Beschlussvorlage (- Abschlusspräsentation ÖPNV-Potenzialanalyse, VWI)
6. Juli 2016
Verbesserung des ÖPNV in der Stadt Lahr – Potenzialanalyse für einen schienengebundenen ÖPNV Sitzung des Technischen Ausschusses Mi, 6. Juli 2016 Stefan Tritschler Inhalt der Potenzialanalyse Die Stadt Lahr hat die VWI Stuttgart GmbH mit einer Potenzialanalyse zur Verbesserung des ÖPNV beauftragt. Hauptfragestellung war, ob ein spurgebundenes ÖPNV-Angebot auf der Hauptachse vom Bahnhof in die Innenstadt und nach Möglichkeit weiter ins Schuttertal machbar ist. Die Hauptinhalte der inzwischen abgeschlossenen Untersuchung waren: Abschätzung der maximal erreichbaren ÖPNV-Nachfrage Auswahl geeigneter ÖPNV-Systeme Trassenuntersuchung und Abschätzung der notwendigen Investitionen Betriebskonzepte für diese Schienenstrecken Wertung der Varianten Handlungsempfehlungen für die weitere Vorgehensweise Arbeitskreis ÖPNV-Potenzialanalyse 2 Verkehrsnachfrage Die maximal erreichbare ÖPNV-Nachfrage auf dem Hauptkorridor wurde auf Basis folgender Informationen abgeschätzt: Fahrgastzählungen und -befragungen auf allen Buslinien Analyse vorhandener Straßenverkehrszählungen und Knotenpunkterhebungen 1.650 bis 2.500 Fahrgäste/Tag 4.450 bis 5.600 Fahrgäste/Tag 1.200 bis 1.750 Fahrgäste/Tag Arbeitskreis ÖPNV-Potenzialanalyse 3 Potentielle ÖPNV-Systeme Für Lahr und Seelbach kommen mehrere spurgebundene ÖPNV-Systeme in Frage: Klassische Straßenbahn Straßenbahn auf Gummirädern (Zweisystem-)Stadtbahn Denkbar ist auch der Einsatz „unkonventioneller“ ÖPNV-Systeme: Einschienenbahn (Monorail) Seilbahn Evtl. können auch straßengebundene Systeme die Anforderungen erfüllen: Oberleitungs-Bus Bus mit neuartigem Antriebsystem (z. B. induktiv ladender E-Bus) Bildquelle: VWI/Tr Bildquelle: wikimedia Bildquelle: VWI/Tr Arbeitskreis ÖPNV-Potenzialanalyse 4 Qualitativer Vergleich der Systeme System Kriterium Gelenkbus O-Bus Straßenbahn Stadtbahn Seilbahn Monorail Infrastrukturkosten Lärm/Erschütterung Abgase vor Ort Eingriff in Bestand1 Fahrzeugkosten Platzangebot Fahrzeit Fahrgastkomfort2 System im Vergleich am vorteilhaftesten 1 Flächeninanspruchnahme und IV-Ablauf System im Vergleich durchschnittlich 2 Zugang zum Fahrzeug und bei der Fahrt System im Vergleich am nachteiligsten Arbeitskreis ÖPNV-Potenzialanalyse 5 Trassenuntersuchung Die Trassenuntersuchung umfasste verschiedene Varianten für die Hauptachse sowie Erweiterungen in verschiedene Richtungen. nach Offenburg Friesenheim Heiligenzell Flughafen / Gewerbegebiet W1 – W3 H1 – H4 Bahnhof Schlüssel Kuhbach R1 / R2 Reichenbach Mietersheim S1 / S2 Seelbach Sulz nach Schuttertal Arbeitskreis ÖPNV-Potenzialanalyse 6 Infrastrukturinvestitionen Für den Hauptkorridor zwischen Schlüssel und Bahnhof wurde die Trassenvariante H1 favorisiert. Die Investitionen für die lediglich 3,5 km lange Strecke belaufen sich auf ca. 43,2 bis 55,2 Mio. € (netto). Die Haupt-Kostentreiber sind: Überwiegend zweigleisige Führung Abschnittsweise Änderung des kompletten Straßenquerschnitts erforderlich, um Führung auf besonderem Bahnkörper zu realisieren Hohe Anzahl anzupassender / umzubauender Knotenpunkte im Innenstadtbereich Trasse H1 Varianten Arbeitskreis ÖPNV-Potenzialanalyse 7 Infrastrukturinvestitionen Auf für die Erweiterungen wurden die Infrastrukturinvestitionen bestimmt: Die Investitionen für die Verlängerung der Trasse vom Schlüssel bis nach Seelbach (Trassenvariante S2) belaufen sich auf ca. 42,3 bis 54,1 Mio. € (netto) für die 6,6 km lange Strecke. Um eine für einen Betriebshof geeignete Fläche zu erreichen, ist vermutlich eine Strecke ins Gewerbegebiet erforderlich. Die zusätzlichen Investitionen für die kürzeste (1,6 km) Variante (W1) liegen bei ca. 19,8 bis 25,3 Mio. €. Die zusätzlichen Investitionen für eine Zweisystem-Lösung werden auf ca. 5,4 bis 6,9 Mio. € (netto) geschätzt und beinhalten den Bau einer Systemwechselstelle zum Bahnnetz im Bereich des Bahnhofs Lahr (Variante Z). Arbeitskreis ÖPNV-Potenzialanalyse Trasse W1 Varianten 8 Betriebskonzepte für die Wertung Für die Wertung der verschiedenen Betriebskonzepte (jeweils mit 10min-Takt im Hauptkorridor) wurden sechs Varianten untersucht: A1: Verbindung mit einer Straßenbahn zwischen dem Bahnhof Lahr und dem Schlüssel über die Trassenvariante H1 A2: Verbindung mit einer Straßenbahn zwischen dem Gewerbegebiet Lahr und dem Schlüssel über die Trassenvarianten W1 und H1 B1: Verbindung mit einer Straßenbahn zwischen dem Bahnhof Lahr und Seelbach über die Trassenvarianten H1 und S2 B2: Verbindung mit einer Straßenbahn zwischen dem Gewerbegebiet Lahr und Seelbach über die Trassenvarianten W1, H1 und S2 C1: Verbindung mit einer Zweisystem-Stadtbahn zwischen Offenburg und dem Schlüssel über die Trassenvarianten Z und H1 C2: Verbindung mit einer Zweisystem-Stadtbahn zwischen Offenburg und Seelbach über die Trassenvarianten Z, H1 und S2 Arbeitskreis ÖPNV-Potenzialanalyse 9 Wertung der Varianten Um die sechs Varianten zu bewerten, wurde ein vereinfachtes Verfahren in Anlehnung an die Standardisierte Bewertung gewählt. Dabei wurden alle wichtigen Teilindikatoren berücksichtigt, darunter z. B.: Infrastrukturinvestitionen Kosten im Sinne der Bewertung Unterhaltung der Infrastruktur Unterhaltungs- und Betriebskosten des laufenden Betriebs (Personal, Energie, Fahrzeuge) Verringerung der Reisezeiten im ÖPNV Externe Effekte der vom Pkw auf den ÖPNV verlagerten Fahrten (MIVBetriebskosten, CO2-Emissionen, Unfallschäden) Arbeitskreis ÖPNV-Potenzialanalyse Positive und Negative Nutzen im Sinne der Bewertung 10 Wertung der Varianten Die Gegenüberstellung der überschlägig ermittelten Nutzen und Kosten zeigt, dass die Spanne der Nutzen bei allen sechs Varianten – zum Teil sehr deutlich – unter der Spanne der Kosten liegt. Variante Summe der überschlägig ermittelten Nutzen Überschlägig ermittelte Kosten (Kapitaldienst der ÖVInfrastruktur) [T€/Jahr] [T€/Jahr] A1 0 bis 440 2.160 bis 2.760 A2 0 bis 380 3.150 bis 4.025 B1 180 bis 460 4.275 bis 5.465 B2 140 bis 450 5.265 bis 6.730 C1 1.300 bis 1.890 2.430 bis 3.105 C2 2.240 bis 3.190 4.545 bis 5.810 Arbeitskreis ÖPNV-Potenzialanalyse 11 Nutzenspanne Wertung der Varianten Kostenspanne A1 A2 B1 B2 C1 C2 0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 Arbeitskreis ÖPNV-Potenzialanalyse 6.000 7.000 12 Fazit der Bewertung Bei der Gegenüberstellung von Nutzen und Kosten der Varianten A1, A2, B1 und B2 zeigt sich, dass die Bandbreite des erreichbaren Nutzens sehr weit unter der Spanne der Kosten liegt. Eine weitere Betrachtung dieser Varianten, die von einem eigenständigen Lahrer Straßenbahnsystem ausgehen, kann daher nicht empfohlen werden. Auch bei den beiden Zweisystem-Varianten C1 und C2 liegen die zu erwartenden Nutzen deutlich unter den Kosten. Falls ein schienengebundener ÖPNV in Lahr im Detail weiter betrachtet werden sollte, käme dafür am ehesten Variante C1 in Frage. Deren Nutzen-KostenVerhältnis könnte ggf. verbessert werden, wenn diese nicht nur in Lahr eine innerstädtische Erschließung übernimmt, sondern auch am anderen Ende des Linienweges (z. B. in Offenburg oder Strasbourg) in die Innenstädte fortgeführt wird. Arbeitskreis ÖPNV-Potenzialanalyse 13 Handlungsempfehlungen und Ausblick Im Hinblick auf das Bewertungsergebnis sollten sich die Anstrengungen vorrangig auf die Fortentwicklung des bestehenden ÖPNV konzentrieren: Beschleunigung des Busverkehrs in Lahr durch ÖPNVPriorisierungsmaßnahmen Priorisierung an Knotenpunkten mit Lichtsignalanlagen Abschnittsweise Einrichtung von Busfahrstreifen Verringerung der Emissionen durch elektrisch angetriebene Busse Bessere Verknüpfung im Umweltverbund Verbesserung der Fahrtbeziehungen vom/zum Lahrer Bahnhof Serviceeinrichtungen an Haltestellen Echtzeitinformation und Anschlusssicherung Tarifliche Maßnahmen Einführung eines Kurzstreckentickets Übergangstarife zum Regio-Verkehrsverbund Freiburg Arbeitskreis ÖPNV-Potenzialanalyse 14 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! VWI Verkehrswissenschaftliches Institut Stuttgart GmbH Stefan Tritschler, Geschäftsführer Anschrift: Torstraße 20, 70173 Stuttgart Telefon: 0711 894602-0, Telefax: 0711 894602-49 E-mail: post@vwi-stuttgart.de Homepage: www.vwi-stuttgart.de