Beschlussvorlage (1 Protokoll Bewertungskommission)
Sitzung: Technischer Ausschuss (4. Sitzung)
13. April 2016
13. April 2016
Herr Sottru, Tel.: 0670 Frau Volz, Tel.: 0699 christina.volz@lahr.de Stadtbauamt Abt. Öffentl. Grün und Umwelt 24.Februar 2016 Protokoll Mehrfachbeauftragung Kreuzstraße – Sitzung der Bewertungskommission Termin: 19.02.2016, Gemeinderatssaal 9.00 -12.30 Uhr Teilnehmer: Mitglieder der Bewertungskommission mit Stimmberechtigung Prof. Cornelia Bott Planungsgruppe Landschaft und Raum (Vorsitzende) Mario Flammann Pesch Partner Architekten Stadtplaner Tilman Petters Baubürgermeister Richard Sottru Abt. Öffentliches Grün und Umwelt Guido Schöneboom Erster Bürgermeister Dr. Walter Caroli SPD-Fraktion Hansjakob Schweickhardt CDU-Fraktion Weitere Kommissionsmitglieder in beratender Funktion Silke Kabisch Abt. Gebäudemanagement Michael Kleinthomä Abt. Tiefbau Marlies Llombart Fraktion Freie Wähler Claus Vollmer Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Jörg Uffelmann FDP-Fraktion Vorprüfung Stefan Löhr Christina Volz Stadtplanungsamt Abt. Öffentliches Grün und Umwelt (Protokoll) Sachverständige Hans-Georg Lütkenhaus Stefan Gresbach Stadtplanungsamt Abt. Tiefbau Entschuldigt: Sabine Fink Stadtplanungsamt 1 1 Bürgermeister Petters begrüßt die Anwesenden und schlägt Frau Prof. Bott als Vorsitzende der Kommission vor. 2 Aus dem Kreis der Mitglieder mit Stimmberechtigung und beruflicher Qualifikation der Teilnehmer wird Frau Prof. Bott einstimmig zur Vorsitzenden des Preisgerichtes gewählt. 3 Die Vorsitzende bestätigt die Vollzähligkeit und Beschlussfähigkeit der Bewertungskommission. 4 Alle zu den Sitzungen des Preisgerichtes zugelassenen Personen geben die Versicherung zur vertraulichen Behandlung der Beratungen. Sie erklären weiter, dass sie bis zum Tage des Preisgerichtes weder mit Teilnehmern einen Meinungsaustausch über die Aufgabe geführt, noch Kenntnis von einzelnen Wettbewerbsarbeiten erhalten haben sowie, dass die Anonymität aus ihrer Sicht gegeben sei. Die Vorsitzende fordert die Anwesenden auf, alle Äußerungen über vermutliche Verfasser zu unterlassen. 5 Die Vorsitzende erläutert den Ablauf der Sitzung. 6 Die Bewertungskommission stellt auf der Grundlage des Vorprüfberichtes die Zulassung zum Bewertungsverfahren fest. Ein Teilnehmer hat gegen das Gebot der Anonymität verstoßen, da die Verfassererklärung auf die CD gebrannt wurde. Die Bewertungskommission entscheidet einstimmig, die Arbeit 6001 zur Bewertung zuzulassen. 7 Der Vorprüfbericht wird jedem Mitglied schriftlich zur Verfügung gestellt und inhaltlich erläutert. Nach der kompetenten Präsentation der drei Entwürfe durch die Vorprüfung, erfolgt eine Diskussion über die wesentlichen Beurteilungskriterien für die Wertungsrundgänge. Gesucht wird nach einer tragfähigen Idee, die die Eigenständigkeit des Ortes mit seinem geschichtlichen Hintergrund hervorhebt und als vernetzender Stadtraum die Innenstadt mitbelebt. Zu beurteilen sind weiter die angemessene Inszenierung der Kreuzstraße und ihrer Platzbereiche, ihre Funktionalität, Fußgänger, Anlieferung und Aufenthalt als auch Vermittler der historischen Spuren. Es folgt der erste Wertungsrundgang, in dem die jeweiligen Vorzüge und Schwächen der drei Arbeiten hervorgehoben werden. Es zeigt sich, dass alle drei Entwürfe eine hohe Qualität aufweisen und zur Lösung der Aufgabe beitragen. Daher wird keine Arbeit ausgeschieden. In einer weiteren intensiven Diskussion wird das Für und Wider der „Begrünung“ bzw. Urbanität angesprochen. Im Bereich Tonofenfabrik soll die Vorzone eine bessere Bespielbarkeit bieten. Der gegenüberliegende Platz mit der TG-Abfahrt soll der Vernetzung dienen und gleichzeitig Aufenthalt ermöglichen. Der Bereich des Storchenturms soll in seiner historischen Bedeutung sichtbarer werden, in Form und Bodenbelägen und Erkennbarkeit der historischen Kulisse. Wünschenswert hier ist der vorläufige Erhalt der Überdachung, unter dessen Schutz man sich gerne aufhält. Mittelfristig ist eine Lösung anzustreben, die eine dem historischen Ort gemäße Überdachung ermöglicht und diesen Bereich mehr der Öffentlichkeit zugänglich und nutzbar macht. Die durch die Gaststätte bevorzugte Nutzung soll in der weiteren Ausgestaltung mehr mit dem öffentlichen Charakter einhergehen. Der Dinglinger Brunnen hat an diesem Platz keinen historischen Bezug und sollte verlagert werden. Die Arbeiten zeigen, dass die Umgestaltung – je nach finanziellen Möglichkeiten- räumlich auf den Schlossplatz und die Waldhornstraße ausgedehnt wird, um hier einen Gesamteindruck der Innenstadt zu stärken. Es wird empfohlen, die Raumkante Parkplatz östliche Kreuzstraße langfristig zu schließen. 2 8 Im zweiten Rundgang werden die Entwürfe intensiv diskutiert und von der Bewertungskommission schriftlich bewertet. Die schriftlichen Beurteilungen werden verlesen, diskutiert und nach Abstimmung genehmigt. 6001 Die Verfasser interpretieren den Stadtboden entlang der Kreuzstraße als Kontinuum mit einer durchgehenden Bänderung, in dem die beiden Platzflächen an der Tonofenfabrik und am Storchenturm durch besondere Belags- und Gestaltungselemente hervorgehoben werden. Dieser grundsätzlich nachvollziehbare Entwurfsansatz führt in der Konsequenz jedoch dazu, dass die für die Neuordnung des Stadtraums angestrebte Verkehrslenkung/-reduzierungen gestalterisch nicht unterstützt wird. Dies gilt sowohl für den Zufahrtsbereich zum öffentlichen Parkhaus in der Kreuzstraße als auch für die Fahrbeziehungen Richtung Schlossplatz. Die Tiefgaragenzufahrt im westlichen Plangebiet versuchen die Verfasser durch begrünte Hochbeete einzufassen. Die Chance, auch den nördlichen Platzbereich in eine lebendige, vielfältig nutzbare Neugestaltung einzubeziehen wird aus Sicht des Preisgerichts dadurch nicht genutzt. Vielmehr wird der Platz an der Tonofenfabrik in seiner Erlebbarkeit und Nutzbarkeit zerteilt. Die Gestaltung der südlichen Platzfläche an der Tonofenfarbik wird positiv bewertet. Insbesondere die Idee, Steingutscherben in die Oberflächengestaltung einzubeziehen, wird als interessanter Ansatz gewürdigt. Die Ersatz- bzw. Neupflanzung mehrerer Bäume sowie deren prägnante Einfassung mit Sitzelementen wirkt stimmig, lediglich die Position des östlichen zur Tonofenfabrik zugewandten Baums ist aus denkmalpflegerischer Sicht zu überprüfen. Kritisch angemerkt wird, dass die Sitzelemente sich als Hauptausstattungsmerkmal aufgrund ihrer Form und Lage nur in geringem Maße auf die Tonofenfabrik beziehen und von dort bespielt werden können. Auch ist die flexible Nutzbarkeit der Platzfläche insgesamt durch diese Form der Einbauten möglicherweise eingeschränkt. Für die Visualisierung der historischen Tiefburg setzen die Verfasser neben Markierungen im Pflasterbelag auf ein dreidimensionales, haptisch erlebbares Stabsmodell am Storchenturm. Die Idee einer solchen Raumskulptur wird lobend anerkannt, jedoch wirkt das Element auf der vergleichsweise kleinen Platzfläche überdimensioniert und schränkt wichtige Blickbezüge zum Storchenturm unnötig ein. Auch die bestehende gastronomische Nutzung wird erschwert. Die Begrünung der historischen Mauer wird aus denkmalpflegerischer Sicht kritisch bewertet. Die Baumreihen im östlichen Bereich der Kreuzstraße wirken unplatziert und im historischen Kontext untypisch. Zudem werde dadurch teilweise die Zufahrtsbereiche zu privaten Grundstücke eingeschränkt. Insgesamt bietet die Arbeit einen funktional durchdachten Lösungsansatz, der mit zahlreichen differenziert ausgearbeiteten Ausstattungs- und Gestaltungselementen die historischen Bezüge aufgreift, in Bezug auf die Prägnanz und Bespielbarkeit der einzelnen Platzflächen nicht durchgehend überzeugen kann. 6002 Der Entwurf 6002 besticht auf den ersten Blick mit einer scheinbaren Selbstverständlichkeit bei der Wahl der Gestaltungsmittel. Auf den zweiten Blick wird klar, dass er einen Weg gefunden hat, die historischen Fragmente im Stadtraum nicht nur nachzuvollziehen, sondern diese erlebbar zu machen und zur Ordnung des Stadtgefüges einzusetzen. Gleichzeitig eröffnet der Entwurf trotz sehr hoher Vertiefungsdichte ein großes Maß an Interpretationsspielraum. Dies kommt seinem eigentlichen Kunstgriff entgegen, die einzelnen Plätze als jeweils individuelle Lokationen mit eigenständiger Prägung, als unabhängig sich entwickelnde Einzelportäts im Stadtbild, in einen zusammenfassenden an die Historie angelehnten Rahmen einzubetten. Stadträumlich definiert er eigenständige Plätze, die durch Bestand und historische Spuren strukturiert und geformt werden. Dieses Miteinander verstärkt die Erlebbarkeit der jeweiligen Situation, also beispielsweise des neuen Stadtmuseums, lässt Qualitäten gewinnen und verstehen und definiert den jeweiligen Platz, beispielsweise am Storchenturm, nicht als Restfläche, sondern als Teil eines Rahmens, hier der ehemaligen Burganlage. Der Vorschlag des Lückenschlusses in der Kreuzstraße betont den unabhängig noch zu entwickelnden Stiftsgarten und sein Verhältnis zum Storchenturm. Der Verlauf der Marktstraße erfährt einen deutlichen gestärkten Halt und Orientie3 rungsraum und die Erlebbarkeit des Museumsplatzes und seine Verknüpfung zum Schlossplatz werden herausgearbeitet. Die gut, detailreich und folgerichtig durchdachte Planung zeigt in Einzelaspekten Schwächen. Im Bereich Storchenturmplatz bleibt die Nutzung für Passanten, die keine Gastronomiegäste sind, offen und der alternativlose Verzicht auf die Überdachung überzeugt nicht. Der Umgang mit dem neuen Fontänenbrunnen erscheint nicht schlüssig bis zu aufwendig und die tatsächliche Realisierbarkeit der als Idee überzeugenden musealen Vitrinen muss erst noch aufgezeigt werden. Die Materialität ist zwar im Wechsel zu begrüßen, in konkretem Verband und Material, besonders als Sandstein, in diesem hochbeanspruchten Umfeld zu hinterfragen, wie auch die technische Ausprägung des in seiner Funktion überzeugenden Pavillonturms. So gelungen und selbstverständlich der östliche Abschnitt der Kreuzstraße wirkt, so unbeantwortet fällt der westliche Abschluss des Museumsplatzes auf. Doch diese einzelnen Punkte trüben nicht das Gesamtbild und erscheinen in konsequenter Verfolgung der Konzeption lösbar. Die Entwurfsarbeit 6002 zeigt durch die Detailvorschläge wie die selbstverständlich eingefügten Baumstandorte, die Beleuchtungshinweise, das Museumsbanner oder die hervorragend positionierten Sitzstufen Wege auf, wie auch eine abschnittsweise und auch das Plangebiet übergreifende Aufwertung des Stadtbildes durch schrittweise Verwirklichung zu einer Umsetzung gebracht werden kann. Die klare Herausarbeitung historischer Bezüge bei gleichzeitiger Öffnung für zeitgemäße Umgestaltung der urbanen Potentiale durch praktikable und stimmige Gestaltungsprinzipien zeichnen diese Arbeit aus und empfehlen sie als Grundlage für weiterführende Planungen. 6003 Aus der historischen Entwicklung wird eine Trennung zwischen drinnen (bebauter Bereich in der Stadt/Burg) und draußen (Garten vor der Stadt /Burg) hergeleitet. Die ovalen Einfassungen der daraus entstandenen Baumgärten und deren Anordnung lassen keine räumliche Zuordnung erkennen. Durch die Anordnung der Bänke am Rand den Baumgärten und deren Orientierung nach außen lässt die eigentliche Nutzungsoption des „Gartens“ als Aufenthaltsfläche vermissen. Angesichts der Nähe zum Museum erscheint das einzig formulierte Angebot als Fläche für Kinderspiel zu wenig. Die Topografie zwischen Museum und Schlossplatz wird gestalterisch nicht thematisiert. Der weitgehende Erhalt der Bäume wird begrüßt, die vorgeschlagene Ergänzungspflanzung mit mehrstämmigen Gehölzen ist vorstellbar. Das Stadtmauerrelikt vor der Tonofenfabrik wird als museales Objekt frei gestellt. Eine weitergehende Einbindung in die Platznutzung findet aber nicht statt. Die Entfernung der Einfassungsmauern am Storchenturm ist zwangsläufig und eröffnet damit die Möglichkeit einen Platz zu schaffen. Allerdings belegt die „Tischgesellschaft“ wiederum einen Teil dieser neu gewonnen Großzügigkeit. Auch bleibt der historische Bezug dieser „Tischgesellschaft“ im Alltag erklärungsbedürftig. Nicht nachvollziehbar ist, warum der historisch an dieser Stell nicht relevante Brunnen verleibt und damit der Idee des „Auf- und Freiräumens“ widerspricht. Belagsmaterialien werden unaufdringlich eingesetzt. Die Nachführung der Burgfriedmauern im Belag ist sehr dezent und bindet die Kreuzstraße mit ein. Eine darüber hinausgehende optische Verbindung zwischen dem Hof am Storchenturm und der Tonofenfabrik wird nicht herausgearbeitet. Es fehlen Vorschläge wie das an der Achse der Straße liegende Museum Präsenz erhält. Auf Basis der nachvollziehbaren und auch gut planerischen Grundideen lässt der Entwurf doch Vorschläge vermissen, die den Raum und seine Geschichte kraftvoller ins Bewusstsein bringen. 4 9 Die Bewertungskommission beschließt nach ausführlicher Diskussion einstimmig die folgende Rangfolge der Arbeiten: 1. Rang: Tarnzahl 6002 2. Rang: Tarnzahl 6001 3. Rang: Tarnzahl 6003 Die Arbeit mit der Tarnzahl 6002 wird zur weiteren Beauftragung empfohlen. 10 Die Kommission empfiehlt dem Auslober einstimmig, die Arbeit mit dem ersten Preis zur Grundlage der weiteren Bearbeitung zu wählen. 11 Es folgt die Verlesung und Abstimmung des Protokolls der Sitzung und die Unterzeichnung durch alle Mitglieder der Bewertungskommission. 12 Die Vorsitzende überzeugt sich vom ordnungsgemäßen Verschluss der Verfassererklärungen. Nach der Öffnung der Umschläge werden die Namen der Verfasser festgestellt. Tarnzahl 6001: bbz landschaftsarchitekten Freiburg Dipl. Ing. Christian Bauer Brombergstraße 17 79102 Freiburg Mitarbeit: Dipl. Ing. Marc Leppin Beratung: Dr. Detlef Peltzer Tarnzahl 6002: AG Freiraum Jochen Dittus + Andreas Böhringer Freie Landschaftsarchitekten Poststraße 2 79098 Freiburg Mitarbeit: M. Mulder A. Nieschling Tarnzahl 6003: Vogt Landschaftsarchitekten AG Stampfenbachstrasse 57 8006 Zürich Schweiz Beteiligte Personen: Günther Vogt Maren Brakebusch Andrea Dudikova Amalie Bleibach Jonas Frei 5 13 Die Arbeiten werden ab Montag, den 22. Februar 2016 in der Abteilung Öffentliches Grün und Umwelt im Rathaus 2 öffentlich ausgestellt. Die Presse wird über eine Pressemitteilung über das Ergebnis des Verfahrens informiert. Der Gemeinderat wird in der Gemeinderatssitzung vom 29.02.2016 durch die Abteilung Öffentliches Grün und Umwelt informiert. 14 Die Vorsitzende bedankt sich für die sorgfältige Vorbereitung der Sitzung. Sie dankt dem Auslober und den Anwesenden für die konstruktive Zusammenarbeit. 15 Herr Bürgermeister Petters bedankt sich bei der Vorsitzenden für die souverän geführte Sitzung und bei allen Beteiligten für die engagierte Mitwirkung. Die Sitzung wird beendet. 6