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Beschlussvorlage (- Rahmenplan Kanadaring - Erläuterungstext)

                                    
                                        Lahr I Rahmenplan Kanadaring
Die Planungsaufgabe
Das aus den 1950er Jahren stammende Quartier „Kanadaring“ - ursprünglich von
französischen Soldaten und ihren Familien, später bis 1994 von den in Lahr
stationierten Angehörigen des kanadischen Militärs als Wohnunterkünfte genutzt wird heute durch seine, für die Entstehungszeit typische monotone Zeilenbebauung
mit großflächige Freianlagen und Baumbestand sowie den denkmalgeschützten
Punkthochhäuser geprägt.
Festzustellen ist, dass dort im Schwerpunkt eine Wohnbevölkerung mit zusätzlichem
Förderbedarf und mit besonderen Problemstellungen lebt, die sich teilweise aufgrund
des Migrationshintergrunds ergeben. Als Wohnstandort kämpft der „Kanadaring“ mit
bautechnischen Mängeln sowie städtebaulichen und freiräumlichen Defiziten. Für die
Ermittlung der städtebaulichen Missstände sowie für die Durchführung eines
städtebaulichen Wettbewerbs wurde bereits im Jahr 2009 das Wohngebiet in das
Bund-Länder-Programm "Soziale Stadt" aufgenommen. Diese Phase wurde 2013
abgerechnet und zum Abschluss gebracht.
Im Herbst 2014 wurde ein Antrag auf Aufnahme in das Bund-Länder-Programm
„Soziale Stadt“ von der Stadt gestellt. Erfreulicherweise gab es im April 2015 einen
positiven Förderbescheid mit einer ersten Tranche von 3 Mio. Euro als Zuwendung (5
Mio. Euro Förderrahmen).
Das Quartier „Kanadaring“ – im Westen der Stadt gelegen - umfasst eine Fläche von
rund 16 ha und wird von der Freiburger Straße im Westen, der Schutter im Norden,
der Altmühlgasse/Otto-Hahn-Straße im Osten sowie der Schwarzwaldstraße im
Süden begrenzt. Heute wohnen im „Kanadaring“ rund 1.500 Bewohner. Der
überwiegende Teil der Gebäude- und Freiflächen befindet sich im Eigentum der
Städtischen Wohnungsbau GmbH Lahr. Mit rund 540 Wohneinheiten in rund 30
Bestandsgebäuden stellt das Quartier Kanadaring den bedeutendsten Wohnungsbestand im Portfolio der Städtischen Wohnungsbau GmbH dar.
Kann das Quartier einerseits von einer vergleichsweise zentralen Lage mit guter
Verkehrsanbindung und einem großzügigen Grün- und Freiflächenangebot mit
direkter Anbindung an die Schutter profitieren, verstärken ein kaum differenziertes
einfach ausgestattetes Wohnraumangebot mit geringer sozialer Mischung das
schlechte Image des Quartiers. Daneben tragen unorganisiert wirkende Freiräume
und ein in weiten Teilen mangelhafter baulicher Zustand der Wohngebäude zur
negativen Stigmatisierung des Quartiers bei.
Die Landesgartenschau 2018 eröffnet für die Stadt Lahr die Chance, das Wohngebiet
„Kanadaring“ besser mit der Umgebung zu verknüpfen und die Freiflächen neu zu
gestalten. Durch ökonomisch sinnvolle städtebauliche und freiraumplanerische
Maßnahmen sowie konkreten Gebäudesanierungen soll das Quartier baulich und im
Freiraum für die Zukunft ertüchtigt werden. Ein neuer Quartierscharakter soll die
Identifikation der Bewohner mit dem Quartier stärken und neue Nutzergruppen
ansprechen. Vor diesem Hintergrund wurde von der Stadt Lahr in enger Abstimmung
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mit der Städtischen Wohnungsbau GmbH Lahr im Herbst 2012 ein nichtoffener
städtebaulicher Planungswettbewerb ausgelobt, in dessen Ergebnis der Entwurf des
Büros pesch partner architekten stadtplaner, Stuttgart vom Preisgericht für die
weitere Rahmenplanung empfohlen wurde.
Das Rahmenkonzept
Die nun vorliegende Fortschreibung der städtebauliche Rahmenplanung soll klären,
wie das Entwurfskonzept u.a. unter besonderer Berücksichtigung der
wohnungswirtschaftlichen und sozialen Belange bestandsorientiert weiterentwickelt
werden kann und in welcher räumlichen Ausprägung Teilquartiere qualifiziert werden
können. Ziel ist ein Städtebau, der eine zukunftsorientierte soziale Mischung
ermöglicht, die Erneuerung des Quartiers mit den sozialen Belangen der Bewohner
in Einklang bringt und den Erneuerungsprozess für unterschiedliche Träger und
Finanzierungsformen öffnet.
Der Planungsprozess wurde von der Arbeitsgruppe Kanadaring begleitet, in der die
zuständigen städtischen Ämter, die Wohnungsbau Lahr, die STEG als
Sanierungsträger und die Gutachter die im Wettbewerb dargelegte städtebauliche
Konzeption und die weiteren Realisierungsschritte präzisierten und
weiterentwickelten sowie den Dialog mit Bewohnern und Anrainern vorbereiteten.
Mit dem gewählten Entwurf, in der eine neue Quartiersmitte im Vordergrund steht,
wird von der Stadt Lahr und der Wohnungsbau Lahr ein großes Ziel auf
städtebaulicher und freiraumplanerischer Ebene anvisiert. Die gartenstädtische
Atmosphäre wird respektiert und durch Wohnumfeldgestaltung deutlicher
herausgearbeitet. Bewusst wurde auf große Eingriffen in die Substanz verzichtet, um
die Identität des Ortes zu wahren. Der gartenstädtische Charakter mit
denkmalgeschützten Punkthäusern, lockerer Zeilenbebauung, großen Bäumen und
grünen Zwischenzonen wird als wertvoll erkannt und aufgegriffen. Punktuelle
Eingriffe in die bestehende städtebauliche Struktur in sinnvollen Bauabschnitten sind
notwendig und schaffen die Grundlage für die Weiterentwicklung zu einem attraktiven
Wohnquartier, das die Identität des Ortes bewahrt und zugleich wichtige Impulse für
eine nachhaltige Quartiersentwicklung schafft. Eine städtebaulich starke Setzung die neue Mitte - führt in Verbindung mit einer kleinteiligen Arrondierung der Baufelder
- die offenen Wohnhöfe - zu einem neuen Quartierscharakter.
Die Gestalt der Neubauten im Quartier orientiert sich am Bestand, folgt jedoch
heutigen architektonischen Maßstäben. Die bestehenden Zeilenbauten sollen
durchgängig einer energetischen Sanierung unterzogen werden. Ein Energiekonzept
zur Wärmeversorgung des Wohnquartiers unter besonderer Berücksichtigung
regenerativer Energien wurde bereits erstellt und wird aktuell weiterentwickelt.
Veränderungen auf Grund wohnungswirtschaftlicher Anforderungen
Vor dem Hintergrund der Befürchtung eines zu groß dimensionieren Quartiersplatzes
ohne ausreichende frequenzbringende Erdgeschossnutzungen und dem Wunsch,
das Gebäude K 24 zu erhalten, wurde im Herbst 2014 eine alternative Lösung für
diesen Teilbereich präsentiert und abweichend vom Rahmenplankonzept vom 28. Juli
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2014 politisch beschlossen. Das Gebäude K 24 bietet kleine Wohnungen, die sehr
gefragt sind. Mit einer Anzahl von 32 Wohnungen wäre eine kurzfristige Umsiedlung
schwierig geworden.
Durch die neue und verkleinerte Lage des Quartiersplatzes sollen Aufwendungen für
die Stadt eingespart werden.
Entgegen den ursprünglichen Überlegungen sollen nun auch die Zeilengebäude K79
und K89/91 erhalten werden.
Die nun vorgelegte Überarbeitung des Rahmenplans beinhaltet die neue Lage des
Quartiersplatzes und die Investorenausschreibung, die die Städt. Wohnbau GmbH
durchgeführt hat.
Die städtebaulichen Bausteine
Quartierszentrum
Das neue Quartierszentrum steht mit seiner baulichen Neuordnung und einer
attraktiven Platzgestaltung für die Aufwertungsoffensive Kanadaring und hat für das
Gesamtquartier eine besondere Impulswirkung. Durch Abriss der defizitären
Bestandsgebäude K2 und K4 sowie des Quartiersparkhauses steht in der Mitte des
Gebiets eine wichtige Potenzialfläche zur Quartiersneugestaltung zur Verfügung. An
Stelle dieser Gebäude wird zwischen Kanadaring und Schwarzwaldstraße ein neuer
Wohnhof mit vier Einzelgebäuden vorgeschlagen. Zusammen mit den zu Wohnhöfen
zusammengefassten bestehenden Laubenganggebäuden – östlich angrenzend bilden sie die städtebaulich prägnante Grundstruktur der neuen Quartiersmitte.
Der Innenhof des neuen Wohnhofes wird zugunsten eines in der Höhenlage leicht
versetzten Parkgarage etwas angehoben. Der Vorteil dieser Lösung: die Privatheit
des Wohnens mit seinen privaten Freianlagen wird durch die Lage Hochparterre
geschützt - sowohl zum öffentlichen Raum wie auch zu den Gemeinschaftsflächen im
Hof - und das Parkdeck kann natürlich belüftet werden. In den Obergeschossen
können differenzierte Wohnungsangebote für unterschiedliche Lebenslagen und stile angeboten werden. In 2- oder 3-Spännertypen mit 75-100 qm Wohnungsgröße
könnten beispielsweise bis zu 75 neue Wohneinheiten in den neuen Wohnblöcken
Platz finden. Aufgrund der zentralen Lage und der barrierefreien Bauweise wäre im
südlichen Wohnblock auch ein betreutes Wohnen gut vorstellbar. Am höher
frequentierten Bereich entlang des Quartiersplatzes können im Erdgeschoss
öffentliche Nutzungen platziert werden. Gesundheitsdienste, kleine Dienstleistungen
und Einzelhandel für den täglichen Bedarf würden das vielfältige Angebot der neuen
Mitte abrunden.
Auf dem Platz selbst soll nun ein zweigeschossiger Pavillon entstehen, der eine
gastronomische Nutzung – voraussichtlich Café/Bäckerei – bzw. eine Metzgerei
aufnehmen soll. Durch diese Nutzung soll ein interessanter Anziehungspunkt für den
Platz geschaffen werden. Die Außengastronomie soll auch Passanten einladen,
daher gibt es direkt westlich angrenzend ein großzügiges Parkplatzangebot im
Bereich der heute bestehenden Grünanlage um die Punkthochhäuser. Das Ziel, das
Quartier nach außen zu öffnen, wird hiermit auch befördert.

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Durch den Erhalt der östlich angrenzenden Laubenganggebäude können 96 ZweiZimmerwohnungen in einem stark nachgefragten Wohnungssegment gesichert und
modernisiert werden. Die Freifläche zwischen den Gebäuden wird durch Nebengebäude gerahmt und durch das Anheben des Bodenniveaus zum erhöhten
Wohnhof transformiert.
Eine weitgehende Sanierung der drei Bestandsgebäude einschl. Dachanpassung
(Flachdach) soll die Architektursprache der neuen Wohnblöcke aufgreifen und damit
die bauliche Einheit des Quartierszentrums festigen.
Im Erdgeschoss des Gebäudes K 24 bietet sich in der dem Platz zugewandten
westlichen Wohneinheit mit geringen Eingriffen in die Bausubstanz die Chance eine
quartiersbezogenen offene Nutzung zu etablieren, die den Quartiersplatz zusätzlich
bespielen kann.
Stadtvillen an der Schutter
Mit der baulichen Neuordnung entlang der Schutter ergänzen insgesamt 7
sogenannte Stadtvillen sinnvoll den bestehenden Wohnungsmix im Quartier und
können so langfristig zur Stabilisierung der sozialen Mischung im Kanadaring
beitragen. Die vorgeschlagen Stadtvillen markieren den Lauf des Gewässers und
verbinden die Zeilenbauten zu räumlich gefassten Nachbarschaften. Durch die
Orientierung der Stadtvillen an den Kopfenden der Zeilenbauten werden großzügige
Blickbeziehungen und Durchgänge zur Schutter gewahrt. In den Punkthäusern
entstehen Wohnungen für Familien mit guter Orientierung zum Freiraum und Abstand
zum Geh- und Radweg entlang der Schutter. Für die erforderlichen Stellplätze wurde
im Bereich zwischen den Bestandsgebäuden und den Neubauten eine
wohnungsnahe Lösung entwickelt. Dadurch können sowohl die Räume zwischen den
Zeilen als auch zwischen den Stadtvillen weitgehend bzw. ganz autofrei gehalten
werden und so zu hochwertigen Freiräumen mit Mietergärten und Gemeinschaftshof
gestaltet werden. Diese „grünen Fugen“ gliedern die Bauflächen und verknüpfen das
Wohnquartier mit der Schutter.
Tor zum Kanadaring
Im östlichen Baufeld zwischen Schwarzwaldstraßen und Kanadaring prägen
zukünftig markante Kopfgebäude den Quartiersauftakt. Der verkehrsberuhigt
gestaltete Kanadaring wird über einen neu gestalteten Kreisverkehr an die
Schwarzwaldstraße angebunden. Der östliche Quartierseingang wird durch zwei
Kopfbauten im Bereich des Knotenpunkts definiert.
Entgegen den ursprünglichen Überlegungen sollen nun die westlichste Zeile
(K89/91) und die Nord-Süd orientierte Zeile (K79), direkt neben dem „Torgebäude“,
erhalten werden. Das Baufeld des Kopfgebäudes wurde entsprechend reduziert.
Die bislang zur Schwarzwaldstraße offenen Zwischenräume werden durch
eingeschossige Nebengebäude räumlich abgeschirmt, die sich mit einer gestalteten
Front zur Schwarzwaldstraße präsentieren. Die dadurch entstehenden ruhigen
Wohnhöfe erhalten so einen introvertierteren Charakter und damit eine deutlich
bessere Aufenthaltsqualität. Vom Parkierungsverkehr werden die Höfe weitestgehend
freigehalten.

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Sollte die westliche Zeile zu einem späteren Zeitpunkt doch abgebrochen werden,
dann wäre die Ausbildung eines Kopfbaues als Pendent zum „Torgebäude“ eine
wünschenswerte Lösung. Die Realisierung einer Tiefgarage ist in diesem Falle wie
bei allen weiteren Neubaumaßnahmen zwingend erforderlich.
Durch den Abbruch der Parkgarage in der Quartiersmitte ist eine neue Hausmeisterwerkstatt zu bauen. Aus städtebaulicher Sicht würde ein östlich des neuen Kreisverkehrs gelegener Standort an der Schwarzwaldstraße vorgezogen werden, doch ist
ein Erwerb derzeit schwierig.
Aus diesem Grund gibt es eine Neubaufläche südlich der Torbebauung, von der
Otto-Hahn-Straße aus erschlossen. Auf Grund der Nutzung ist von einer hohen
Versiegelung auszugehen. Die bauliche Lösung erfordert eine Berücksichtigung der
Situation, dass die neu zu erstellende Wohnbebauung auf ihrer Südseite den
direkten Blick auf diese Werkstatt haben wird.
Individuelles Wohnen
Im Bereich zwischen Martinskindergarten und ehem. Tabakfabrik werden die zwei
bestehenden individuellen Wohngebäude durch Baugrundstücke für Einfamilien-,
Doppel- und/oder Reihenhäuser ergänzt. Das zusätzliche Angebot an individuellen
Wohntypologien soll die soziale Durchmischung des Quartiers fördern. Für den
Gewässerrandstreifen halten die Grundstücke den erforderlichen Abstand von 10 m
zur Böschungsoberkante des Schutterbetts ein. Das bestehende Zeilengebäude Nr.
23/25 wird erhalten und kann nach erfolgter Sanierung einer Eigentumsumwandlung
zur Verfügung stehen.
Laubenganggebäude Schwarzwaldstraße
Durch die direkte Nachbarschaft des Kanadarings zum Gelände der Landesgartenschau und damit der neuen dauerhaften Parkanlagen fällt ein besonderes
Augenmerk auf die drei Laubenganggebäude Nr. 51-55 entlang der Schwarzwald.straße. Durch ihre städtebauliche Ausrichtung und die Architektur-sprache prägen sie
sowohl den Straßenzug Schwarzwaldstraße als auch das Image des Kanadarings
nach Süden. Aus diesem Grund soll die Modernisierung der 50er-Jahre Gebäude
des Kanadarings dort beispielhaft präsentiert werden. Durch eine innovative
Gebäudemodernisierung können die Gebäude energetisch ertüchtigt und die
Barrierefreiheit durch Aufzüge erfüllt werden. Im Rahmen der energetischen
Gebäudemodernisierung sollen die vorhandenen Laubengänge großflächig verglast
und dadurch eine Innenraum ähnliche Vorzone mit hoher Aufenthaltsqualität für die
Bewohner geschaffen werden. Das direkte Wohnumfeld wird in die Aufwertung
einbezogen.
Freiburger Straße
Auf lange Sicht sollen die städtebaulichen Maßnahmen auch zu einem neuen
Gesicht entlang der Freiburger Straße führen. Eine Verlagerung des Autohauses, der
Waschstraße und der Tankstellen wird den Kanadaring von störenden Nutzungen
befreien. Die drei bestehenden Zeilenbauten im Süden werden durch eine Lärm5

schutzbebauung zu abgeschirmten Wohnhöfen geschlossen. Am Knotenpunkt
Schwarzwaldstraße/Freiburger Straße akzentuiert ein Hochpunkt die Quartiersecke.
Lärmunempfindliche Nutzungen wie Dienstleistungen und Büros in den unteren
Geschossen werden mit Wohnen in den oberen Geschossen kombiniert. Auf den
Grundstücken der Tankstellen können zeitlich unabhängig weitere geschützte
Hofsituationen realisiert werden. Das Grundstück der Waschstraße ist der erste
Trittstein nach dem Überqueren der Brücke. Zur besseren Adressbildung des
Quartiers wird das Grundstück mit engem Bezug zur ehemaligen Tabakfabrik
entwickelt. Das von der Straße zurückversetzte Punktgebäude mit Dienstleistungen
spielt die Fabrikantenvilla frei und nimmt den Geh- und Radweg entlang der Schutter
in einer kleinen Platzfläche auf. Die repräsentativen Gebäude der Tabakfabrik sollten
möglichst einer kulturellen Nutzung zugeführt werden. Zusammen bilden das
Punktgebäude und die Tabakfabrik das Auftaktensemble im Norden.
Freiräume und Wegeverknüpfungen
Quartiersverknüpfungen
Die Trennwirkung der Schwarzwaldstraße durch den überdimensionierten Straßenquerschnitt soll durch die Verringerung des Fahrbahnquerschnitts reduziert werden.
Angebotsstreifen für Radfahrende gliedern den Straßenquerschnitt neu, die neue
Baumallee schafft Atmosphäre im Straßenraum. Eine neu geplante Fußwegeverbindung zwischen Quartiersplatz und Bürgerpark – hierfür konnte mit dem
Landratsamt als Träger der benachbarten Schulen eine Einigung herbeigeführt
werden – führt unmittelbar westlich der südlichen Laubenganggebäude und den
Haus- und Landwirtschaftlichen Schulen vorbei. In Richtung Norden wird die kurze
Verbindungsstraße zwischen Schwarzwaldstraße und Kanadaring zu einem Gehund Radweg zurückgebaut. Allerdings muss dieser im nördlichen Bereich auch als
Zufahrt zu privaten Stellplätzen genutzt werden. Durch den Erhalt des Gebäudes
K 24 kann dessen Stellplatzbedarf an keiner anderen Stelle oberirdisch erfüllt
werden.
Quartiersplatz
Der neue Quartiersplatz ist zentraler Anlaufpunkt der Bewohner. Der zweigeschossige Pavillon auf dem Platz eignet sich für Außengastronomie, garantiert
hohe Aufenthaltsqualität und sorgt für eine Belebung des Platzes. Auf eine allseitige
hochwertige Gestaltung ist zu achten. Dieses Gebäude darf aufgrund seiner freien
Stellung auf dem Quartiersplatz keine rückwärtigen, unbespielten Erdgeschossbereiche haben. Die offene Platzfläche dient sowohl als geschützte Spielfläche für
Kinder als auch als Treffpunkt und zur Begegnung. Ansonsten soll die Platzfläche
nicht durch Einbauten gestört werden. Die Ausstattung beschränkt sich auf wenige
Bänke für das längere Verweilen - wahlweise in der Sonne oder im Schatten. Entlang
der im Bereich des Platzes verkehrsberuhigten Schwarzwald-straße werden für die
Dienstleistungen und die Gastronomie Parkplätze seitlich in der Straße „Kanadaring“
platziert.

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Bei der Ausbildung der neuen Wohnbebauung als nördlicher Platzkante ist das
Aufeinandertreffen der privaten mit der öffentlichen Nutzung zu lösen. Eine
Möglichkeit ist die Ausbildung einer Höhendifferenz, um diesen privaten Bereich mit
Qualität auszustatten. Werden private Gartenbereiche vorgeschaltet, dann sind
neben einer Höhendifferenz gestalterische Maßnahmen zu ergreifen, um ein
qualitätvolles Wohnen und eine Nutzung des öffentlichen Platzes gewährleisten zu
können.
Schutteraue
Heute ist die Schutteraue durch Einfriedungen vom Wohnquartier getrennt und wird
nicht als hochwertiger Freiraum wahrgenommen. Nach Abriss des städtischen
Kindergartens und der Turnhalle sowie von Zäunen und Hecken wird die
Orientierung des Quartiers zum Wasser erheblich verbessert. Am Schutterplatz
finden Kinder Rasenflächen und wassergebundene Freiflächen mit Spielgeräten vor.
Die Rasenstufen an der Schutter laden Bewohner und Nutzer des Uferradwegs zum
Entspannen ein. Über die neue Fuß- und Radwegebrücke gelangt man bequem zum
Schulzentrum Dinglingen und weiter ins Naherholungsgebiet am Schutterlindenberg.
Freianlagen
Die Räume zwischen den Zeilenbauten werden weitgehend von Parkierung befreit.
Lediglich die Zufahrt zum Be- und Entladen sowie für Rettungsfahrzeuge wird
gesichert. Die frei werdenden Flächen werden geordnet und neu gestaltet. Den
Hochparterrewohnungen werden individuelle Freiräume mit Terrasse und Heckeneinfriedung zugeordnet, die über eine kurze Treppe von den Wohnungen erreicht
werden können bzw. ebenengleich angehoben werden. Die Rasenflächen werden
durch Holzdecks und Spielgeräte zu attraktiven Gemeinschaftsräumen für die
Nachbarschaft gestaltet. Die Wandlung des Quartierscharakters wird auch zahlreiche
Eingriffe in den qualitativ gemischten Baumbestand zur Folge haben. Bei allen
baulichen und freiraumplanerischen Maßnahmen ist daher im Einzelfall zu prüfen, ob
die Bäume erhaltenswert sind und in die Neugestaltung passen. Der Erhalt
prägender erhaltenswerter Bäume ist zum Erhalt der Quartiersidentität anzustreben.
Im östlichen Bereich des Quartiers ist die Ausbildung von „grünen Fugen“ zwischen
Kanadaring und Schutter vorgesehen. Diese sollen den verdichteten Bereich
ausreichend mit Freiräumen versorgen, die von jeglicher Bebauung freizuhalten sind.
Die privaten Wohnhöfe sollen in ihrer Durchwegbarkeit so gestaltet werden, dass die
Bewohnerschaft auf kurzem Wege die Schutter erreichen können.

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Parkierung
Die Parkierung für die Wohngruppen wird unter Carports oder unter Bäumen neu
organisiert. Senkrechtparker entlang des Kanadarings decken hierbei den Großteil
der benötigten Stellplätze ab und können so die Wohnhöfe vom aktuell vorhandenen
Parkierungsdruck befreien, die damit dauerhaft den Bewohnern als wertvolles
Wohnumfeld zur Verfügung stehen. Die Stellplatzreihung entlang des Kanadarings
werden mit lockeren Baumreihen begleitet.
Zur weiteren Entlastung des Quartiers durch den ruhenden Verkehr sind für
Neubauten, die Stadtvillen entlang der Schutter ausgenommen, grundsätzlich
Tiefgaragen vorzusehen. Einzelne Besucherparkplätze werden entlang des Kanadarings angeboten, wodurch auf Parkierung entlang der Schwarzwaldstraße verzichtet
werden kann. In der Schwarzwaldstraße sind keine Stellplätze möglich, da dies eine
zentrale Fahrradachse darstellt, die die Innenstadt mit dem Bahnhof verbindet.
Der Stellplatzschlüssel orientiert sich am heutigen Bestand (Bestandseinheiten 1,0
ST/WE, Laubenganggebäuden 0,6 ST/WE, Rundhochhäuser 0,7 ST/WE,
Neubauten: Stadtvillen, Quartiersmitte und Torhäuser 1,5 ST/WE, Doppelhäuser 2,0
ST/WE). Eine Erweiterung des oberirdischen Parkraumangebots bei sich
verändernden Bedarfen ist aufgrund der stark begrenzten Flächenverfügbarkeiten
nicht möglich.

Zeithorizont Landesgartenschau 2018
Im Rahmen der Landesgartenschau 2018 bietet sich die Gelegenheit, einem breiten
Publikum die städtebaulichen und freiräumlichen Veränderungen im Quartier zu
präsentieren. Der konzeptionelle Schwerpunkt der Rahmenplanung ist eindeutig die
neue Quartiersmitte mit der Gestaltung der anliegenden Freibereiche und seiner
Einbindung ins Quartier. Daher stehen im ersten Zeitabschnitt zur baulichen
Umsetzung die Quartiersmitte (einschließlich der bestehenden Zeilengebäude), der
Bereich Tor zum Kanadaring, die drei Laubenganggebäude südlich der Schwarzwaldstraße sowie zwei Zeilenbauten und die ersten Stadtvillen an der Schutter im
Vordergrund (im Plan liegen diese Maßnahmen innerhalb des schwarz umrandeten
Bereichs). Diese Bausteine sollen durch das neu gestaltete Wegesystem Bürgerpark
(Landesgartenschau) – Schulgelände des Kreises – Quartiersplatz – Schutterplatz –
Alt-Dinglingen verbunden werden.

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