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Beschlussvorlage (Amphibienleiteinrichtung an der Straße zum Langenhard in Sulz)

                                    
                                        Beschlussvorlage
Federführende Stelle: 602
Sachbearbeitung: Sottru

Drucksache Nr.: 111/2022
Az.: 60/602 Sottru

An der Vorlagenerstellung beteiligte Stellen

Beratungsfolge

Termin

Beratung

Kennung

Umweltausschuss

28.03.2023

vorberatend

nichtöffentlich

Technischer Ausschuss

29.03.2023

beschließend

öffentlich

Abstimmung

Betreff:
Amphibienleiteinrichtung an der Straße zum Langenhard in Sulz

Beschlussvorschlag:
Obwohl sich die Individuenzahlen im Wanderbereich zwischen Naturbad und Langenhard
klimabedingt erheblich verringert haben soll die Leiteinrichtung und deren Betreuung auch
für 2023 beibehalten werden.

Zusammenfassende Begründung:

Seit 2015 betreibt die Stadt Lahr an der Straße zum Langenhard in Sulz eine Amphibienleiteinrichtung. Es handelt sich um eine Naturschutzmaßnahme, die mit Ehrenamtlichen geleistet wird.

Drucksache 111/2022

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Sachdarstellung
Aktuelle Situation:
Seit dem Umbau des Schwimmbads in Sulz in ein Naturbad hat sich dort eine Amphibienpopulation
eingestellt. Im Jahr 2014 wurden erstmals besonders viele überfahrene Amphibien an der Straße zum
Langenhard festgestellt. Ursache hierfür ist, dass Erdkröten, Grasfrösche, Molche und (im Bach laichende) Feuersalamander ihren Hauptlebensraum außerhalb der Laichzeit im nördlich angrenzenden
Waldgebiet am Sulzberg haben und nur zur Laichzeit zum Gewässer des Naturbades wandern. Da die
Straße in der Unterhaltungslast und Verantwortung der Stadt Lahr liegt, wurde von der Abt. Öffentliches
Grün und Umwelt erstmals 2015 im Januar ein mobiler Leitzaun aufgestellt und die ehrenamtliche Betreuung für die Wanderungszeit zwischen Februar und Mai organisiert. Auf einer Zaunlänge von ca.
500 m beiderseits der Straße sind im Abstand von ca. 40 – 50 Meter auf beiden Seiten jeweils 13 bis
15 Eimer eingegraben, die täglich morgens auf gefangene Tiere kontrolliert werden. Diese werden dann
auf der anderen Straßenseite wieder ausgesetzt. Die gleiche Arbeit erfolgt auch für die Rückwanderung
der Tiere nach dem Ablaichen zurück in den Wald als Sommerlebensraum.
Bedingt durch die vermehrten, langanhaltenden, Trockenperioden sind die Individuenzahlen am Amphibienzaun in Sulz zwischen 2015 und 2022 von ehemals 2683 gezählten Erdkröten 2017 auf 223
Erdkröten 2022 zurückgegangen (siehe Anlage 2 – Dokumentation der Jahresergebnisse). Dies lässt
nun nicht zwangsläufig auf den Rückgang der Population im Naturbad selbst schließen. Schließlich
besteht auch die Möglichkeit, dass die Tiere außerhalb der Laichzeit in andere Waldgebiete am Nordhang des Uhlsbergs oder im Sulzbachtal abgewandert sind, da seit dem Verkehrssicherungshieb an
der Straße in den Jahren 2019 und 2020 die Lebensbedingungen am südexponierten Hang des Sulzbergs für die Tiere äußerst ungünstig sind. Auch besteht die Möglichkeit, dass sich andere Tiere zum
Ablaichen mehr nach Norden zum Hohbergsee hin orientiert haben.
Trotzdem gibt es auch aus dem Naturbad selbst die Rückmeldung, dass die Bestände deutlich zurückgegangen sind.
Aufwand
Seit 2021 wird der Zaun – so wie für diese Art des Zaunmaterials vorgesehen – vom BGL zu jeder
Saison auf und abgebaut. Ein übers ganze Jahr stehende Zaun erschwert für den BGL die Mahd des
Straßenrands, außerdem stellt er ganzjährig ein aus Naturschutzsicht bedenkliches Wanderungshindernis für alle Tiere dar. Die jährlichen Kosten des BGL betragen ca. 17.000,- € für den Auf- und Abbau.
Zusätzlich ist ca. alle 3 Jahre ein Teil-Austausch des Zauns erforderlich für einen Betrag in Höhe von
jeweils ca. 3000 Euro. Die Kosten werden auf der Kostenstelle 5540 5000 Biotoppflege des Ergebnishaushalts verbucht.

Der hauptamtliche Zeitaufwand zur Koordination der ehrenamtlichen Helfer lag im Jahr 2022 bei ca. 52
Stunden im Zeitraum zwischen Januar und Mai. Die Ehrenamtlichen Helfer geleisteten Stunden zur
täglichen Kontrolle nach Schätzung jährlich ca. 120 bis 160 Stunden. Die Suche nach ehrenamtlichen
Helfern ist heutzutage nicht gerade einfach. Die NABU-Ortsgruppe Lahr ist bereits mit der (mit deutlich
geringerem Aufwand verbundenen) Betreuung der Amphibienwanderung rund um das vereinseigene
Laichgewässer am Hohbergsee mehr als ausgelastet und hat keine weiteren Kapazitäten frei. Auch
wenn in den vergangenen Jahren noch jeweils ausreichend Helfer gewonnen werden konnten ist für
die Zukunft mit einer abnehmenden Bereitschaft für ehrenamtliches Engagement zu rechnen. Hier sollte
mit einer in Aussicht gestellten Aufwandsentschädigung gegengesteuert werden.
Handlungsnotwendigkeit

Drucksache 111/2022

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Aus den mit Gesprächen mit dem Biologen geht hervor, dass die Amphibienpopulation im Naturbad
aufgrund der Sicherheit des Laichgewässers auch ohne eine Querungshilfe an der Langenhardstraße
weiterbestehen würde. Aus dem allgemeinen Naturschutzverständnis heraus, ist es aber geboten durch
entsprechende Maßnahmen die Zahl der überfahrenen Tiere an der Straße weitmöglichst zu minimieren.
Maßnahmen:
•
•
•

jährlicher Auf- und Abbau eines mobilen Leitzauns mit Fangeimern durch den BGL.
tägliche Eimerkontrolle in den Morgen- und Abendstunden der Wanderzeit durch ehrenamtliche
Helfer
Koordination und Dokumentation der Arbeiten und der ehrenamtlichen Helfer durch hauptamtlichen Mitarbeitenden der Abteilung Öffentliches Grün und Umwelt.

Alternativ geprüfte Maßnahmen:
•
•
•

Straßensperrung – dies wurde nach Prüfung von der Abteilung Öffentliche Sicherheit und Ordnung abgelehnt, da die erforderliche Umleitung über Lahr zu weiträumig wäre
Amphibientunnels – Für eine straßenquerende Untertunnelung wurden Kosten von ca. 40.000 €
ermittelt und für die Haushaltsberatungen angemeldet.
Anlage eines Ersatz- bzw. ergänzenden Laichgewässers nördlich der Straße – hier konnte im
umliegenden Bereich kein geeigneter Standort gefunden werden, der die Anforderungen an die
Senkenlage, Wasserzuführung und Wasserhaltung erfüllen konnte

Erwartete finanzielle und personelle Auswirkungen:
☒ Die einmaligen (Investitions-)Kosten betragen weniger als 50.000 EUR und die dauerhaft entstehenden Folgekosten inklusive der Personalmehrkosten betragen jährlich weniger als 20.000
EUR

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2022

Einmalige (Investitions-)Kosten

2023

2024

2025

2026 ff.

in EUR

Aufwand / Einmalig verminderter Ertrag / Investition / Auszahlung
Ertrag / Einmalig verminderter Aufwand / Zuschüsse / Drittmittel (ohne Kredite)
SALDO:
Überschuss (+) / Fehlbetrag (-)

Jährlich ab Inbetriebnahme /
nach Abschluss der Maßnahme in EUR

Jährliche Folgekosten
Aufwand (inkl. dauerhafter Personalmehrkosten) / Verminderung von Ertrag

Ca. 20.000 Euro

Ertrag /
Verminderung von Aufwand

SALDO:
Überschuss (+) / Fehlbetrag (-)
Davon: Dauerhafter Personalmehrbedarf
Stellenbezeichnung, Umfang

Entgelt-/ Besoldungsgruppe

Jährlicher Arbeitgeberaufwand
(Lohn- und Nebenkosten) in EUR

1.
2.

SUMME

Finanzierung:
Ist die Maßnahme im Haushaltsplan berücksichtigt?
☒Ja, mit den angegebenen Kosten

☐Ja, mit abweichenden Kosten

☐Nein

Ist die Maßnahme in der mittelfristigen Planung berücksichtigt?
☐Ja, mit den angegebenen Kosten

☐Ja, mit abweichenden Kosten

Tilman Petters

☐Nein

Richard Sottru

Anlage(n):
Anlage 1 Dokumentation Jahresergebnisse 2015-2022
Anlage0
Hinweis:
Die Mitglieder des Gremiums werden gebeten, die Frage der Befangenheit selbst zu prüfen und dem Vorsitzenden das Ergebnis mitzuteilen. Ein befangenes Mitglied hat sich in der öffentlichen Sitzung in den Zuhörerbereich zu begeben und in der nichtöffentlichen Sitzung den Beratungsraum zu verlassen.
Einzelheiten sind dem § 18 Abs. 1-5 der Gemeindeordnung für Baden-Württemberg zu entnehmen.