Beschlussvorlage (Interkulturelles Gartenprojekt - Neufassung)
Sitzung: Gemeinderat (11. Sitzung)
21. November 2016
21. November 2016
Beschlussvorlage Amt: 502 Gampper Datum: 17.10.2016 Az.: 426.00 Drucksache Nr.: 229/2016 1. Ergänzung Beratungsfolge Termin Beratung Kennung Abstimmung Haupt- und Personalausschuss 07.11.2016 vorberatend nichtöffentlich Gemeinderat 21.11.2016 beschließend öffentlich Beteiligungsvermerke Amt Handzeichen Eingangsvermerke Oberbürgermeister Erster Bürgermeister Bürgermeister Haupt- und Personalamt Abt. 10/101 Kämmerei Rechts- und Ordnungsamt Betreff: Interkulturelles Gartenprojekt - Neufassung Beschlussvorschlag: 1. Das Interkulturelle Gartenprojekt wird im Kleingartenpark realisiert. Es ist von Gesamtkosten in Höhe von 115.000,00 Euro auszugehen. 2. Die entsprechenden Haushaltsmittel sind als Zuführung an die Landesgartenschau Lahr 2018 GmbH für den Haushalt 2017 unter Berücksichtigung erwarteter Einnahmen bzw. Kostenbeteiligungen in Höhe von insgesamt 65.000,00 Euro einzuplanen. Der erwartete städtische Kostenanteil beläuft sich somit im Saldo auf 50.000,00 Euro. 3. Die Landesgartenschau Lahr 2018 GmbH wird mit dem Bau der Anlage beauftragt. Anlage(n): Flächenbedarf Gemeinschaftslaube Grobkostenschätzung Gemeinschaftslaube Ausstellungskonzept Kleingartenpark BERATUNGSERGEBNIS Sitzungstag: Bearbeitungsvermerk Einstimmig lt. Beschlussvorschlag abweichender Beschluss (s. Anlage) mit Stimmenmehrheit Ja-Stimmen Nein-Stimmen Enthalt. Datum Handzeichen Drucksache 229/2016 1. Ergänzung Seite - 2 - Begründung: I. Hintergrund Seit Beginn der Planungen zur Landesgartenschau 2018 haben es sich der Gemeinderat und die Stadtverwaltung zur Aufgabe gemacht, die Lahrerinnen und Lahrer bei diesem einmaligen Projekt mitzunehmen. Eine gelungene Bürgerbeteiligung im Vorfeld und während der Landesgartenschau in Form von ehrenamtlichem Engagement wurde von Anfang an als Schlüssel zum Erfolg erkannt. Bereits bei der ersten Bürgerversammlung am 16.4.2011 wurde das Ziel formuliert, die soziale Infrastruktur und das Zusammenleben der Menschen und Kulturen in Lahr durch die Landesgartenschau zu stärken. Beim Bürgerworkshop „Spielen und Begegnen“ am 5.6.2014 wurde der Vorschlag eines internationalen Gemeinschafts- und Mitmachgartens als „unbedingt weiterzuverfolgen“ bewertet und diskutiert. Im Rahmen des „Leitbild-Workshops“ am 30.-31.1.2015 bei dem Gemeinderäte/innen, sachkundige Einwohner/innen u.a. des Interkulturellen Beirats und Experten/innen die Kriterien für eine erfolgreiche Gartenschau diskutierten, wurde die Vielfalt der in Lahr vorhandenen Kulturen in Verbindung mit Bürgerengagement als großes Potential und die Einrichtung eines Interkulturellen Gartens als eine gute Realisierungsmöglichkeit festgehalten. Vor dem Hintergrund, dass in der Stadt Lahr inzwischen Menschen aus über 110 Herkunftsländern leben und rund 44 Prozent der Lahrer Bevölkerung eine Zuwanderungsgeschichte hat, hat es sich der Interkulturelle Beirat der Stadt Lahr bereits frühzeitig zum Ziel gesetzt, diese Vielfalt auch bei der Landesgartenschau sichtbar und erlebbar zu machen. Die interessierte Bürgerschaft wurde im Rahmen einer Auftaktveranstaltung am 2.2.2014 dazu eingeladen, diese Herausforderung anzunehmen. Von Beginn an wird dieser Bürgerbeteiligungsprozess vom Amt für Soziales, Schulen und Sport begleitet. Gemeinsam mit rund 50 interessierten Bürgerinnen und Bürgern wurden Ideen zum Thema Landesgartenschau unter interkulturellen Aspekten gesammelt mit dem Fokus auf: Nachhaltige Infrastruktur, temporäre Anlagen sowie Veranstaltungen und Ausstellungen während der Gartenschauzeit. Neben einer Vielzahl an Vorschlägen für die Ausstellung und das Veranstaltungsprogramm während der Landesgartenschau, zeigte sich auch mehrheitlich großes Interesse daran, einen „Interkulturellen Garten“ zu errichten. II. Planungsgruppe Auf der Basis der voran gegangenen Veranstaltungen und Workshops hat sich im Juni 2015 auf Initiative des Interkulturellen Beirats eine Planungsgruppe gebildet und in regelmäßigen Arbeitstreffen dieser Projektidee sukzessive Form und Gestalt gegeben. Die Gruppe besteht aus rund 20 aktiven Bürger/innen mit und ohne Migrationshintergrund, die sich sehr engagiert mit der Planung und Konzeption des interkulturellen Gartenprojekts auseinandersetzen. Zahlreiche weitere Bürger/innen haben bereits signalisiert, dass sie sich im Interkulturellen Garten einbringen wollen, sobald es an die konkrete Gestaltung und Bepflanzung des Gartens geht. Inspiriert durch mehrere Exkursionen mit der Planungsgruppe zu Landesgartenschauen, in denen bereits ähnliche Projekte realisiert wurden (Schwäbisch Gmünd, Mühlacker, Landau, Öhringen), ist die Idee gereift, einen Interkulturellen Garten in Lahr zu errichten, der sowohl ein besonderer Ausstellungsbeitrag während der LGS, als auch eine dauerhafte Einrichtung als Gemeinschaftsgarten über die Gartenschauzeit hinaus werden soll. III. Konzept Wesentliches Merkmal des mittlerweile vorliegenden Konzepts ist eine ausgewogene Mischung aus Gemeinschaftsflächen und kleinen Parzellen, die von Einzelnen oder Kleingruppen in gemeinsam geteilter Verantwortung bewirtschaftet werden können. Drucksache 229/2016 1. Ergänzung Seite - 3 - Neben dem Gärtnern stehen dabei der Austausch und die Begegnung zwischen Menschen unterschiedlichster Kulturen im Mittelpunkt, die Spaß und Freude an der Natur und dem Kultivieren von Pflanzen aus unterschiedlichen Regionen der Erde haben. Geplant ist zum einen eine Fläche, die für gemeinschaftliches Gärtnern und gemeinsame Aktionen zur Verfügung steht. Zum anderen wird es eine größere Fläche für rund 15 Einzelbeete (jeweils ca. 20 qm) geben, die von Einzelnen oder Gruppen verantwortlich bewirtschaftet werden. Nach Bedarf soll der Interkulturelle Garten in den Folgejahren um weitere Beete ergänzt werden. Das Herausragende am geplanten Interkulturellen Gartenprojekt ist zum einen das Ziel, einen interessanten Ausstellungsbeitrag für die LGS zu konzipieren, der die Lahrer Kulturenvielfalt widerspiegelt und kombiniert mit kleinen Veranstaltungen eine direkte Kontaktmöglichkeit zu Lahrerinnen und Lahrern ermöglicht. Zum anderen besteht das Besondere in der Nachhaltigkeit des Projektes, das einen weiteren wichtigen Beitrag für das Miteinanderleben der Menschen in Lahr leisten kann. IV. Lage Aufgrund der gewünschten Verstetigung des Projekts wird der Kleingartenpark als Standort favorisiert. Idealerweise wird der Interkulturelle Garten in der Erweiterungsfläche realisiert mit der Möglichkeit der Vergrößerung nach Bedarf. Derzeit sind 4 Parzellen im Bereich der Erweiterungsfläche vorgesehen, dies entspricht rund 600 qm. Der verabschiedete Bebauungsplan lässt dies zu. Im Ausstellungskonzept der Landesgartenschau läge der Interkulturelle Garten in der derzeitigen Planung in direkter Nähe des Haupteingangs und würde den Besucher/innen einen besonderen Ausstellungbeitrag präsentieren. Als Daueranlage könnte der Interkulturelle Garten/Gemeinschaftsgarten darüber hinaus bei Bedarf eine zentrale Funktion in der Kleingartenanlage einnehmen, für die Vernetzung der Kleingärtner/innen untereinander sorgen, zahlreiche Kooperationen, z. B. mit der angrenzenden Moschee und der Kita+ im Mauerfeld fördern und ein wichtiger Baustein der Gemeinwesenarbeit für die umliegenden Wohngebiete und Stadtteile sein. V. Infrastruktur Durch die Besichtigung unterschiedlichster Gartenprojekte dieser Art und den Austausch mit den jeweiligen Projektverantwortlichen ist festgestellt worden, dass es für das Gelingen des Projektes entscheidend ist, eine Aufenthaltsmöglichkeit für die Gärtner/innen und Besucher/innen des Interkulturellen Gartens zur Verfügung zu stellen. Insbesondere während der sechsmonatigen Gartenschauzeit soll der Interkulturelle Garten im Kleingartenpark den Besucher/innen Informationen über das Projekt, die einzelnen Beete und Pflanzen sowie interessante Kleinveranstaltungen, Workshops und Mitmachaktionen bieten. Auch als dauerhafter Gemeinschaftsgarten wird diese Infrastruktur benötigt, z.B. für Austausch, Besprechungen und kleine Feste. Darüber hinaus könnte das Gebäude mit WC punktuell auch für Feste und Veranstaltungen im Kleingartenpark insgesamt zur Verfügung stehen. Somit wäre gewährleistet, dass für solche Anlässe ein WC in unmittelbarer Nähe ist. Es ist nicht davon auszugehen, dass der Weg bis zur nächsten öffentlichen Toilette an der Sporthalle+ (hin und zurück ca. 1,5 km) von allen Gärtner/innen und Besucher/innen zurückgelegt werden kann. Gesamtflächenbedarf: Mind. 600 qm für Gemeinschaftsflächen und Einzelparzellen (+ Erweiterungsfläche, abhängig von der Weiterentwicklung des Projekts nach der LGS) Direkte Lage am Fahrradweg Gemeinschaftslaube für die Kleingärtner/-innen und Besucher/-innen des Interkulturellen Gartens: Drucksache 229/2016 1. Ergänzung Seite - 4 - für Versammlungen, Austausch, Begegnung, Veranstaltungen, Feste mit kleiner Bewirtung während der LGS und für die Zeit danach zur Lagerung von Material und Gartengeräten mit sanitären Anlagen mit überdachtem Außenbereich, der einen Aufenthalt im Freien auch bei schlechterem Wetter ermöglicht mit Außenwasserhahn mit Regenwasserauffangmöglichkeit VI. Betrieb Der Betrieb des Interkulturellen Gartens und der Gemeinschaftsgartenlaube erfolgt auf ehrenamtlicher Basis. Es werden für die Stadt Lahr keine Betriebskosten entstehen. Es ist davon auszugehen, dass der Interkulturelle Garten vorwiegend von März – Oktober frequentiert und in den Wintermonaten eher punktuell für Besprechungen oder besondere Aktionen aufgesucht wird. VII. Kosten- und Finanzierungsplan Die Kosten für die Gemeinschaftslaube betragen nach Schätzungen des städtischen Gebäudemanagements rund 115.000,00 Euro. Zur Planung und Realisierung der Gartenlauben im Kleingartenpark sollen durch ein Interessenbekundungsverfahren regionale Hersteller von Holzbauten angefragt werden. Es ist daher davon auszugehen, dass die Gemeinschaftslaube im Rahmen eines Gesamtauftrages eher günstiger herzustellen sein wird. Die Grundherstellung des Geländes sowie die gestalterische Grundplanung und Umsetzung erfolgt durch die Landesgartenschau Lahr 2018 GmbH. Zusätzliche Kosten fallen in diesem Bereich dadurch nur geringfügig an. Durch die Eigenleistung der Projektgruppe wird die Bepflanzung des Geländes weitestgehend kostenneutral erfolgen. Darüber hinaus wird eine finanzielle Beteiligung an den Projektkosten durch die Regionalstiftung der Sparkasse Offenburg/Ortenau in Höhe von 50.000,00 Euro erwartet. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, bei der Stiftungsgemeinschaft „anstiftung & ertomis“ einen solchen Gemeinschaftsgarten zusätzlich fördern zu lassen (Gartengeräte, Pflanzen, Materialien, Sachkostenzuschüsse, usw.). Die entsprechenden Förderanträge sind zu stellen. Die Landesgartenschau Lahr 2018 GmbH würde das Interkulturelle Gartenprojekt über den Durchführungshaushalt der Gesellschaft mit zusätzlichen 15.000,00 Euro finanziell unterstützen. Der zusätzliche städtische Kostenanteil für das Projekt beläuft sich demnach nach derzeitigem Planungsstand auf rund 50.000,00 Euro. Guido Schöneboom Erster Bürgermeister Günter Evermann Amtsleiter Cornelia Gampper Abteilungsleiterin