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Beschlussvorlage (Bergfriedhof Lahr Umgang mit Grab- und Gedenkstätten der beiden Weltkriege)

                                    
                                        Beschlussvorlage
Amt: 602
Sottru

Datum: 22.04.2014 Az.: 60-602 so

Drucksache Nr.: 106/2014

Beratungsfolge

Termin

Beratung

Kennung

Abstimmung

Technischer Ausschuss

24.09.2014

beschließend

öffentlich

Beteiligungsvermerke
Amt
Handzeichen

61

Eingangsvermerke
Oberbürgermeister

Erster Bürgermeister

Bürgermeister

Haupt- und Personalamt
Abt. 10/101

Kämmerei

Rechts- und
Ordnungsamt

Betreff:

Bergfriedhof Lahr
Umgang mit Grab- und Gedenkstätten der beiden Weltkriege

Beschlussvorschlag:

1. Die 5 Gedenktafeln an der großen Bastion werden in Form einer zusätzlichen,
kleineren Tafel aus Metall, eingelassen in einen Sandsteinblock, welcher in der
Rasenfläche davor aufgelegt wird, erneuert. Die bisherigen, stark verwitterten
Sandsteintafeln sollen unverändert in der Mauer verbleiben.
2. Die nicht mehr lesbaren Grabmale der Opfer des 1. Weltkrieges sollen schonend gereinigt werden. Am Grabfeld wird eine Metalltafel mit allen Namen installiert.
3. Die Sandsteingrabplatten der zivilen Opfer der Luftangriffe des 2. Weltkrieges
werden aufgenommen und ohne Erdkontakt neu verlegt. Am Grabfeld wird eine
Metalltafel mit allen Namen installiert.
4. Sämtliche anderen Grabsteine und auch der Obelisk werden lediglich schonend
gereinigt.
Von der Fachabteilung wird beim Regierungspräsidium Stuttgart Referat 24 ein
entsprechender Förderantrag gestellt. Wird dieser bewilligt, wird die Fachabteilung
die erforderlichen städtischen Mittel für die Haushalsberatungen 2015 vortragen.

Anlage(n):
- Lageplan Kriegsgräber / Kriegsgedenkstätten
Tabelle
BERATUNGSERGEBNIS
Einstimmig

Sitzungstag:

lt. Beschlussvorschlag

mit Stimmenmehrheit

Bearbeitungsvermerk

abweichender Beschluss (s. Anlage)

Ja-Stimmen

Nein-Stimmen

Enthalt.

Datum

Handzeichen

Drucksache 106/2014

Seite - 2 -

Drucksache 106/2014

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Begründung:
Sachstand
Als 1999 die „Große Bastion“ auf dem Bergfriedhof erneuert wurde, galt es auch zu entscheiden, wie man dabei mit den dort verbauten Namenstafeln umgeht. Man hat sich seinerzeit dazu entschieden, die bereits stark verwitterten Sandsteinplatten mit den Namen von 478 Gefallenen nicht zu erneuern.
Im vergangenen Jahr regte der Oberbürgermeister und die Initiative „Pro-Lahr“ an, sich der
Gedenkstätten für die zivilen Opfer und der Kriegsgräber der beiden Weltkriege anzunehmen.
Anlässlich des Jahrestages zum ersten Weltkrieg meldete sich ein weiterer Bürger mit dem
Hinweis auf den schlechten Zustand der Gedenktafeln.
Das Fachamt greift diese Anregungen auf und informiert mit dieser Vorlage über die unterschiedlichen Gedenkstätten auf dem Bergfriedhof und bietet Vorschläge wie man den Anregungen von „Pro-Lahr“ und anderen nachkommen könnte.
Bestand:
Auf dem Bergfriedhof in Lahr finden sich verschiedene Bereiche, an denen Kriegsopfern gedacht wird:
Fläche1: Kriegsgräber 1. WK
In den Rasenflächen nördlich und südlich des Platanen gesäumten Gedenkplatzes finden sich
insgesamt 142 gleichförmige Sandsteingrabmale mit gravierter Inschrift. Vor allem im nördlichen Feld weisen die Steine einen mehr oder weniger starken Besatz mit Flechten, Algen und
Moos auf. Gut 20 % der Schriftflächen sind so stark verwittert, dass die Namen nicht mehr lesbar sind. Die Erneuerung einzelner nicht mehr restaurierbarer Grabsteine würde das Gesamtbild zerstören, die Erneuerung aller Grabsteine zur Gewährung eines einheitlichen Bildes ist finanziell nicht darstellbar. Aus diesem Grund empfiehlt die Denkmalbehörde als angemessene
Maßnahme die Dokumentierung aller Namen, gesammelt auf einer Tafel am Grabfeld.
Fläche 2: Kriegsgräber 2. WK
Im unteren Rasenfeld nordwestlich der Friedhofskapelle finden sich 58 gleichförmige Sandsteingrabmale mit kräftiger, erhabener Schrift. Alle Namen sind hier noch gut ablesbar.
Fläche 3: Denkmal – Obelisk
Der Sandsteinobelisk auf dem mit Platanen gesäumten Gedenkplatz stellt ein zentrales Objekt
dar, an dem der Gefallenen der beiden Weltkriege gedacht wird. Hier findet jeweils am Volkstrauertag eine Kranzniederlegung statt.
Die Inschriften sind erhaben angelegt und in einem guten Zustand. In geringerem Umfang finden sich Moosansätze auf den Buchstaben.
Außer einer schonenden Reinigung sind hier keine weiteren Maßnahmen erforderlich.
Wortlaut der Inschriften:
„den heldenmütigen Söhnen unserer Stadt die im furchtbaren Ringen 1914 -1918 in unwandelbarer Treue fürs
Vaterland ihr Leben liessen sei an dieser Stelle gedankt.“
„1939-1945 Retter nicht Opfernde wurdet ihr alle eh ihrs bedacht. Aber auch wir sind nicht der Sinn der unseligen
Handlung. Wisset wir alle sind nur Sterbende dieser Verwandlung

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Fläche 4: Gedenktafel 2. WK
Mit den an der sogenannten „großen Bastion“ eingelassenen fünf Sandsteintafeln wird der 478
fern der Heimat verstorbenen Kriegsteilnehmern der 2. Weltkriegs gedacht. Der Umgang mit
den weitestgehend verwitterten Namenstafeln war bereits 1998 im Rahmen der Sanierungsarbeiten an diesem Stützbauwerk ein Thema, das im Technischen Ausschuss behandelt wurde.
Man hat sich seinerzeit mit großer Mehrheit dazu entschieden die Tafeln nicht zu erneuern,
sondern im bereits sehr angegriffenen Zustand wieder einzubauen.
Eine Sanierung der vorhandenen Platten schließt sich aufgrund des schlechten Zustandes
aus. Entweder wären die Sandsteinplatten mit großem finanziellen Aufwand neu herzustellen
und anzubringen, oder man zitiert die Namen der Gefallenen auf einer zusätzlichen Tafel die in
der Fläche vor der Mauer platziert wird. In diesem Fall blieben die originalen Sandsteinplatten
in der Mauer unangetastet und damit der weiteren Verwitterung preisgegeben.
Fläche 5: Zivile Opfer
Die 62 Sandsteingrabtafeln erinnern an die zivilen Opfer der verschiedenen Luftangriffe auf
Lahr im Jahr 1945. Die der Erde aufliegenden Sandsteintafeln sind stark mit Moosen, Flechten
und Algen besetzt und die Namen kaum mehr lesbar. Der Sandstein und die Verwendung als
Erdplatte lässt eine weitere Verwitterung erwarten. Die Erneuerung einzelner nicht mehr restaurierbarer Grabplattem würde das Gesamtbild stören, die Erneuerung aller Grabsteine zur
Gewährung eines einheitlichen Bildes ist finanziell nicht darstellbar. Aus diesem Grund empfiehlt die Denkmalbehörde als angemessene Maßnahme die Dokumentierung aller Namen,
gesammelt auf einer Tafel am Grabfeld.

Grundlagen für den Erhalt der Kriegsgräber
Rechtliche Grundlage über die Erhaltung der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft
bildet das Gräbergesetz in seiner Fassung vom 16-01-2012.
Demzufolge gelten als Kriegsgräberstätten die folgenden zivilen wie auch militärischen Einrichtungen. Es soll zukünftigen Generationen die Erinnerung an die Folgen von Krieg und Gewaltherrschaft aufrechterhalten. Sämtliche Gräber und Namen der Opfer sind in Listen nachzuweisen.
Im Inland ist der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. gemäß seiner Satzung beratend tätig. Friedhofsträger und Privatpersonen werden bei allgemeinen Fragen zum Gräbergesetz oder bei anstehenden Aus- und Umgestaltungsarbeiten ebenso unterstützt, wie in allen
Belangen der Kriegsgräberfürsorge. Im Wesentlichen geht es dabei um den Erhalt der Würde
dieser Grabstätten.
Am 24.06.2014 fand eine Begehung mit der Denkmalschutzbehörde statt, bei der man sich ein
Bild über den Zustand verschafft hat. Vor dem Hintergrund des geforderten Denkmalschutzes,
der Authentizität sowie des Erfordernisses Angehörigen und Interessierten die Möglichkeit des
Gedenkens und der Information zu geben, gelangte man zu den oben genannten Empfehlungen.
Förderung:
Für die Aufrechterhaltung der Kriegsgräber und die Pflege der Grabflächen erhält die Stadt
von der Bundesrepublik über das Regierungspräsidium Stuttgart einen jährlichen Zuschuss
von 6.700 Euro.
Der Nutzungsausfall für die Fläche selbst wurde bereits vor einigen Jahren mit einer Einmalzahlung abgegolten.

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Auf Anfrage teilt das Regierungspräsidium Freiburg mit, dass darüber hinaus Leistungen zum
Erhalt der Kriegsgräber mit einem Satz von ca. 40 % gefördert werden können.
Diese Förderung bezieht sich auf Leistungen wie: Wiederherstellung der Schriften, Reinigen
der Grab- und Denkmäler.
Nicht berücksichtigt werden dabei die Kriegerdenkmäler (Obelisk / Sandsteintafeln in Bastion)
und die Gedenkstätte der Stadt Lahr für Zivilopfer der Luftangriffe.
Weitere notwendige Sanierungsmaßnahmen am Bergfriedhof:
Neben den Aufwendungen für die Gedenkstätten werden in den nächsten Jahren
weitere Aufwendungen für die Erneuerung einzelner Wegeabschnitte im alten Friedhofsteil erforderlich. Es handelt sich hierbei um Arbeiten die in überschaubaren Abschnitten abgehandelt
werden können, aber für die Verkehrssicherheit auf dem Friedhof unabdingbar sind.
Die Aufwendungen für die Entsorgung des alten, belasteten Wegebaumaterials, und des Neuaufbaues belaufen sich auf ca. 150 Euro/qm. Es können Wegeabschnitte von jeweils ca. 50-60
m, entsprechend 100-150 qm gebildet werden.
Zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit wird es erforderlich in den nächsten Jahren ebenfalls die notwendigen Mittel bereit zu stellen.

Tilman Petters
Bürgermeister

Richard Sottru

Anlagen:
Plan zu den benannten Grab- u. Gedenkstätten
Tabelle mit Darstellung der vorgeschlagenen Maßnahmen und Kosten