeiten im Außenbereich erfolgen müssen.
Die höchsten Risikobewertungen (drei Punkte) im Wirkbereich Landwirtschaft entfallen auf die
Klimafolgen:
»
»

Steigender Pflege- und Bewässerungsbedarf
Verlust von Standorten

Zunehmende Durchschnittstemperaturen sowie häufigere und intensivere Extremereignisse sind
klimatische Einflüsse, die besonders stark in den Bereich Gastronomie & Gewerbe hineinwirken.
Starkniederschläge oder Stürme können Gebäude oder Betriebsstätten beschädigen, zu
Produktionsausfall oder einer (temporären) Schließung führen und im Extremfall arbeitende
Personen in Gefahr bringen. In Zukunft besteht für Gastronomie & Gewerbe ein erhöhtes Risiko
von Wirtschaftseinbußen durch Extremereignisse.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Durch eine stärkere Hitzebelastung In Lahr steigen die Risiken von einem steigenden Pflege-,
Bewässerungs- und Kühlungsbedarf in entsprechenden Branchen. Auch eine verminderte
Leistungsfähigkeit von arbeitenden Personen bis hin zu einer potenziellen Gefährdung bzw.
erschwerte Arbeitsbedingungen können auf ein verändertes Klima mit einer stärkeren
Hitzebelastung zurückgeführt werden.
Meidung bestimmter Tageszeiten oder saisonalen Zeiten für das Einkaufen spiegeln sich in einem
insgesamt angepassten Einkaufsverhalten von Konsument:innen wider. Unbekannte
Hitzebelastung oder Temperaturschwankungen könnten in Zukunft größere Anforderungen an
Materialien z.B. in Industrie oder verarbeitendem Gewerbe stellen. Die Stadt Lahr könnte aus
Sicht von Gastronomie & Gewerbe bei Nichtanpassung durch eine zukünftig stärkere
Hitzebelastung als Standort an Attraktivität verlieren. Viele Branchen in Lahr sind insgesamt mit
einem erhöhten Risiko von Wirtschaftseinbußen konfrontiert.
Im Wirkbereich Gastronomie & Gewerbe ergibt sich keine Risikobewertung auf der höchsten Stufe
(drei Punkte).
Für den Tourismus in Lahr ergeben sich in Zukunft mit fortschreitendem Klimawandel zahlreiche
Risiken. Zunehmende Durchschnittstemperaturen und eine höhere Anzahl an Tropennächten
führt zu einer Hitzebelastung von Tourist:innen (insb. bei Outdooraktivitäten und
Städtetourismus) und arbeitenden Personen in der Tourismusbranche. Saisonverschiebungen,
eine höhere Nachfrage nach wasserbezogenen Aktivitäten und eine verminderte
Badewasserqualität können weiterhin Klimafolgen von höheren Temperaturen sein, die den
Bereich Sommertourismus beeinflussen. Es wird deutlich, dass ein potentiell verändertes
Verhalten von Tourist:innen mit einem Interesse an anderen Freizeitangeboten & Abwanderung
von Tourismusgruppen in andere Regionen auch klimawandelinduziert ist und das Risiko eines
insgesamten Verlusts von Tourismusstandorten in Lahr in Zukunft stark erhöht ist.
Hitzebelastung spielt hierbei eine zentrale Rolle.
Ein weiterer Klimaeinfluss auf den Bereich Tourismus ist die zunehmende Trockenheit und damit
einhergehende niedrige Wasserstände von Badegewässern und anderen touristisch genutzten
Oberflächengewässern in Lahr. Touristisch nicht nutzbare Gewässer, aufgrund niedriger
Wasserstände oder schlechter Wasserqualität, können den Sommertourismusstandort Lahr
unattraktiv machen. Bei einer Verknappung der Ressource Wasser und einer gleichzeitig
steigenden Nachfrage ergibt sich übergeordnet aus dem Handlungsfeld Wirtschaft, Gewerbe und
Tourismus ein Interessenskonflikt bei der (Trink-) Wassernutzung und eine Querverbindung zum
Handlungsfeld Wasser & Bevölkerungsschutz (s. Kap. 4.2.7).
Die erhöhte Wahrscheinlichkeit von Extremwetterereignissen wirkt sich auch auf den
Tourismussektor aus. Tourismuseinrichtungen können beschädigt und geplante
Großveranstaltungen müssen ggf. (kurzfristig) abgesagt werden. Das Risiko wirtschaftlicher
Einbußen ist die Folge. Im Extremfall ist das Risiko von Personenschäden ebenfalls erhöht.
Die höchsten Risikobewertungen (drei Punkte) im Wirkbereich Tourismus entfällt auf die
Klimafolge:
» Interessensveränderung von Tourist:innen hin zu anderen Freizeitangeboten &
Abwanderung von Tourismusgruppen in andere Regionen

56 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Anpassungskapazität im Handlungsfeld Wirtschaft, Gewerbe & Tourismus
Im ersten Quartal 2024 wurde die Stelle der Wirtschaftsförderung neu besetzt. Die
Wirtschaftsunternehmen in Lahr sind sehr breit gefächert (von verarbeitendem Gewerbe, was
einen hohen Stellenwert hat, bis hin zur Logistik und spezialisierten Dienstleistung). Themen zum
Klimaschutz, wie PV-Anlagen und alternative Energie, kommen bei Unternehmen gut an.
Im Bereich der Mobilitätswende, Einsparung von Flächen, Entsiegelung und Neuanlage von
Grünflächen gibt es bisher noch wenig Engagement bei den Unternehmen. Die IHK ist
Ansprechpartner zu Klimathemen. Das Angebot wird von größeren Unternehmen stärker
aufgegriffen als von kleineren Unternehmen.
Die Anpassungskapazität im Bereich Wirtschaft & Gewerbe wird insgesamt als „gering“
eingeschätzt.
Im Bereich Tourismus arbeitet die Fachabteilung personell im Minus - es sind keine personellen
oder finanziellen Ressourcen für zusätzliche Entwicklung von Klimaanpassungsmaßnahmen
verfügbar. Aktuelle Ausnahme bildet dabei das neue Tourismuskonzept. "Entschleunigung“ und
„Genuss" sind Leitbilder und Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil ("Slow", weg vom
stetigen Wachstum). Die ÖPNV Nutzung spielt im neuen Tourismuskonzept eine zentrale Rolle.
Das Konzept ist aktuell in Arbeit und soll im Frühjahr 2024 auf den Weg durch die Gremien
gebracht werden.
Wissen, wie ein klimaresilienter Umbau seitens des Tourismus aussehen kann, ist vorhanden. Es
mangelt an personeller und finanzieller Ausstattung. Über die Bundesvereinigung City- und
Stadtmarketing Deutschland (bcsd e.V.) ist Vernetzung und Austausch zu Nachhaltigkeitsthemen
gesichert. Finanziell müssten aber mehr Gelder freigegeben werden, um die suboptimale
Ausstattung, insb. auch in Hinsicht auf den ÖPNV-Umbau, bewerkstelligen zu können.
Die Anpassungskapazität im Bereich Tourismus wird insgesamt als „gering“ eingeschätzt.

57 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Abbildung 21: Wirkungskette für das Handlungsfeld Wirtschaft, Gewerbe & Tourismus.

58 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

5. Bestehende Maßnahmen
Die Stadt Lahr ist bereits in einigen Handlungsfeldern aktiv und ergreift Maßnahmen, die zum Teil
gezielt der Klimawandelanpassung dienen. Andere Maßnahmen haben abweichende
Zielvorgaben, wirken aber durch Synergieeffekte ebenfalls positiv in Hinsicht auf
Klimawandelanpassung. Bei der Bewertung der Klimarisiken (s. Kap. 4.2) finden die bereits
umgesetzten Maßnahmen Berücksichtigung. So führt beispielsweise die Ausweisung von
Hochwasserund
Überschwemmungsgebieten
und
darauf
aufbauend
eine
hochwasserangepasste Bauplanung unter der Beachtung von HQ100-Flächen in den
Handlungsfeldern Wasser und Stadt- und Raumplanung dazu, dass sich in Lahr durch zukünftige
Klimaeinflüsse keine schwerwiegenden Risiken mit höchster Bewertung ergeben. Im
Handlungsfeld Bauen & Wohnen wurden bereits zahlreiche Einzelmaßnahmen durchgeführt, die
insbesondere bei Neubauprojekten klimaangepasstes Bauen berücksichtigt. Ein beschlossener
Leitfaden und ein Katalog mit einzuhaltenden Standards für Baumaßnahmen soll im Neubau die
Berücksichtigung von Klimawandelanpassungsaspekten sichern. Im Altbestand fehlt es jedoch
bislang weitgehend an Anpassungsmaßnahmen. Schon umgesetzte Maßnahmen wurden bei der
Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen zur Risikominimierung beachtet und aktuell
geplante Vorhaben aufgegriffen. Hier ist insbesondere das im Handlungsfeld Gesundheit &
Soziales angesiedelte Vorhaben mit dem Beschluss zur Erarbeitung eines Entwurfs für einen
Hitzeaktionsplan zu nennen. In Tabelle 3 sind alle bereits bestehenden Prozesse und
Maßnahmen der Klimawandelanpassung zusammengefasst. Trotz aller bereits unternommenen
Anstrengungen der Stadt Lahr, ergeben sich nach dieser Analyse zahlreiche Klimarisiken, die
schwerwiegend sein können, wenn entschiedenes Handeln zur Risikominimierung ausbleibt. Im
folgenden Kapitel werden deshalb Handlungsempfehlungen aufgezeigt, um die Klimarisken
abzumildern.
Tabelle 3: Bereits geplante Prozesse oder umgesetzte Maßnahmen in Lahr, die der Klimawandelanpassung dienen.

Bestehende Maßnahme

Beschreibung

Zugehöriges
Handlungsfeld

Anbringen/Neubau/
Pflanzung von
Beschattungselementen

Sonnensegel, Markisen, Pflanzung von Bäumen
in Außenbereichen von Schulen und Kitas

Bauen &
Wohnen

Bodenkühlung

Berücksichtigung in Zukunft, wie z.B. schon
umgesetzt: Kita in der Dreyspringstraße mit
Bodenkühlung (über Fußbodenheizung) geplant

Bauen &
Wohnen

Neue Fenster, bzw.
zusätzliche
Fensteröffnungen zum
Kühlen

Kitas/Schulen: mehr Fensteröffnungen und
Lüftungsflügel zum Lüften ermöglichen;
Möglichkeiten zur Nachtauskühlung schaffen

Bauen &
Wohnen

59 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Bestehende Maßnahme

Beschreibung

Zugehöriges
Handlungsfeld

Sanierung und Einbau
von Lüftungsanlagen

Zum Beispiel: Lüftungsanlage Mehrzweckhalle
Bürgerpark; Sanierung Max-Planck- und Scheffel
Gymnasiums

Bauen &
Wohnen

Wärmedämmung

Zum Beispiel: Wärmedämmung bei Sanierung
des Max-Planck- und Scheffel Gymnasiums

Bauen &
Wohnen

Gründächer

Zum Beispiel aktuell: Kleine Erweiterung beim
Schlachthof (Schlachthof - Kinder, Jugend &
Kultur) mit Gründach, Kita Dreyspringstraße

Bauen &
Wohnen

Begrünte Fassade

Begrünte Fassade des Lahr-Reichenbach
Kindergartens „An der Schutter“

Bauen &
Wohnen

Entwicklung/Ergänzung
eines Katalogs mit
einzuhaltenden
Standards für
Baumaßnahmen

Ergänzung des bereits vorhandenen Katalogs
um verpflichtende Standards als zu erfüllende
Maßgabe bei einer Baumaßnahme zu z.B.
Kühlung oder Begrünung und Gründächern bei
Neubauten

Bauen &
Wohnen

Leitfaden klima- und
umweltfreundliche
Bauleitplanung

Beschluss: In der Bauleitplanung werden die
Belange des Klimaschutzes und der
Klimawandelanpassung anhand des Leitfadens
besonders beachtet. Vorgaben werden
sukzessive in die Bauleitplanung eingebunden,
d.h. von der Baugebietssuche bis über
verkehrliche Maßnahmen und
Einzelfestsetzungen

Bauen &
Wohnen

Beschluss: Der
straßenbegleitende
Baumbestand im
Stadtbereich ist
nachhaltig zu sichern
und weiter zu
entwickeln

Zur Verbesserung der lokalklimatischen und
lufthygienischen Situation und zur Steigerung
der Aufenthalts- und Lebensqualität müssen
zukünftig verstärkt und systematisch an allen
Hauptverkehrsstraßen sowie an weiteren
Straßen, Wegen und Plätzen im besiedelten
Bereich begleitend Straßenbäume gepflanzt
werden. An geeigneten Standorten sollen
heimische Baumarten angepflanzt werden

Bauen &
Wohnen

Beschluss: Begrünung städtischer Gebäude und Anlagen (sowie
Extensivierung von Grünflächen und Entsiegelung von Flächen für mehr
Biodiversität und Aufenthaltsqualität)

Bauen &
Wohnen

Beschluss: Erarbeitung und Einführung eines Informations- und
Förderprogramms zur Begrünung von Dächern und Fassaden und zur
Bodenentsiegelung

Bauen &
Wohnen

60 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Bestehende Maßnahme

Beschreibung

Zugehöriges
Handlungsfeld

Arbeitsschutzmaßnahmen

Hautkrebsvorsorge Mitarbeiter:innen; Zur
Verfügung stellen von Wasser;
Anpassung/Flexibilisierung von Arbeitszeiten;
Ventilation in Büros

Gesundheit &
Soziales

Sensibilisierung und
Information von
Bürger:innen

Hitzeknigge „Achtung Hitze!“ vom UBA;
Praxisratgeber „Klimagerechtes Bauen“;
Webseite „Achtung Sommer!“ über die
Sommermonate, Informationen zu Hitze für die
Bevölkerung; Grundsätzliche Informationen zum
Klimawandel über Klimasteckbrief der Stadt
Lahr durch das LoKlim Projekt; Hinweise zur
Waldbrandgefahr

Gesundheit &
Soziales

Beschluss: Erarbeitung eines Entwurfs eines Hitzeaktionsplans mit
Maßnahmen mit kurz-, mittel- und langfristigen Wirkungen zur Priorisierung
im Umweltausschuss

Gesundheit &
Soziales

Teilnahme der Stadt Lahr an der AG Klimawandel und Gesundheit
Ortenaukreis

Gesundheit &
Soziales

Leitlinie: Grünvolumen,
Wohnqualitäten und
kleinklimatische
Aspekte vor
Innenverdichtung

Grundsatzbeschluss: Grünvolumen,
Wohnqualitäten und kleinklimatische Aspekte
(Berücksichtigung Hitzebelastung) vor
Innenverdichtung

Stadt &
Raumplanung

Ausrichtung von
Neubauten ändern

Neu-Orientierung der Gebäude bei Neubau
(Südausrichtung nur noch unter dem Aspekt der
PV-Nutzung)

Stadt &
Raumplanung

Bewässerung

Steigerung der Bewässerungsleistung zum
Grünerhalt

Stadt &
Raumplanung

Neupflanzung von
Bäumen

Neupflanzung von ca. einem Dutzend Bäumen,
Mittelinsel B415

Stadt &
Raumplanung

Hochwasserangepasste
Bauplanung (Beachtung
von HQ100 Flächen)

Hochwasserangepasste Hochbauplanung; Lage
des Stadtarchivs wird überdacht; SAE-Raum

Stadt &
Raumplanung

Aktion Trink was(ser) an
Kunden

Angebot von Geschäften zum Befüllen von
Wasserflaschen

Wirtschaft,
Gewerbe &
Tourismus

61 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Bestehende Maßnahme

Beschreibung

Zugehöriges
Handlungsfeld

Sanierung und
Erneuerung der Kanäle

GEP alle 15 Jahre, Maßnahmenpläne werden
entwickelt, wenn die Hydraulik
unterdimensioniert ist
Bei Sanierung werden Kanäle ggf.
aufdimensioniert

Wasser &
Bevölkerungsschutz

Geröllfänge Waldwege

Geröllfänge werden, wenn sie nicht ausreichend
bzw. unterdimensioniert sind, neu geplant und
bzw. erneuert

Wasser &
Bevölkerungsschutz

Ausweisung von
Hochwasser/Überschwemmungsgebieten

Hochwassergefahrenkarten werden in
regelmäßigen Abständen neu gerechnet und
erstellt, inkl. Berechnung der Abflussmengen
und Aufnahmefähigkeit von Gewässern (alle 1015 Jahre, durch Regierungspräsidium 53.1);
Überschwemmungsgebiete werden darauf
aufbauend neu ausgewiesen

Wasser &
Bevölkerungsschutz

Versickerung von
Dachwasser auf
Grünflächen

Grundsatz aus der Siedlungswasserwirtschaft:
Wasser soll dort behalten werden, wo es anfällt.
Einzelmaßnahmen dazu werden häufig
umgesetzt, auch auf Privatflächen

Wasser &
Bevölkerungsschutz

Förderung der
abteilungsübergreifenden
Zusammenarbeit

Für den Themenbereich Klima hat die
Stabsstelle Umwelt die einheitenübergreifende
Projektsteuerung und begleitet die Projekte

Allgemein

62 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

6. Handlungsempfehlungen
6.1

Methodik und allgemeine Einschätzung

Handlungsempfehlungen werden methodisch in der Regel für die Fälle erarbeitet, für die zwei
Kriterien gleichzeitig erfüllt sind. Handlungsempfehlungen sollen die identifizierten Risiken aller
Handlungsfelder mit der höchsten Bewertung (Bewertung mittel-hoch und hoch; s. Kap. 4.2)
adressieren, unter gleichzeitiger Berücksichtigung, wo eine möglichst hohe Anpassungskapazität
vorliegt (Bewertung mittel-hoch und hoch) und somit eine große Hebelwirkung bei der
Risikominimierung erzielt werden kann.
In der Stadt Lahr wurden einerseits zahlreiche Risiken mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit
und/oder Schadenshöhe identifiziert (entspricht hoher Bewertung). Andererseits ist die
Anpassungskapazität für kein Handlungsfeld als „hoch“ eingestuft und liegt insgesamt im Bereich
„gering“ bis höchstens „mittel“ (s. Tabelle 4). Die Diskrepanz von hohen Klimarisiken einerseits
und geringen Anpassungskapazitäten andererseits stellt die Stadt Lahr zur Bewältigung der
Klimawandelfolgen vor große Herausforderungen.
In der Erarbeitung der Auswirkungen und Risiken innerhalb der Handlungsfelder wurden die
Klimarisiken sehr differenziert erfasst (s. Kap. 4.2). Zum Beispiel wurden in den Handlungsfeldern
Gesundheit & Soziales (s. Kap. 4.2.3) sowie Verkehr (s. Kap. 4.2.6) nur sehr vereinzelt Klimarisiken
als „hoch“ eingestuft. In anderen Handlungsfelder wurden bis zu sechs Klimarisiken „hoch“
bewertet. In Tabelle 4 sind die Risiken mit der höchsten Bewertung inkl. entsprechender
Handlungsfelder und deren Anpassungskapazitäten zusammenfassend aufgeführt. Zum Teil
begründen fehlende Zuständigkeiten eine geringe Anpassungskapazität, wie zum Beispiel im
Handlungsfeld Gesundheit (s. Kap. 4.2.3). Als maßgebliche Gründe, die eine höhere
Anpassungskapazität zur Begegnung von Klimarisiken in Lahr bei eigener Zuständigkeit
verhindern, sind jedoch in den meisten Handlungsfeldern mangelnde personelle und finanzielle
Ressourcen zu nennen. Neben Empfehlungen zur Minimierung besonders schwerwiegender
Risiken, zielen die erarbeiteten Handlungsempfehlungen darauf ab, die Anpassungskapazität der
Stadt Lahr selbst zu erhöhen. Bereits bestehende oder umgesetzte Maßnahmen, die der
Klimawandelanpassung zugerechnet werden können, werden berücksichtigt. Weiterhin wurden
Fördermöglichkeiten, die die Stadt Lahr für eine entsprechende Empfehlung in Anspruch nehmen
kann, ergänzt, um das handlungsfeldübergreifende Risiko von steigenden Kosten abzufedern.

63 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Tabelle 4: Zusammenfassung der Risiken aller Handlungsfelder mit der höchsten Bewertung inkl. der
Anpassungskapazität der Stadt Lahr pro Handlungsfeld.

Handlungsfeld

Forstwirtschaft

Landwirtschaft

Tourismus

»
»
»
»
»
»
»
»
»

Wasser

»
»
»

Bevölkerungsschutz »
»
Verkehr
Gesundheit
Soziales

Naturschutz &
Biodiversität

»
»
»
»
»
»
»
»
»
»

Bauen & Wohnen

»
»

Stadt- &
Raumplanung

Anpassungskapazität

Risiken mit höchster Bewertung

»
»

Ausfall von Bäumen; mehr Totholz
Vermehrte Fällung von standuns. Bäumen
Konflikte mit Naturschutz
Höhere Personalbindung
Steigender Pflege- und Bewässerungsbedarf in
der Landwirtschaft
Verlust von landwirtschaftlichen Standorten
Interessensveränderung von Tourist:innen hin zu
anderen Freizeitangeboten; Abwanderung von
Tourismusgruppen in andere Regionen
Wasserqualitätsverlust in Gewässern
Erhöhter Investitionsbedarf für Ausweitung der
Kanäle
Trinkwasserknappheit (bei Höfen im
Außenbereich)
Eutrophierung der Gewässer
Fischsterben durch Austrocknung und Rückgang
der Amphibien
Höhere Zahl an Hitzetoten
Flächenkonkurrenz (Grünflächen vs.
Verkehrswege)
Verlust der Lebensgrundlage
Verlust der Lebensgrundlage
Veränderte Artzusammensetzung
Baumsterben und Baumbruch
Verlust wichtiger Ökosystemfunktionen
erhöhte Unterhaltskosten, Investitionen und
Aufwand
Konflikte mit der Forstwirtschaft
Steigender Bedarf an Kühlung und Lüftung
Steigender Energieverbrauch, Rückkopplung
durch erhöhte CO2-Emissionen
Gesundheitliche Risiken besonders für vulnerable
Gruppen
Kosten durch Sanierung und Instandhaltung von
Gebäuden
Investitionskosten für Prävention (z.B.
Hochwasserschutz, Sanierungen)
Biodiversitätsverlust
Steigende Investitionskosten (Sanierung,
Maßnahmenumsetzung)

mittel

gering
gering

mittel

mittel
gering - mittel
gering
mittel

mittel

gering - mittel

gering

64 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

6.2

Empfehlungen zur Erstellung eines Klimaanpassungskonzepts und
weiterer Fachkonzepte

Es wird empfohlen, durch die Erstellung von Konzepten die Klimawandelanpassung in Lahr
systematisch fortzuführen. Im Folgenden werden das empfohlene Klimawandelanpassungskonzept sowie die empfohlenen Fachkonzepte im Detail vorgestellt:

6.2.1 Erstellung eines Klimaanpassungskonzepts mit Maßnahmen zur Anpassung
an die Folgen des Klimawandels
Ausgangssituation/
Problemstellung

In Lahr wird es wärmer und trockener und Extremereignisse, wie
Hitze- und Trockenperioden oder Starkregenereignisse werden
intensiver und häufiger (s. Kap. 2.4.3). Zahlreiche schwerwiegende
Risiken mit hoher Bewertung, werden durch diese
Klimaveränderungen hervorgerufen (s. Tabelle 4). Gemäß des Ende
2023 im Bundesrat verabschiedeten neuen
Klimaanpassungsgesetzes, sind zukünftig flächendeckend lokale
Klimaanpassungskonzepte auf der Grundlage von Risikoanalysen
aufzustellen (KAnG, §12 Klimaanpassungskonzepte) 21
Die Stadt Lahr ist bereits in einigen Handlungsfeldern aktiv und
ergreift Maßnahmen, die der Klimawandelanpassung zugerechnet
werden können (s. Kap. 5). Bisher fehlt jedoch eine systematische
Erfassung der Bedarfe. Mit der Klimarisikoanalyse liegt jetzt ein erster
Baustein zur Analyse der Auswirkungen des Klimawandels auf die
Stadt Lahr vor. Zur gezielten Minimierung der Klimarisiken in der
Stadt bedarf es der Formulierung von konkreten Maßnahmen zur
Anpassung an die Folgen des Klimawandels in den einzelnen
Handlungsfeldern. Hierbei sollten insbesondere die Klimarisiken mit
einem mittleren und hohen Risiko adressiert werden, sowie der Aufund Ausbau der Anpassungskapazität über Veranstaltungen,
Schulungen, Förderungen, Netzwerkarbeit etc.

Relevante
Handlungsfelder

Das Klimaanpassungskonzept kann aufbauend auf den Ergebnissen
der vorliegenden Risikoanalyse erstellt werden. Im
Anpassungskonzept sollten insbesondere die Handlungsfelder,
welche mittlere und hohe Risiken aufweisen besonders sorgfältig
geprüft und hier konkrete Maßnahmen entwickelt werden
(s. Kap. 4.2).

Ziel

Es wird die Erstellung eines Klimaanpassungskonzepts zur
Minimierung der in Tabelle 4 genannten Risiken empfohlen (s. Kap.
4.2.1, 4.2.6 und 4.2.7). Das Konzept sollte Bausteine zur strategischen

Bundesgesetzblatt (2023): Bundes-Klimaanpassungsgesetz (KAnG). Online:
bgbl/1/2023/393/VO (Abgerufen: 04/2024).
21

https://www.recht.bund.de/

65 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Zielsetzung für die Klimawandelanpassung, einen
Maßnahmenkatalog für kurz-, mittel- und langfristige Zeithorizonte,
Ausarbeitungen zur Öffentlichkeitsarbeit, Verstetigung und
Controlling enthalten.
Fördermöglichkeiten

Fördermöglichkeit für ein Klimaanpassungskonzept besteht im
Förderschwerpunkt Modul B: Vorbereitungsprojekte über das
Programm KLIMOPASS durch das Ministerium für Umwelt, Klima und
Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Das Land fördert die
Erstellung von Konzepten zur Anpassung an die Folgen des
Klimawandels mit 65 Prozent der förderfähigen Kosten. 22

6.2.2 Erstellung einer Starkregengefahrenkarte
Ausgangssituation/
Problemstellung

In Lahr wird trotz eines in der Tendenz leichten Rückgangs der
Häufigkeit und Intensität von Starkregenereignissen in den letzten
Jahren zukünftig eine leichte Zunahme prognostiziert (s. Kap. 2.4.3).
Da Starkregenereignisse hohe Schäden mit sich bringen, wird hier
die Erstellung einer Starkregengefahrenkarte empfohlen. Im Rahmen
der Risikoanalyse wurden zahlreiche schwerwiegende Risiken,
hervorgerufen durch die zu erwarteten Klimaveränderungen,
identifiziert (s. Kap. 4.2.3, 4.2.5 und 4.2.7). Besonders hoch bewertete
Risiken in den relevanten Handlungsfeldern sind:
» Steigende Investitionskosten für Präventionsmaßnahmen, z.B. für
Ausweitung der Kanäle
» Wasserqualitätsverlust in Gewässern durch Eintrag von
Schadstoffen bei Starkregen
» Personen- und Sachschäden
» Verlust der Lebensgrundlage

Relevante
Handlungsfelder

» Wasser
» Bevölkerungsschutz
» Stadt- und Raumplanung

Ziel

Es wird die Erstellung einer Starkregengefahrenkarte für das gesamte
Stadtgebiet empfohlen. Darauf aufbauend könnte ein
Hochwassergefahrenmanagement entwickelt werden, welches die
Kernstadt und die Ortsteile beinhaltet inkl. eines
Maßnahmenkatalogs und eines Alarmplans. Hinsichtlich baulicher
Präventionsmaßnahmen kann basierend auf den Ergebnissen einer
Starkregengefahrenkarte die Identifizierung der Bedarfe und die

L-Bank (2024): KLIMOPASS. Online: https://www.l-bank.de/produkte/finanzhilfen/klimopass.html (Abgerufen:
03/2024).

22

66 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Definition der Ausweitung der Kanäle ökonomisch und effizient
erfolgen.
Ende 2023 wurde das erste Klimaanpassungsgesetz (KAnG) im
Bundestag verabschiedet. 23 In Abschnitt 3, § 8 ist dort ein
Berücksichtigungsgebot für die Planungen und Entscheidungen der
Träger öffentlicher Aufgaben definiert und unter Punkt (1) die
Überflutung oder Überschwemmung bei Starkregen, Sturzfluten und
Hochwasser genannt, genauso wie die Bodenerosion. Das Gesetz
tritt Mitte des Jahres 2024 in Kraft. Eine Starkregengefahrenkarte
stellt die Grundlage zur Berücksichtigung von Starkregen und
Sturzfluten und indirekt auch der Bodenerosion dar.
Fördermöglichkeiten

Das Land Baden-Württemberg fördert Kommunen die sich mit dem
Thema Starkregen auseinandersetzen und sich hierbei auf den
Leitfaden „Kommunales Starkregenrisikomanagement in BadenWürttemberg“ stützen, mit einem Zuschuss von 70 % der Kosten die
für kommunale Starkregengefahrenkarten mit nachfolgender
Risikoanalyse und darauf aufbauendem Handlungskonzept
entstehen. 24

6.2.3 Erstellung einer Stadtklimaanalyse
Ausgangssituation/
Problemstellung

In Lahr wird es in Zukunft deutlich wärmer. Ein Anstieg der
Jahresdurchschnittstemperatur um bis zu 3,7 °C sowie eine
deutliche Zunahme der Hitze- und Sommertage ist bis 2100 zu
erwarten. Hitzeperioden werden häufiger und die Anzahl der
Tropennächte wird zunehmen (s. Kap. 2.4.3). Zahlreiche
schwerwiegende Risiken mit hoher Bewertung, werden durch diese
Klimaveränderungen hervorgerufen (s. Kap. 4.2.1, 4.2.6 und 4.2.7).
Besonders hoch bewertete Risiken in den relevanten
Handlungsfeldern sind:
» Flächenkonkurrenz (Grünflächen vs. Verkehrswege)
» Höhere Zahl an Hitzetoten
» Gesundheitliche Risiken besonders für vulnerable Gruppen
Steigender Bedarf an Kühlung und Lüftung und dadurch steigender
Energieverbrauch, der einen Rückkopplungseffekt durch erhöhte
CO2-Emissionen verursacht.
Die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW) plant für
Ende des Jahres 2024 die Veröffentlichung eines neuen Klimaatlas
für Baden-Württemberg. Hier soll auch die Hitzebelastung über

23
Bundesgesetzblatt (2023): Bundes-Klimaanpassungsgesetz (KAnG). Online:
https://www.recht.bund.de/
bgbl/1/2023/393/VO (Abgerufen: 04/2024).
24
Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg (2022): Starkregen. Online:
https://um.baden-wuerttemberg.de/de/umwelt-natur/wasser/starkregen (Abgerufen: 03/2024).

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Klimaanalysekarten im Maßstab von ca. 50 x 50 m erfasst werden.
Für eine Stadt in der Größe von Lahr mit der Lage am
Mittelgebirgsrand, in der durch Kaltluftabflüsse insbesondere nachts
ein erheblicher Einfluss auf das städt. Mikroklima erwartet werden
kann, empfiehlt sich eine detailliertere Erfassung der Hitzebelastung
in einem Maßstab von ca. min. 10 x 10 m. So können einzelne
Bauwerke/Gebäude bzw. Geländehöhen zur Berechnung der
Kaltluftströme räumlich hinreichend aufgelöst berücksichtigt
werden.
Stadtklimaanalysen können auf der Datengrundlage von
Modellergebnissen, wie beispielsweise dem
Stadtklimasimulationsmodell PALM-4U 25, extern oder intern erstellt
werden.
Relevante
Handlungsfelder

»
»
»
»
»

Stadt- und Raumplanung
Bauen und Wohnen
Verkehr
Gesundheit und Soziales
Wasser & Bevölkerungsschutz

Ziel

Es wird empfohlen eine Stadtklimaanalyse zur flächenscharfen
Identifizierung von Hitzebelastungs- und Gunststandorten sowie der
räumlichen Verortung wichtiger Klimafunktionsbereiche
(Kaltluftentstehungsgebiete und -Leitbahnen) erstellen zu lassen. Die
Stadtklimaanalyse sollte konkrete Planungshinweise enthalten. Eine
Stadtklimaanalyse ist eine belastbare Datenbasis, die als eine
Entscheidungsgrundlage für die räumliche Verortung von
Maßnahmen und die Klimawandelanpassung in der Bauleitplanung
(s. Kap. 6.4.2) dienen kann.
Ende 2023 wurde das erste Klimaanpassungsgesetz (KAnG) im
Bundestag verabschiedet. 26 In Abschnitt 3, §8 ist dort ein
Berücksichtigungsgebot für die Planungen und Entscheidungen der
Träger öffentlicher Aufgaben definiert und unter Punkt (1) ist die
Erzeugung oder Verstärkung eines lokalen Wärmeinsel-Effekts
genannt. Das Gesetz tritt Mitte des Jahres 2024 in Kraft. Eine
Stadtklimaanalyse stellt die Grundlage zur Berücksichtigung von
Kaltluftströmen Erzeugung oder Verstärkung eines lokalen
Wärmeinsel-Effekts dar.
Gleichzeitig dient die Stadtklimaanalyse als Grundlage für die
Erstellung eines Hitzeaktionsplans (s. Fachkonzept 3 in Kap 6.2.3).

25
DWD (2024): Stadtklimamodell PALM-4U. Online: https://www.dwd.de/DE/leistungen/palm4u/palm4u.html
(Abgerufen: 04/2024).
26
Bundesgesetzblatt (2023): Bundes-Klimaanpassungsgesetz (KAnG). Online:
https://www.recht.bund.de/
bgbl/1/2023/393/VO (Abgerufen: 04/2024).

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Fördermöglichkeiten

Mit dem Förderprogramm KLIMOPASS fördert das Land BadenWürttemberg Kommunen und kleine und mittlere Unternehmen
beim Einstieg in die Anpassung an den Klimawandel. Im
Förderschwerpunkt Modul B: Vorbereitungsprojekte können mikround/oder mesoskalige modellgestützte Klimaanalysen mit 65 %
gefördert werden. 27

6.2.4 Erstellung eines Hitzeaktionsplans
Ausgangssituation/
Problemstellung

In Lahr wird ein Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur um bis
zu 3,7 °C sowie eine deutliche Zunahme der Hitze- und Sommertage
bis 2100 erwartet. Hitzeperioden werden häufiger und die Anzahl der
Tropennächte wird zunehmen (s. Kap. 2.4.3). Zahlreiche Risiken,
hervorgerufen durch die zu erwarteten Klimaveränderungen,
ergeben sich daraus in Lahr (s. Tabelle 4). Schwerwiegendste Risiken
in den Handlungsfeldern Gesundheit und Soziales sowie
Bevölkerungsschutz (s. Kap. 4.2.1 und 4.2.7) sind:
» Höhere Zahl an Hitzetoten
» Gesundheitliche Risiken besonders für vulnerable Gruppen
» Laut Beschluss des Umweltausschusses vom 14.12.2023, ist die
Verwaltung der Stadt Lahr beauftragt, einen Hitzeaktionsplan zu
entwerfen.

Relevante
Handlungsfelder

» Gesundheit und Soziales
» Bevölkerungsschutz

Ziel

Zur Minimierung der höchsten Risiken in den Handlungsfeldern
Gesundheit & Soziales sowie Bevölkerungsschutz wird die Erstellung
eines Hitzeaktionsplans inklusive Maßnahmen mit kurz-, mittel- und
langfristigen Wirkungen empfohlen.

Fördermöglichkeiten

Mit dem Förderprogramm KLIMOPASS fördert das Land BadenWürttemberg Kommunen seit März 2024 auch die Erstellung von
Hitzeaktionsplänen. 28 Im Förderschwerpunkt Modul B unter dem
Punkt „Konzepte zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels“
kann die Erstellung von Hitzeaktionsplänen mit 65 Prozent gefördert
werden.

L-Bank (2024): KLIMOPASS. Online: https://www.l-bank.de/produkte/finanzhilfen/klimopass.html (Abgerufen:
03/2024).
28
Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration Baden-Württemberg (2024): Hitzeaktionspläne: Gesundheit der
Bevölkerung steht im Fokus. Online: https://sozialministerium.baden-wuerttemberg.de/de/service/presse/
pressemitteilung/pid/hitzeaktionsplaene-gesundheit-der-bevoelkerung-steht-im-fokus-2 (Abgerufen: 04/2024).
27

69 |

Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

6.3

Empfehlungen zur Verstetigung

6.3.1 Verstetigung der Kerngruppe
Ausgangssituation/
Problemstellung

Das verwaltungsinterne Energieteam kümmert sich um die
Koordinierung der Energie- und Klimaaktivitäten der Stadt Lahr. Für
das Handlungsfeld der Klimaanpassung wurde daraus (sowie mit
Ergänzungen) die Kerngruppe gebildet, in denen folgende
Abteilungen der Stadt Lahr vertreten waren:
»
»
»
»
»
»

Feuerwehr und Bevölkerungsschutz
Gebäudemanagement
Soziales, Bildung und Sport
Stabsstelle Umwelt
Stadtplanung
Tiefbau

Relevante
Handlungsfelder

In der Kerngruppe sollten alle klimarelevanten Handlungsfelder der
Stadt Lahr vertreten sein.

Ziel

Es wird empfohlen, die eingerichtete Kerngruppe zur Begleitung des
Prozesses der Klimarisikoanalyse als verwaltungsinterne
Koordinationsgruppe für Fragen der Klimawandelanpassung und zur
generellen Erhöhung der Anpassungskapazität der Stadt Lahr zu
verstetigen. Die Koordination der Kerngruppe liegt bei der
Stabsstelle Umwelt. Aufgaben der Kerngruppe könnten sein:
» Begleitung der Erstellung des Klimaanpassungskonzeptes und
weiterer Fachkonzepte
» Erfassung zum aktuellen Stand der
Klimaanpassungsmaßnahmen
» Jährliche Berichterstattung zum aktuellen Stand an die
Verwaltungsspitze und den Gemeinderat
» Initiativen für Themen oder Projekte
» Systematische Erhebung des (personellen und finanziellen)
Bedarfs zur Klimawandelanpassung

6.3.2 Inhouse-Schulungen für Klimawandelanpassung
Ausgangssituation/
Problemstellung

Ein Anstieg der Jahresdurchschnittstemperatur um bis zu 3,7 °C
sowie eine deutliche Zunahme der Hitze- und Sommertage sowie
Tropennächte ist in Lahr zu erwarten. Extremereignisse, wie Hitzeund Trockenperioden sowie Starkregenereignisse werden häufiger
(s. Kap. 2.4.3). Zahlreiche schwerwiegende Risiken mit hoher
Bewertung, werden durch diese Klimaveränderungen hervorgerufen
(s. Tabelle 4).

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Wie die Erhebung der bestehenden Maßnahmen zeigt, liegen
Standards und Leitlinien zur Berücksichtigung der
Klimawandelanpassung in der Stadt Lahr vor. Bisher werden die
Aspekte der Klimawandelanpassung in der Planung und Umsetzung
der Fachämter allerdings nicht systematisch mitgedacht, weil es an
Umsetzungswissen in den einzelnen Bereichen fehlt. Das spiegelt
sich auch in der geringen bis mittleren Anpassungskapazität der
Verwaltung wider (s. Kap 4).
Relevante
Handlungsfelder

Die Schulungen sollten für alle klimarelevanten Handlungsfelder der
Stadt Lahr angeboten werden.

Ziel

Es wird empfohlen Inhouse-Schulungen zur Berücksichtigung von
Klimawandelanpassung in allen klimarelevanten Bereichen
durchzuführen. Nach der Einführung der Schulungen, sollte das neue
Angebot evaluiert, weiterentwickelt und dann in regelmäßigen
Abständen wiederholt werden. Ziel der Inhouse-Schulungen sollte
die Fortbildung aller Verwaltungsmitarbeitenden in den
klimarelevanten Bereichen zu den bestehenden Instrumenten und
deren Anwendung, sowie die Einbindung von neuen Mitarbeitenden
sein.

6.3.3 Erhöhung der Personalressourcen für Klimawandelanpassung in den
Fachämtern
Ausgangssituation/
Problemstellung

Die zentrale Koordination der Klimawandelanpassung der Stadt Lahr
liegt bei der Stabsstelle Umwelt. Neben einer Koordinationsstelle
für die Themen der Klimawandelanpassung, bedarf es einer
Erhöhung der Personalressourcen in den klimarelevanten
Fachämtern, um die Klimawandelanpassung in der Verwaltung
systematisch zu verankern und die Umsetzung von Maßnahmen
voranzubringen. Aktuell werden die mangelnden personellen
Ressourcen als wesentlicher Engpass genannt (s. Kapitel 4.2).

Relevante
Handlungsfelder

Alle priorisierten Handlungsfelder.

Ziel

Im ersten Schritt sollten die Personalressourcen in den
planungsrelevanten Bereichen der Verwaltung aufgestockt werden,
um eine systematische Verankerung der Klimawandelanpassung
sicher zu stellen. Neben der Berücksichtigung der Aspekte der
Klimaanpassung bedarf es auch der Teilnahme an zusätzlichen
internen Koordinierungsrunden, um das Querschnittsthema der
Klimawandelanpassung sektorübergreifend planen zu können.

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Fördermöglichkeiten

Im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie (DAS) kann eine
Förderung von Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des
Klimawandels beim Bundesumweltministerium beantragt werden.
Der Bund finanziert Personalstellen mit 80% der Personalkosten für
zwei Jahren zur Erstellung eines Klimaanpassungskonzeptes und
auch zur Umsetzung von bestehenden Klimaanpassungskonzepten.
Die Förderung wird vom Projektträger Zukunft-Umwelt-Gesellschaft
(ZUG) betreut 29. Das Förderfenster ist allerdings aktuell nicht
geöffnet.

Zukunft – Umwelt – Gesellschaft (2021): Förderung von Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels.
Online: https://www.z-u-g.org/das/ (Abgerufen: 03/2024).
29

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Klimarisikoanalyse für die Stadt Lahr

Anhang

Anhang 1: Ergebnisse der Bewertung der Betroffenheiten nach Handlungsfeldern mit dem Screeningtool im
Workshop I.

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