Informationsvorlage (2022-06-23 Lahrer Nachhaltigkeitsbericht 2022)
Sitzung: Umweltausschuss (2. Sitzung)
14. Juli 2022
14. Juli 2022
Stabsstelle Umwelt Lahr Lahrer Nachhaltigkeitsbericht 2022 Lahr/Schwarzwald im Überblick Regierungsbezirk: Landkreis: Höhe: Fläche: Einwohnerzahl: Bevölkerungsdichte: Adresse Stadtverwaltung: Internet: Oberbürgermeister: Freiburg Ortenaukreis 170 m über N.N. 69,84 km2 47.551 681 EW/km2 Rathausplatz 4 77933 Lahr/Schwarzwald www.lahr.de Markus Ibert (parteilos) Lahr ist wichtiges Mittelzentrum der Ortenau, liegt inmitten des Dreiländerecks Deutschland, Frankreich und der Schweiz und pflegt enge Kontakte zu seinen französischen Nachbarn. Kurze Wege, hervorragende Bildungs- und Kulturangebote sowie vielfältige Einkaufsmöglichkeiten, attraktiver Wohnraum und eine ausgeprägte Vereinskultur machen Lahr zu einer abwechslungsreichen Heimat für junge Menschen, Familien und Senioren. Die historische Innenstadt ist geprägt von einem attraktiven Einzelhandelsangebot und bietet entspannte Auszeiten in den zahlreichen Cafés und Restaurants. Markante, urbane Architektur durchbricht die historische Bausubstanz der Stadt und bietet Raum für junge Menschen, moderne Geschichte und kreative Ideen. Lahr liegt inmitten einer vielfältigen Naturlandschaft: Die Berge des Schwarzwaldes, zahlreiche Badeseen in der Rheinebene, frischen Obstbaumwiesen der Vorbergzone und sonnigen Rebhänge. Auch innerstädtisch gibt es schöne, urbane Grünoasen: Der Stadtpark, eine über einhundert Jahre alte Parkanlage mit Tiergehege; der Wasserpfad Sulzbachtal, ein spannender Ausflug in den Lebensraum der Bachtiere und Pflanzen und der Seepark mit einem einladenden Sandstrand. Die Stadt, das Kulturamt, zahlreiche Vereine und Initiativen, Schulen und Musikschulen, Künstlergruppen und die Lahrer Werbegemeinschaft sorgen dafür, dass das kulturelle und gesellschaftliche Leben in Lahr nie langweilig wird. Die Stadt Lahr ist geprägt durch das Zusammenleben vieler Kulturen, durch ein großes bürgerschaftliches Engagement, durch eine vielfältige Bildungslandschaft und zukunftssichere Arbeitsplätze in Industrie, Handwerk und Dienstleistung. Inhaltsverzeichnis 1. Nachhaltige Entwicklung ............................................................................... 2 2. Projekt Global Nachhaltige Kommune Baden-Württemberg ...................... 6 3. 18 Handlungsfelder für nachhaltige Kommunalentwicklung in Lahr............. 9 3.1. Kommunale Strategien und Konzepte ............................................................ 10 3.2. Nachhaltigkeit in der Verwaltung .................................................................... 15 3.3. Bürgermitwirkung ............................................................................................ 19 3.4. Interkommunale Zusammenarbeit .................................................................. 23 3.5. Globale Verantwortung ................................................................................... 27 3.6. Klimaschutz und Energiewende...................................................................... 29 3.7. Anpassung an den Klimawandel..................................................................... 33 3.8. Umgang mit natürlichen Ressourcen .............................................................. 35 3.9. Biologische Vielfalt.......................................................................................... 38 3.10. Wirtschaften, Arbeiten und Tourismus ............................................................ 41 3.11. Nahversorgung und lokale Wertschöpfung ..................................................... 44 3.12. Kommunale Finanzen ..................................................................................... 46 3.13. Nachhaltige Mobilität ...................................................................................... 48 3.14. Wohnen, Gesundheit und Sicherheit .............................................................. 52 3.15. Kultur und Freizeit........................................................................................... 56 3.16. Generationengerechte Entwicklung ................................................................ 60 3.17. Miteinander und gleichberechtigte Teilhabe ................................................... 63 3.18. Bildung ............................................................................................................ 67 4. Kommunale Nachhaltigkeitsindikatoren von Lahr .................................... 71 4.1. Ökologische Tragfähigkeit .............................................................................. 71 4.2. Wirtschaft und Soziales .................................................................................. 73 4.3. Nachhaltige Kommunalentwicklung ................................................................ 76 5. Schwerpunkte, Handlungspotentiale und Herausforderungen ................ 79 Nachhaltigkeit – das ist ein Begriff, der uns in den letzten Jahren im Alltag, in der Politik und auch in der Verwaltung immer öfter begegnet. Nachhaltigkeit ist kein aktueller Trend und auch keine neue Methodik den Begriff gibt es im Forstwesen seit 1773 und er verweist auf eine sinnvolle Handlungsweise: „Im Wald ist nur so viel Holz zu schlagen wie permanent nachwächst.“ Beim umfassenden Begriff der Nachhaltigkeit geht es nicht nur um den Schutz von Natur und Umwelt, es geht auch um wirtschaftlichen Fortschritt und soziale Gerechtigkeit für uns und für künftige Generationen. Nachhaltigkeit betrifft als Querschnittsthema alle Lebensbereiche und damit alle kommunalen Aufgabenfelder und die gesamte Lahrer Stadtverwaltung. Die Ziele der Nachhaltigkeit werden bei der Lahrer Stadtverwaltung schon seit längerem mitgedacht und berücksichtigt. Um die Nachhaltigkeit innerhalb der Verwaltung noch breiter und tiefer zu verankern und noch besser in den Verwaltungsalltag zu integrieren möchten wir die schon vorhandenen Nachhaltigkeitsbausteine nach und nach zu einem kommunalen Nachhaltigkeitsmanagement verbinden. Mit diesem Nachhaltigkeitsbericht gibt es erstmals eine Ist-Erfassung und einen Überblick über wesentliche Nachhaltigkeitsaktivitäten der Lahrer Stadtverwaltung. Eine weitere Intensivierung der städtischen Aktivitäten soll in einem nächsten Schritt in den folgenden sechs Handlungsfeldern erfolgen: Nachhaltigkeit in der Verwaltung, Globale Verantwortung, Klimaschutz und Energiewende, Nachhaltige Mobilität, Generationengerechte Entwicklung, Kultur und Freizeit. Markus Ibert Oberbürgermeister 1 1. Nachhaltige Entwicklung Nachhaltige Entwicklung bedeutet, die Entwicklung so zu gestalten, dass die natürlichen Lebensgrundlagen erhalten bleiben und das wirtschaftliches und soziales Wohlergehen für gegenwärtige und künftige Generationen erreicht werden kann. Nachhaltigkeit betrifft als Querschnittsthema alle Lebensbereiche und damit alle kommunalen Aufgabenfelder und Ressorts. Bei der Konferenz für Umwelt und Entwicklung 1992 in Rio de Janeiro wurde von den Vereinten Nationen das Konzept der nachhaltigen Entwicklung als internationales Leitbild vorgegeben. Das Leitbild der nachhaltigen Entwicklung umfasst vier Prinzipien: • Das Prinzip der Generationengerechtigkeit umfasst die Gerechtigkeit zwischen den Generationen und die Gerechtigkeit zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen innerhalb einer Generation. • Das Prinzip der Ganzheitlichkeit betrachtet in den Bereichen Wirtschaft, Umwelt, Gesellschaft und gute Politik und Verwaltungsführung die gegebenenfalls unterschiedlichen Zielsetzungen und versucht diese zum Ausgleich zu bringen. • Das Prinzip der globalen Verantwortung bedenkt und berücksichtigt lokales, regionales, nationales und globales Handeln und dessen Auswirkungen auf alle Ebenen. • Das Prinzip des gemeinsamen Vorgehens beinhaltet die Beteiligung möglichst aller relevanten Akteure aus Wirtschaft, Gesellschaft, Politik und Verwaltung. Ein weiteres wesentliches Ergebnis der Konferenz war die Agenda 21; das Handlungsprogramm für das 21. Jahrhundert strebt eine intensivere Entwicklungs- und Umweltpartnerschaft zwischen Industrie- und Entwicklungsländern an. Es umfasst Ziele wie die Armutsbekämpfung, ein nachhaltiges Management der Ressourcen Wasser, Boden und Wald sowie wichtige Umweltziele wie die Reduzierung des Treibhauseffektes. Die Zielrichtung der Agenda21 wurde von den Vereinten Nationen im Jahr 2000 mit den Millenniumsentwicklungszielen (Millennium Development Goals – MDGs) weitergeführt. Die internationale Gemeinschaft hatte sich zum Ziel gesetzt, diese Ziele bis zum Jahr 2015 zu erreichen. Es konnten auch einige bedeutende Fortschritte erzielt werden, jedoch blieben viele Herausforderungen bestehen. Agenda 2030 und Nachhaltigkeitsentwicklungsziele Zur Fortsetzung der Millenniumsentwicklungsziele haben die Vereinten Nationen nach einem mehrjährigen partizipativen Prozess am 27. September 2015 die 2030-Agenda für nachhaltige Entwicklung beschlossen. Zielsetzung der 2030-Agenda ist es, die globale Entwicklung sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltig zu gestalten und so auch kommenden Generationen die Chance auf ein erfülltes Leben zu sichern. Den Zielen wurden fünf Vorgaben vorangestellt: • Menschen: Wir sind entschlossen, Armut und Hunger in allen Formen und Dimensionen ein Ende zu setzen und sicherzustellen, dass alle Menschen ihr Potenzial in Würde und Gleichheit und in einer gesunden Umwelt voll entfalten können. • Planet: Wir sind entschlossen, den Planeten vor Schädigung zu schützen, unter anderem durch nachhaltigen Konsum und nachhaltige Produktion, die nachhaltige Bewirtschaftung seiner natürlichen Ressourcen und umgehende Maßnahmen gegen den Klimawandel, damit die Erde die Bedürfnisse der heutigen und der kommenden Generationen decken kann. • Wohlstand: Wir sind entschlossen, dafür zu sorgen, dass alle Menschen ein von Wohlstand geprägtes und erfülltes Leben genießen können und dass sich der wirtschaftliche, soziale und technische Fortschritt in Harmonie mit der Natur vollzieht. 2 • Frieden: Wir sind entschlossen, friedliche, gerechte und inklusive Gesellschaften zu fördern, die frei von Furcht und Gewalt sind. Ohne Frieden kann es keine nachhaltige Entwicklung geben und ohne nachhaltige Entwicklung keinen Frieden. • Partnerschaft: Wir sind entschlossen, die für die Umsetzung dieser Agenda benötigten Mittel durch eine mit neuem Leben erfüllte Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung zu mobilisieren, die auf einem Geist verstärkter globaler Solidarität gründet, insbesondere auf die Bedürfnisse der Ärmsten und Schwächsten ausgerichtet ist und an der sich alle Länder, alle Interessenträger und alle Menschen beteiligen. Die 17 Nachhaltigkeitsentwicklungsziele (Sustainable Development Goals – SDGs) der 2030-Agenda bilden einen globalen Rahmen für nachhaltige Entwicklung und Armutsbekämpfung und gelten – im Gegensatz zu den MDGs – für alle Staaten. Die Erreichung der Ziele ist eine anspruchsvolle Aufgabe für Staaten, Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft und Bürgerschaft. Nachfolgend die 17 Nachhaltigkeitsentwicklungsziele im Überblick: 1. Armut in allen ihren Formen und überall beenden 2. Den Hunger beenden, Ernährungssicherheit und eine bessere Ernährung erreichen und eine nachhaltige Landwirtschaft fördern 3. Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern 4. Inklusive, gleichberechtigte und hochwertige Bildung gewährleisten und Möglichkeiten lebenslangen Lernens für alle fördern 5. Geschlechtergleichstellung erreichen und alle Frauen und Mädchen zur Selbstbestimmung befähigen 6. Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten 7. Zugang zu bezahlbarer, verlässlicher, nachhaltiger und moderner Energie für alle sichern 8. Dauerhaftes, breitenwirksames und nachhaltiges Wirtschaftswachstum, produktive Vollbeschäftigung und menschenwürdige Arbeit für alle fördern 9. Eine widerstandsfähige Infrastruktur aufbauen, breitenwirksame und nachhaltige Industrialisierung fördern und Innovationen unterstützen 10. Ungleichheit in und zwischen Ländern verringern 11. Städte und Siedlungen inklusiv, sicher, widerstandsfähig und nachhaltig gestalten 12. Nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster sicherstellen 13. Umgehend Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels und seiner Auswirkungen ergreifen 14. Ozeane, Meere und Meeresressourcen im Sinne nachhaltiger Entwicklung erhalten und nachhaltig nutzen 15. Landökosysteme schützen, wiederherstellen und ihre nachhaltige Nutzung fördern, Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen 16. Friedliche und inklusive Gesellschaften für eine nachhaltige Entwicklung fördern, allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen 17. Umsetzungsmittel stärken und die Globale Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung mit neuem Leben erfüllen 3 Nachhaltigkeit – global, regional, lokal Die Agenda 2030 bildet weltweit einen gemeinsamen Bezugsrahmen für nachhaltige Entwicklung und ist in Deutschland für Bund, Länder und Kommunen handlungsleitend. Nachhaltigkeitsziele und -strategien werden sowohl global als auch regional und lokal definiert, erarbeitet und umgesetzt. Sie dokumentieren die wachsende Bedeutung einer nachhaltigen Entwicklung. Die 17 Nachhaltigkeitsentwicklungsziele und die zugeordneten 169 Zielvorgaben sind dabei nicht unabhängig voneinander zu betrachten, der integrierte Ansatz kommt in der engen Verflechtung der Ziele und Zielvorgaben und den vielen vorhandenen Querschnittselementen zum Ausdruck. Die Agenda 2030 dient auch als Grundlage für die Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württembergs. Mit dem Ziel, Nachhaltigkeit zum zentralen Entscheidungskriterium von Regierungs- und Verwaltungshandeln zu machen, versteht sich die Nachhaltigkeitsstrategie als Plattform, um wichtige Fragen nachhaltiger Entwicklung in einer Kooperation aus Staat, Wirtschaft und Gesellschaft zu debattieren und umzusetzen. Um die globalen Ziele mit der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württembergs und der kommunalen Alltagspraxis zu verbinden, wurde die Kommunale Initiative Nachhaltigkeit ins Leben gerufen. Ziel der Initiative ist es, nachhaltiges Handeln fest in den Kommunen zu verankern, Kommunen bei der Einführung von Instrumenten des Nachhaltigkeitsmanagements zu unterstützen und die Aktivitäten der Kommunen im Bereich der Nachhaltigkeit mit denen des Landes zu verknüpfen. Für die Umsetzung der Agenda 2030 spielt die kommunale Ebene eine besondere Rolle. Die Herausforderungen, die Kommunen bewältigen müssen, wie z.B. Klimawandel, demographische Entwicklung, Migration und Inklusion lassen sich zunehmend nur ganzheitlich bearbeiten. Zwei Drittel der Nachhaltigkeitsentwicklungsziele lassen sich nur auf und mit der kommunalen Ebene umsetzen. Und eines der Nachhaltigkeitsentwicklungsziele widmet sich ausdrücklich einer nachhaltigen Kommunalentwicklung: Das Ziel elf strebt inklusive, widerstandsfähige, sichere und nachhaltige Städte und Siedlungen bis 2030 an. Kommunen sind zentrale Akteure bei der Verwirklichung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung. Um aktuellen Herausforderungen zu begegnen, zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln, die Widerstandsfähigkeit zu steigern und kommunale Aufgaben nachhaltig zu gestalten, richten Kommunen zunehmend ihre Planungen und ihr Handeln an den Prinzipien der Nachhaltigkeit aus. Kommunen verfügen über Fähigkeiten und Kompetenzen nationale Bemühungen zu unterstützen und auf lokaler Ebene voranzubringen. Besonders vor dem Hintergrund, dass bis 2050 etwa 80% der Menschen weltweit in Städten und Gemeinden leben werden, kommt diesen eine entscheidende Rolle in der Verbreitung und Verankerung der SDGs in Politik und Gesellschaft zu. Das Zusammenwirken von Kommunalverwaltung und -politik mit Bürger:innen und der Wirtschaft untermauert diese Schlüsselfunktion bei der Transformation zur kommunalen Nachhaltigkeit. Kommunen nehmen eine Vorbildfunktion bei der Frage ein, wie Nachhaltigkeit in die Praxis integriert und gelebt werden kann. Die Möglichkeiten der Umsetzung sind dabei sehr vielfältig und reichen von nachhaltiger Beschaffung hin zur Nutzung erneuerbarer Energien in öffentlichen Gebäuden. So leisten sie wertvolle Beiträge zur Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards weltweit. Zudem schaffen Kommunen wichtige Räume für selbstorganisiertes Engagement der Bürger:innen und ihre ehrenamtlichen Initiativen. Kommunen arbeiten bürgernah und schaffen eine Grundlage für die Akzeptanz einer nachhaltigen Entwicklung und die lokale Umsetzung globaler Herausforderungen. Denn eine global nachhaltige Entwicklung beginnt vor Ort. Mit konkreten kommunalen Handlungsfeldern werden die globalen Nachhaltigkeitsziele in die kommunale Wirklichkeit übersetzt und bieten damit einen praxiserprobten Rahmen für die Analyse, Bewertung und Umsetzung der nachhaltigen Kommunalentwicklung. 4 Nachhaltigkeit als kommunalpolitische Gestaltungsaufgabe In den Kommunen bündeln sich nahezu alle Themen einer nachhaltigen Entwicklung und tagtäglich werden dort ökonomische, soziale und ökologische Auswirkungen von Entscheidungen und Handlungen abgewogen. Damit haben die Prinzipien der Nachhaltigkeit längst Einzug in die kommunale Praxis gefunden. „Nachhaltigkeit ist eine große kommunalpolitische Gestaltungsaufgabe“ stellen auch die am Dialog „Nachhaltige Stadt“ beteiligten Oberbürgermeister:innen fest. Nachhaltiges Handeln stellt besonders auf der kommunalen Ebene eine lohnende Zukunftsinvestition dar. Dabei ist die Kommune zugleich Ziel und Akteur der Nachhaltigkeitsbestrebungen. Als Ideal für das individuelle, politische oder wirtschaftliche Handeln wird ‚Nachhaltigkeit‘ nicht mehr in Frage gestellt. Gleichzeitig gibt es für die konkrete Umsetzung einer nachhaltigen Entwicklung kein allgemeingültiges Patentrezept. Dies gilt insbesondere auch für Kommunen. Welche Ansatzpunkte gewählt werden und welche Instrumente die beste Unterstützung bieten, hängt immer von den gegebenen Voraussetzungen ab und muss von Fall zu Fall entschieden werden. Eine Möglichkeit das Thema ‚Nachhaltigkeit‘ anzugehen, ist der Weg über eine Bestandsaufnahme und die Berichterstattung. Ein Nachhaltigkeitsbericht dokumentiert, welche Aktivitäten und Maßnahmen mit Nachhaltigkeitsbezug bereits umgesetzt werden. Damit kann der Bericht Anhaltspunkte und Denkanstöße für die weiterführende Diskussion innerhalb der Kommune über Nachhaltigkeitsziele und deren Umsetzung liefern. Nachhaltige Kommunalentwicklung Nachhaltige Kommunalentwicklung bedeutet, kommunale Planungen, Entscheidungen und die Erfüllung von Aufgaben ganzheitlich auf ihre Auswirkungen hin zu betrachten und an den Prinzipien der Nachhaltigkeit auszurichten. Nachhaltige Entwicklung beschreibt keinen Zustand, sondern eine permanente Aufgabe und eine bestimmte Perspektive, die dabei eingenommen wird. Die Nachhaltigkeitsperspektive ermöglicht, dass, unabhängig von der Aufgabe oder dem Vorhaben, Nachhaltigkeitsprinzipien ihre Anwendung finden – egal, ob es um die Gestaltung komplexer Planungsprozesse der Stadt- und Ortsentwicklung geht, ob die Kommunalverwaltung neu ausgerichtet werden soll oder Einzelprojekte geplant und umgesetzt werden sollen. Ein Nachhaltigkeitsprozess lässt sich mit Hilfe eines Ziele- und Maßnahmenkonzepts verstärken. Dieses beinhaltet eine strategische Zielsetzung (zum Beispiel mit zentralen Schwerpunktthemen), abgeleitete Handlungsziele (operative Ziele) und konkrete Maßnahmen, mit denen die Ziele erreicht werden sollen. Auch eine Bestandsaufnahme beziehungsweise eine Überprüfung des Erreichten (zum Beispiel im Rahmen eines Berichtes) sind Teil des Prozesses. Werden diese Schritte regelmäßig wiederholt, entsteht ein kontinuierlicher Verbesserungsprozess im Sinne eines nachhaltigen Managementzyklus. Der Erfolg der nachhaltigen Kommunalentwicklung hängt davon ab, ob es gelingt, die Nachhaltigkeitsperspektive in der Verwaltung und in Organisations- und Entscheidungsprozesse zu integrieren. Darüber hinaus sind politische Verbindlichkeit, klare Zuständigkeiten, Strukturen und Abläufe und die Unterstützung durch die Verwaltungsspitze wichtige Erfolgsfaktoren. Auch die Einbindung verschiedener Akteure wie zum Beispiel der Wirtschaft, von Vereinen oder ehrenamtlichen Initiativen ist entscheidend. So entsteht im Idealfall nachhaltige Kommunalentwicklung im Zusammenspiel von Verwaltung, Politik, Bürgerschaft und örtlichen Schlüsselakteuren. 5 2. Projekt Global Nachhaltige Kommune Baden-Württemberg Durch eine Zusammenarbeit der Kommunalen Initiative Nachhaltigkeit mit der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt (SKEW) von Engagement Global (EG) wurde mit dem Projekt „Global Nachhaltige Kommune in Baden-Württemberg“ ein weiteres Angebot für Kommunen in Baden-Württemberg geschaffen. Zehn Kommunen erarbeiten auf Grundlage der Agenda 2030 eine kommunale Nachhaltigkeitsstrategie. Nachhaltigkeitsstrategien bieten Orientierung und sind die Grundlage für eine nachhaltige Entwicklung vor Ort und weltweit. Engagement Global ist Partnerin für entwicklungspolitisches Engagement. Sie vereint unter einem Dach verschiedene Förderprogramme sowie zahlreiche Projekte, Initiativen und Angebote für ein gerechtes und nachhaltiges globales Miteinander. Dabei arbeitet sie insbesondere mit Kommunen, der Zivilgesellschaft und mit Schulen zusammen. Engagement Global ist im Auftrag der Bundesregierung tätig und wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert. Die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt ist Teil von Engagement Global. Im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung steht sie den Kommunen seit 2001 als Service- und Beratungseinrichtung zur Verfügung. Ihre Strategien und Programme gestaltet sie gemeinsam mit ihrer breiten Beteiligungsstruktur in den Gremien Programmbeirat und Programmkommission. Schwerpunkt dabei sind die Zukunftsthemen nachhaltige Entwicklung, kommunale Partnerschaften, Migration und Entwicklung sowie faire öffentliche Beschaffung. Die Servicestelle unterstützt kommunale Akteure in ihrem entwicklungsbezogenen Engagement durch Qualifizierungs-, Informations- und Beratungsangebote. Sie setzt Modellprojekte um und gibt Hilfestellung zur finanziellen Förderung. Mit dem Ziel kommunale Partnerschaften zu stärken, bietet sie Kommunen aus Deutschland und aus Ländern des Südens eine Dialogplattform, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsam lokale Lösungsansätze zu globalen Fragen zu entwickeln. Projektübersicht Das Projekt Global Nachhaltige Kommune setzt am Bedarf der Kommunen an. Es ist darauf ausgerichtet, Themen der Nachhaltigkeit und kommunaler Entwicklungspolitik zu vermitteln und die Verankerung von Nachhaltigkeitszielen mit einem Fokus auf die globale Verantwortung in den Kommunen voranzutreiben. Mit dem Projekt nimmt die SKEW die Kompetenzen der Kommunen als Ausgangspunkt, um die Umsetzung und Verankerung von Nachhaltigkeits- und entwicklungspolitischen Zielen zu fördern. Dabei ist das Nachhaltigkeitsmanagement ein geeignetes Mittel, um kommunalen Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung zu begegnen. Das Projekt wird von der SKEW in Abstimmung mit dem mit dem Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg in zehn Kommunen in Baden-Württemberg umgesetzt. Mit dem Projekt sollen die Angebote des Landes Baden-Württemberg mit denen der SKEW sinnvoll verbunden werden, um Nachhaltigkeitsmanagementprozesse und -zyklen mit entwicklungspolitischen Aspekten auf kommunaler Ebene in Baden-Württemberg zu etablieren. Die spezifischen Zielsetzungen der baden-württembergischen Nachhaltigkeitsstrategie, sowie die darin enthaltenen entwicklungspolitischen Leitlinien und die SDGs bilden die konzeptionelle Grundlage. Ziel des Projekt Global Nachhaltige Kommune ist die Dokumentation der kommunalen Nachhaltigkeitsaktivitäten auf der Basis des Nachhaltigkeitsberichts für Kommunen in Baden-Württemberg zur Integration der Agenda 2030 in die kommunale Praxis und die damit verbundene Entwicklung einer kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie. Anhand eines Nachhaltigkeitsberichts erfasst, strukturiert, 6 bilanziert und dokumentiert die Kommune ihre vielfältigen Aktivitäten für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung. Im Rahmen ausgewählter Handlungsfelder (z.B. „Nachhaltige Mobilität“ oder „Klimaschutz und Energiewende“) identifiziert sie die bisher in der Kommune erfolgten Maßnahmen, Leuchtturmprojekte und Indikatoren. Der Nachhaltigkeitsbericht kann zudem in einen wiederkehrenden Nachhaltigkeitsprozess mit Bürgerbeteiligung, politischem Zieleprozess und verbindlichen Masterplänen eingebunden werden. Im ersten Schritt des Projekts wurden in allen Projektkommunen Bestandsaufnahmen durchgeführt. Die Bestandsaufnahme basiert auf dem Nachhaltigkeitsbericht für Kommunen in Baden-Württemberg und integriert eine quantitative und qualitative Analyse zur Lokalisierung der SDGs. Die Bestandsaufnahme soll dabei helfen, bereits laufende Maßnahmen und Aktivitäten zu erfassen und konzeptionell einzuordnen, gelebte Standards zu benennen und zentrale Themen zu priorisieren. Gleichzeitig erkennt die Kommune Lücken und Verbesserungspotenziale. Die Bestandsaufnahme schafft einen strategischen Vorteil für die mittel- bis langfristige kommunale Planung, eine Grundlage für die Identifizierung und Priorisierung von Handlungsfeldern zur Umsetzung der Agenda 2030, Impulse für die Öffentlichkeitsarbeit sowie die Stimulation eines öffentlichen Diskurses. Im Rahmen der Bestandsaufnahme erfolgt auch eine erste Nachhaltigkeitsberichterstattung in Form eines Nachhaltigkeitsberichts. In der Gesamtheit bietet die Bestandsaufnahme einen guten Überblick über den Stand der nachhaltigen Kommunalentwicklung und des kommunalen Engagements in der Nachhaltigkeits- und Entwicklungspolitik in der einzelnen Kommune. Sie schafft damit die Grundlage für die anschließende Erarbeitung einer kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie sowie der Etablierung eines kommunalen Nachhaltigkeitsmanagements. Hieraus werden erste Maßnahmen und Aktivitäten im Bereich der nachhaltigen Kommunalentwicklung und der globalen Verantwortung abgeleitet. Die Erstellung der Nachhaltigkeitsstrategien wird durch regelmäßige Steuerungsgruppensitzungen und verwaltungsinterne Workshops begleitet. Zudem finden Netzwerktreffen unter den beteiligten Projektkommunen statt. Das Projekt leistet durch die Einführung eines integrierten Nachhaltigkeitsmanagementzyklus auf kommunaler Ebene auch einen Beitrag zur Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württembergs und der entwicklungspolitischen Leitlinien des Landes. Kommunen nehmen hierdurch ihre gemeinsame Verantwortung für eine ökonomisch, ökologisch und sozial tragfähige Gestaltung der Zukunft wahr. Projektablauf in Lahr Im Rahmen ihrer Möglichkeiten engagiert sich die Stadt Lahr schon seit vielen Jahren zur Unterstützung und Erreichung der oben genannten Ziele. Mit Konzepten und Leitbildern und vor allem mit der Umsetzung von wahrnehmbaren Aktivitäten und Maßnahmen gestaltet die Stadt Lahr die kommunale Entwicklung im sozialen, ökologischen und wirtschaftlichen Zieldreieck. Die Stadt Lahr möchte auch zukünftig im Rahmen der Möglichkeiten und der gegebenen Ressourcen ihren Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele leisten. Als sichtbares Zeichen wurde mit Beschluss des Lahrer Gemeinderates die „Resolution des Deutschen Städtetags/Stadt Lahr: 2030-Agenda für nachhaltige Entwicklung: Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene gestalten“ durch die Stadt Lahr unterzeichnet. Zur Umsetzung des Nachhaltigkeitsprozesses und zur Erarbeitung einer kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie beteiligt sich die Stadt Lahr am Projekt „Global Nachhaltige Kommune in Baden-Württemberg“. 7 Zur Umsetzung des Nachhaltigkeitsprozesses und zur Erarbeitung einer kommunalen Nachhaltigkeitsstrategie beteiligt sich die Stadt Lahr am Projekt „Global Nachhaltige Kommune in Baden-Württemberg“ des Landes Baden-Württemberg und der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt. Mit dem Projekt „Global Nachhaltige Kommune in Baden-Württemberg“ möchte die Stadt Lahr sich ihrer Rolle in der Umsetzung der 2030-Agenda der Vereinten Nationen für eine sozial, ökologisch und wirtschaftlich nachhaltige globale Entwicklung stärker bewusstwerden und eine kommunale Nachhaltigkeitsstrategie entwickeln. Für die Umsetzung des Projektes wurde eine neue Arbeitsstruktur aufgebaut. Die Projektkoordination liegt bei der Stabsstelle Umwelt und Energie. Die Arbeit der Stelle wird durch ein Arbeitsteam aus verschiedenen Fachbereichen unterstützt, dem sogenannten Nachhaltigkeitsteam. Mit den Vertreter:innen aus den Bereichen Wirtschaft, Finanzen, Soziales und Kultur wird der erforderliche breite Ansatz von Nachhaltigkeit betrachtet und diskutiert. Dies spiegelt sich auch in der Zusammensetzung des projektbezogenen Nachhaltigkeitsrates wider. Die Ausgangsbasis für das Arbeitsgremium bildet der Energierat. Dieser wird erweitert um Akteure aus Zivilgesellschaft, Politik und Wirtschaft. NRat NTeam Koordination Nachhaltigkeitsrat Akteure: Politik (u.a Energiebeirat, Ortsvorsteher:innen), Verwaltung (u.a. Nachhaltigkeits-Team der Stadtverwaltung), Wirtschaft (u.a. Sparkasse Offenburg/Ortenau, Volksbank Lahr, Wohnbau Lahr, SWEG, badenova, E-Werk Mittelbaden, Ortenauer Energieagentur, Kreishandwerkerschaft Ortenau, IHK Südlicher Oberrhein, Lahrer Werbegemeinschaft, Arbeitsgemeinschaft Lahrer Mittelständischer Industrieunternehmen) und Bürgergesellschaft (u.a. Lokale Agenda 21-Gruppe – Energie, Lokale Agenda 21Gruppe – Zukunftsfähige Welt, Wir für die Zukunft, NABU Lahr, BUND Lahr, BürgerEnergieGenossenschaft E-Werk Mittelbaden, ADFC Ortsgruppe, Freundeskreis Alajuela-Lahr e.V., Evangelisches Dekanat Lahr, Türkisch-Islamische Gemeinde, Jugendgemeinderat, Stadtseniorenbeirat, Interkultureller Beirat, Beirat für die Belange von Menschen mit Behinderungen, Beirat für Internationales, Sportbeirat) Funktion: Bürgerbeteiligung und Bürgermitwirkung Nachhaltigkeitsteam Akteure: Andreas May (Soziales), Anita Nuvolin (Bildung), Benito Otto (Kommunale Gebäude und Anlagen), Gabriele Bohnert (Kultur), Marco Dinger (Finanzen), Martin Stehr (Stadtplanung + Mobilität), Michael Voigt (OBM-Büro + Wirtschaft), Richard Sottru (Natur), Manfred Kaiser (Umwelt + Klima + Nachhaltigkeit), Bürgermeister Tilman Petters, Erster Bürgermeister Guido Schöneboom, Oberbürgermeister Markus Ibert Funktion: Analyse und fachübergreifende Planung von Inhalten, Koordinatoren der Stadtverwaltung Koordination Akteur: Manfred Kaiser (Stabsstelle Umwelt • Klima • Nachhaltigkeit) Funktion: Organisatorische und inhaltliche Koordination sowie Kontaktperson aller am Prozess beteiligten Akteure 8 3. 18 Handlungsfelder für nachhaltige Kommunalentwicklung in Lahr Als Orientierungs- und Anwendungshilfe für Kommunen in Baden-Württemberg wurden 18 Handlungsfelder definiert, die das Themen- und Handlungsspektrum nachhaltiger Kommunalentwicklung zeigen und deutlich machen, wo Kommunen aktiv werden können. Mit konkreten Handlungsfeldern werden die SDGs in die kommunale Wirklichkeit übersetzt und bieten damit einen praxiserprobten Rahmen für die Analyse, Bewertung und Umsetzung der nachhaltigen Kommunalentwicklung. Neben den drei Nachhaltigkeitsbereichen Ökologie (Ökologische Tragfähigkeit), Ökonomie (Wirtschaft und Arbeit) und Soziales (Soziales und Gesellschaft) liegt ein weiterer Schwerpunktbereich der Handlungsfelder auf den kommunalen Rahmenbedingungen. Die Handlungsmöglichkeiten kommunaler Verwaltung und Politik werden damit sowohl in ihrer Innenwirkung erfasst, als auch in ihren Wirkungen nach außen abgebildet. Aus den Handlungsfeldern leiten sich die Leitsätze einer nachhaltigen Kommunalentwicklung ab, die wiederum als Vorlage für die strategische Zielsetzung und Maßnahmenentwicklung eines kommunalen Nachhaltigkeitsprozesses dienen können. Im Folgenden werden ausgewählte Aktivitäten und Leuchtturmprojekte in den 18 einzelnen Handlungsfeldern für Lahr dargestellt. 9 Kommunale Rahmenbedingungen 3.1. Kommunale Strategien und Konzepte Die Stadt Lahr schafft den Rahmen für eine nachhaltige, zukunftsfähige Entwicklung, indem sie ihre Aufgabenstellungen, Planungen und Entscheidungen an den Prinzipien der Nachhaltigkeit ausrichtet und regelmäßig überprüft. Um kommunalen Herausforderungen angemessen zu begegnen und die Kommunalentwicklung erfolgreich und zukunftsfähig zu gestalten, können kommunale Nachhaltigkeitsstrategien, nachhaltige Entwicklungskonzepte oder Leitbilder einen hilfreichen und sinnvollen Rahmen bilden. Teilkonzepte zum Beispiel im Bereich Stadtentwicklung, Klimaschutz oder Mobilität können entweder den Kern oder die Ergänzung eines nachhaltigen Entwicklungskonzepts bilden. Die Formulierung von Zielen und Maßnahmen anhand von Nachhaltigkeitskriterien schafft die Grundlage für einen Nachhaltigkeitsprozess. Nachhaltigkeitsberichte dokumentieren den Fortschritt quantitativ und qualitativ. Die Einschätzung der Nachhaltigkeit von Entscheidungen kann mit dem Kommunalen NachhaltigkeitsCheck erfolgen. Aktivitäten Musterresolution Agenda 2030 Die Stadt Lahr möchte auch zukünftig im Rahmen der Möglichkeiten und der gegebenen Ressourcen ihren Beitrag zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele leisten. Als sichtbares Zeichen wurde 2016 mit Beschluss des Lahrer Gemeinderates die „Resolution des Deutschen Städtetags/Stadt Lahr: 2030-Agenda für nachhaltige Entwicklung: Nachhaltigkeit auf kommunaler Ebene gestalten“ durch die Stadt Lahr unterzeichnet. Energie und Klima - Leitziel 2021 hat der Gemeinderat übergeordnete Leitziele für den Energieund Klimawandel beschlossen. Die Stadt Lahr strebt bis 2040 an, eine klimaneutrale und klimawandelfolgen-angepasste Kommune zu werden. Das Ziel der klimaneutralen Verwaltung will die Kommune schon 2035 erreichen. Energie- und Klimapolitisches Leitbild Das qualitative und quantitative Leitbild wurde 2012 vom Gemeinderat beschlossen. Mit den bis dahin schon umgesetzten, den laufenden und den zukünftigen Aktivitäten möchte die Stadt Lahr ihre energie- und klimapolitischen Aktivitäten und Ziele weiter vorantreiben und umsetzen und ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Energie- und Klimaschutzpolitik in Lahr, Baden-Württemberg, Deutschland, Europa und der Welt leisten. Integriertes Klimaschutzkonzept Der Lahrer Gemeinderat erarbeitete und beschloss 2012 das Integrierte Klimaschutzkonzept Lahr 2012, welches zusätzlich zum Handlungsfeld der Stadtverwaltung auch die privaten Haushalte und die Bereiche Industrie, Gewerbe, Handel, Dienstleistungen sowie Verkehr und Ver- und Entsorgung umfasst. Quartierskonzepte zur energetischen Stadtsanierung Das KfW-Förderprogramm 432 „Energetische Stadtsanierung“ verfolgt das Ziel, die Energieeffizienz in Kommunen zu steigern. Dazu wird nach technischen und wirtschaftlichen Energieeinsparpotenzialen in einem abgegrenzten Gebiet gesucht und anschließend 10 Kommunale Rahmenbedingungen werden Maßnahmen zur Senkung von CO2-Emissionen ermittelt. Die Stadt Lahr hat zwei Quartierskonzepte erarbeitet und teilweise umgesetzt (Kaiser-/Lotzbeckstraße und Kanadaring). Grünflächenleitplan Der Gemeinderat hat 2015 den erarbeiteten Grünflächenleitplan beschlossen. Dieser versteht sich als Leitfaden und soll Entscheidungshilfen geben für die künftige Bauleitplanung. Der Grünflächenleitplan formuliert drei wesentliche Ziele, deren Realisierung anzustreben ist: 1. Verbesserung der Grünflächenversorgung in den Defizitgebieten, 2. Herstellung eines durchgängigen Grünflächenverbunds für die gesamte Kernstadt (Y-Grünzug und Nord-Süd-Verbindungen), 3. Verbesserung der Versorgung der Grünflächen mit Sonderfunktion (Spielplätze, Kleingärten, Sportflächen etc.). Aus dem Grünflächenleitplan sollen konkrete Maßnahmen abgeleitet werden, die auch die biologische Vielfalt in der Stadt berücksichtigen. Verkehrsentwicklungsplan und weitere Verkehrskonzepte Mit der Umsetzung des 2021 beschlossenen Verkehrsentwicklungsplans (VEP) mit ÖPNV-Konzept soll die Lahrer Mobilität zukünftig nachhaltiger gestaltet werden. Der VEP wird ergänzt und präzisiert durch weitere parallel erarbeitete oder bereits bestehende (Teil)Konzepte und Machbarkeitsstudien aus den Bereichen Fußverkehr, Radverkehr, ruhender Verkehr, Elektromobilität und inter-/multimodale Mobilität (Mobilitätsstationen). Integriertes Stadtentwicklungskonzept Mit der Erarbeitung eines gesamtstädtischen und integrierten Entwicklungskonzepts (ISEK) möchte die Stadt Lahr den aktuellen Herausforderungen der Stadtentwicklung – z.B. demografischer Wandel, Klimawandel und -anpassung, Leerstand, Digitalisierung, Handel – begegnen. Damit sollen vorhandene Konzepte zusammengeführt, Synergieeffekte erzielt und ein Leitfaden für die weitere Entwicklung, gemeinsam mit den Bürger:innen, entwickelt werden. Einzelhandelskonzept Die Frage einer Steuerung des Einzelhandels im Zusammenhang mit dem Schutz der Innenstadt und der wohnortnahen Lebensmittelversorgung beschäftigt die Stadt seit rund zwei Jahrzehnten in intensiverem Maße. Die Stadt Lahr beschloss 2016 sich konzeptionell neu aufzustellen. Das integrierte Einzelhandelskonzept wurde nach einer Beteiligung der Öffentlichkeit 2017 durch den Gemeinderat beschlossen. Handlungskonzept 2025 Das Konzept dient als ein Baustein zur Bewältigung des demografischen Wandels. Unter dem Motto „Lahr 2025 – die Zukunft gemeinsam gestalten“ hat sich die Stadt Lahr seit Mitte des Jahrs 2013 als eine von 20 Modellkommunen im Rahmen des kommunalen Managementverfahrens Baden-Württemberg auf den Weg gemacht, entsprechende Vorstellungen und Maßnahmen zu entwickeln. Konzept der Gemeinwesenarbeit im Lahrer Westen Die Gemeinwesenarbeit begann 1995 im Lahrer Westen. Ziel der sozialraumorientierten Quartiersarbeit ist vor allem eine erfolgreiche Integration von Neubürgern in das Wohngebiet Kanadaring und in die Stadtteile Langenwinkel, Kippenheimweiler und Hugsweier sowie ein nachhaltiges Empowerment von besonders benachteiligten Personen und Gruppierungen. Das Konzept wird stetig fortgeschrieben und an die sich verändernden Bedarfen vor Ort angepasst. 11 Kommunale Rahmenbedingungen Leitbild für das Miteinanderleben in Lahr Der Interkulturelle Beirat hat ein „Leitbild für das Miteinanderleben in Lahr“ entwickelt, welches 2010 vom Gemeinderat verabschiedet wurde. Die gleichberechtigte Teilhabe aller Menschen unabhängig von Herkunft, Kultur und Religion wird in Lahr als langfristige gesamtgesellschaftliche Aufgabe gesehen. Es gilt, die Begegnung und das Miteinander in der Stadtgesellschaft zu fördern und entschieden gegen Diskriminierung und Ausgrenzung vorzugehen. Als Schwerpunkte des Handelns sind vor allem die Sprachförderung in Deutsch sowie in der jeweiligen Herkunftssprache, Bildung und Freizeitangebote, Förderung von Familien, gemeinwesensorientierte Arbeit, Sicherheit, Interkulturelle Öffnung, Förderung der Willkommens- und Anerkennungskultur genannt. Das Leitbild wurde 2017 aktualisiert. Leitbild der städtischen Kindertageseinrichtungen Die städtischen Kindertageseinrichtungen in Lahr haben im Jahr 2002 ein gemeinsames Leitbild entwickelt. Es vermittelt Ziel- und Wertvorstellungen des Trägers, der Mitarbeiter:innen sowie der Eltern. Damit ist das Leitbild die Grundlage für eine partnerschaftliche und konstruktive Zusammenarbeit. Das Leitbild basiert auf dem humanistischen Menschenbild, den gesetzlichen Grundlagen von Grundgesetz, Kinder- und Jugendhilfegesetz, Kindertagesbetreuungsgesetz für Baden-Württemberg und der Kindertagesstättenordnung der Stadt Lahr. Leitbild und Koordinierungsstelle Bildungslandschaft Lahr Seit 2016 ist eine zentrale Koordinierungsstelle der „Bildungslandschaft Lahr“ eingerichtet. Der Übergang Kita und Schule, die Berufliche Orientierung oder auch die Kooperation zwischen Schule und außerschulischen Partnern bilden dabei die Schwerpunktthemen. Die vier Leitbilder des Handelns sind: gerechter Zugang zu Bildung, nachhaltige Weiterentwicklung in Lahr, bildungsbiografische Perspektive, vielfältige Kooperation. Leitbild Bibliotheken Die Mediathek Lahr erstellte im Jahr 2013 ein Bibliothekskonzept, das jährlich aktualisiert wird und in dem sich die Leitlinien der Mediathek abbilden. Die Nachhaltigkeitsziele sind dort verankert. Leitbild Volkhochschule Die städtische Volkshochschule (VHS Lahr) ist seit Jahrzehnten eine lokal und regional verankerte Weiterbildungseinrichtung, die eine wichtige Säule in der außerschulischen Bildung in der Kommune darstellt. Mit ihrem breit gefächerten Bildungsangebot steht sie allen Bevölkerungsgruppen und Altersstufen offen. Hierbei ist sie Impulsgeber und fördert die persönliche Entfaltung. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen, vor dem Hintergrund wirtschaftlicher, sozialer und kultureller Veränderungsprozesse, kommt dem lebensbegleitenden Lernen eine zentrale Bedeutung zu. Die VHS Lahr versteht sich als überparteilicher und überkonfessioneller Lernort, Bürgerforum und Gesundheitszentrum. Sie wendet sich neben Einzelpersonen auch an Institutionen, Organisationen und Betriebe und arbeitet als modernes Dienstleistungsunternehmen nach den Grundsätzen der Kundenorientierung und Qualitätssicherung. Die VHS Lahr ist Mitglied im Verband der Volkshochschulen in Baden-Württemberg und orientiert sich an deren Leitbild, in welchem Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema der Volkshochschulen darstellt. Leitbild Museen Ein Leitbild der städtischen Museen wurde erarbeitet und wird noch abgestimmt. Es gibt zahlreiche Querbezüge zu weiteren Leitbildern. 12 Kommunale Rahmenbedingungen Bildung, Integration, Barrierefreiheit sowie eine nachhaltige Beschaffung spielen im Leitbild eine Rolle. Studie Industriestandort Lahr Mit der Studie „Industriestandort Lahr - Analyse und Empfehlungen zu seiner weiteren Entwicklung“ von 2017 sind viele Empfehlungen grundsätzlicher Art zur zukunftsfähigen Entwicklung des Wirtschaftsstandorts Lahr entstanden. Aktion Meine. Deine. Eine Welt. Ziel der Aktion des Landes Baden-Württemberg ist es, das Bewusstsein für globale Themen zu schärfen, eigenes verantwortliches Handeln im Alltag anzuregen und lokale Netzwerke zu stärken. Die Stadt Lahr hat sich 2017, 2019 und 2021 beteiligt und wurde dafür ausgezeichnet. Fachübergreifende Arbeitsgruppen und Gremien in der Stadtverwaltung Innerhalb der Stadtverwaltung gibt es verschiedene ressortübergreifende Arbeitsgruppen auf Arbeitsebene. Dies sind z.B. ein eeaTeam, das die Umsetzung des European Energy Award begleitet. Und eine Lenkungsgruppe Haushaltsstruktur, die Investitionsschwerpunkte in Verbindung mit einem Zielsystem diskutiert. Auf diese Weise soll eine Prioritätensetzung für das Verwaltungshandeln erfolgen. Außerdem tagen unter Leitung der Verwaltung verschiedene Beiräte. Darunter befinden sich z.B. der Beirat für Belange von Menschen mit Behinderung und der Interkulturelle Beirat. Netzwerke und Arbeitsgruppen in der Stadtgesellschaft Daneben unterstützt die Stadt den Aufbau von weiteren Netzwerken in der Stadtgesellschaft und darüber hinaus. Beispielhaft seien genannt die Arbeitsgruppen im Rahmen der Lokalen Agenda21 – „Zukunftsfähige Welt“ und „Energie“, der Förderverein „Freundeskreis Lahrer Stadtpark e.V. Enge Netzwerke bestehen zudem zu weiteren lokalen Vereinen und Organisationen. Leuchtturmprojekt: Aktionsprogramm „Vision Lahr 2030“ Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Erarbeitung eines gemeinsamen Orientierungsrahmen für eine zukunftsfähige Entwicklung der Stadt Lahr zwischen Verwaltung und Politik Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: Stadträt:innen, Ortsvorsteher:innen, läuft seit 2021, getragen durch die Lahrer Stadtverwaltung Ansprechpartner in der Kommune: Büro des Oberbürgermeisters Projektbeschreibung Der Gemeinderat der Stadt Lahr mit seinen Stadträt:innen sowie Ortsvorsteher:innen hat sich 2020 in einer Klausur mit der „Vision Lahr 2030“ befasst. Auf Einladung des Oberbürgermeisters wurde an zwei Tagen intensiv über einen zukünftigen Orientierungsrahmen diskutiert. In den fünf Themenbereichen Mobilität, Wohnen, Digitalisierung, Energie und Klima sowie Bildung und Soziales wurden weitere Weichen und Ziele für die langfristige Arbeit gestellt. Die Ergebnisse aus den Themenfeldern sind richtungsweisende Empfehlungen und Leitlinien des Gemeinderates für die nächsten Jahre, die weiter ausgearbeitet und konkretisiert werden sollen. Mit Vorbereitung durch Themenpaten aus der Verwaltung wurden die Themenbereiche wie folgt ausgearbeitet: definierte Vision, Handlungsfelder sowie priorisierte Empfehlungen für Maßnahmen und Projekte. Die Ergebnisse wurden in einer Gemeinderatsvorlage bestätigt. Ein Bericht mit 13 Kommunale Rahmenbedingungen Graphic Recording wurde allen Gemeinderatsmitgliedern zur Verfügung gestellt. Außerdem wurde vereinbart, dass in ein bis zwei Fachkonferenzen pro Jahr der regelmäßige Austausch zu wichtigen Themen weiterbefördert wird. So hat 2021 bereits die „Fachkonferenz Innenstadt“ stattgefunden. 2022 hat der Gemeinderat eine Vorlage beschlossen, in der die Schwerpunkte für die nächsten Aktivitäten in allen Bereichen beschlossen wurden. Schwerpunkte und Herausforderungen Im Handlungsfeld Kommunale Strategien und Konzepte hat die Stadt Lahr Leitbilder und -ziele und Konzepte (u.a. Vision 2030) für einige Handlungsbereiche erarbeitet und intern bzw. teilweise vom Gemeinderat beschlossen. Durch die Erarbeitung von weiteren Fachkonzepten (z.B. ISEK) und jährliche Fachkonferenzen werden nach und nach zusätzlichen Vorgaben erarbeitet, die auch verstärkt Nachhaltigkeitsziele berücksichtigen sollen. Die Leitbilder und - ziele werden bisher in unterschiedlicher Intensität berücksichtigt und in Maßnahmen umgesetzt. Für einige Handlungsbereiche sind noch Leitbilder und -ziele zu erarbeiten bzw. zu aktualisieren. Bei einigen Strategien, Konzepten und Aktivitäten gibt es schon direkte Bezüge zu den Nachhaltigkeitsentwicklungszielen, bei anderen fehlt diese Verknüpfung noch. Bisher liegt noch keine umfassende und übergeordnete Nachhaltigkeitsstrategie vor. Ferner ist es wichtig die integrierte Zusammenarbeit zwischen Fachbereichen weiter zu verankern. Durch den breiten Ansatz von Nachhaltigkeit ist zugleich die Chance gegeben, weitere engagierte Mitarbeiter:innen für den Arbeitsprozess zu gewinnen. Einzelne Bausteine für eine nachhaltige Verwaltung sind schon vorhanden, sie sollten zu einem Nachhaltigkeitsmanagement miteinander vernetzt und ergänzt werden. Dazu gehören neben den Zielsetzungen und der Umsetzung auch ein Controlling und eine Berichterstattung. Die geplante Einführung eines NachhaltigkeitsChecks für wesentliche Vorhaben und Vorlagen ist ein guter Ansatz das Thema Nachhaltigkeit breit in der Verwaltung zu verankern. Das Thema der Nachhaltigkeit steht als querschnittsorientierter, integrierter Handlungsansatz über den Aktivitäten und soll zukünftig noch stärker bei allen Planungen und Projektumsetzungen berücksichtigt werden. Die Verwaltungsspitze und die Verwaltung sind sich ihrer Verantwortung und Vorbildfunktion bewusst. Die Funktion des Nachhaltigkeitsbeauftragten wird von der Stabsstelle Umwelt übernommen. 14 Kommunale Rahmenbedingungen 3.2. Nachhaltigkeit in der Verwaltung Die Stadt Lahr versteht nachhaltige Entwicklung als ressortübergreifende Verwaltungsaufgabe und wichtiges Entscheidungsprinzip. Im täglichen Handeln geht sie mit gutem Vorbild voran und trägt dies nach außen. Nachhaltige Entwicklung ist eine Querschnittsaufgabe, die ökologische, ökonomische, soziale und kulturelle Fragestellungen und Belange bestmöglich in Einklang bringen muss. Damit nachhaltige Entwicklung auf kommunaler Ebene erfolgreich ist, müssen sich die Prinzipien der Nachhaltigkeit auch im Handeln der Verwaltung wiederfinden und zum politischen Entscheidungsprinzip werden. Gleichzeitig gilt es, Verantwortlichkeiten in der Verwaltung zu schaffen, die nötigen Ressourcen bereit zu stellen und das Thema Nachhaltigkeit in der Verwaltungsspitze zu platzieren, um klare und verlässliche Entscheidungen zu ermöglichen, auch bei Konflikten zwischen gleichrangingen Zielen. Aktivitäten European Energy Award (EEA) Lahr ist mit dem Beitritt zum Programm European Energy Award (eea) in 2006 eine EEA-Pionierkommune in Südbaden und gehört damit zu den Vorreitern bei Energieeinsparung und Klimaschutz. Der eea ist ein vielfach erprobtes Steuerungs- und Controllinginstrument für die kommunale Energiepolitik, mit der systematisch alle energierelevanten Aktivitäten erfasst und überprüft werden. Lahr erhielt 2010 und 2014 eine eea-Zertifizierung, weitere werden vorbereitet. Das zentrale Werkzeug für den eea ist der Maßnahmenkatalog mit den sechs kommunalen Handlungsfeldern: Kommunale Entwicklungsplanung und Raumordnung, Kommunale Gebäude und Anlagen, Versorgung und Entsorgung, Mobilität, interne Organisation sowie Kommunikation und Kooperation. Kommunales Energiemanagement Seit 1996 überwacht und optimiert das kommunale Energiemanagement systematisch die Strom-, Wärme- und Wasserverbräuche von 65 städtischen Liegenschaften. Mit einem effizienten Energiemanagement wird für eine nachhaltige Reduzierung der Energieverbräuche und einen schadstoffarmen Gebäudebetrieb gesorgt. Bei Bedarf wird mit entsprechenden Maßnahmen, z.B. Einstellungen, Reparaturen, Sanierungsmaßnahmen, nachgesteuert. Zur Erfassung der Energieverbräuche findet die Software EKOMM Anwendung. (siehe Ökologische Tragfähigkeit) In der Regel alle zwei Jahre wird der städtische Energiebericht für alle energierelevanten Gebäude der Stadt Lahr erstellt. Er dient als Kontroll- und Überwachungsinstrument in Bezug auf den Strom-, Wärme- und Wasserverbrauch. Darin wird ersichtlich, wo die einzelnen Objekte energetisch stehen, wie sich z.B. Gebäudesanierungen auf den Energieverbrauch auswirken bzw. welche Gebäudesanierung prioritär erfolgen sollten. Energieteam Das verwaltungsinterne Energieteam kümmert sich seit 2006 um die Koordinierung der Energie- und Klimaaktivitäten der Stadt Lahr. Es besteht aus Vertretern der Bereiche 15 Kommunale Rahmenbedingungen Gebäudemanagement, Tiefbau, Stadtplanung, Bauordnung, Haupt- und Personalamt und Stadtkämmerei und wird geleitet von der Stabsstelle Umwelt. Energiebeirat Der Energiebeirat wurde als beratendes Gremium vom Gemeinderat der Stadt Lahr gebildet. Er dient zur Entwicklung und Abstimmung von energie- und klimapolitischen Maßnahmen und Projekten und soll die Verwaltung und den Gemeinderat bei energie- und klimapolitischen Fragen beraten. Umweltausschuss Der Umweltausschuss berät Themen mit Bezug zu Umwelt, Klima und Nachhaltigkeit und gibt in seinen Beratungen Beschlussempfehlungen für den Gemeinderat ab. Stabsstelle Umwelt Die Stabsstelle Umwelt ist direkt dem technischen Dezernat zugeordnet. Ziel der Arbeit der Stabsstelle Umwelt ist es die natürlichen Lebensgrundlagen in Lahr – auch in Verantwortung für die künftigen Generationen – zu schützen und zu pflegen, die nachhaltige Entwicklung voranzubringen und Umweltschutz, Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Denken und Handeln der Lahrer Stadtverwaltung und der Lahrer Bürgerschaft als Selbstverständlichkeit zu fördern. Allgemeine Dienst- und Geschäftsanweisung (AGA) Die AGA bildet die verbindliche Arbeitsgrundlage für die Zusammenarbeit innerhalb der Stadtverwaltung Lahr und enthält auch grundsätzliche Regelungen zum Umwelt- und Klimaschutz. Nachhaltige Beschaffung Schon seit 1986 gibt es bei der Stadt Lahr die Anordnung, dass bei Beschaffungen und Baumaßnahmen Produkte mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ beschafft werden sollen. 2020 bekräftigte der Lahrer Gemeinderat einstimmig, „zur Erreichung der nachhaltigen und sozialen Ziele der Stadt Lahr werden weiterhin bei der Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen nachhaltige und soziale Beschaffungsziele besonders berücksichtigt." Netzwerk faire Beschaffung Die Stadt Lahr beteiligt sich am bundesweiten SKEW-Netzwerk zur Fairen Beschaffung, welches sich dafür einsetzt, soziale Standards bei der Vergabe von öffentlichen Aufträgen einzuhalten. In Lahr finden sowohl soziale als auch ökologische Standards bei der Beschaffung Anwendung (siehe Leuchtturm). Materialkatalog Mit dem Materialkatalog wird ein Ausführungsstandard für Baumaßnahmen der Stadt Lahr beschrieben. Der Ausführungsstandard wird kontinuierlich fortgeschrieben und ergänzt. Er stellt die Grundausstattung für die städtischen Gebäude in Lahr dar. Die aufgeführten Materialien, Produkte und Objekte sind in der Regel umweltverträglich und nachhaltig. Recyclingpapierfreundliche Kommune Die Stadt Lahr gehört zu den Vorreitern, die mit Recyclingpapier „grüner beschaffen“. Die Stadtverwaltung setzt zu fast 100 Prozent Papier mit dem Blauen Engel ein und übernimmt damit vorbildhaft Verantwortung für den Schutz natürlicher Ressourcen. Für ihr ausgezeichnetes Engagement wurde die Stadt Lahr mehrmals als „Recyclingpapierfreundliche Kommune“ ausgezeichnet. Umweltfreundliches Büro Bei diesem Wettbewerb werden Themen wie Büroorganisation, Bürogeräte, Büromaterialien, Büromöbel, Büroreinigung und 16 Kommunale Rahmenbedingungen Büroabfallentsorgung sowie Konzepte für Nachhaltigkeit im Homeoffice betrachtet. Für die städtischen Aktivitäten erhielt die Stadt Lahr mehrmals Anerkennungen. Laufende Verbesserung Raummanagement Ein gelingendes und effizientes Raummanagement kann zur Ressourcenschonung beitragen. Daher gibt es schon seit Jahren fortlaufende Bemühungen in der Stadt Lahr, dies zu verbessern. Neues kommunales Haushalts- und Rechnungswesen (NKHR) Die gemeindehaushaltsrechtlichen Regelungen zum NKR sind vom Land Baden-Württemberg beschlossen worden. Ziel ist dabei, verbrauchte Ressourcen zumindest mittelfristig periodengerecht auszugleichen. Seit 2020 findet auch bei der Stadt Lahr das NKHR Anwendung. Dienstvereinbarung zur Regelung des Vorschlagswesens – Ideen im Quadrat – Mit dem Vorschlagwesen sollen die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung und Eigenbetriebe motiviert werden, sich aktiv an der Gestaltung der Verwaltung zu beteiligen. Dabei können auch Ideen oder Anregungen über den eigenen Aufgaben- und Verantwortungsbereich hinaus eingebracht werden. Mit dem Vorschlagswesen soll die Verwaltungsarbeit vereinfacht und wirtschaftlicher gestaltet werden. Qualifizierungsprogramm für Verwaltungsmitarbeiter:innen Für Verwaltungsmitarbeiter:innen gibt es ein regelmäßiges Weiterbildungsangebot. Aspekte der Nachhaltigkeit werden dabei berücksichtigt, z.B. in den Bereichen Inklusionsvermittlung und Energiemanagement. Bei letzterem werden zusammen mit der Energieagentur Ortenau Hausmeisterschulungen durchgeführt. Einführung der eAkte Die e-Akte wird derzeit innerhalb der der Stadtverwaltung eingeführt. Sie ermöglicht es nicht nur Dokumente schnell und verwaltungsweit zu finden, es können damit auch Prozesse automatisiert und medienbruchfrei gestaltet werden. Dies führt zu einer deutlichen Zeitersparnis und damit auch eines schnelleren Ablaufs von Verwaltungsprozessen. Homepage zu Nachhaltigkeit Auf den Webseiten der Stadt Lahr sind ausführliche Informationen zu Nachhaltigkeitsaktivitäten sowie Indikatoren zu finden, die laufend aktualisiert werden. Leuchtturmprojekt: Nachhaltige Beschaffungen Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Bei der Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen werden von der Lahrer Stadtverwaltung soziale und ökologische Kriterien besonders berücksichtigt. Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: wird eigenständig durchgeführt, ist auf Dauer angelegt, getragen durch die Lahrer Stadtverwaltung Ansprechpartner in der Kommune: Stabsstelle Umwelt Projektbeschreibung Öffentliche Einrichtungen, wie die Lahrer Stadtverwaltung, können und sollen bei den Beschaffungen einen Beitrag für den Umwelt- und Klimaschutz leisten, indem sie umwelt- und klimaverträgliche Erzeugnisse und Materialien sowie umwelt- und klimaschonende Verfahren bei der Erfüllung 17 Kommunale Rahmenbedingungen von Leistungen im Rahmen des geltenden Rechts bevorzugen. Damit können Ressourcen wie Energie, Wasser und Verbrauchsmaterialien eingespart und der Gefährdung der Gesundheit sowie der Umwelt und des Klimas vorgebeugt werden. Die öffentlichen Einrichtungen sollen damit zugleich zum Motor für Innovation in zahlreichen Produkt- und Dienstleistungsbereichen werden, indem sie die Nutzung von langlebigen, energieeffizienten Erzeugnissen fördern. Ein ebenso wichtiger Gesichtspunkt wie die Umweltverträglichkeit beim Einkauf von Waren und Dienstleistungen ist die Beachtung der Konvention 182 der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich das Verbot von Kinderarbeit oder die Beseitigung ihrer schlimmsten Formen. Lieferanten müssen nachweisen oder schriftlich erklären, dass ihre Produkte ohne ausbeuterische Kinderarbeit erzeugt wurden oder der Erzeuger ernsthafte Maßnahmen zum Ausstieg aus der Kinderarbeit bereits eingeleitet hat. Schon seit 1986 gibt es bei der Stadt Lahr die Anordnung, dass bei Beschaffungen und Baumaßnahmen Produkte mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ beschafft werden sollen. Im Laufe der Zeit kamen weitere Vorgaben bzw. Beschränkungen dazu. Am 27.07.2020 bekräftigte der Lahrer Gemeinderat einstimmig, „zur Erreichung der nachhaltigen und sozialen Ziele der Stadt Lahr werden weiterhin bei der Beschaffung von Produkten und Dienstleistungen nachhaltige und soziale Beschaffungsziele besonders berücksichtigt." Schwerpunkte und Herausforderungen Die nachhaltige Beschaffung der Stadt Lahr ist ein gutes Beispiel für Nachhaltigkeit in der Verwaltung. Daneben zeigt der vorliegende Nachhaltigkeitsbericht, dass zahlreiche nachhaltige Aktivitäten in anderen Fachbereichen laufen, die bislang noch nicht unter dem Label Nachhaltigkeit zusammengefasst wurden. Fachübergreifende Teams, wie das Energieteam, das Nachhaltigkeitsteam oder projektbegleitende Teams (z.B. LGS 2018, Postareal) sind im Sinne eins querschnittsorientierten Planens und Handelns auszubauen. Von der Verwaltungsspitze wird dieser Ansatz unterstützt. Über die städtische Homepage sind neben allgemeinen Informationen zur Nachhaltigkeit, auch Informationen zu den Nachhaltigkeitsaktivitäten (z.B. Agenda-Kino, Fairtrade Stadt, Meine.Deine.Eine Welt.) und zu Nachhaltigkeitsindikatoren verfügbar. Zur Erfolgsmessung und Steuerung werden in der Stadt Lahr bereits verschiedene Nachhaltigkeitsindikatoren erhoben. Eine Verknüpfung der Leitziele mit den Indikatoren ist in Planung, eine Verknüpfung der Leitziele und Indikatoren mit dem städtischen Haushalt ist angedacht. Nachhaltigkeit soll in Lahr noch stärker als fachübergreifendes Thema umgesetzt werden. Die N!-Strategie kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten und gleichzeitig den Gemeinderatsauftrag erfüllen, eine Klammer über die bestehenden Aktivitäten zu finden. Die Koordination und der Ausbau der nachhaltigen Verwaltung erfolgen derzeit durch die Stabsstelle Umwelt. Ein kommunales Nachhaltigkeitsmanagement ist für die gesamte Verwaltung einzuführen bzw. auszubauen, die dafür notwendigen Ressourcen sind zu berücksichtigen. Die geplante Einführung eines NachhaltigkeitsChecks für wesentliche Vorhaben und Vorlagen ist ein guter Ansatz das Thema Nachhaltigkeit breit in der Verwaltung zu verankern. 18 Kommunale Rahmenbedingungen 3.3. Bürgermitwirkung Die Stadt Lahr ermöglicht offene und transparente Entscheidungsprozesse unter frühzeitiger Information sowie Einbindung der Bürgerschaft und wichtiger örtlicher Akteure. Die Beteiligung von Bürger:innen erfolgt transparent, fair und chancengleich. Bürgerschaftliches Engagement wird unterstützt und gefördert. Nachhaltige Kommunalentwicklung bedeutet, auch die Bürgerschaft aktiv über kommunalpolitische Entwicklungen zu informieren und sie an kommunalpolitischen Planungen und Entscheidungen teilhaben und mitwirken zu lassen, auch über die gesetzlichen Vorgaben hinaus. Es gilt, die Kommune gemeinsam zu gestalten und zu entwickeln und zwar im Zusammenspiel zwischen Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft. Aktivitäten Anlaufstelle für Bürgerbeteiligung und bürgerschaftliches Engagement Seit 2017 gibt es bei der Stadt Lahr die Zentrale Stelle für bürgerschaftliches Engagement und Bürgerbeteiligung. Die Schaffung der Stelle ist ein Ergebnis des breit angelegten Bürgerbeteiligungsprozesses aus dem Jahr 2015. Beteiligung und die Förderung von Engagement sind Schwerpunkte. Die Verknüpfung zu Nachhaltigkeit wird bei der Tätigkeit in den Vordergrund gestellt. Zukunftskonferenz Die Zukunftskonferenz im Jahr 2015 ist von der Stadt Lahr im Rahmen des Landesprogramms „Integriertes Managementverfahren – Familienfreundliche, bürgeraktive und demographiesensible Kommune“ veranstaltet worden. Themenpunkte waren Miteinander der Kulturen und Generationen; Wohnen für alle Generationen - im Zentrum und in den Stadtteilen; Älter werden in Lahr - Hilfe und Pflege; Infrastruktur, Mobilität und Barrierefreiheit; Bildung, Betreuung und Familienfreundlichkeit. Aus der Zukunftskonferenz resultierte das „Handlungskonzept 2025“. Engagement-Börse Die Engagement-Börse Lahr ist eine kostenfreie Online-Plattform der Stadt Lahr, die (potentiell) Ehrenamtlichen unterschiedliche Engagementmöglichkeiten offeriert und vermittelt. Hier können sich Privatpersonen, Institutionen und Unternehmen miteinander vernetzen und gemeinsam bürgerschaftlich aktiv werden. Ehrenamtstag Der Ehrenamtstag konnte 2020/2021 coronabedingt nicht stattfinden und wird voraussichtlich 2023 erstmalig durchgeführt. Im Zuge einer niederschwelligen Anerkennungskultur soll an diesem Tag ein großes Fest im Lahrer Stadtpark stattfinden, zu dem ehrenamtlich Aktive aus den unterschiedlichsten Vereinen und Initiativen eingeladen werden. Digitale Partizipationsplattform Die Stadt Lahr transformiert sich zu einer Smart City und treibt die Digitalisierung weiter voran. Hierzu gehört auch der laufende Aufbau einer digitalen Partizipationsplattform, die bürgerschaftliches Engagement und ein gelingendes Miteinander interaktiv befördern soll. 19 Kommunale Rahmenbedingungen Besetzung von Gremien mit sachkundigen Bürger:innen Verschiedene städtische Gremien und Beiräte, wie z.B. der Umweltausschuss, Stadtseniorenbeirat, Sportbeirat, Interkultureller Beirat, werden mit sachkundigen Bürger:innen besetzt, die sich mit ihrem vielfältigen Erfahrungswissen und ihrer Fachkompetenz ehrenamtlich einbringen. Jugendparlament Der Jugendgemeinderat setzt sich für die Interessen und Wünsche der Lahrer Jugendlichen ein und hat über die regelmäßigen Sitzungen direkten Kontakt zum Oberbürgermeister und zu den Gemeinderatsmitgliedern. Nachhaltigkeitsrat Der Klimarat wurde im Rahmen des Projektes „Global Nachhaltige Kommune“ zum projektbezogenen Nachhaltigkeitsrat erweitert. Er ist ein Wissen- und Akteurs-Netzwerk, um Personen mit ihrem Fachwissen aus den unterschiedlichsten Bereichen und Sektoren einzubinden. Vertreter:innen aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sind Mitglieder. Mitwirkung von Wirtschaftsakteuren Für die Mitwirkung von Wirtschaftsakteuren gibt es verschiedene Formate, wie die Unternehmensbefragung, regelmäßige Unternehmertreffen, das Best-Practice-Forum sowie die Reihe „Wirtschaft im Dialog“. Ergebnisse fließen in das Verwaltungshandeln ein. Mitwirkung von Bürger:innen im Bereich der Museen und Kultur Die städtischen Museen beteiligen Bürger:innen regelmäßig bei der Erarbeitung von Ausstellungen. Auf integrative und inklusive Aspekte wird geachtet. Daneben gibt es eigene Fördervereine für die Römeranlage und das Museum, die ehrenamtliches Engagement anregen. Und es besteht eine enge Zusammenarbeit mit Schulen, Kindertagesstätten und im Bereich der Kultur mit weiteren kulturellen Akteuren in lokalen Netzwerken. Mitwirkung von Bürger:innen im Bereich Mediathek/Veranstaltungen Die Beteiligung im Bereich der Mediathek wird über regelmäßige Kundenbefragung, deren Auswertung sich auf die Arbeit der Mediathek auswirkt, den Förderkreis der Mediathek, dessen Mitglieder die Mediathek unterstützen sowie die Veranstaltungsreihe „Lahr erzählt“ (seit 2013 erzählen Bürger/-innen Lahrs aus ihrem Leben, mündete auch in das Buch „Lahr erzählt“) umgesetzt. Bürgerbeteiligungsprojekt Engagiert Miteinander in Lahr – EMiL Das Projekt „EMiL ist aus der Prozessbegleitung „Integration durch Bürgerschaftliches Engagement und Zivilgesellschaft“ der Führungsakademie des Landes Baden-Württemberg hervorgegangen. Diese unterstützte die Stadtverwaltung dabei, das gute Zusammenleben aller Bürgerinnen und Bürger zu fördern. 2019 wurden zunächst die bereits vorhandenen Strukturen des bürgerschaftlichen Engagements in Lahr untersucht. In einem zweiten Schritt ist die Beteiligungskultur so weiterentwickelt worden, dass sie möglichst alle Bevölkerungsgruppen einschließt. Ziel ist es u.a., die Angebote zu verbessern und einer möglichst breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Projekt „vielstimmig“ Das Projekt »Viel-Stimmig!« ist ein erfolgreiches Projekt zur Steigerung der politischen Partizipation und Wahlbeteiligung von Migrant:innen. Es wurde mit Unterstützung der Baden-WürttembergStiftung umgesetzt und hatte zum Ziel, das Demokratieverständnis zu stärken und Personen mit Migrationshintergrund für eine Mitwirkung in Politik und Gesellschaft zu gewinnen und zu befähigen. 20 Kommunale Rahmenbedingungen Bürger-Panel Hintergrund war der Gemeinderatsbeschluss von 2012, das „Bürgerpanel“ im Rahmen eines zunächst dreijährigen Projekts zu erproben. Dabei war das gemeinsame Ziel des Gemeinderats und der Stadtverwaltung, die Bürgerschaft im Zuge eines „Trialogs“ intensiver in den kommunalen Meinungsbildungsprozess einzubinden. Dazu wurden im Jahr 2013 und 2014 zwei Befragungswellen durchgeführt. Konkrete Ergebnisse sind beispielsweise die Einführung des Kommunalen Ordnungsdienstes, die Durchführung weitergehender Untersuchung zum subjektiven Sicherheitsempfinden oder die separate Befragung von jungen Menschen in Lahr zu ihren persönlichen Lebenswelten. Förderung von Vereinen und Engagement In Lahr gibt es über 250 vorwiegend ehrenamtlich organisierte Initiativen und Vereine. Viele dieser Vereine werden über verschiedene Fachrichtlinien der Ämter gefördert, v.a. in den Bereichen Sport, Musik und Kultur. Daneben unterstützt die Bürgerstiftung „Stiftung Bürger für Lahr“ das ehrenamtliche Engagement mit Finanzmitteln durch Erträge aus dem Stiftungsvermögen und durch Spenden. Initiative „Baden-Württemberg teilt“ Die Stadt Lahr engagiert sich bei der Initiative für mehr Ressourcenschutz, gemeinsamen Konsum und ein besseres soziales Miteinander. Über Aufkleber an Briefkästen können die Bewohner:innen, sichtbar machen, welche Gegenstände sie teilen oder tauschen möchten und so zu einem nachhaltigen Konsum beitragen. Die Initiative wird von der Stadt Lahr koordiniert. Lokale Agenda-21-Gruppen In Lahr sind noch zwei Lokale Agenda 21-Gruppen aktiv. Die Agenda-Gruppe „Zukunftsfähige Welt“ beschäftigt sich mit Aspekten der Entwicklungsarbeit und wirbt für das Verständnis und Kennenlernen anderer Kulturen. Die Agenda-Gruppe „Energie“ befasst sich mit der umwelt- und klimaverträglichen Nutzung von Energie und möchte ein stärkeres Bewusstsein für den Klimaschutz wecken. Agenda-Kino Im Agenda-Kino der VHS Lahr und der Stabsstelle Umwelt werden seit 2007 interessante und kritische Filme gezeigt, in denen ökologische, soziale und ökonomische Fragen thematisiert werden. Freundeskreis AlajuelaLahr e.V. Seit 2004 setzt sich der Verein Freundeskreis Alajuela – Lahr für den kulturellen Austausch und soziale Projekte mit der Städtepartnerschaft Alajuela in Costa Rica ein. Inzwischen geht der Wirkungsbereich bzw. der Informations- und Meinungsaustausch darüber hinaus. Auf verschiedenen Gebieten ist das Netzwerk zwischen Alajuela/Costa Rica und Lahr, in seinem trinationalen Umfeld (Deutschland/Frankreich/Schweiz) im Ausbau begriffen, so in den Bereichen: Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft, Politik, Kirchen und Medien. Repair Café Das Lahrer Repair Café versteht sich nicht als normaler „Reparaturbetrieb“, sondern als Hilfe zur Selbsthilfe, bei der auch Fachwissen, wie man etwas repariert, weitergegeben wird. Ehrenamtliche Helfer:innen stehen bereit, die die nötigen Kenntnisse zur Reparatur von kaputten Gegenständen mitbringen und die durch die Reparatur auch einen Beitrag zum Ressourcenschutz leisten. Ein Gemeinschaftsprojekt der Stadt Lahr mit dem BUND Lahr. 21 Kommunale Rahmenbedingungen Leuchtturmprojekt: Bürgerbudget – Lahrer Stadtgulden Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Grundständige Förderung des Bürgerschaftlichen Engagements und aktive Teilhabe und Mitwirkung der Bürger:innen bei der Gestaltung ihres eigenen Lebensumfeldes und ihrer Lebensverhältnisse. Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: Erste „Erprobungsphase“ mit drei Durchgängen bis Ende 2022, eine Verstetigung für die Folgejahre ist im Zuge einer Evaluation anvisiert, getragen durch die Lahrer Stadtverwaltung Ansprechpartner in der Kommune: Amt für Soziales, Schulen und Sport, Abteilung Soziales Projektbeschreibung Die Stadt Lahr möchte die aktive Beteiligung ihrer Bürgerinnen und Bürger am Stadtgeschehen wie auch in ihrem Lebensumfeld weiter stärken und voranbringen. Neben vielen bereits bestehenden Mitwirkungsmöglichkeiten wurde mit dem „Bürgerbudget - Lahrer Stadtgulden“ ein sehr wirkungsvolles Instrument durch den Lahrer Gemeinderat auf den Weg gebracht und bereits zweimal erfolgreich erprobt und eingesetzt. Lahrer Bürger:innen ab 14 Jahren können Projektideen einreichen, diese werden gesammelt, auf Umsetzbarkeit geprüft und am jährlichen „Tag der Entscheidung“ zur öffentlichen Abstimmung gestellt. Je nach Anzahl der für ein Projekt abgegebenen „Stadtgulden“ wird das zur Verfügung stehende Budget in Höhe von mindestens 100.000 Euro an die Projekte mit den meisten Gulden ausgeschüttet. Das Prinzip der Mitwirkung ist einfach gestaltet und die Transparenz durch ein überschaubares Verfahren gewährleistet. Konkret geht es beispielsweise um die Verbesserung des Zusammenlebens in der Stadt, um die Verschönerung des Wohnumfeldes, um eine Erhöhung der Verkehrssicherheit im öffentlichen Raum und auch um Projekte mit explizitem Bezug zur Nachhaltigkeit wie z. B. bei dem Gewinnerprojekt „Öffentlicher Kühlschrank – Gemeinsam gegen Lebensmittelverschwendung“. Weitere Informationen können hier auch im Internet unter: www.stadtgulden-lahr.de abgerufen werden. Schwerpunkte und Herausforderungen Lahr führt bereits zahlreiche Aktivitäten der Bürgermitwirkung aus. Das Thema Bürger:innenbeteiligung, aufsuchende und inklusive Beteiligung wird als sehr wichtig erachtet. Umgesetzt wird die Beteiligung vor allem projekt- und anlassbezogen, z.B. bei der gemeinwesenorientierten Quartiersentwicklung oder der Konzeption von kulturellen Angeboten. Seitens der Stelle für Bürgerschaftliches Engagement ist für die nähere Zukunft auch die Erstellung eines Leitfadens für die Bürger:innenbeteiligung geplant. Daneben ist die Engagementförderung, z.B. mit dem Projekt der Engagementbörse, ein Schwerpunkt, der zukünftig noch weiter gestärkt werden soll. Vereine werden durch verschiedene Ämter bereits gefördert. Des Weiteren wird eine aktive Öffentlichkeitsarbeit über die Presse, Homepage und Informationsveranstaltungen geleistet. Bürger:inneninformation ist eine wichtige Grundlage für Bürger:innenmitwirkung In der Einbindung weiterer Akteure liegt die Chance ausgewählte Ziele und Themen noch breiter in die Stadtgesellschaft zu tragen. Auch lokale Wirtschaftsunternehmen könnten noch stärker eingebunden werden. 22 Kommunale Rahmenbedingungen 3.4. Interkommunale Zusammenarbeit Die Stadt Lahr bündelt Kompetenzen und Ressourcen, kooperiert und schafft Synergien mit anderen Kommunen. Kommunen, insbesondere kleinere im ländlichen Raum, können durch interkommunale und regionale Kooperationen zur nachhaltigen Kommunalentwicklung beitragen indem sie Angebote, Infrastrukturen und Dienstleistungen gemeinsam bereitstellen und nutzen. Aktivitäten VHS vor Ort Die VHS Lahr deckt mit ihren neun Außenstellen die gesamte südliche Ortenau mit einem vielfältigen Bildungsangebot ab. In Zusammenarbeit mit den Kommunen vor Ort wird auf Bedarfe der Bürger:innen vor Ort eingegangen. Grundbildungszentrum Ortenau (GBZ) Die Volkshochschulen Lahr, Offenburg und Ortenau entwickeln Angebote in den Bereichen Lesen, Schreiben und Rechnen für erwachsene Muttersprachler und gut deutsch sprechende Migrant:innen. Onleihe Seit 2012 bietet die Mediathek Lahr gemeinsam mit neun weiteren Bibliotheken in der Region die Onleihe, das Ausleihen virtueller Medien, an. Die Kosten dafür fließen in einen gemeinsamen Pool, durch den die Medien bereitgestellt werden. TRION-climate e.V. Seit 2019 ist die Stadt Lahr Mitglied bei TRION. Der Verein ist ein deutsch-französisch-schweizerisches Netzwerk der Energie- und Klimaakteure. Zweck des Vereins ist die Förderung des Klimaschutzes durch die grenzüberschreitende Bündelung von Synergieeffekten im Bereich Klima und Energie in der Trinationalen Metropolregion Oberrhein. Gemeinsames Ziel ist, die Energie- und Klimaakteure über die Grenzen hinweg zu vernetzen, den Wissens- und Erfahrungsaustausch zu fördern, die trinationale Datenerhebung zu unterstützen und eine Plattform für exemplarische grenzüberschreitende Projekte zu schaffen. Klima-Bündnis Seit 1993 ist Lahr im Klima-Bündnis der europäischen Städte mit indigenen Völkern der Regenwälder. In der Beantwortung der Frage, wie Klimaschutz sowie die Klimawandelanpassung gelebt werden soll, verbindet das Netzwerk einen lokalen Ansatz mit globaler Verantwortung. Strategische Partner Klimaschutz am Oberrhein e.V. Lahr ist seit 2007 Mitglied bei Klimapartner Oberrhein. Als größtes Klimaschutz-Netzwerk der Region werden Projekte initiiert und begleitet, die auf unterschiedlichste Weise die Klimaschutzanstrengungen in der Region zwischen Offenburg und Waldshut voranbringen. 23 Kommunale Rahmenbedingungen echt Schwarzwald e.V. Lahr ist seit 2008 Mitglied im Verein. Langfristiges Ziel ist die Erhaltung der gewachsenen Kulturlandschaft und die Bewahrung der traditionellen Landwirtschaft im Schwarzwald. Pendlerportal „EinfachMobil“ Berufstätige finden mit dem Pendlerportal Mitfahrangebote oder bieten selbst Fahrgemeinschaften in der Region an. Es wurde auf eine gemeinsame Initiative der Städte Lahr und Offenburg sowie dort angesiedelter Unternehmen eingerichtet. Parkster Durch das digitale Parkticket ist bargeldloses Parken in der Stadt Lahr möglich. Auf 380 Straßenparkplätzen können Bürger:innen mithilfe der App parken. Die Einführung in 2021 war eine gemeinsame Initiative der Städte Gengenbach, Kehl und Lahr. Anruf-Sammel-Taxi (AST) Das Anruf-Sammel-Taxi ersetzt in den Abendstunden, an Wochenenden und an Feiertagen den Linienbus, fährt aber nur nach Bedarf. Dem AST gehören die Stadt Lahr und die Gemeinden Schuttertal, Seelbach, Friesenheim, Meißenheim, Schwanau und Kippenheim an. Güterverkehrsterminal Das StartkLahr-Areal in Lahr eignet sich nicht nur aufgrund der zentralen geographischen Lage innerhalb dieses bedeutenden Güterverkehrskorridors, sondern auch aufgrund der hervorragenden Flächenmöglichkeiten für die Etablierung eines multimodalen Güterverkehrsterminals (GVT). Das GVT Lahr soll LKWs von der Straße auf die Schiene bringen und befindet sich noch in den Planungen. Ausbau Rheintal-Bahn Auf Grundlage des Staatsvertrages von Lugano zwischen Deutschland und der Schweiz soll der Ausbau Rheintal-Bahn weiter vorangebracht werden. Durch den Neubau von zwei Gleisen parallel zur Autobahn wird der Personenfernverkehr in seiner Führung beschleunigt und damit attraktiver. Die Bestandsstrecke wird ertüchtigt, somit kann der Nahverkehr in seiner Taktung verdichtet werden und wird eine interessante Alternative zum privaten Pkw. Verwaltungsgemeinschaft Lahr-Kippenheim Lahr und die Nachbargemeinde Kippenheim bilden zusammen eine Verwaltungsgemeinschaft, um übergreifende Themen abzustimmen. Zweckverband Vis-à-Vis Vis-à-Vis ist seit 2004 ein grenzüberschreitender, örtlicher Zweckverband mit Sitz in Erstein. Mitglieder sind acht badische Gemeinden (Lahr, Friesenheim, Meißenheim, Ringsheim, Schwanau, Kappel-Grafenhausen, Rust und Kippenheim) und der elsässische Gemeindeverband des Kantons Erstein mit 28 Gemeinden. Abwasserzweckverband Raumschaft Lahr Der Abwasserzweckverband hat die Aufgabe, die im Verbandsgebiet anfallenden Abwässer aus den Haushalten und der Industrie zu reinigen und unter Einhaltung der Umweltvorschriften in den natürlichen Wasserkreislauf zurückzuführen. Verbandsmitglieder sind die Stadt Lahr und die Gemeinden Kippenheim, Seelbach, Schuttertal. Zweckverband Industrieund Gewerbepark Raum Lahr Der Zweckverband ist ein Zusammenschluss der Stadt Lahr und Gemeinde Friesenheim als Belegenheitsgemeinden des Flugplatzgeländes sowie der Städte Ettenheim und Mahlberg sowie der Gemeinden Kippenheim, Meißenheim, Ringsheim, Rust, Seelbach, Schuttertal, Schwanau und dem Ortenaukreis. Der Zweckverband besitzt die Flächen und Gebäude im Westteil des Flugplatzareals. Das Rahmenkonzept StartkLahr 2030 zielt darauf ab, eine langfristige und nachhaltige 24 Kommunale Rahmenbedingungen Zukunftssicherung der Region im ökonomischen, sozialen und ökologischen Bereich zu ermöglichen. Wirtschaftsregion Ortenau (WRO) Die WRO erarbeitet Maßnahmen zur gezielten Förderung der Wirtschaft mit dem Ziel, die Wirtschaftsstruktur der Region Offenburg/Ortenau zu optimieren. Für 2022 ist mit dem Projekt Grüne Champions Ortenau Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Nachhaltigkeit geplant. Eurodistrikt StraßburgOrtenau Im Euro-Distrikt kommen über 61 Gemeinden der Metropole Straßburg und des Gemeindeverbandes Canton d’Erstein sowie des Ortenaukreises zu einer grenzüberschreitenden Gebietskörperschaft zusammen. Ziele sind z.B. der grenzüberschreitende Austausch, neue Formen der Zusammenarbeit, Austausch zwischen den Bürger/-innen. Ein weiteres Beispiel ist der Austausch von Blockbeständen an Medien mit zwei französischen Bibliotheken. Arbeitsgemeinschaft Fahrrad- und Fußgängerfreundlicher Kommunen in Baden-Württemberg e.V. (AGFK-BW) Die AGFK-BW ist ein Zusammenschluss von mehr als 90 Kommunen, die sich das Ziel gesetzt haben, den Fuß- und Fahrradverkehr im Land systematisch zu fördern und eine neue Kultur nachhaltiger Mobilität – zu Fuß oder mit dem Fahrrad – zu etablieren. Die Stadt Lahr ist seit 2014 Mitglied, engagiert sich in mehreren Arbeitsgruppen und beteiligt sich an Öffentlichkeitsaktionen/Kampagnen. Weitere Mitgliedschaften, Netzwerkaktivitäten und Arbeitskreise Lahr übernimmt zahlreiche Mitgliedschaften und tauscht sich auf informeller Ebene eng mit anderen Kommunen oder in weiteren Netzwerkaktivitäten aus, um Nachhaltigkeitsziele zu verfolgen. Auch der thematische Austausch in regionalen, Landes- und Bundesarbeitsgruppen spielt eine besondere Rolle. Dies sind z.B. - RAG, LAG und BAG Gemeinwesenarbeit, - Austausch- und Arbeitsgruppen der Bibliotheken auf verschiedenen Ebenen, - diverse Arbeitsgruppen des Städtetages Baden-Württemberg - Netzwerk Faire Beschaffung der SKEW - Netzwerk kommunale Partnerschaften der SKEW (Vernetzung der Kommunalen Partnerschaften in Deutschland und des globalen Südens) - Jährlicher Austausch der kommunalen Energiemanager (KEA) über die Karlsruher Energieagentur Leuchtturmprojekt: Mobilitätsnetzwerk Ortenau Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Entwicklung von Lösungen für eine nachhaltige Mobilität in der Region Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: Mitgliedskommunen: Appenweier, Friesenheim, Gengenbach, Kehl, Lahr, Neuried, Offenburg, Rheinau, Schutterwald und Willstätt; assoziierte Partner: Achern, Oberkirch, Schwanau und Seelbach (Stand: Februar 2022); Ortenaukreis ist ebenfalls eingebunden; endura kommunal GmbH (Netzwerkmanagement); Fachbüros und Beratungsunternehmen; Fördermittelgeber auf Bundes- und Landesebene, seit April 2019, Mitgliedskommunen 25 Kommunale Rahmenbedingungen Ansprechpartner in der Kommune: Stadtplanungsamt Projektbeschreibung Das Mobilitätsnetzwerk Ortenau ist im April 2019 von den zehn Städten und Gemeinden Appenweier, Friesenheim, Gengenbach, Kehl, Lahr, Neuried, Offenburg, Rheinau, Schutterwald und Willstätt gegründet worden, um im Rahmen der interkommunalen Zusammenarbeit Lösungen für die Weiterentwicklung nachhaltiger Mobilitätsangebote zu erarbeiten. Dazu gehören im Wesentlichen konzeptionelle Grundlagen zu drei Themenschwerpunkten (Mobilitätsstationen im interkommunalen Verbund, gemeindeübergreifender Radverkehr, Vernetzung der Nahmobilitätsangebote in einer App), der fachliche Austausch und die fachliche Beratung sowie kommunikative Maßnahmen (Öffentlichkeitsarbeit, Website und Newsletter, Etablierung der Marke „einfach mobil“). Das Netzwerk profitiert dabei von Förderungen verschiedener Ministerien des Bundes und des Landes. Die Bearbeitung der drei Themen auf konzeptioneller Ebene ist inzwischen abgeschlossen. Dabei wurde auf die Expertise von Fachbüros und Beratungsunternehmen zurückgegriffen. Die Umsetzung der Mobilitäts-App erfolgt durch den Ortenaukreis, die Umsetzung der Mobilitätsstationen und der Maßnahmen zur interkommunalen Radverkehrsförderung weiterhin durch das Mobilitätsnetzwerk. Es ist offen für weitere Mobilitätsthemen und Projekte, die einen Beitrag zur Verkehrswende in der Region leisten können und insbesondere den ländlichen Raum im Blick haben. Inzwischen ist das Netzwerk bundesweit bekannt und erhält regelmäßig Anfragen aus anderen Kommunen und Regionen zu der Frage, wie Lösungsansätze zur Gestaltung der nachhaltigen Mobilität in den ländlichen Raum übertragen werden können. Schwerpunkte und Herausforderungen Eine strukturierte Interkommunale Zusammenarbeit gibt es auf regionaler Ebene und auch grenzübergreifend mit Frankreich. Über die interkommunale Zusammenarbeit konnten insbesondere Synergien durch Wissen- und Erfahrungsaustausch aus verschiedenen Netzwerken, Kooperationen oder Projekte insbesondere in den Themenbereichen Mobilität und Klima erzielt werden. Zudem gibt es aufgrund der Grenznähe europäische und überregionale Themen, die nur über eine interkommunale Zusammenarbeit gelöst werden können. Die übergeordneten Ziele der Nachhaltigkeit können als gute Grundlage für die weitere überregionale Zusammenarbeit dienen. 26 Kommunale Rahmenbedingungen 3.5. Globale Verantwortung Lahr ist sich ihrer Verantwortung für eine global nachhaltige Entwicklung bewusst und unterstützt die von den Vereinten Nationen verabschiedete Agenda 2030 mit ihren 17 globalen Entwicklungszielen (Sustainable Development Goals/SDGs). Sie begrüßt und unterstützt die internationale und entwicklungspolitische Zusammenarbeit auch auf kommunaler Ebene. In einer globalisierten Welt hat nahezu alles was auf lokaler Ebene entschieden oder getan wird, auch einen globalen Aspekt. Der Grundsatz „Global denken, lokal handeln.“ hat daher auf kommunaler Ebene besondere Bedeutung. Aktivitäten Fair-Trade-Stadt Als ausgezeichnete Fair-Trade-Stadt macht Lahr seit 2020 den Fairen Handel und seine positiven Wirkungen bekannter. Dies schlägt sich auch nieder in den Kriterien für eine nachhaltige Beschaffung (siehe Leuchtturm Nachhaltigkeit in der Verwaltung). Straßenkinderprojekt in Indien Über die Schulen unterstützt die Stadt Lahr das „Sunshine“-Projekt in Indien. Das Projekt unterstützt Straßenkinder, sie erhalten Obdach, Essen, Unterricht und Bildung. Städtepartnerschaften und Städtefreundschaft Lahr hat seit 1962 mit der Stadt Dole in der Region Bourgogne-Franche-Comté in Frankreich eine Partnerschaft. Seit 1971 gibt es eine Partnerschaft mit der kanadischen Stadt Belleville, in der Provinz Ontario. Die seit 2006 bestehende Städtepartnerschaft mit Alajuela in Costa Rica ist die lebendigste (siehe Leuchtturm). Seit 2018 gibt es mit Kasama in Japan und mit Svenigorod in Russland eine Freundschaft. Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) Der Gemeinderat hat 2020 den Städteappell der ICAN unterstützt. Leuchtturmprojekt: Kommunale Klima- und Nachhaltigkeitspartnerschaft Alajuela-Lahr Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Kommunale Strategien und Konzepte / Nachhaltigkeit in der Verwaltung / interkommunale Zusammenarbeit / globale Verantwortung / Klimaschutz & Energiewende / Anpassung an den Klimawandel / Umgang mit natürlichen Ressourcen / biologische Vielfalt / generationengerechte Entwicklung Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: Engagement Global/Servicestelle Kommunen in der Einen Welt, seit 2012, getragen durch die Lahrer Stadtverwaltung Ansprechpartner in der Kommune: Stabsstelle Umwelt 27 Kommunale Rahmenbedingungen Projektbeschreibung Seit 2006 besteht die Städtepartnerschaft zwischen Lahr und Alajuela und seit 2012 besteht eine Kommunale Klimapartnerschaft. Auch die Bürger sind in der Zusammenarbeit engagiert, in Lahr im Freundeskreis Alajuela-Lahr e.V., in Alajuela in der Asociación Ciudades Hermanas de Alajuela (ASOCHA). Im konstruktiven Austausch der beiden Klimapartner wurde ein gemeinsames Handlungsprogramm entwickelt. Dieses zielt auf Verbesserungen in vier wichtigen Themengebieten: Schutz der Wasserressourcen, Abfallsammlung und -verwertung, Lebensqualität im städtischen Raum sowie Informationsangebote zu Klimaschutz, Klimawandel und Klimaanpassung. Regelmäßig stehen Delegationen von Expert:innen im Austausch und besuchen sich gegenseitig in den Partnerkommunen. Mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung konnten so zwei große Projekte umgesetzt werden. 2018 konnte das Projekt „Nachhaltige Optimierung des Abwassermanagements für die Bürger und Umwelt von Alajuela“ erfolgreich abgeschlossen werden. Eine zentrale sowie zwei dezentrale Kläranlagen wurden saniert und mit modernster Technik ausgestattet. Das Ziel einer angemessenen und gesetzeskonformen Abwasseraufbereitung konnte mit dem Projekt erreicht werden. 2019 wurde das Projekt „Nachhaltiger Schutz der Trinkwasserquellen für die Bevölkerung von Alajuela durch Aufforstung und Umweltbildung“ abgeschlossen. In diesem Projekt konnten praxisorientierte deutsch-spanische Umweltbildungsmaterialien zum Thema Wasser, Biodiversität, Ökosystem Wald und Klimawandel erstellt werden, die in Costa Rica und in Deutschland schon gut genutzt werden. Außerdem wurden zum Schutz vor boden- und grundwasserschädigenden Einflüssen wichtige Trinkwasserquellen von Alajuela eingezäunt und aufgeforstet. Neue Themen und Ideen, die nicht mehr durch die Klimapartnerschaft abgedeckt werden konnten, führten 2020 zur Teilnahme an dem Projekt „Kommunale Nachhaltigkeitspartnerschaften“. Mit der kommunalen Nachhaltigkeitspartnerschaft Lahr-Alajuela sollen die Agenda 2030 der Vereinten Nationen und die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele in Lahr und Alajuela umfassend bekanntgemacht und mit Leben gefüllt werden. Schwerpunkte und Herausforderungen Das Handlungsfeld Globale Verantwortung ist in Lahr seit vielen Jahren gut besetzt, da Lahr in verschiedenen internationalen Städtepartnerschaften aktiv ist. Hervorzuheben ist die Kommunale Klimaund Nachhaltigkeitspartnerschaft Alajuela-Lahr, die auch weiterhin mit gemeinsamen Aktivitäten gefüllt werden soll. 28 Ökologische Tragfähigkeit 3.6. Klimaschutz und Energiewende Lahr übernimmt Verantwortung für den Klimaschutz und die Energiewende. Sie unterstützt Energieeffizienz, Energieeinsparung, die Nutzung erneuerbarer Energien und reduziert den Ausstoß von CO2 und anderen Treibhausgasen. Globaler Klimaschutz und die Energiewende beginnen vor Ort. Kommunen können selbst aktiv vorangehen und außerdem das Engagement der Bevölkerung unterstützen und fördern. Aktivitäten Klimaschutzkonzepte Bereits 1997/1998 hat Lahr ein erstes kommunales Klimaschutzkonzept erarbeitet, das 2012 zu einem integrierten Klimaschutzkonzept unter Einbeziehung des Lahrer Klimarates fortgeschrieben wurde. 2012 wurden das Integrierte Klimaschutzkonzept Lahr 2012, das Energie- und klimapolitische Leitbild und der Zehn-Jahre-Aktionsplan vom Gemeinderat beschlossen Energie und Klima – Arbeitsprogramm Seit 2018 ist das angepasste und aktualisierte „Energie und Klima – Arbeitsprogramm 2018-2022“ die Grundlage für das städtische Handeln. 2021 wurden vom Gemeinderat das neue Energie- und Klima – Leitziel und das Energie- und Klima – Arbeitsprogrammplus mit zusätzlich 26 Maßnahmen beschlossen. Abwasserwärmenutzung Die Stadt Lahr hat mit Unterstützung des Landes-Baden-Württemberg zwei Machbarkeitsstudien zur Nutzung von Abwasserwärme erstellen lassen. Kälte- und Wärmekataster Als Planungsinstrument für die effiziente Energieversorgung der Stadtgebiete und Gebäude dient das 2016 erstellte Wärme- und Kältekataster, womit geeignete Gebiete für eine integrierte Wärme- und Kältenutzung identifiziert werden konnten. Als ein Ergebnis konnte die Fernwärmeversorgung in Lahr in den letzten Jahren deutlich erweitert werden. Kommunale Wärmeplanung Mit der Novelle des Klimaschutzgesetzes ist Lahr verpflichtet, bis zum Ende 2023 einen kommunalen Wärmeplan zu erstellen. Die kommunale Wärmeplanung soll die Grundlagen dafür liefern, vollständig auf erneuerbare Energien umzusteigen. Stelle Klimaschutzmanagement Zur Umsetzung der Maßnahmen aus dem Integrierten Klimaschutzkonzept Lahr 2012 wurde das Klimaschutzmanagement um eine Stelle ergänzt. Die Stelle wurde bis 2021 im Rahmen der Nationalen Klimaschutzinitiative gefördert und wurde anschließend vom Gemeinderat entfristet. 29 Ökologische Tragfähigkeit Klimarat Der Lahrer Klimarat ist ein Lahrer Wissen- und Akteurs-Netzwerk, um Personen mit Ihrem Fachwissen aus den unterschiedlichsten Bereichen und Sektoren einzubinden. Der Klimarat wurde im Zuge des Projektes Global Nachhaltige Kommune zum projektbezogenen Nachhaltigkeitsrat weiterentwickelt (siehe Nachhaltigkeit in der Verwaltung). anspruchsvolle Kriterien bei Neubau und Sanierung Laut Beschluss des Gemeinderates von 2018 sind die energetischen Anforderungen bei Neubau und Sanierung kommunaler Gebäude strenger als die gesetzlichen Vorgaben. klima- und umweltgerechte Bauleitplanung Im Rahmen der Bauleitplanung werden Zielvorgaben für Umwelt und Energie bei städtebaulichen Projekten formuliert. Mit Beschluss des Gemeinderates werden seit 2018 in der Bauleitplanung die Belange des Klimaschutzes und der Klimaanpassung anhand eines Leitfadens besonders beachtet. PV-Anlagen auf kommunalen Dächern Per Gemeinderatsbeschluss wurde 2021 festgelegt, dass zur verstärkten Erzeugung von erneuerbaren Energien die geeigneten kommunalen Dächer mit Photovoltaikanlagen bestückt werden. Weiterer Ausbau regenerativer Energiequellen Ein Gemeinderatsbeschluss von 2018 sieht den Ausbau von regenerativen Energiequellen vor. So sieht die Stadtverwaltung z.B. Potenzial für weitere Windräder auf der Lahrer Gemarkung. Kommunales Energiemanagement Es gibt ein kommunales Energiemanagement welches den Energieverbrauch der städtischen Gebäude und Anlagen erfasst und steuert. Durch die interne Gebäudeleittechnik der Stadt Lahr werden mittlerweile über 40 städtische Liegenschaften energetisch überwacht. Damit wird der effiziente Umgang mit Energie in öffentlichen Gebäuden unterstützt. Fifty-Fifty Projekt Seit dem Schuljahr 2012/13 haben sieben Schulen am „Fifty-FiftyProjekt für Lahr – 100 Prozent für den Klimaschutz“ teilgenommen. Das Projekt soll langfristig auf alle kommunalen Schulen, Kindergärten und Horte ausgebaut werden. Ziel des Projektes ist es, einen bewussten Umgang mit Energie und Wasser zu fördern und damit den Verbrauch zu reduzieren sowie Kosten zu sparen. Umstellung Straßenbeleuchtung auf LED Die Straßenbeleuchtung wird seit einigen Jahren schrittweise auf LED umgerüstet. Die Umrüstung wird mit rund 25 Prozent vom Bund gefördert. Voraussetzung für die Förderung zur Umrüstung auf LEDLeuchtmittel ist eine Einsparung von mindestens 70 Prozent des klimawirksamen CO2-Treibhausgases gegenüber der bisherigen Beleuchtung. KühlCheck-Prämie Damit einkommensschwache Haushalte in Lahr energieeffiziente Kühlgeräte anschaffen können, arbeiten die Stadt Lahr und die Neue Arbeit Lahr (NAL) zusammen. Das neue Kühlgerät muss mit der aktuell höchsten verfügbaren EU-Energieeffizienzklasse ausgezeichnet sein, damit der Stromverbrauch und die Stromkosten langfristig gesenkt werden und die Haushaltskasse geschont wird. Die KühlCheckPrämie wird unterstützt durch den Lahrer Elektrofachhandel. 30 Ökologische Tragfähigkeit Praxisratgeber „Klimagerechtes Bauen“ Mit dem von der Stadt veröffentlichten Ratgeber werden private Haushalte bei der Umsetzung von Maßnahmen zur Klimaanpassung unterstützt. Leuchtturmprojekt: European Energy Award (eea) Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Kommunale Strategien und Konzepte / Nachhaltigkeit in der Verwaltung / Klimaschutz & Energiewende / Anpassung an den Klimawandel / nachhaltige Mobilität / generationengerechte Entwicklung Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: Klima- und Energieagentur Baden-Württemberg und B. & S.U., seit 2006, getragen durch die Lahrer Stadtverwaltung Ansprechpartner in der Kommune: Stabsstelle Umwelt Projektbeschreibung Seit 2006 beteiligt sich die Stadt Lahr am Qualitätsmanagementsystem European Energy Award (eea). Der eea ist ein vielfach erprobtes Steuerungs- und Controllinginstrument für die kommunale Energiepolitik, mit der systematisch alle energierelevanten Aktivitäten erfasst, bewertet, überprüft und umgesetzt werden. Er umfasst die Verfahrensschritte „Analysieren - Planen - Durchführen Prüfen - Anpassen”, die durch die Zertifizierung und Auszeichnung ergänzt werden. Das zentrale Werkzeug für den eea ist der Maßnahmenkatalog mit den sechs kommunalen Handlungsfeldern: Kommunale Entwicklungsplanung und Raumordnung, Kommunale Gebäude und Anlagen, Versorgung und Entsorgung, Mobilität, interne Organisation sowie Kommunikation und Kooperation. Zuständig für die regelmäßige Anpassung des Energiepolitischen Arbeitsprogramms ist ein kommunales Energieteam, das von der Stabsstelle Umwelt geleitet und im Wesentlichen aus Vertretern der Bereiche Gebäudemanagement, Tiefbau, Stadtplanung, Bauordnung, Haupt- und Personalamt und Stadtkämmerei besteht. Beim ersten externen Audit erreicht die Stadt Lahr 2010 60,9 Prozent der möglichen Punkte. Beim zweiten – in den Anforderungen inzwischen verschärften – externen Audit erreicht die Stadt Lahr 2014 61,3 Prozent der möglichen Punkte. Die dritte externe Zertifizierung ist bereits in Vorbereitung. Leuchtturmprojekt: Bezug von 100 Prozent qualifizierten Ökostrom Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Erhöhung des Einsatzes von regenerativen Energiequellen bei der Stromerzeugung (angebotsseitig und abnehmerseitig) Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: dauerhaft, getragen durch die Lahrer Stadtverwaltung Ansprechpartner in der Kommune: Stabsstelle Umwelt und Energie Projektbeschreibung Seit 2013 bezieht die Stadt Lahr zu 100 Prozent qualifiziertem Ökostrom für alle städtischen Gebäude. Hierdurch wird ein CO2-Ausstoß von rund 2.000 Tonnen pro Jahr vermieden. 31 Ökologische Tragfähigkeit Damit nimmt Lahr eine Vorreiterrolle ein und bietet bessere Qualität als es in anderen Kommunen üblich ist. Die Anlagen sind nicht älter als 6 Jahre und sichern eine bessere Versorgung sowie direkte Umsetzung. Schwerpunkte und Herausforderungen In Lahr sind mit verschiedenen Konzepten, Planungen und Arbeitsprogrammen zum Handlungsfeld Klimaschutz und Energiewende gute systematische Grundlagen vorhanden. Eine Kontrolle und Steuerung der Maßnahmen und Aktivitäten erfolgt im Rahmen des European Energy Award. Mit einem ambitionierten Leitziel möchte die Stadtverwaltung ihre Aktivitäten intensivieren. Die Lahrer Stadtverwaltung hat mit ihren Liegenschaften nur einen Anteil von zwei Prozent auf die lokalen CO2-Emissionen. Auf diesen geringsten Anteil hat die Stadt Lahr einen guten Steuerungseinfluss. Mehr oder weniger direkte Einwirkungsmöglichkeiten bestehen bei den Beteiligungsunternehmen der Stadt, welche sich im Spannungsfeld Ertragskraft – Aufgabenerfüllung – Klimaschutz bewegen. Auf den Verkehrsbereich hat die Lahrer Stadtverwaltung etwas Einfluss (z.B. über den VEP) und in den Bereichen Wirtschaft und private Haushalte, die über drei Viertel der CO 2-Emissionen auf Lahrer Gemarkung verursachen, nur sehr wenig. Dies zeigt deutlich, dass nachhaltiges Denken und Handeln aller Akteure in Lahr notwendig ist und dass jede Maßnahme und jeder Beitrag zählen. Es zeigt auch, dass in diesen Bereichen die Europäische Union, die Bundesrepublik Deutschland und das Land Baden-Württemberg wichtige regulatorische Steuerungsmöglichkeiten haben. 32 Ökologische Tragfähigkeit 3.7. Anpassung an den Klimawandel Lahr unternimmt Schritte, um vor Ort den Folgen des Klimawandels zu begegnen und aus ihm entstehende Gefahren zu minimieren beziehungsweise diesen vorzubeugen. Die Folgen des Klimawandels werden sich in den kommenden Jahren immer mehr zeigen – auch in Baden-Württemberg. Kommunen brauchen daher Anpassungsstrategien, um auf den Klimawandel und seine Folgen, wie zum Beispiel Trockenheit, Hitze, Starkregen und Hochwasser, reagieren zu können. Aktivitäten REKLISO Um zu wissen, wo besonders sensible Bereiche sind und wie wirksam Klimaanpassung geschehen kann, unterstützte Lahr die Regionale Klimaanalyse der Region Südlicher Oberrhein. Klimaanpassungsstrategie Ein Konzept zu den lokalen Auswirkungen des Klimawandels auf verschiedene Handlungsbereiche soll erarbeitet werden. Grünflächenleitplan mit Vernetzung von Grünräumen Der Grünflächenleitplan weist Grün- und Entwicklungsachsen, schattige Oasen, Frischluftschneisen auf, denkt die biologische Vielfalt in der Stadt mit, zielt auf multifunktionale Nutzung und empfiehlt den strategischen Ankauf von Flächen zur Umsetzung dieser Ziele. Der übergeordnete Landschaftsplan definiert Frisch- und Kaltluftschneisen, ist jedoch zu aktualisieren. Hochwassergefahrenkarte Der Schutz vor Hochwasser nimmt in den Planungen der Stadt Lahr eine wichtige Position ein, Hochwassergefahrenkarten für die Lahrer Gemarkung liegen vor. Schutz vor Starkregen und Hochwasserschutz Renaturierungsprojekte an der Schutter und ein großes Rückhaltebecken bei Kuhbach sind regionale Maßnahmen zur Abmilderung der Folgen zunehmender Starkregenereignisse. Auch Maßnahmen zur Regenrückhaltung bis hin zur Regenwasserversickerung können Schutz bei Starkregen bieten. Hier ist die Stadt bereits aktiv (siehe Umgang mit natürlichen Ressourcen), dennoch gibt es weiteren Handlungsbedarf. So soll z.B. ein Gutachten für weitere Vorhaben erstellt werden. Lahrer Stadtwald Die Bewirtschaftung des Lahrer Stadtwaldes erfolgt nach dem internationalen PEFC-Standard. Neben dem Umbau von Nadelwald zum standortgerechten Laubwald wird unter anderem das Belassen von Totholz im Wald, der Verzicht auf Kahlschläge, bodenschonende Rückemaßnahmen und die natürliche Verjüngung des Waldes angestrebt. Baumanpflanzungen Der Erhalt alter Baumbestände und Neupflanzungen im innerstädtischen Bereich sind Teil der städtischen Gesamtstrategie für Klimaschutz und Klimafolgenanpassung. Im Rahmen der Landesgartenschau 2018 wurden zahlreiche Neupflanzungen vorgenommen. 33 Ökologische Tragfähigkeit Weitere Baumpflanzungen werden als wichtiges Instrument zur Klimaanpassung angesehen und sollen auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielen. Dabei wird auch mit neuen Arten, die besser an den Klimawandel angepasst sind, experimentiert. Grünfestsetzungen im Rahmen von B-Plan-Verfahren Im Rahmen der Erstellung von Bebauungsplänen werden Grünfestsetzungen erlassen, die die Art und den Umfang des zu pflanzenden Grüns festlegen. Gründächer Die Anlage von Gründächern ist in den meisten Fällen im Bebauungsplan festgeschrieben. Leuchtturmprojekt: Lokale Kompetenzentwicklung für Klimawandelanpassung in kleinen und mittleren Kommunen und Landkreisen (LoKlim) Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Kommunale Strategien und Konzepte / Anpassung an den Klimawandel / generationengerechte Entwicklung Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: Das Projekt LoKlim startete 2020 und wird vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit im Rahmen der Deutschen Anpassungsstrategie gefördert. Die Städte Böblingen, Bad Krozingen und Kehl sowie der Landkreis Böblingen, der Bodenseekreis und der Enzkreis beteiligen sich als Praxispartner am Projekt. Darüber hinaus unterstützen sieben weitere Städte das Vorhaben als Netzwerkpartner: Emmendingen, Freiburg, Lahr, Mannheim, Offenburg, Rastatt und Waiblingen. Ansprechpartner in der Kommune: Stabsstelle Umwelt Projektbeschreibung LoKlim analysiert die Klimabetroffenheit, um Leitbilder und Ziele für die kommunale und regionale Ebene zu definieren. Auf dieser Basis werden spezifische Anpassungsmaßnahmen im lokalen Kontext erarbeitet, wie beispielsweise die zuverlässige Energieversorgung bei vermehrten Unwettern oder die Sicherstellung der Wasserversorgung bei Hitzeperioden. Dazu wurden zwei Webseiten veröffentlicht: Im Klimaportal können Interessierte für jede Gemeinde Baden-Württembergs einen Klimasteckbrief einsehen, in dem die Auswirkungen des Klimawandels in anschaulicher Weise zusammengetragen und visualisiert werden. Im dazugehörigen Wissenportal finden Leser:innen Informationen zu potentiellen Handlungsfeldern und Anpassungsmöglichkeiten. Im Ergebnis erhalten verantwortliche Akteure so eine wissenschaftlich fundierte und gleichzeitig praxistaugliche Einschätzung der Betroffenheit durch den Klimawandel für ihre Kommune in Baden-Württemberg. LoKlim, wurde als Finalist des Deutschen Nachhaltigkeitspreises 2022 in der Kategorie Forschung geehrt. Schwerpunkte und Herausforderungen Die auch in Lahr notwendige Anpassung an den Klimawandel ist ein wichtiges Handlungsfeld. Es gibt schon einige Aktivitäten, die aber mit der Erstellung eines lokalen Klimaanpassungskonzeptes planerisch und dann in der Umsetzung zeitnah auszubauen sind. 34 Ökologische Tragfähigkeit 3.8. Umgang mit natürlichen Ressourcen Lahr übernimmt Verantwortung für eine zukunftsgerechte Kommunal- und Raumentwicklung. Sie setzt sich aktiv für den Schutz sowie den Erhalt der Lebensgrundlagen ein, mindert Belastungen für Mensch, Natur und Umwelt und geht sparsam mit Flächen um. Schutz und Schonung unserer natürlichen Ressourcen sind wesentliche Elemente für eine zukunftsfähige Entwicklung, die von einer Kommunen an vielen Stellen beeinflusst werden können. Aktivitäten Innen- vor Außenentwicklung In Lahr wird das Prinzip der Innen- vor Außenentwicklung hinsichtlich verschiedener Aspekte geprüft. Zum einen gilt es die Siedlungsentwicklung auf Innenbereiche zu konzentrieren, und Brachflächen, wenn nötig nachzunutzen. So wird die Ressource Boden geschont. Insofern möglich, wird jedoch auch immer geprüft, ob auch zentrumsnah Grünbereiche hergestellt werden können. Lärmaktionsplan Die Stadt Lahr hat 2017 mit der Fortschreibung des im Jahr 2010 beschlossenen Lärmaktionsplans begonnen. Die Offenlage hierzu erfolgte im August/September 2018. Um die Möglichkeit auf Umsetzung der enthaltenen Maßnahme (Tempo 30/Lkw- Nachtfahrverbot) zu erhöhen, wurden eine rechtliche Prüfung sowie weitere fachliche Untersuchungen zur Wirkung der Maßnahmen beauftragt. Diese Untersuchungen dauern derzeit noch an. Baulückenverzeichnis Mithilfe eines GIS-gestützten Baulandkatasters werden innerörtliche Flächenpotenziale ermittelt. Die Kenntnis über Quantität, Qualität und Aktivierungsmöglichkeiten der innerörtlichen Baulandpotenziale ermöglicht einen größeren Handlungsspielraum für die Siedlungsentwicklungspolitik. Aktive Reduktion des Flächenverbrauchs und -versiegelung bei multifunktionaler Nutzung Im Zuge laufender Planungen wird stets vorausschauend darauf geachtet, dass - statt einer Zerstückelung - zusammenhängende Flächen mit hoher Umweltwirkung geschaffen werden. Die Begrenzung und Vermeidung von Flächenversiegelung ist zudem Ziel bei der Stadtentwicklung. Multifunktionalität in der Nutzung spielt dabei eine große Rolle. Unversiegelte Neunutzung Nach Abbruch von Gebäuden oder Gebäudeteilen oder Nachnutzung von Flächen wird darauf geachtet, die daraus neu gewonnene Fläche, sofern diese nicht für eine bauliche Neunutzung benötigt wird, naturnah und weitestgehend unversiegelt zu gestalten. So zum Beispiel soll, nach dem im Jahr 2020 der sogenannte Schutteranbau südlich des Max-Planck-Gymnasiums abgebrochen wurde und die Fläche aktuell noch als Baustelleneinrichtung für die Sanierung der Gebäudehülle dient, auf dieser Fläche im nächsten Jahr großflächig eine Blühwiese angelegt werden. Hierbei wird darauf geachtet, ein für diesen Standort 35 Ökologische Tragfähigkeit geeignetes Saatgut zu wählen. Ein anderes Beispiel ist die Rückführung des ehemaligen Sportplatzes Altenberg in ein FFH-Gebiet. Pestizidfreie Kommune Sowohl das Grünflächenamt als auch die Stadtgärtnerei verwenden bei der Bewirtschaftung ihrer Flächen keine Pestizide. Seit 2020 dürfen keine Pestizide für öffentliche Grün- und Freiflächen (mit Ausnahme für Sonderkulturen wie Rosengarten und Chrysanthemen) beschafft werden. Auf städtischen Flächen für landwirtschaftliche Zwecke ist die Anwendung von Glyphosat und Neonicotinoiden nicht gestattet. Nachhaltiges Verwaltungshandeln Nachhaltiges Handeln in der Verwaltung trägt zu einem guten Umgang mit natürlichen Ressourcen bei. Z.B. bei der Beschaffung wird auf ressourcen- und umweltschonende Herstellung sowie Materialen geachtet (siehe die Beispiele Materialkatalog oder Blauer Engel bei Nachhaltigkeit in der Verwaltung), Ansätze des Ressourcenteilens, wie z.B. die Bibliothek der Dinge oder ein aktives Raummanagement unterstützen dies. Bibliothek der Dinge Die Mediathek bietet Ausleihmöglichkeiten von Dingen, wie Beamer, Bohrmaschine, Näh- oder Nudelmaschine, usw. an und unterstützt damit auch den ressourcenschonenden Umgang mit Konsumgütern. Sparsamer Umgang mit Trinkwasser In der Stadt Lahr wird auf sparsamen Umgang mit Trinkwasser geachtet. Dies äußert sich z.B. bei einer zurückhaltenden Ausweisung von öffentlichen Brunnen mit Trinkwasser. Bei vorhandenen Brunnen regeln Zeitschaltuhren die Betriebszeiten, womit der Wasserverbrauch deutlich reduziert wird. Wassersparende Armaturen Die Stadt Lahr setzt bei Neubauten oder Sanierungen im Bereich Wasser nur noch elektronisch und/oder mechanisch gesteuerte, wassersparende Selbstschlussarmaturen ein. Null-VerschwendungRegenwasser Ziel des Projektes ist es, alle mittleren Niederschläge in der Kommune zu halten und Regenwasser effizient dort zu nutzen, wo es anfällt. Dafür wird bei der Planung von Gebäuden und den umliegenden Flächen auf eine Entkopplung von der Gebäudeentwässerung, eine Verringerung der Baudichte für mehr Grünfläche, eine entsprechende Optimierung des Geländes (z.B. Anpassung des Gefälles) sowie die Nutzung vorhandener Speicher auf dem Grundstück (z.B. Umfunktionierung alte Tanks als Speicher für Gießwasser etc.). geachtet. Entscheidend ist hier eine geänderte Herangehensweise bei der Planung, die vom Grünflächenamt in beratender Funktion für private und öffentliche Bauträger unterstützt wird. Leuchtturmprojekt: Gewässerrenaturierung „Das Blaue Band der Schutter“ Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Bessere Resilienz gegenüber Niederschlagsereignissen, Stärkung der Biodiversität, Ausgleichende Wirkung für das Stadtklima, Erholungsfunktion für die Bürger Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: Abteilungen Liegenschaften und Tiefbau, Wasserwirtschaftsamt, seit 2003, getragen durch die Lahrer Stadtverwaltung 36 Ökologische Tragfähigkeit Ansprechpartner in der Kommune: Abteilung Öffentliches Grün und Umwelt Projektbeschreibung Als langfristig angelegtes Entwicklungsprojekt wird das Konzept zur Gewässerrenaturierung „Das Blaue Band der Schutter“ umgesetzt. Die Schutter soll wieder eine durchgängige und erlebbare Grünverbindung durch die ganze Stadt werden. Zur Umsetzung von Maßnahmen der Renaturierung mit den Zielen Retention, ökologische Aufwertung sowie Sicherung von Erholung und Lebensqualität wird fortlaufend, wann immer es möglich ist, Grunderwerb getätigt und die entsprechende Gestaltung vorgenommen. Der Begriff „Blaues Band der Schutter“ ist im Zuge der Bewerbung als Austragungsort für eine Gartenschau im Jahr 2003 entstanden. Für den innerstädtischen Bereich wurde für alle künftigen Vorhaben ein erweiterter Gewässerrandstreifen von mind. 10 m festgeschrieben. Schwerpunkte und Herausforderungen Der anhaltender Nutzungsdruck und die nur begrenzte Flächenverfügbarkeit stellen eine große Herausforderung für das Handlungsfeld Umgang mit natürlichen Ressourcen dar. Beim weiteren Wachstum der Stadt ist auf die Bodenressourcen zu achten. Die weitere Umsetzung des Ziels Innenvor Außenentwicklung sowie der Nachverdichtung auf Konversions-, Leerstands- und Brachflächen ist daher besonders zu verfolgen. 37 Ökologische Tragfähigkeit 3.9. Biologische Vielfalt Lahr betrachtet die biologische Vielfalt als Voraussetzung für eine intakte Umwelt und als Existenzgrundlage. Sie setzt sich für Schutz, Erhalt und Entwicklung der Vielfalt der Arten und deren Lebensräume ein. Die biologische Vielfalt oder Biodiversität umfasst alles, was die belebte Natur ausmacht: die Vielfalt der Lebensräume, die Vielfalt der Tier- und Pflanzenarten und die genetische Vielfalt innerhalb der Arten. Kommunen haben vielfältige Handlungsmöglichkeiten, um die biologische Vielfalt sowohl im besiedelten Gebiet als auch in der Natur- und Kulturlandschaft zu stärken. Aktivitäten Ausgleichsflächen Ein Großteil der ökologisch reservierten Flächen, die im Zuge von Eingriffs-/Ausgleichsbilanzierungen vorzuhalten sind, befindet sich im Eigentum der Stadt. Damit wird ein hoher Standard bei der Umsetzung von Anforderungen an die Biodiversität umsetzbar. Grünpflege mit besonderer Rücksicht auf Biodiversität Bei der Grünpflege wird z.B. bei der Auswahl der Gehölze auf Biodiversität geachtet. Im Stadtgebiet gibt es über 8.000 Bäume, alte Bäume werden z.B. stehen gelassen für Höhlenbrüter. Außerdem werden viele Flächen erst zu einem späten Zeitpunkt und weniger als üblich gemäht (8 statt 14 bis 18 Schnitte). Blumen- und Blühwiesen Die Stadt Lahr hat seit einigen Jahren zahlreiche Blühwiesen z.B. entlang der Kreisstraßen, in der Innenstadt, aber auch außerhalb des Siedlungsraumes im Zuge der Biotopsvernetzungsplanung, angelegt. Umsetzung naturnahe Forstwirtschaft Die Bewirtschaftung des Stadtwaldes erfolgt nach dem internationalen PEFC-Standard. Neben dem Umbau von Nadelwald zum standortgerechten Laubwald wird unter anderem das Belassen von Totholz im Wald, der Verzicht auf Kahlschläge, bodenschonende Rückemaßnahmen und die natürliche Verjüngung des Waldes angestrebt. Biotopvernetzungsplanung Bereits 1989 wurden Biotopsvernetzungsplanungen für die Stadträume im Westen und Süden umgesetzt. Artenschutz Bei Pflege von Grünbeständen mit besonderen Arten wird über die vorgeschriebenen Maßnahmen hinaus auf Artenschutz geachtet (z.B. Fledermauskolonie am Friedhof, Amphibienschutzeinrichtungen). Storchennest auf den Storchenturm Nach der Renovierung des Storchenturms im Jahr 2017 haben Storchenpaare wieder ihren Platz zum Nisten gefunden. Die Stadt setzt sich für den Erhalt von Lebensräumen für Störche ein und verzeichnet in den letzten Jahrzehnten einen Anstieg der Anzahl von Storchen. Archäobotanischer Garten in der Römeranlage Der Garten auf dem Landesgartenschaugelände beherbergt Pflanzen aus der Römerzeit und wird von Ehrenamtlichen gepflegt. Es wird zum Beispiel der Anbau von Getreidearten erprobt, wie er in unter den damaligen Umständen im Kontext der Ernährungsgepflogenheiten sowie der anschließenden Verarbeitung erfolgte. 38 Ökologische Tragfähigkeit Wettbewerb Naturnahe Gärten Über diese Aktion wurde eine Diskussion und Informationsaustausch darüber angeregt, was ein naturnaher Garten ist und wie Bewohner:innen zur Umsetzung beitragen können. Projekt Langenhard Der ehemalige Standortübungsplatz auf dem Langenhard südöstlich von Lahr wurde im Jahr 2012 an die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe übereignet. Projektinhalt ist die Beweidung des Langenhards. Mit dem Projekt verbunden ist der vom Jugendwerk im Ortenaukreis e.V. getragene Freizeithof und die Ökologiestation Langenhard. Das breite Angebot richtet sich vor allem an Kinder und Jugendliche. Das Leitbild der Ökologiestation hat als Kern die Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Sie arbeiten mit den 17 Nachhaltigkeitszielen und den Dimensionen der Nachhaltigkeit im Dreischritt: Erfahren, Bewerten, Handeln. Transparenz, Partizipation, Handlungsorientierung und Freude am gemeinsamen Erleben stehen im Vordergrund der Arbeit. Es gibt Angebote für Schulklassen und Menschen mit Behinderung sowie Fortbildungen. Leuchtturmprojekt: Gentechnikfreie Kommune Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Kommunale Strategien und Konzepte / globale Verantwortung / Umgang mit natürlichen Ressourcen / biologische Vielfalt Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: dauerhaft, getragen durch die Lahrer Stadtverwaltung Ansprechpartner in der Kommune: Stabsstelle Umwelt Projektbeschreibung Die Lahrer Stadtverwaltung und der Gemeinderat haben sich 2006 intensiv mit dem Thema Gentechnik befasst. Aus Gründen der Vorsorge und Vorbildfunktion schließt die Stadt Lahr die Verwendung gentechnisch veränderter Lebensmittel in gemeindeeigenen Einrichtungen aus. Bei der Neuverpachtung gemeindeeigener landwirtschaftlich und gärtnerisch nutzbarer Grundstücke und bei der Verlängerung bestehender Pachtverträge werden die Pächter vertraglich verpflichtet auf die Aussaat gentechnisch veränderten Saatgutes und den Anbau gentechnisch veränderten Pflanzen zu verzichten. Die Stadt Lahr empfiehlt den in Lahr wirtschaftenden Landwirte auf den Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen zu verzichten und unterstützt die Einrichtung einer freiwillig vereinbarten „Gentechnikfreien Region“ in Lahr. Die Stadt Lahr unterstützt die Aktion der Beschicker der Lahrer Wochenmärkte zur freiwilligen Selbstverpflichtung zur Gentechnikfreiheit der angebotenen Lebensmittel. Marktbeschicker:innen, die dieser Selbstverpflichtung zustimmen, erhalten von der Stadt Lahr ein Hinweisschild mit dem sie ihren Marktstand kennzeichnen können. Leuchtturmprojekt: Landesgartenschau 2018 Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Langfristige Nachnutzung von Flächen der Landesgartenschau für die Bewohnerschaft unter Aspekten der Biodiversität 39 Ökologische Tragfähigkeit Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: LGS GmbH, seit 2018, getragen durch die Lahrer Stadtverwaltung Ansprechpartner in der Kommune: Abteilung Öffentliches Grün und Umwelt Projektbeschreibung Mit der Landesgartenschau sind der Stadt Lahr in 2018 mit einem Schlag 32 ha neue Grün- und Freiflächen zugefallen. Anders als bei anderen Landesgartenschauen wurden die nicht anderen Nutzungen oder zu Bauland überführt, sondern stehen der Bevölkerung dauerhaft als Erholungsflächen zur Verfügung. Bereits bei Planung wurden die Flächen nach unterschiedlichen Nutzungsintensitäten, bis hin zu reinen Naturflächen differenziert gestaltet. So entstanden auf vormaligen landwirtschaftlich intensiv genutzten Maisäckern extensive Wiesenflächen, Waldflächen, Gehölzsäume, Wasserflächen, Schilfzonen, Streuobstwiesen. In den wenigen Jahren städtischer Obhut über die Flächen hat sich eine sehr vielfältige Natur etabliert. Insbesondere an dem 2,7 ha großen künstlich angelegten Gewässer lässt sich die Dynamik naturnaher Entwicklung mit ihrer Vielzahl von Arten erleben. Durch eine durchdachte Planung bietet das stark frequentierte Gelände großzügige Naturzonen mit einer anteiligen Fläche von ca. 16 ha – also die Hälfte der Gesamtfläche. Schwerpunkte und Herausforderungen Zur Sicherung der Biologischen Vielfalt stellen der anhaltende Nutzungsdruck und die begrenzte Flächenverfügbarkeit durch das Wachstum der Stadt große Hemmnisse dar. So wird mit jeder Neuinanspruchnahme von Flächen im Außenbereich durch Siedlungserweiterung die biologische Vielfalt eingeschränkt. Hier gilt es einen sorgsamen Umgang mit der Neuinanspruchnahme von Freiflächen über z.B. eine Kompensation durch Ausgleichsmaßnahmen zu finden. Um die biologische Vielfalt zu erhalten, sind Flächenressourcen und Rückzugsgebiete für verschiedene Tierarten zu schaffen. 40 Wirtschaft und Arbeit 3.10. Wirtschaften, Arbeiten und Tourismus Lahr fördert zukunftsfähiges Wirtschaften und Arbeiten durch die Entwicklung eines innovativen und wettbewerbsfähigen, ökologisch tragfähigen sowie sozial verantwortlichen lokalen / regionalen Wirtschaftsstandorts. Ökonomisch bedingt eine nachhaltige Entwicklung vor Ort eine Stärkung der lokalen und regionalen Wirtschaft und Wertschöpfung. Städte und Gemeinden können im Rahmen ihrer Möglichkeiten dafür die Voraussetzungen, Strukturen und Infrastrukturen schaffen. Aktivitäten Kommunale Wirtschaftsförderung Die Wirtschaftsförderung ist innerhalb der Verwaltung erster Ansprechpartner für alle am Lahrer Wirtschaftsleben beteiligten und interessierten Unternehmen. Sie ist im Büro des Oberbürgermeisters angesiedelt. Kooperation mit Startup Connect (WRO) – Unterstützung Existenzgründung / Startups Gemeinsame Angebote und Veranstaltungen des Start-up Netzwerkes der Ortenau finden am Standort Lahr statt. Zum Beispiel: Startup: Connect Night mit bekannten Gründer:innen, die über ihre Erfahrungen berichten. Fachkonferenz Wirtschaft 2022 Derzeit befindet sich die Tagesveranstaltung mit dem Gemeinderat zu Handlungsfeldern zukunftsfähiger Standortentwicklung und zielgerichteter Wirtschaftsförderung in Vorbereitung. Nachhaltige Entwicklung von Gewerbeflächen und Infrastruktur ist dabei ein Schwerpunktthema. Gründerpreis Der Gründerpreis der Stadt Lahr soll für Lahrer Start-Ups Anreiz und Belohnung sein, ein Unternehmen zu gründen. Der mit 5.000 Euro dotierte Gründerpreis wird im Zwei-Jahres-Turnus vergeben. Digitalisierung: Smart City Unter dem Dach Smart City laufen viele Projekte, die vor allem einen hohen Nutzen für die Bürger:innen stiften, wie z.B. das OpenGIS, digitale Terminvereinbarungs- und Ticketsysteme, digitale Berufsinfo-Messen, ein flächendeckendes LoRaWAN-Netzwerk oder eine App mit der Anzeige der Benutzungsintensität der Stadtbusse. Messe „Beruf & Co“ Das Projekt Beruf & Co gestaltet durch vertiefte berufliche Orientierung den Übergang von Jugendlichen von der Schule in die berufliche Ausbildung mit und fördert die Entstehung von Bildungsnetzwerken im kommunalen oder regionalen Umfeld. Der Prozess der Vorbereitung und die Messe als Veranstaltung bieten eine Plattform für alle Themen und alle Akteure, die sich für das Thema Berufswahl, -orientierung und Bildung engagieren wollen. Alle Beteiligten arbeiten gemeinsam an der Entwicklung einer nachhaltigen Bildungs-, Ausbildungs- und Berufswelt für die Region Lahr. Praktikumsbörse Die Online-Praktikumsbörse bietet für die Stadt Lahr und Umgebung täglich aktuelle Praktika von renommierten Partnern sowie Anzeigen auf den Karriereseiten der Unternehmen an. 41 Wirtschaft und Arbeit Unterstützungen für Jugendliche bei der Berufsausbildung Die Stadt Lahr unterstützt Kinder und Jugendliche bei der Berufsausbildung. Zum Beispiel hilft das „Garagenprojekt“ Jugendlichen zwischen 13 und 16 Jahren, die aus unterschiedlichen Gründen die Schule verweigern oder durch ihr Verhalten im Unterricht auffallen, wieder in den schulischen Alltag zu finden. Träger ist das Landratsamt Ortenaukreis, Amt für Soziale und Psychologische Dienste. Der Ausbildungsbereich im „Dinglinger Haus“ richtet sich an Jugendliche, denen aufgrund ihrer schulischen Möglichkeiten, eine Ausbildung auf dem freien Arbeitsmarkt verwehrt bleibt. Sie bieten umfangreiche Unterstützung zur Berufsfindung, Berufsvorbereitung, bei der Berufsausbildung und beim Übergang in die Arbeitswelt an. „Erfolgreich in Ausbildung“ Das Ziel der Projektverantwortlichen ist es, die teilnehmenden Schüler:innen der Klassen 8 bis 10 zu beraten, zu fördern und zu unterstützen, damit der Übertritt ins Berufsleben bzw. in die weiterführenden Schulen gut koordiniert wird und ablaufen kann. Integrationskurse Die VHS Lahr ist in der südlichen Ortenau der größte Anbieter von Integrationskursen. Dies reicht von Alphabetisierungskursen bis hin zu speziellen Berufssprachkursen. Mit dem Erwerb der deutschen Sprache können Migranten / Flüchtlinge ihre Chancen auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt deutlich verbessern. Maßnahmen für einen nachhaltigen Tourismus Im Bereich des Tourismus wird auf nachhaltiges Handeln geachtet. So wird bei Flyer und Broschüren auf 100% Recyclingpapier geachtet. Insbesondere bei der Fortbewegung wird auf nachhaltige Ansätze geachtet. Das zeigen die folgenden Beispiele: Pedelec-Stationen sowie Strom-Ladesäulen im Stadtgebiet, KONUS-Gästekarte in Lahr-Reichenbach: Schwarzwaldurlauber reisen kostenlos mit Bus und Bahn durch den Schwarzwald, Freizeitbusse der SWEG auf den Langenhard, Schönberg, Geisberg und in den Europa-Park oder der Vis-à-Vis-Bus, auf verschiedenen Buslinien gibt es die Möglichkeit, sein Fahrrad im Fahrrad-Anhänger mitzunehmen, Besucherlenkung beim Wasserpfad durch vorherige Anmeldung möglich sowie Kontrollen durch Ranger. Leuchtturmprojekt: Industrie und Gewerbepark & StartkLahr Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Rahmenkonzept 2030: Entwicklungsstrategie für das Areal soll eine möglichst langfristige, nachhaltige Zukunftssicherung für Bevölkerung und Wirtschaft in Lahr, den umliegenden Gemeinden, sowie der gesamten Ortenau Region erzielen. Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: Industrie- und Gewerbezentrum Raum Lahr GmbH (IGZ) Ansprechpartner in der Kommune: Industrie- und Gewerbezentrum Raum Lahr GmbH (IGZ) 42 Wirtschaft und Arbeit Projektbeschreibung Das StartkLahr-Areal ist eines der größten zusammenhängenden Industrie- und Gewerbegebiete in Baden-Württemberg. Es besteht die Aufgabe eine regionale Entwicklungsstrategie zu gestalten. Ziel ist es, eine möglichst langfristige und nachhaltige Zukunftssicherung für die Bevölkerung und die Wirtschaft im Raum Lahr zu erreichen. Schwerpunkte und Herausforderungen Schwerpunkt im Handlungsfeld Wirtschaft, Arbeiten und Tourismus ist die Sicherung und der Erhalt des vielfältigen, mittelständig geprägten Lahrer Standortes unter noch stärkerer Berücksichtigung von Nachhaltigkeit. Wesentliche Ziele sind die Sicherung und Schaffung dauerhafter Arbeitsplätze, die Stärkung der Finanzkraft, die Verbesserung der Wirtschaftsstruktur, die Verbesserung des Wirtschafts- und Investitionsklimas, die Stärkung der Frequenz in der Innenstadt und die Verbesserung der lokalen Ausbildungs- und Beschäftigungsstruktur. Wirtschaft als zentralen Aspekt der Nachhaltigkeit anzusehen, stellt eine Herausforderung dar. Auch Unternehmen sollen als wichtige Partner in der Umsetzung von Nachhaltigkeit gewonnen und damit weitere Ansätze für nachhaltige Wirtschaftsweisen gestärkt werden. 43 Wirtschaft und Arbeit 3.11. Nahversorgung und lokale Wertschöpfung Lahr fördert, stärkt und entwickelt die Rahmenbedingungen und Infrastrukturen für die Nahversorgung und die lokale Wertschöpfung. Die Sicherung und Entwicklung einer guten Nahversorgung mit Produkten und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs erhöht die Lebensqualität in einer Kommune und stärkt die regionale Wirtschaft beziehungsweise die Wertschöpfung. Aktivitäten Konzepte zur Sicherung des innerstädtischen Einzelhandels Zum Schutz der Innenstadt werden zentrenrelevante Sortimente (auch Lebensmittel) in nicht integrierten Lagen sowie in Außenlagen ausgeschlossen und im Fachmarktzentrum begrenzt. Dafür gibt es ein Einzelhandelskonzept sowie ein Zentrenkonzept mit Nahversorgungskonzept. Daneben gibt es einen Rahmenplan Innenstadt sowie das Sanierungsgebiet Nördliche Altstadt. Ein Handlungskonzept Innenstadt für das Stadtmarketing unterstützt die vorgenannten Konzeptionen. Systematische Weiterentwicklung der Innenstadt Im Jahr 2021 hat unter Federführung des Stadtplanungsamtes die Fachkonferenz Innenstadt stattgefunden. Ziel war es, wichtige Aspekte zur Stärkung der Innenstadt zu erörtern. Auch die kulturellen Einrichtungen und das Stadtmuseum verstehen sich als starke Akteure für lebendige Zentren. Neben ihren Standorten wird der öffentliche Raum mit Kunst und Kultur, darunter Aktionen, belebt. Durch Stärkung der Wohnfunktion und Ausbau von Grün wird der öffentliche Raum deutlich aufgewertet. Wochenmarkt Der Wochenmarkt findet dreimal die Woche statt (Dienstag, Donnerstag, & Samstag). Erzeuger aus Lahr und der Region bieten auf dem Wochenmarkt regionale Produkte, Blumen, Öle und vieles mehr an. Nachhaltige Kriterien bei Beschaffung Die Nachhaltigkeitskriterien bei der Beschaffung betreffen hinsichtlich der Verpflegung in öffentlichen Einrichtungen z.B. Schulmensen. Hier gibt es Angebote zu veganen oder vegetarischen Gerichten, Bioanteile, saisonale und regionale Aspekte finden Berücksichtigung. Bei der Beschaffung im Unterschwellenbereich ist zudem auf kurze Transportwege zu achten. Austausch Verwaltung - Werbegemeinschaft Zwischen der Verwaltung und der Lahrer Werbegemeinschaft findet ein regelmäßiger Austausch statt und es werden diverse gemeinsame Projekte, Events, Marketingaktivitäten geplant. 44 Wirtschaft und Arbeit Leuchtturmprojekt: DORV Dienstleistungs- und Ortsnahe Rundum-Versorgung im Stadtteil Hugsweier Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Schaffung eines multifunktionalen Nahversorgungszentrums mit Wohnungsneubau Angebot von Lebensmitteln, Dienstleistungen, Sozialem und Kommunikation vor Ort – kurze Wege, dadurch Verringerung CO2-Ausstoß / Café und Räume als Treffpunkt für Jung und Alt – soziale Teilhabe / Neubau mit Gründach und Photovoltaikanlage – Abflussdrosselung, geringe Aufheizung bei Extremtemperaturen / Innenentwicklung vor Außenentwicklung – bereits erschlossene Fläche innerhalb des Stadtteils wird umgenutzt anstatt Ausweisung von Flächen auf der grünen Wiese Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: Externe Beratung durch STEG und SPES, DORV-Team (14 Bürger:innen, die sich ehrenamtlich an der Umsetzung beteiligen), Projektbeginn: 2015/2016 – Projektabschluss: voraussichtlich 2024, getragen durch die Lahrer Stadtverwaltung Ansprechpartner in der Kommune: Stadtplanungsamt Projektbeschreibung Im Stadtteil Hugsweier soll ein DORV-Zentrum entstehen. DORV steht für Dienstleistung und ortsnahe Rundumversorgung. Seit einigen Jahren ist keine wohnortnahe Versorgung im Stadtteil Hugsweier vorhanden. Vor dem Hintergrund, dass nur mit der Beteiligung und Mitwirkung der Hugsweierer Bürger eine Umsetzung des DORV-Zentrums auf Dauer möglich ist, führte man Infoveranstaltungen, Haushaltsbefragungen, kleinere Veranstaltungen wie Adventsumtrunk oder Sonntagsbrunch und Bürgerinformationsveranstaltungen durch. Grundlage ist das Vier-Säulen-Fundament: Lebensmittel – regionale Produkte, Dienstleistung – Paketdienst, Postdienst usw., Sozial-medizinische Versorgung – Hol- und Bringdienst, Apothekendienst, Pflegedienst usw., Kommunikation – Café, Infotafel, Treffpunkt für Jung und Alt. Das Grundstück des ehemaligen Café Edelweiß an der Hugsweierer Hauptstraße 37 erfüllt die Kriterien, wie Lage, Größe, Erreichbarkeit, Nutzfläche und mögliche Barrierefreiheit. Der Gemeinderat beschloss 2018 den Zwischenerwerb der Grundstücke zur besseren Steuerung des Projekts. Die Stadt führte 2020 eine Konzeptvergabe durch. Die Planung sieht die Neustrukturierung der Fläche mit dem Neubau eines Zentrums mit Lebensmitteln und Gütern des täglichen Bedarfs vor, die mit Dienstleistungs- und kleinem Gastronomieangebot gekoppelt ist. Mit 17 Wohnungen leistet das Konzept zudem einen wichtigen Beitrag zur Deckung des dringend benötigten Wohnraums. Durch das Engagement des DORV-Teams wurden bis Ende 2021 über 80.000 Euro mittels Anteilsscheine gesammelt, das Geld kann für den zukünftigen Dorfladen eingesetzt werden. Für 2022/2023 soll das Bebauungsplanverfahren durchgeführt sowie der Kaufvertrag und der Städtebauliche Vertrag zwischen Investor und der Stadt geregelt werden. Der Abriss und die Neubebauung mit Eröffnung des DORV-Zentrums erfolgen voraussichtlich 2023/2024. Schwerpunkte und Herausforderungen Nahversorgung und lokale Wertschöpfung sind wichtig, aber eine große Herausforderung ist der Konflikt zwischen dem Aspekt kurze Transportwege und der nur beschränkten Möglichkeit von Vorgaben in diesem Bereich. Durch die Corona-Situation ist der Handel stark eingebrochen und die Perspektive nach Corona noch unklar. 45 Wirtschaft und Arbeit 3.12. Kommunale Finanzen Lahr verpflichtet sich zu einer verantwortungsvollen Haushaltsführung, die nicht einseitig zu Lasten nachfolgender Generationen geht. Investitionen haben zukunftssichernden Charakter und der Schuldenabbau hat hohe Priorität. Finanzielle Ressourcen müssen genauso wie ökologische Ressourcen nachhaltig bewirtschaftet werden. Eine nachhaltige Planung der kommunalen Finanzen ist entscheidend dafür, dass eine Kommune ihre Entwicklung aktiv gestalten kann. Eine Verknüpfung der kommunalen Haushaltsplanung mit einem kommunalen Nachhaltigkeitsleitbild beziehungsweise mit den gesetzten Zielen einer nachhaltigen Entwicklung ist sinnvoll. Aktivitäten Neues kommunales Haushalts- und Rechnungswesen (NKHR) Die Stadt Lahr hat 2020 das NKHR eingeführt. Ziel ist ein nachhaltiger Haushalt und verbrauchte Ressourcen zumindest mittelfristig periodengerecht auszugleichen. Im Zuge des NKHR wurde auch ein sogenannter Produkthaushalt eingeführt. Neben den finanzwirtschaftlichen Daten sind hier grundsätzlich Aufgabenbeschreibungen und Ziele abgebildet. Ausbau mit weiteren Zielen und Indikatoren zur Umsetzung generationengerechte Haushaltsplanung / Umsetzung Ein zentraler Aspekt des NKHR ist die Verknüpfung der eingesetzten Ressourcen mit konkreten und messbaren Leistungszielen. Die konsequente Weiterentwicklung des Haushalts als Steuerungsinstrument mit dem Ziel einer nachhaltigen und effizienten Leistungserbringung ist eine der wesentlichen Aufgaben der kommenden Jahre. Schulsanierungsprogramm Das Technische Gebäudemanagement hat das in 2013, 2014, bzw. 2017 vom Gemeinderat genehmigte Schulsanierungsprogramm fortgeschrieben. Insgesamt werden rund 20 Mio. Euro (Förderung des Landes 8,6 Mio. Euro) in die überwiegend energetische Sanierung der Lahrer Schulen investiert. Entwicklungsprogramm ländlicher Raum (ELR) Das Entwicklungsprogramm ländlicher Raum findet in diversen Stadtteilen Anwendung, um dort die Innenentwicklung/-stabilisierung zu fördern. So ist z.B. die Stadt Lahr mit dem historischen Ortskern von Kippenheimweiler bereits im Jahr 2012 in das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) aufgenommen worden. Förderung von Sanierungsgebieten Förderprogramm Mehrgenerationenhäuser Viele Stadtteile in Lahr wie beispielwiese die Nördliche Altstadt und der Kanadaring wurden durch die Städtebauförderung finanziert. Das Mehrgenerationenhaus Lahr wird seit 2012 im Rahmen der Programme „Aktionsprogramm Mehrgenerationenhäuser II“ (bis 2016), dem „Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus“ (20172020) sowie dem aktuellen Bundesprogramm „Miteinander – Füreinander“ (2021 bis 2028) gefördert. 46 Wirtschaft und Arbeit Mikroprojekte und Quartiersmanagement (GWA) Im Rahmen der sogenannten „Nicht-investiven Städtebauförderung“ (NiS) von 2016 bis 2020 wurden im Wohngebiet Kanadaring eine Vielzahl von Mikroprojekten durchgeführt und gefördert und auch das sozialraumorientierte Quartiersmanagement weiter ausgebaut. Teilnahme an Förderprogrammen Neben den vorgenannten Förderinstrumenten bewirbt sich Lahr auch fortlaufend in weiteren Förderprogrammen, wie z.B. Digitalpakt, Förderungen im Bereich sozialer Wohnungsbau, Förderprogramme für Infrastrukturmaßnahmen, Städtebauliche Projekte. Bürgerhaushalt Stadtgulden Siehe Leuchtturm unter Bürgermitwirkung. Leuchtturmprojekt: Haushaltskonsolidierung / Entwicklung eines langfristigen Finanz- und Investitionsprogramms Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Konsolidierung des Haushalts / Priorisierung des Investitionsprogramms / Nachhaltige Steigerung der Effizienz und Nutzung von Einsparungsmöglichkeiten / Nachhaltige Gewährleistung des Haushaltsausgleichs / Schuldenreduzierung Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: ggf. externe Beratung im Zuge des Konsolidierungsprozesses, ab 2022 Ansprechpartner in der Kommune: Abteilung Allgemeine Finanzverwaltung und Haushalt Projektbeschreibung Aktuell wurde bereits ein Gesamtprojekt begonnen, das für 2022 im Wesentlichen die Haushaltskonsolidierung, die Priorisierung des Investitionsprogramms und schlussendlich die Entwicklung eines langfristigen Finanz- und Investitionsprogramms beinhaltet. Konkrete Schritte sind dabei: - die kritische Durchleuchtung des städtischen Dienstleistungsangebots mit dem Hinblick auf mögliche Effizienzsteigerungen und Einsparpotenziale mit dem Ziel, den Haushaltsausgleich nachhaltig zu gewährleisten bzw. nicht nur den Ressourcenverbrauch, sondern zusätzliche Mittel für Investitionen zu erwirtschaften, - die Priorisierung des Investitionsprogramms mit Wirtschaftlichkeitsvergleichen und unter konsequenter Berücksichtigung der Folgekosten mit dem Ziel, möglichst wirtschaftliche Alternativen zur Aufgabenerfüllung zu finden und die Verschuldung zu begrenzen bzw. abzubauen, -die daraus resultierende Entwicklung eines nachhaltigen, langfristigen Finanz- und Investitionsprogramms mit einem deutlich längeren Planungshorizont als gesetzlich vorgeschrieben. Schwerpunkte und Herausforderungen Die Kommunalen Finanzen sind angespannt, was für die Lahrer Verwaltung und Politik den Handlungsspielraum von Pflicht- und freiwilligen Aufgaben und Maßnahmen stark eingrenzt. Die starke Abhängigkeit von der konjunkturellen Entwicklung und den Erträgen, welche zum Großteil auf Steuern und der Finanzausgleichssystematik basieren, ist herausfordernd. Die Haushaltskonsolidierung, Investitionen mit Zukunftscharakter, ein transparenter Haushalt und die Verknüpfung des kommunalen Haushalts mit Nachhaltigkeitszielen werden in der Stadt Lahr daher bereits umgesetzt. 47 Wirtschaft und Arbeit 3.13. Nachhaltige Mobilität Lahr setzt sich für innovative, ökologisch und sozial verträgliche Mobilitätskonzepte und -alternativen ein. Mobilität ist ein Grundbedürfnis unseres Lebens und Wirtschaftens. Kommunen können verschiedene Akzente setzen, damit Mobilität sozial, ökologisch, stadt-, landgerecht und zukunftsgerecht gestaltet und entwickelt wird. Aktivitäten (konzeptionell) Radverkehrskonzept Parallel zur Erstellung des VEP (siehe Leuchtturmprojekt) wurde das Radverkehrskonzept fortgeschrieben. Im Vordergrund stand die Fortschreibung des Radverkehrsnetzes mit Netzplanung, Definition von Qualitätskriterien, Mängelanalyse und Maßnahmenkonzept. Das Instrument der Fahrradstraße wurde dabei vertiefend betrachtet. Des Weiteren wurden Hinweise und Empfehlungen zum Mobilitätsmanagement, zum Fahrradtourismus und Freizeitradverkehr gegeben sowie ein Controlling-Konzept erarbeitet. Machbarkeitsstudie für Radschnellverbindungen durch den Regionalverband Südlicher Oberrhein Um einschätzen zu können, ob in der Region Südlicher Oberrhein Potenziale für die Planung von Radschnellwegen vorhanden sind, wurde 2016 eine Potenzialanalyse bei externen Gutachtern in Auftrag gegeben. Insgesamt wurden 17 Korridore in der Region untersucht. Auf der Basis dieser Ergebnisse hat der Regionalverband zwischen 2017 und 2019 für bereits fünf Korridore vertiefende Machbarkeitsstudien erarbeiten lassen, darunter der Korridor Lahr-Offenburg. Seit Anfang 2021 werden fünf weitere Projekte vom Regionalverband im Rahmen von Machbarkeitsstudien auf den Weg gebracht, darunter der Korridor Emmendingen-Lahr. Teilnahme an Fußverkehrs-Checks BadenWürttemberg Als eine von acht Kommunen in Baden-Württemberg wurde die Stadt Lahr für die Teilnahme an den Fußverkehrs-Checks 2016 ausgewählt, die das Ministerium für Verkehr finanziert. Die Checks wurden in zwei Quartieren unter der Beteiligung der Bürgerschaft, der Politik, Interessenvertretern und der Verwaltung durchgeführt. Im Anschluss konnte eine Vielzahl von Maßnahmen zur Fußverkehrsförderung umgesetzt werden. Eine Ausweitung der Checks in weiteren Quartieren ist beabsichtigt. Konzept nur Neuordnung der öffentlichen Stellplätze im Straßenraum Auslöser für die Erstellung eines Konzepts zur Neuordnung der öffentlichen Stellplätze im Straßenraum waren die Fußverkehrs-Checks und die Sensibilisierung für die Belange der Fußgänger:innen. Ziel des für die Gesamtstadt erstellten Konzepts war die größtmögliche Vermeidung des Gehwegparkens. Mit Ausnahme des Klinikviertels und der Dinglinger Hauptstraße wurde das Konzept umgesetzt. 48 Wirtschaft und Arbeit Konzept für Mobilitätsstationen im interkommunalen Verbund (Appenweier, Friesenheim, Gengenbach, Kehl, Lahr, Neuried, Offenburg, Rheinau, Schutterwald und Willstätt) Ein Netz aus rund 150 Mobilitätsstationen soll ab Frühjahr 2023 in den bisher zehn Ortenauer Städten und Gemeinden, die sich zum Mobilitätsnetzwerk Ortenau zusammengeschlossen haben, entstehen. In Lahr sind 35 Stationen geplant, die Zugang zu unterschiedlichen Verkehrsmitteln und Mobilitätsangeboten, bspw. Bus, Bikesharing und Carsharing, bieten. Ebenfalls besteht für Unternehmen und Wohnungsbaugesellschaften die Möglichkeit der Beteiligung. An allen Stationen werden die Mobilitätsangebote unter der Marke „EinfachMobil“ zur Verfügung gestellt. Interkommunales Elektromobilitätskonzept (Kehl, Lahr, Offenburg) Im Rahmen der Konzepterstellung wurden konkrete Maßnahmen entwickelt sowie Umsetzungsschritte zur künftigen Gestaltung der Mobilität dargestellt. Darüber hinaus haben die Maßnahmen des Konzepts den Anspruch, die Außenwirkung der drei Städte als eine gesamtheitliche Modellregion für Elektromobilität zu stärken. Das kooperativ entwickelte Elektromobilitätskonzept leistet dazu einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung und Verstetigung des innerstädtischen sowie interkommunalen gemeinsamen Handelns. Das Konzept legt den Fokus auf den Aufbau von Ladeinfrastrukturen bzw. die Förderung der Elektromobilität in der Region, zielgruppenspezifische Ansätze zur Erhöhung des Anteils und der Nutzung von E-Fahrzeugen in unterschiedlichen Anwendungsbereichen sowie auf die Stärkung der Inter- und Multimodalität. Neben den detaillierten Ausarbeitungen der einzelnen Arbeitspakete wurde darüber hinaus ein Maßnahmenkatalog mit einem Umsetzungskonzept und Formaten zur begleitenden Öffentlichkeitsarbeit sowie für Informations- und Beratungsangebote entwickelt. startkLahr.mobil Im Rahmen eines Förderprogramms des Bundes wurde ein nachhaltiges und zukunftsorientiertes Mobilitätskonzept für den StartkLahr Airport & Business Park Raum Lahr entwickelt. Das Industrie- und Gewerbegebiet steht im Rahmen der weiteren Ansiedlungsentwicklung vor der Herausforderung zunehmender Verkehrsbelastungen. Hier sollen neue Mobilitätsangebote, die durch das Projekt identifiziert werden, Abhilfe schaffen. Die Optimierung des Berufspendlerverkehrs und des betrieblichen Verkehrs steht dabei im Fokus. Zur Umsetzung und Fortführung des Konzeptes wird ein:e Mobilitätsmanager:in für das Areal empfohlen. Weitere Aufgabengebiete sind die Dienstleistungsund Beratungsfunktion für Unternehmen, die Vernetzung von Unternehmen sowie Durchführung von Öffentlichkeitsaktionen/-arbeit. Mobilitäts-App Das Mobilitätsnetzwerk Ortenau, dem die Stadt Lahr angehört, hat ein Konzept für eine regionale Mobilitäts-App in Kooperation mit dem Ortenaukreis entwickelt. Die Umsetzung erfolgt durch den Ortenaukreis. Aktivitäten (angebotsseitig) Lahrbus Die Stadt verfügt über einen eigenen Stadtbusverkehr, den sogenannten Lahrbus, der von der SWEG betrieben wird. Das Liniennetz sowie das Fahrtenangebot sind in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Im Jahr 2022 steht eine Neukonzeption an. Darüber hinaus finanziert die Stadt gemeinsam mit einigen Nachbargemeinden ein zusätzliches Fahrtenangebot auf Regionalbuslinien des Ortenaukreises (Linien 106 und 113). 49 Wirtschaft und Arbeit Anruf-Sammel-Taxi (AST) Das AST ersetzt in den Abendstunden, an Wochenenden und an Feiertagen den Linienbus, fährt aber nur nach Bedarf. Am AST beteiligen sich Lahr und die Gemeinden Schuttertal, Seelbach, Friesenheim, Meißenheim, Schwanau und Kippenheim. Haltestellenausstattung Die Bushaltestellen in Lahr werden sukzessive barrierefrei umgebaut (Busbordstein für niveaugleichen Ein-/Ausstieg und Blindenleitsystem) und mit einer Buswartehalle ausgestattet, sofern es die örtlichen Gegebenheiten ermöglichen. Verkehrswichtige Bushaltestellen werden zudem mit einem dynamischen Fahrgastinformationssystem (DFI) ausgestattet. Carsharing In Lahr stehen zwei konventionell angetriebene Fahrzeuge des Anbieters „Gemeinsam Mobil Lahr“ (GML) und seit 2016 auch ein Elektrofahrzeug des Anbieters my-e-car zum „Teilen“ bereit. Bikesharing Seit 2018 betreibt der Bikesharing-Anbieter nextbike im Auftrag der Stadt ein Pedelec-Verleihsystem mit zehn Stationen. Lastenrad-Testprogramm Die Stadt stellt ihren Bürger:innen zwei Lastenräder und zwei E-Lastenräder zur Verfügung. Die Räder können für einen Testzeitraum von ein bis sieben Tagen kostenlos ausgeliehen werden. Das Angebot soll bei einer Kaufentscheidung unterstützen, kann aber auch unabhängig davon in Anspruch genommen werden. Lastenrad-Kaufprämie Die Stadt bezuschusst den Kauf eines Lastenrades mit 300 Euro und eines E-Lastenrades mit 500 Euro. Antragsberechtigt sind Privatpersonen mit Wohnsitz in Lahr. Service-Angebote für den Radverkehr Im Rahmen der Radverkehrsförderung stellt die Stadt mehrere Service-Angebote zur Verfügung. Am Bahnhof können Fahrradboxen angemietet werden. Dieses Angebot richtet sich an Dauermieter:innen, bspw. Pendler:innen. Dort ist auch eine Reparaturstation vorhanden, eine weitere befindet sich an der Hammerschmiede in Lahr-Reichenbach. Ebenfalls am Bahnhof sowie am Rathausplatz, am Marktplatz und im Bürgerpark stehen Pfandschließfächer zur Verfügung, in denen kostenlos Fahrradakkus geladen werden können. Im Bereich der Innenstadt wurden zwischenzeitlich alle „Felgenkiller“ demontiert und durch sichere und komfortable Fahrradanlehnbügel ersetzt. Gleichzeitig wurde das Angebot an Fahrradabstellanlagen rund um die Fußgängerzone deutlich ausgebaut. Weiterhin gibt es ein umfangreiches Wegweisungssystem, welches sowohl lokale touristische Ziele und Alltagsziele umfasst als auch (über)regionale Radrouten beinhaltet. Freies Parken für E-Autos Elektroautos dürfen in Lahr drei Stunden kostenlos auf Parkplätzen mit Parkscheinautomat parken, sofern sie ein E-Kennzeichen oder eine EPlakette besitzen und eine Parkscheibe mit der eingestellten Ankunftszeit benutzen. Ladesäulen Das Ladeinfrastruktur-Netz in der Stadt wächst stetig. Neben Lademöglichkeiten im privaten und im halböffentlichen Bereich steht auch öffentlich zugängliche Ladeinfrastruktur zur Verfügung, beispielsweise am Rathausplatz oder am Stadtpark/Parktheater. Ab 2022 sollen im Rahmen der Umsetzung des interkommunalen Elektromobilitätskonzeptes zehn weitere Ladesäulen mit 20 AC-Ladepunkten hinzukommen. 50 Wirtschaft und Arbeit Parkster Durch das digitale Parkticket ist bargeldloses Parken in der Stadt Lahr möglich. Mit dem Angebot sollen langfristig der Wartungs- und Leerungsaufwand der Parkscheinautomaten sowie der Papierverbrauch gesenkt werden. Elektromobilität in der Stadtverwaltung Der Fuhrpark der Stadtverwaltung umfasst mehrere Elektrofahrzeuge. Zudem werden das E-Carsharing-Fahrzeug und die Leih-Pedelecs von nextbike genutzt. Bei der Beschaffung haben Elektrofahrzeuge Priorität. Generell soll der Fuhrpark aber sukzessive reduziert werden und die noch notwendigen Fahrzeuge mittel-/langfristig durch Elektrofahrzeuge sowie ein ausgeweitetes E-Carsharing-Angebot ersetzt werden. Leuchtturmprojekt: Verkehrsentwicklungsplan mit ÖPNV-Konzept (VEP) Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Förderung einer nachhaltigen Mobilität für eine deutliche Modal-SplitVeränderung zu Gunsten der Verkehrsmittel des Umweltverbunds Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: Verkehrsunternehmen (SWEG, RVS Südwestbus, DB), Taxi-Unternehmen, Mobilitätsdienstleister aus dem Bereich Bike- und Carsharing, Bund, Land Baden-Württemberg, Ortenaukreis, Kommunen, Fachbüros, Beratungsunternehmen, Interessenvertretungen (u.a. ADFC, BUND, VCD), VEP definiert Strategie für die Mobilitäts- und Verkehrsentwicklung in Lahr bis zum Jahr 2030, getragen durch die Lahrer Stadtverwaltung Ansprechpartner in der Kommune: Stadtplanungsamt Projektbeschreibung Der im Februar 2021 vom Gemeinderat beschlossene Verkehrsentwicklungsplan (VEP) der Stadt Lahr stellt die verkehrspolitische Handlungsgrundlage der Stadt für die kommenden 10-15 Jahre dar. Das im VEP enthaltene Zielkonzept „Lahr: nachhaltig mobil“ soll mindestens bis zum Jahr 2030 verfolgt werden. Unter dem Motto „Mut zur Verkehrswende“ sollen Maßnahmen umgesetzt werden, welche die Nutzung des Autos tatsächlich unattraktiver machen, sodass sich deutliche Vorteile für den Umweltverbund (Fuß- und Radverkehr, ÖPNV) ergeben. Der VEP wird ergänzt und präzisiert durch weitere parallel erarbeitete oder bereits bestehende (Teil-)Konzepte und Machbarkeitsstudien aus den Bereichen Fußverkehr, Radverkehr, ruhender Verkehr, Elektromobilität und inter-/multimodale Mobilität (Mobilitätsstationen). Schwerpunkte und Herausforderungen Im Handlungsfeld Nachhaltige Mobilität gibt es mit dem Verkehrsentwicklungsplan und weiteren Konzepten ein systematisches Vorgehen. Hauptherausforderung für die Zukunft ist es, den Verkehr vom motorisierten Individualverkehr zu entlasten. Die Förderung des öffentlichen Verkehrs und der alternativen Mobilität stellen dabei wichtige Schwerpunkte dar. Wichtig sind außerdem der Bewusstseinswandel und die Akzeptanz in der Bürgerschaft und bei politischen Entscheidungsträgern, damit nachhaltige Handlungen im Bereich Mobilität erzielt werden. Um eine nachhaltige Mobilität voranzutreiben ist des Weiteren die interkommunale Zusammenarbeit ein gutes Mittel, denn der Verkehr endet nicht an der Gemarkungsgrenze. 51 Soziales und Gesellschaft 3.14. Wohnen, Gesundheit und Sicherheit Die Stadt Lahr unterstützt ein gesundheitsförderndes Lebensumfeld, das Wohlbefinden, die Abwehr vor Gefahren und die Sicherheit der Bevölkerung. Sie setzt sich für ein attraktives Wohnumfeld mit angemessener sozialer und umweltgerechter Infrastruktur sowie für angemessenem und für alle Gruppen der Bevölkerung erschwinglichen Wohnraum ein. Die Erhaltung, beziehungsweise Entwicklung einer Kommune als ein guter, sicherer und gesunder Lebens- und Wohnort für alle ist ein elementares Thema jeder kommunalen Entwicklungsplanung und eine wesentliche Voraussetzung für ein lebendiges öffentliches Leben. Aktivitäten Anforderungen Wohnungsbau im Rahmen ISEK Das ISEK wird nach Analyse des Standes die Handlungs- und Entwicklungsschwerpunkte als Leitlinie für die Stadtentwicklung der nächsten beiden Jahrzehnte aufzeigen. In den Zieldiskussionen ist die Haltung zum Thema Wachstum zu klären – wo, in welcher Form und mit welchen Prioritäten? Mit dem ISEK sollen u.a. auch weitere Mittel der Städtebauförderung, u.a. aus dem Bund-LänderProgramm „Soziale Stadt, akquiriert werden. Erstmalige Erstellung eines Sozialberichts Für Ende 2022 wird ein kommunaler Sozialbericht erstellt, mit dessen Hilfe anhand wichtiger Indikatoren und regelmäßig zu aktualisierender Daten Problemlagen frühzeitig erkannt und gezielt angegangen werden sollen. Städtische Wohnbau Durch die städtische Tochtergesellschaft Wohnbau Stadt Lahr GmbH wird bezahlbarer Wohnraum angeboten. Dies erfolgte z.B. mit dem Kauf eines Gebäudes durch die Kommune, in dem zu 100 Prozent geförderter Wohnraum entsteht. Dies leistet einen Beitrag zur Sicherstellung von bezahlbarem Wohnraum. Sozialwohnungsquote für größere Bauvorhaben 2017 beschloss der Gemeinderat die Einführung einer Sozialwohnungsquote bei Wohnungsneubau. Demnach müssen bei Bauvorhaben mit mindestens zehn Wohnungen oder einer Gesamtwohnfläche von mehr als 800 m² mindestens 20 Prozent der Wohnfläche als öffentlich geförderter Mietwohnraum mit mindestens 15jähriger Belegungsbindung angeboten werden. Belegungsbindung bedeutet, dass diese Wohnungen nur an Wohnungssuchende mit Wohnberechtigungsschein zu vermieten sind. Mit der Förderung des Landes räumt der Eigentümer auch eine Mietbindung ein. Es ist ein Abschlag der ortsüblichen Vergleichsmiete von wahlweise 20-40 % vorzunehmen. Der Regelabschlag beträgt 33 %. Servicestelle Wohnraum Mit der 2018 eingeführten Sozialwohnungsquote wurde auch die „Servicestelle Wohnraum“ eingerichtet. Die Aufgaben sind der Aufbau eines Wohnraummanagements und die Beratung bei der Umsetzung der Sozialwohnungsquote. Raumteiler Seit 2021 werden leerstehende Wohnungen über die Servicestelle Wohnraum durch das Projekt „Raumteiler“ mit dem Ziel „Aus 52 Soziales und Gesellschaft Leerstand wird Wohnraum“ reaktiviert. Zudem besitzt Lahr eine Stelle, die präventiv gegen Wohnraumverlust und Obdachlosigkeit arbeitet. Bereitstellung von Wohnraum für Obdachlose Zur Vermeidung von Obdachlosigkeit werden seitens der Stadt verschiedene Unterkünfte und Wohnraum bereitgestellt. Zudem wird einer drohenden Wohnungslosigkeit durch Soziale Arbeit präventiv entgegengewirkt. Gemeinwesenarbeiter:innen, Streetworker:innen, mobile Jugendarbeit usw. Die Stadt unterhält einen Streetworker in der Gemeinwesenarbeit Lahr West, der im gesamten Stadtgebiet aufsuchende Jugendarbeit durchführt. Die Jugendlichen werden an ihren Treffpunkten angesprochen, es werden Kontakte geknüpft und z. B. ganz niederschwellige sportliche und erlebnispädagogische Maßnahmen angeboten und durchgeführt. Laufende Erweiterung Ärztehaus Lahr besitzt eine sehr gute medizinische Versorgung mit dem Ortenau Klinikum und dem daneben angesiedelten Ärztehaus. In enger Zusammenarbeit mit den Haus- und Fachärzten der Region und dem Ortenau Klinikum in Lahr werden Sprechstunden und Leistungen angeboten, um die bisherige medizinische Versorgung bei speziellen Krankheiten in Lahr und Umgebung zu halten und zu ergänzen. Im Jahr 2018 erfolgte eine Analyse der ambulanten medizinischen Versorgungssituation in Lahr mit der Handlungsempfehlung, ein Facharztzentrum zu realisieren und die hausärztliche Versorgung zu stärken. Die Umsetzung wird federführend vom Stadtplanungsamt begleitet. Kommunale Gesundheitskonferenz (KGK) Die KGK ist ein regionales Koordinierungs-, Beratungs- und Vernetzungsgremium und als solches im Landesgesundheitsgesetz verankert. Die KGK entwickelt Ziele für die Bereiche der Gesundheitsförderung und Prävention, der medizinischen Versorgung sowie der Pflege mit örtlichem Bezug. Bei Bedarf kann sie Empfehlungen an für Gesundheit zuständige Gremien des Ortenaukreises oder des Landes geben. Die Stadt Lahr ist Mitglied in der KGK. Sicherheit im Verkehr Regelmäßige Verkehrsschauen mit unterschiedlichen Schwerpunkten (bspw. Nachtverkehrsschau für Fußgängerüberwege, Analyse von Unfallhäufungsstellen, Radverkehrsschau); Öffentlichkeitsarbeit zu Radverkehrsthemen u.a. zur gegenseitigen Rücksichtnahme und Änderungen in der StVO; Radfahrausbildung für Grundschüler auf dem Gelände der Jugendverkehrsschule; Präventionsarbeit an Grundschulen durch Verkehrswacht und Polizei (bspw. zum Thema „Toter Winkel“); Aktionen der Verkehrswacht und des ACE bei der Mobilparty (Fahrsimulator) Suchtprävention Im Rahmen von Elternbildungs- und Präventionsarbeit der Stadt Lahr in Kooperation mit der Psychologischen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche des Ortenaukreises in Lahr, bieten „FamTische“ eine Möglichkeit zu Gesprächen über Alltägliches und Nichtalltägliches. Im Rahmen der Präventionswochen HALTLOS werden FamTische zum Thema „Alkoholkonsum von Kindern und Jugendlichen“ durchgeführt. Zusätzlich bietet Lahr zahlreiche Suchtberatungen an. 53 Soziales und Gesellschaft Vereine und Initiativen mit Präventionswirkung Beispielhaft seien hier folgende Vereine genannt: Frauen helfen Frauen Ortenau e.V.: Die Aufgaben des Vereins sind die Beratung, Prävention und der Schutz von Frauen und deren Kinder, die häusliche Gewalt erleben. Der Verein ist Träger des Frauenhauses und der Fachberatungsstelle Häusliche Gewalt. Der Verein „Aufschrei“ ist ein Ortenauer Verein gegen sexuelle Gewalt an Kindern und Erwachsene e.V. Öffentliche Sicherheit und Ordnung Die Abteilung Öffentliche Sicherheit und Ordnung ist mit den Aufgabengebieten Straßenverkehrsrecht, Gewerbe- und Gaststättenrecht, Ausländer- und Asylangelegenheiten, Waffen- und Sprengstoffrecht, Obdachlosenunterbringung, allgemeines Polizeirecht sowie dem Ordnungswidrigkeitenrecht hauptsächlich im polizeilichen / hoheitlichen Bereich tätig. Kommunaler Ordnungsdienst (KOD) Der KOD begann als ein Pilotprojekt von 2014 bis 2017 und wurde dann fortgesetzt. Die Mitarbeiter:innen gehen gezielt dort auf Streife, wo es häufiger Beschwerden gibt. Dazu gehört auch die Überwachung des ruhenden Verkehrs, die Durchführung gewerberechtlicher Kontrollen, beispielsweise in Spielhallen, Gaststätten und Diskotheken, oder Jugendschutzkontrollen. Leuchtturmprojekt: Wohnraumaktivierung Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Wiedernutzung von vorhandenem, bereits gebautem, aber leerstehendem Wohnraum Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: Bürgerschaft, Wohnbau Stadt Lahr GmbH, seit 2020, Stadt Lahr Ansprechpartner in der Kommune: Stadtplanungsamt Projektbeschreibung Wohnen entwickelte sich in den vergangenen Jahren zu einem immer zentraleren Thema in der Gesellschaft. Die Mieten sind zu hoch und es fehlt zunehmend an einem ausreichenden Wohnraumangebot. Diese Problematik steht in vielen Städten, auch in Lahr, der Tatsache gegenüber, dass eine Vielzahl an Wohnungen leer steht und kaum noch bezahlbar sind. Die Nachfrage nach Wohnraum ist in Lahr seit einigen Jahren konstant sehr groß. Aus diesem Grund hat die Stadt Lahr im Jahr 2020 mit dem Projekt „Wohnraumaktivierung“ einen neuen ökologisch sinnvollen Weg zur Gewinnung von Wohnraum eingeschlagen. Das Konzept zielt auf die Wiedernutzung von vorhandenem, bereits gebautem, aber leerstehendem Wohnraum. Durch unterschiedliche Anreize sowie anhand konkreter Beratung und Unterstützung beispielsweise durch Renovierungszuschüsse und der Suche nach geeigneten Mietern möchte die Stadt zukünftig Eigentümer:innen/Vermieter:innen, dazu bewegen, ihre Wohnungen/Immobilie wieder zu vermieten. Auch ist es der Stadt Lahr als Kommune möglich, bei erfolgreicher Wiedervermietung, eine Wiedervermietungsprämie bei der Landsiedlung zu beantragen. Diese Prämie kommt dem Vermieter zusätzlich zu Gute. Durch die enge Kooperation zwischen Vermieter:in und der Stadt Lahr sowie die stetige Begleitung während des Mietverhältnisses sollen Beweggründe, die gegen eine Vermietung sprechen, beseitigt werden. 54 Soziales und Gesellschaft Schwerpunkte und Herausforderungen Im Handlungsfeld Wohnen, Gesundheit und Sicherheit gibt es insbesondere bei Wohnen und Gesundheit Handlungsbedarf. Für Lahr gilt es ein gutes Maß zwischen weiterem Wachstum und sozialer Gerechtigkeit (z.B. bezahlbaren Wohnraum für alle und passende Infrastruktur) zu finden. Die Schaffung von Wohnraum stellt aufgrund der hohen Preise (Grundstücks- und Baukosten) bei gleichzeitig begrenzter Flächenverfügbarkeit eine zentrale Herausforderung von Lahr dar. Gute Ansätze, wie die Sozialwohnungsquote, Wohnraumvermittlung und –aktivierung sollen fortgesetzt werden. Es gilt bezahlbaren Wohnraum in Zukunft vermehrt zu fördern. Bedarfe sind hier u.a. mit Blick auf die vorhandene Obdachlosigkeit vorhanden. Zur Sicherung der ärztlichen Versorgung wird das geplante Facharztzentrum in der Innenstadt als zentrales Zukunftsprojekt angesehen. Die Zuteilung der Fachärzte auf Landesebene stellt im Gesundheitsbereich eine Herausforderung dar, die mit dem Ärztehaus nur teilweise abgefedert werden kann. In Lahr besteht bereits ein breites über Träger organisiertes und zivilgesellschaftliches Engagement für vielfältige Hilfs- und Unterstützungsleistungen. 55 Soziales und Gesellschaft 3.15. Kultur und Freizeit Lahr unterstützt verschiedenste Angebote der Freizeitgestaltung für alle gesellschaftlichen Gruppen und schafft Raum für Begegnung, Sport, Erholung, Kunst, Kultur und Geschichtsbewusstsein. Ein vielfältiges, qualitativ ansprechendes, bezahlbares und für alle gesellschaftlichen Gruppen offenes Kultur-, Freizeit- und Sportangebot ist entscheidend für die Attraktivität, die Lebensqualität sowie das soziale Miteinander in einer Kommune. Dieses Angebot muss von der Kommune und weiteren Akteuren gestaltet, gesichert und weiterentwickelt werden. Aktivitäten Konzeptionelle Grundlagen Für verschiedene öffentliche Träger der Kultur- und Freizeitgestaltung liegen konzeptionelle Grundlagen vor. Dies sind z.B. das Handlungskonzept 2025, das Leitbild Miteinander Leben in Lahr, das Leitbild der Bibliotheken. Parktheater Das Parktheater wurde 1936 direkt am Stadtpark erbaut. Das Lahrer Parktheater darf sich heute als einziges „Theater“ zwischen BadenBaden und Freiburg rühmen. Hauptnutzer ist das Kulturamt, das dort Theater, Opern, Operetten, Ballett- und Modern Dance-Aufführungen sowie Kabarett und Symphoniekonzerte veranstaltet. Ebenso nutzen Lahrer Kulturinstitutionen wie auch auswärtige Agenturen das Parktheater für ihre Veranstaltungen. Chrysanthema Das mehrwöchige farbenfrohe Blumenfestival Chrysanthema ist eine in Deutschland einzigartige Blumenausstellung. Auf einem Rundweg durch die gesamte Innenstadt können Gäste die Chrysantheme in Form faszinierender Blumenbeete, künstlerischer Blumenwagen und als üppigen Häuserschmuck mit ausgefallenen Kaskadenchrysanthemen erleben. Auf dem Marktplatz findet ein vielfältiges Kultur- und Musikprogramm mit renommierten Gruppen und einzigartigen Aufführungen statt. Bei der Veranstaltung wird auf Klimafreundlichkeit geachtet. Feste und kulturelle Veranstaltungen Beispielhaft sei hier folgendes genannt: „Interkulturelle Tage Lahr“: Bei dieser alle zwei Jahre durchgeführten Veranstaltungsserie finden verschiedene Veranstaltungen im Kontext von kultureller Vielfalt, Miteinander leben, Migration und Integration statt. Es gibt Ausstellungen, Konzerte, Seminare und vieles mehr. Internationales Suppenfest: Das Netzwerk „Migration und Integration“ veranstaltet seit 2007 das Lahrer Suppenfest, welches zugleich den „krönenden Abschluss“ der „Interkulturellen Tage Lahr“ darstellt. Die Besucher:innen können dabei kostenlos Suppen aus aller Welt probieren, die von Lahrer Suppenköch:innen mit und ohne Migrationshintergrund zubereitet werden. Dabei gibt es Gelegenheit, miteinander die dazugehörigen Gedanken, Erinnerungen und Geschichten zu teilen. Weitere Feste: 56 Soziales und Gesellschaft Stadtfest und „Fest der Kulturen“, Landesturnfest (siehe unten) u.a.m. Über 250 Vereine Vom Angelsportverein bis zum Yachtclub Lahr e. V. sind über 250 unterschiedliche Vereine in Lahr aktiv, die gerade auch im Bereich Kultur und Freizeit mit einer sehr großen und attraktiven Bandbreite an Angeboten für alle Lebensalter aufwarten können. Das Kulturamt hält zudem ein Budget für projektbezogene und institutionelle Vereinsförderung bereit. Angebote der Gemeinwesenarbeit und Wohlfahrtsverbände Durch die Gemeinwesenarbeit und caritative Einrichtungen werden das ganze Jahr über zielgruppenspezifisch und zum Teil quartiersbezogen eine Vielzahl von sport-, freizeit- und erlebnispädagogischen Angeboten durchgeführt. Jugendbegegnungsstätte: Schlachthof – Jugend & Kultur Seit 2001 wird der Schlachthof als Jugendbegegnungsstätte durch die Stadt Lahr betrieben. Durch seine vielfältigen Angebote von Sport über Freizeitaktionen bis Kunst, Prävention und Kultur sollen so viele Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene „ihr“ Angebot im Schlachthof finden. Über verschiedenste Aktionen und Veranstaltungen werden Brücken zwischen unterschiedlichen Kulturen, aber auch unterschiedlichen Generationen gebaut und gefestigt. Angebote der Mediathek mit geringem Preis In der Mediathek gibt es fortlaufende Angebote zur Freizeitgestaltung. Dies sind z.B. Autorenlesungen, Vorträge, Kindertheater, Vorstellung von Buchneuheiten. Auch die Bibliothek der Dinge bietet viele Medien und mediennahe Medien im Freizeitbereich an wie z.B. E-Reader, Tonieboxen, Tiptoi- und BOOKiistifte. Mundartwettbewerb Die Mediathek veranstaltet jährlich den Mundartwettbewerb „Lahrer Murre“. Dabei können Autor:innen Gedichte oder auch Prosa in Mundart einreichen. Sommer Leseclub Während der Sommerferien nimmt die Mediathek an der landesweiten Leseclub-Aktion „HEISS AUF LESEN“ teil, einer Leseförderaktion für Kinder und Jugendliche. Die speziell für diese Aktion gekauften aktuellen Kinder- und Jugendbücher stehen ausschließlich den ClubMitgliedern zur Verfügung. Literaturtage Seit 2015 finden jährlich Literaturtage statt. Ziel ist es, einige Wochen lang in der Stadt literarische Veranstaltungen anzubieten – an ganz unterschiedlichen Orten, wie z.B. dem Ortenau Klinikum Lahr/ Ettenheim, der Orangerie im Stadtpark und dem Schlachthof Lahr. PuppenParade Die PuppenParade Ortenau ist das erste gemeinsame Kulturangebot, bei dem sich Städte und Gemeinden der Ortenau zusammengetan haben, um gemeinsam ein Figurentheaterfestival zu veranstalten. Damit wird ein kulturelles Angebot weiterentwickelt und ausgeweitet, das sich als Lahrer PuppenParade seit 1999 einen Namen gemacht hat. Kinder-Kunst-Spiele Die Kinder-Kunst-Spiele werden vom Kinder- und Jugendbüro koordiniert und finden in Kooperation mit verschiedenen Einrichtungen der Lahrer Kinder- und Jugendarbeit (städtische Horte, Jugendsozialarbeit, Don-Bosco-Zentrum, Garagenprojekt, ...) sowie Ehrenamtlichen des Kinder- und Jugendbüros und privaten Initiativen statt. Die 57 Soziales und Gesellschaft Kinder-Kunst-Spiele sind bis auf den Eintritt in den Stadtpark kostenfrei und ohne Anmeldung zugänglich. Stadtpark und Gelände Landesgartenschau Der 4,5 ha große Lahrer Stadtpark ist ein außergewöhnlicher, weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannter und beliebter Garten mit bemerkenswerten Bäumen, seltenen Pflanzen und einem zauberhaften Rosengarten. Daneben steht seit der Landesgartenschau 2018 das 38 ha große Gelände mit beispielsweise dem Seepark, Bürgerpark, Kleingartenpark, auch für Freizeitzwecke zur Verfügung stehen. Wasserpfad Sulzbachtal Ein 4,5 Kilometer langer abenteuerlicher Pfad entlang des Sulzbachs führt über Stege und Trittsteine vorbei an seltenen Pflanzen und Tieren. Zahlreiche Tierarten können in ihrem natürlichen Lebensraum beobachtet werden. Begleitet werden die Besucher von den sechs Freunden Steinkrebs, Eisvogel, Köcherfliege, Feuersalamander, Libelle und Groppe, die auch auf dem Logo des Wasserpfads zu sehen sind, und die den Besucher:innen ihre Lebenswelt am und im Sulzbach vorstellen. Leuchtturmprojekt: Konzept der „Dritten Orte“ in städtischen Museen, Bibliotheken und Kultureinrichtungen Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Dritte Orte, an denen Menschen sich auf neutralem Boden treffen, lernen und Aktivitäten ausführen können (vertrauenswürdige Orte), ansprechende Räume für Aufenthalt und Nutzung vor Ort, Zugang zu Information und Lernräumen, Kurse, sowohl physisch als auch virtuell, niedrigschwelliger Zugang, der allen Menschen in gleicher Weise offen steht. Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: Mediathek, VHS, Museum, Schulen, Kindergärten, Institutionen für Bildung in allen Facetten, getragen durch die Lahrer Stadtverwaltung Ansprechpartner in der Kommune: Mediathek, VHS Lahr, Stadtmuseum, Verwaltung und Kultureinrichtungen Projektbeschreibung Das Konzept der Dritten Orte wird in den städtischen Museen, Bibliotheken und weiteren Kultureinrichtungen weitestgehend angewandt und umgesetzt. Das heißt, es wird auf dezentrale Standorte gesetzt und die Einrichtungen weitestgehend für alle Bevölkerungsgruppen geöffnet. Die Sichtbarkeit und Barrierefreiheit in jeglicher Hinsicht, generationenübergreifende Ansätze, spielen eine besondere Rolle. Museum: die Perspektivvielfalt wird in den Konzeptionen und Ausstellungen berücksichtigt und auch aktiv durch die Veranstaltungen selbst hergestellt. Der Eintritt ist am ersten Sonntag im Monat frei für alle, mit dem Lahr-Pass erhält man ihn zum halben Preis, Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben kostenfrei Zutritt. Auf diese Weise wird auch einkommensschwachen Haushalten der Zugang zu Kultur ermöglicht. Das gesamte Haus ist barrierefrei und damit auch für Menschen mit Handicap zugänglich. Der Zugang zum Foyerbereich ist kostenfrei und es gibt hier ebenso kostenfreies WLAN. Als „dritter Ort“ stehen Bibliotheken für alle offen – ohne Konsumzwang und mit einem breiten Medienangebot, u.a. freies WLAN, kostenfreier Aufenthalt in Freizeit, Ermöglichung des 58 Soziales und Gesellschaft selbstgesteuerten lebenslangen Lernens. Durch die Gebührenstruktur wird die Nutzung für Familien und Einkommensschwächere attraktiv gestaltet. Der konzeptionelle Ansatz der dritten Orte unterstützt auch die Umsetzung der Ziele für eine generationengerechte Entwicklung, Miteinander und gleichberechtige Teilhabe sowie Bildung. Das Postareal wird in der Vision Lahr 2030 als Leuchtturmprojekt zur Innenstadtentwicklung projektiert. Die Idee für das Zukunftsprojekt sieht vor, den Bürger:innen als Dritter Ort u.a. mit Mediathek (open Library, Makerspace, Lernräume), VHS und gegebenenfalls Teilen der Verwaltung zur Verfügung zu stehen. Ebenso soll das Schlachthofgelände als Treffpunkt für Familien und Jugendliche ausgebaut werden. Schwerpunkte und Herausforderungen Schwerpunkte der Stadt Lahr im Handlungsfeld Kultur und Freizeit liegen darin, ein breitgefächertes Informations- und Bildungsangebot für alle Altersgruppen zu schaffen und niederschwellige Zugänge zu attraktiven Bildungsmöglichkeiten anzubieten. Auch die breite Bekanntmachung der schon zahlreich vorhandenen Angebote spielt hier eine große Rolle. Die Stadt achtet bei der Ausgestaltung der Angebote und Preise auf die Bedarfe verschiedener Zielgruppen. Im Teilbereich der Museen steht als Herausforderung, die Arbeit zukünftig noch breiter publik zu machen und spannende Angebote auszugestalten, um noch weitere Bewohner:innen anzusprechen. Neue virtuelle Angebote sind bereits durch die beschränkten Zugangsbedingungen in der Pandemie entstanden. So soll z.B. das Angebot der partizipativen Museumsarbeit im virtuellen Raum („Stadtgeschichte digital“) erweitert werden. Hier wird auch zukünftig ein Schwerpunkt liegen. Im Bereich der Mediathek soll die Nutzung für mehr Bürger:innen durch Erweiterung der Fläche und das Konzept der „open library“ ermöglicht werden. Generell gibt es noch Potenzial, Nachhaltigkeit und Kultur enger zu verzahnen, um so nachhaltiges Handeln noch stärker im Miteinander zu verankern. Trotz der guten Unterstützung durch die Stadt und einer hohen Anzahl ehrenamtlich Engagierter gibt es weitere Bedarfe bei der Unterstützung von Vereinen und der Förderung von zusätzlichen Begegnungsmöglichkeiten. Auch die Jugend sucht eine breitere Palette an Angeboten. 59 Soziales und Gesellschaft 3.16. Generationengerechte Entwicklung Die Stadt Lahr versteht sich als attraktiver Lebensort für Menschen aller Generationen und aller Formen des Zusammenlebens. Mit einer generations- und familienfreundlichen Kommunalpolitik stärkt und fördert sie eine ausgeglichene Bevölkerungsentwicklung. Die Veränderung der Bevölkerungsentwicklung durch den demographischen Wandel und durch ungleiche Wanderungsbewegungen erfordert kommunales Handeln. Eine familien- und generationsfreundliche Kommunalpolitik trägt dazu bei, dass die Kommune für Menschen jeden Alters ein lebenswerter Ort ist und bleibt. Aktivitäten Konzeptionelle Grundlagen Als konzeptionelle Grundlage ist vor allem das Handlungskonzept 2025 hervorzuheben, das in engem Austausch mit Akteuren und der Bürgerschaft entstanden ist. Weitere Leitbilder (siehe Kommunale Strategien und Konzepte) adressieren auch Themen der Generationengerechtigkeit. Seniorenbeirat Der Seniorenbeirat der Stadt Lahr ist ein Gremium des Gemeinderats und ein Organ der Meinungsbildung und des Erfahrungsaustauschs auf sozialem, wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Gebiet. Er soll Lösungswege aufzeigen und sich um die Beratung älterer Menschen kümmern. Beirat für Menschen mit Behinderung Der Beirat für die Belange von Menschen mit Behinderung ist seit 2014 ein beratendes Gremium der Stadt Lahr. Das Hauptziel ist, auf eine barrierefreie Kommune hinzuarbeiten, in der Menschen mit Behinderung gleichberechtigt am wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Leben teilhaben können. Die Mitglieder bringen die Perspektive von Menschen mit Behinderung mit in die Prozesse der Stadt Lahr ein. Beteiligungsformate für Kinder und Jugendliche Im Bereich der offenen Kinder- und Jugendarbeit wird derzeit im Zuge einer aktiven Mitarbeit der Jugendlichen selbst ein neues Beteiligungskonzept erarbeitet, welches die Bedürfnisse und Potentiale der jungen Generationen genau in den Blick nimmt und noch mehr altersadäquate Partizipation ermöglicht und gewährleistet. Beratungsangebote Lahr bietet seinen Bürger:innen zahlreiche Beratungen für alle Altersgruppen zum Thema „Pflege und Versorgung“ sowie Präventionsberatung an. Pflegestützpunkt Der Pflegestützpunkt ist ein wichtiges Beratungsangebot und hält folgenden Angebote vor: Informationen und Beratung zu den Leistungen SGB V, IX, XI, XII, Reflexion über Rollenverständnis pflegender Angehöriger, Information und Aufklärung zur Beschäftigung europäischer Haushaltshilfen, Vorträge, Schulungen für pflegende Angehörige sowie ehrenamtliche Hilfen im Besuchsdienst und 60 Soziales und Gesellschaft Betreuungsgruppen, Netzwerkarbeit und Kooperationen bezüglich Pflege und Versorgung. Demenzagentur Die Demenzagentur hält ein Informations- und Beratungsangebot zum Themenbereich Demenz vor. Sie informiert über häusliche Entlastungsdienste, Betreuungsgruppen, Gesprächskreise, Angehörigenschulungen sowie weitere ambulante und stationäre Versorgungsangebote. „Zeit für mich“ Das Netzwerk Demenz Lahr bietet unter dem Titel „Zeit für mich“ einen Besuchsdienst sowie zwei Betreuungsgruppen an. Ziel ist es, pflegende Angehörige einige Stunden zu entlasten und in dieser Zeit ausschließlich für den erkrankten Menschen dazu sein. Alten- und Pflegeheim Spital Lahr Die Stadt Lahr setzt den Stiftungsgedanken mit der Vorhaltung eines Alten- und Pflegeheimes über das Spital um. Das Spital ist ein Eigenbetrieb des Hospital- und Armenfonds Lahr und arbeitet nach einem Qualitätsmanagement-System. Die Einrichtung bietet Raum für Wohnen und Pflege, wenn dies nicht mehr in den eigenen vier Wänden möglich ist. Generationengerechteund übergreifende Angebote der Museen und Mediathek An den Museen wird im Rahmen der Konzeption von Ausstellungen und der Ausgestaltung der Angebote auf Generationengerechtigkeit geachtet. Beispielhaft seien genannt das „Lahrer Raumwunder“, eine Raumkiste mit Theaterbühne, die für Kindertagesstätten, Schulen und Behinderteneinrichtungen zur Verfügung steht, räumliches Sehen und Kreativitätsförderung unterstützt. Daneben gibt es Schüler:innenferienprogramme, Angebote für Familien, Führungen für alle Altersgruppen (öffentlich und buchbar für besondere Zielgruppen) und Angebote an Workshops, die für weitere Ziel- und Altersgruppen erweitert werden. In der Mediathek ist der Ausweis für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren kostenlos, es gibt eine Familienkarte, den Bildungsbonus, sowie die Medienzusammenstellung nach Wunsch für alle Generationen. Audit „Beruf und Familie“ Seitens der Stadtverwaltung Lahr werden im Rahmen des Audits „Beruf und Familie“ seit 2015 die Vereinbarkeit von familiären und beruflichen An- und Herausforderungen in den Fokus genommen und mit einem breit gefächerten Maßnahmenbündel bestmöglich austaxiert. Initiative „Miteinander Wohnen Lahr“ Die Initiativgruppe hat sich zum Ziel gesetzt, in Lahr ein sozial-integratives und generationenübergreifendes Mehrgenerationen-Wohnprojekt auf den Weg zu bringen und erarbeitet ein entsprechendes Konzept. Das Wohnprojekt möchte die Wohnwünsche der Mitglieder möglichst in einer Gegend mit guter, fußläufig erreichbarer Infrastruktur erfüllen. Es soll Wohnraum für Menschen mit unterschiedlichen Biografien, Berufen, Kulturen, für Alleinlebende, Alleinerziehende, für Menschen mit geringem Einkommen, mit Handicaps und für junge Familien entstehen. 61 Soziales und Gesellschaft Leuchtturmprojekt: Mehrgenerationenhaus Lahr Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Bewältigung des demographischen Wandels mit dem Fokus auf eine generationengerechte Ausgestaltung, Stärkung der Stadt Lahr als familienfreundliche Kommune, Förderung des interkulturellen und friedvollen Zusammenlebens aller Bürger/-innen der Stadt Lahr. Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: Bundesprogramm Mehrgenerationenhäuser, aktuelle Förderperiode „Miteinander – Füreinander“ hat eine Laufzeit von 2021 bis 2028, getragen durch die Lahrer Stadtverwaltung Ansprechpartner in der Kommune: Amt für Soziales, Schulen und Sport, Abteilung Soziales (Bürgerzentrum Treffpunkt Stadtmühle, Begegnungshaus um Urteilsplatz) Projektbeschreibung Seit Beginn des Jahres 2012 führt das Mehrgenerationenhaus Lahr (MGH) an den beiden Standorten „Bürgerzentrum Treffpunkt Stadtmühle“ und „Begegnungshaus am Urteilsplatz“ zahlreiche Angebote, Projekte und Aktivitäten durch. Diese schaffen neue Möglichkeiten der kulturen- und generationenübergreifenden Begegnung, Bildung, Information und des bürgerschaftlichen Engagements und stärken somit das gelingende Miteinander aller Bevölkerungsgruppen sowie die Familienfreundlichkeit in Lahr. Über die Jahre hinweg hat sich das Mehrgenerationenhaus Lahr nun sehr gut etabliert und ist aus dem Sozialraum der Stadt Lahr nicht mehr wegzudenken. Mit einer Vielzahl von bedarfsgerechten Angeboten werden unterschiedliche Ziel- und Altersgruppen erreicht und zusammengebracht, wodurch dem demografischen Wandel in adäquater Weise direkt vor Ort begegnet wird und ein verständnisvolles und friedliches Zusammenleben auf vielfache Weise gefördert wird. Schwerpunkte und Herausforderungen Für Lahr besteht im Handlungsfeld Generationengerechte Entwicklung die Herausforderung die Anpassung der Infrastruktur an demografische Veränderungen und individuelle Bedarfe – insbesondere an die Bedürfnisse älterer und jüngerer Menschen – ausgewogen zu gestalten. Teilhabe, Barrierefreiheit und Mobilität sind zentrale Herausforderungen für die Zukunft. Neben den Wohnangeboten sind Fragen der zentralen Nahversorgung wie z.B. Möglichkeiten des Einkaufens, Verkehrsangeboten, Schulen, Kitas und der medizinischen Versorgung zusammen zu betrachten. Für die Zukunft könnte es zudem noch mehr generationenübergreifende Angebote geben. Dabei kann auf das breite ehrenamtlichen Engagement gebaut werden. Das Lahrer Mehrgenerationenhaus mit den Standorten Bürgerzentrum Treffpunkt Stadtmühle und dem Begegnungshaus am Urteilsplatz ist hierfür ein gutes Beispiel. Im Bereich der Bildungsinfrastruktur gibt es aufgrund des Bevölkerungswachstums einen dringenden Bedarf an zusätzlichen Kitas und Beschulungsmöglichkeiten. Für Jugendliche könnten ebenfalls noch weitere Angebote und Infrastrukturen (öffentliche Begegnungsorte) geschaffen werden. 62 Soziales und Gesellschaft 3.17. Miteinander und gleichberechtigte Teilhabe Die Stadt Lahr schafft die Voraussetzungen für ein gutes Miteinander. Sie unterstützt den gesellschaftlichen und interkulturellen Dialog, die Solidarität und die Inklusion von Menschen mit Handicap. Alle Menschen sollen im Sinne der Chancengleichheit gleichberechtigt am Kommunalgeschehen teilhaben können. Menschen in besonderen Lebenslagen erhalten Schutz und Unterstützung. Eine gute soziale Lage, das soziale Miteinander, Chancengerechtigkeit und -gleichheit sowie Teilhabe tragen zu einem guten Leben und zum Wohlbefinden der Einwohner:innen bei. Aktivitäten Konzeptionelle Grundlagen Als konzeptionelle Grundlagen ist vor allem das Leitbild für das Miteinander Leben in Lahr zu nennen. Chancengleichheitsplan Bei der Stadt Lahr gibt es seit August 2017 den Chancengleichheitsplan, der das Ziel hat, die Zugangs- und Aufstiegschancen für Frauen sowie die Vereinbarkeit von Beruf und Familie/Pflege für alle Mitarbeitenden zu verbessern. Interkulturelle Öffnung Mit der Integrationsarbeit verfolgt die Stadt Lahr ebenfalls das Ziel die interkulturelle Öffnung in der Stadtverwaltung weiter voranzubringen. Interkultureller Beirat Die Aufgaben des Interkulturellen Beirates bestehen in der Förderung des Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen in Lahr, der Interessenvertretung der Migrant:innen, der Unterstützung von und Mitwirkung bei kulturellen Veranstaltungen und der Beratung von Themen, die sich mit Problemen der Migration und Integration beschäftigen. Der Interkulturelle Beirat setzt sich aus Mitgliedern des Gemeinderats, Vertretern der Migrant:innen, sonstigen sachkundigen Einwohner:innen sowie Vertreter:innen der Stadtverwaltung, der Kirchen, der Freien Wohlfahrtspflege und der Schulen zusammen. Weiterbildungsangebote für Ehrenamtliche Die Stadt Lahr bietet zum Beispiel über die VHS in Kooperation mit der Vernetzungsstelle Bürgerschaftliches Engagement des Landratsamts Ortenaukreis viele Fortbildungs- und auch Supervisionsangebote für ehrenamtlich Tätige an. Lahr-Pass Mithilfe des Lahr-Passes können unterstützungsbedürftige Familien an vielfältigen Angeboten des öffentlichen Lebens durch Ermäßigungen teilnehmen. Barrierefreiheit Im Zuge des barrierefreien Umbaus der Buswartehallen wurden die Buswartehallen im Stadtgebiet, am ZOB und in der Schwarzwaldstraße mit einem DFI-System (Dynamische Fahrgastinformation) ausgestattet. Dieses beinhaltet einen einheitlichen und doppelseitigen Bildschirm, der über die Abfahrten der Busse in Echtzeit informiert. Für Sehbeeinträchtigte wurden die Anzeiger mit einer Vorlesefunktion, die mittels eines Tasters aktiviert werden kann, ausgestattet. Weiterhin werden 63 Soziales und Gesellschaft Querungsstellen teilweise (nur Bordsteinabsenkung) oder sogar vollständig (Blindenleitsystem) barrierefrei umgebaut. Kommunale Inklusionsvermittlung (KIV) Der Ortenaukreis will die Inklusion und Barrierefreiheit in den Städten und Gemeinden im Landkreis durch den KIV-Einsatz weiter voranbringen. Im Rahmen des vom Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg geförderten Projekts sollen die Inklusionsvermittler als direkte Ansprechpartner:innen und Fürsprecher:innen für die Belange von Menschen mit Einschränkungen vor Ort in den Kommunen agieren. In Lahr ist diese Stelle am Pflegestützpunkt angesiedelt. Aktionen gegen Rassismus und Diskriminierung Die Stadt Lahr beteiligt sich zusammen mit dem Interkulturellen Beirat und anderen Gruppen an den „Internationalen Wochen gegen Rassismus“. Angesichts der Zunahme von Hetze und Gewalt gegenüber Minderheiten ist es eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe, gemeinsam für die Menschenwürde und gegen Rassismus einzustehen. Frauen-Café und andere Begegnungsangebote Frauen mit und ohne Flucht- oder Migrationshintergrund lernen sich in gemütlicher Atmosphäre kennen und tauschen sich aus. Das FrauenCafé ist ein Kooperationsangebot der Diakonie, des Sozialdienstes, und der Ansprechstelle Flüchtlingsfragen der Stadt Lahr. Niedrigschwellige Sportangebote Die Stadt bietet verschiedene Möglichkeiten zur Sportförderung an, wie zum Beispiel frei zugängliche Sportflächen für die Bevölkerung, niederschwellige Zugänge zu Sportanlagen oder Aktivtage für Kita & Schule, bei denen in Kooperation mit Vereinen verschiedene Sportarten ausprobiert werden können. Ehrenamtlicher Dolmetscher:innenpool Der ehrenamtliche Dolmetscher:innenpool ist ein Projekt des Mehrgenerationenhauses Lahr. Ziel ist es, Sprachbarrieren in öffentlichen Einrichtungen in Lahr zu überwinden. Für Menschen, die nicht oder nur wenig Deutsch sprechen, ist der Dolmetscher:innenpool eine wichtige Hilfe, um Gespräche mit dem Fachpersonal in Kindertagesstätten, Schulen, Beratungsstellen, Behörden, Arztpraxen, Krankenhäusern etc. zu führen. Dem Fachpersonal in diesen Einrichtungen bietet der Dolmetscher:innenpool Unterstützung, um die Beratungsqualität zu steigern. Lahrer Integrationstandem Das Mehrgenerationenhaus Lahr bietet mit Hilfe von Ehrenamtlichen das Projekt „Lahrer Integrations-Tandem“ an. Das Projekt bietet Hilfestellungen für Migrant:innen, die sich in einer besonderen Lebenslage befinden oder auch einfach „nur“ ihre Sprachkompetenzen verbessern wollen. Durch dieses Projekt können beispielsweise auch alleinerziehende Mütter und junge Menschen und Migrant:innen unterstützt werden, die bereits sehr lange in Lahr leben, aber individuelle Hilfen zu einer gelingenden Integration benötigen. Seminarreihe für Migrant:innen Die Seminarreihe „Heimat ist - auch hier“, welche 2021 durchgeführt wurde, hatte das Ziel, Frauen mit Migrationshintergrund über kommunalpolitische Strukturen zu informieren sowie sie zu ermutigen, sich bürgerschaftlich zu engagieren. Partizipationsprojekte für Zugewanderte Das Angebot „MOVE“ ist ein Teilhabeprojekt für Jugendliche mit Migrationserfahrung und wird durch die Stadt Lahr in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung und dem „Starkmacher e.V.“ durchgeführt. Es richtet sich speziell an zugewanderte Jugendliche 64 Soziales und Gesellschaft zwischen 14 und 19 Jahren, die sich in der Stadt orientieren und engagieren möchten. Integrationsangebote durch die VHS Lahr Die VHS Lahr führt als anerkannter Bildungsträger alljährlich eine Vielzahl von Alphabetisierungs-, Sprach- und Integrationskursen durch. Es finden auf allen Niveaus Deutschkurse statt, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert werden. Die VHS trägt an zentraler Stelle zur Integration von Menschen internationaler Herkunft bei. Angebote verschiedener Träger und Einrichtungen In der Stadt Lahr gibt es eine Vielzahl an caritativen Einrichtungen und sozialen Institutionen (Diakonie, Caritas, AWO, Mieterbund, Die Tafel, Drogenhilfe, Suchtberatung, u. v. a. m.), die bei unterschiedlichen sozialen Problemlagen durch Information, Beratung und bedarfsgerechte Angebote wertvolle Hilfe und Unterstützung leisten und dabei auch eine gleichberechtigte Teilhabe aller Bevölkerungsgruppen fördern. Auch die städtischen Einrichtungen fördern die gleichberechtigte Teilhabe z.B. durch niederschwellige Mediathekseinführungen für Integrationskurse und die psychiatrische Tagesklinik. Leuchtturmprojekt: Interkultureller Garten Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Förderung der Integration und des sozialen Miteinanders, Interkulturelle Verständigung, Förderung der biologischen Diversität, Schaffung von Umweltbewusstsein und Förderung eines nachhaltigen Lebensstils, Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: Freundeskreis Landesgartenschau, Freundeskreis Flüchtlinge Lahr, Interkultureller Beirat, Obst- und Gartenbauverein, u. a. m.; dauerhaft, getragen durch die Lahrer Stadtverwaltung Ansprechpartner in der Kommune: Amt für Soziales, Schulen und Sport, Abteilung Soziales Projektbeschreibung Auf Initiative der Stabsstelle Umwelt und des Interkulturellen Beirats entstand im Rahmen der Landesgartenschau 2018 in Lahr ein „Interkultureller Garten“, der interkulturelle Begegnungen mit allen Sinnen ermöglicht. Nach dem Abschluss der Landesgartenschau wurde das Projekt verstetigt und erhielt im Jahr 2020 im Rahmen der UN-Dekade „Biologische Vielfalt“ den Sonderpreis „Soziale Natur – Natur für alle“. Über 20 Mitwirkende aus verschiedenen Kulturkreisen sind derzeit im Interkulturellen Garten tätig. Entsprechend sind auch die Parzellen gestaltet: Bittermelonen wachsen neben spektakulär geformten Schlangenkürbissen; Feigenbäume aus Algerien stehen neben vietnamesischer Minze und Schnittknoblauch. Ingwer und Galgant, Kardamom, Süßkartoffeln und Zwergauberginen finden ebenso ihren Platz wie Rhabarber, Tomaten und Kürbisse. Bei alldem steht die Gemeinschaft im Vordergrund: Aktivitäten und Veranstaltungen werden gemeinsam geplant und besprochen, und der Ertrag des Gartens wird zu köstlichen Gerichten verarbeitet und so geteilt. Im Jahr 2020 wurde zudem die Veranstaltungsreihe „GrünKultur“ ins Leben gerufen, mit der die interkulturelle Begegnung im Garten weiter gefördert werden soll. Auch in Zeiten der Corona-Pandemie lautet die Botschaft: Wir wachsen weiter zusammen! Hierzu gehörte das Nähen von Masken in der ersten Jahreshälfte 2020 ebenso wie der kontaktlose Austausch von jahreszeitlichen Grüßen bei der Weihnachtstelleraktion. 2021 präsentierte die Lahrer Künstlerin Gudrun Bertsche, selbst 65 Soziales und Gesellschaft aktive Gärtnerin im Interkulturellen Garten, dort auch eine kleine Auswahl ihrer Werke und es konnte auch eine Fotoausstellung mit Tier- und Naturportraits von Herrn Lingner durchgeführt werden. Weitere Ausstellungen sollen folgen und entsprechend der jeweils geltenden Regelungen dann hoffentlich viele Besucherinnen und Besucher in den Garten locken. Schwerpunkte und Herausforderungen Für die interkulturell geprägte Bevölkerung in Lahr gibt es bereits zahlreiche gute, auf besondere Bedürfnisse angepasste, aber auch übergreifende Angebote für ein Miteinander und eine gleichberechtigte Teilhabe. Dennoch ist auch in Lahr immer häufiger zu beobachten, dass die Stadtgesellschaft hinsichtlich Einkommen, Bildung, gesellschaftlicher Teilhabe sowie im Zusammenleben der unterschiedlichen Generationen große Differenzen überbrücken muss. Lahr war und ist eine Ankommensstadt für Spätaussiedler:innen, Geflüchtete und auch neu Zugewanderte im Zuge der EU-Binnenwanderung. Somit besteht die langwierige Aufgabe, eine dauerhafte Integration zu ermöglichen und zu gewährleisten. Einige sehr gute Angebote zur Unterstützung des Ankommens und zur Förderung des interkulturellen Austausches und auch bewusst inklusive gestaltete Begegnungsorte gibt es bereits. Es sollte jedoch weiterhin ein Schwerpunkt darauf gelegt werden, interkulturelle Treffpunkte und Begegungsmöglichkeiten weiter auszubauen. Auch die noch stärkere Vernetzung der Akteure untereinander gilt es zu organisieren. Eine adäquate Berücksichtigung und Umsetzung der Barrierefreiheit muss weiter verfolgt werden. Inklusion als Querschnittsaufgabe kann insgesamt noch stärker bei der Ausgestaltung von Angeboten mitgedacht werden. 66 Soziales und Gesellschaft 3.18. Bildung Lahr unterstützt und fördert die Bildungsinfrastruktur, Bildung allgemein, Bildung für nachhaltige Entwicklung, lebenslanges Lernen, Bildungsgerechtigkeit und die Vernetzung von Bildungswegen. Für eine zukunftsfähige Entwicklung und eine neue, nachhaltige Alltagskultur sind Bildung und Gestaltungskompetenz erforderlich. Kommunen können im Rahmen ihrer Zuständigkeiten und Trägerschaften – neben einer attraktiven Bildungsinfrastruktur – Bildungsangebote entwickeln und unterstützen um den Bildungsstandort zu stärken. Aktivitäten Konzeptionelle Grundlagen Erweiterung und Bau neuer Kindertagesstätten In Lahr ist - entgegen der demographischen Entwicklung auf Bundesebene - weiterhin ein Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen. Infolgedessen ist auch die Infrastruktur weiter auszubauen, weswegen die Stadt derzeit Kitas z. T. erweitert und auch neue Kitas plant und baut. Mobile Sprachförderung an Kitas Der mobile Beratungsdienst unterstützt durch regelmäßige Besuche und Fortbildungsmaßnahmen verschiedene Kindertageseinrichtungen. Die Aufgabenschwerpunkte sind dabei die ganzheitliche, alltagsintegrierte und gezielte Förderung von Kindern im Bereich der sprachlichen Bildung in Kleingruppen. Schulsozialarbeit an allen Schulen Die Schulsozialarbeit ist gut im Gemeinwesen vernetzt und arbeitet eng mit dem Kommunalen Sozialen Dienst, den lokalen Beratungsstellen und Jugendeinrichtungen zusammen. Zudem bieten die Schulsozialarbeiter/-innen auch selbst viele Angebote sowie Unterstützungen und Beratungen an. Außerdem trägt die Schulsozialarbeit dazu bei, soziale Benachteiligungen abzubauen sowie persönliche Beeinträchtigungen auszugleichen. Mediathek Lahr Die Mediathek Lahr ist eine moderne Bildungs- und Kultureinrichtung der Stadt Lahr und ihrer ländlichen Umgebung. Mit ihrem Angebot an Medien, Veranstaltungen und Dienstleistungen legt sie den Schwerpunkt auf die Förderung von Lese- und Informationskompetenz und die Freude am bewussten Umgang mit Medien. Gesellschaftliche Entwicklungen, wie z.B. der zunehmenden Digitalisierung des täglichen Lebens und der Nachhaltigkeit, werden von der Mediathek aufgenommen und entsprechende Angebote geschaffen. So gibt es die Onleihe mit Sprechstunden, in denen zur Nutzung der Onleihe beraten wird, ein Medienangebot, dass sich an den sich ändernden gesellschaftlichen Herausforderungen orientiert. Es können über die Fernleihe Medien aus wissenschaftlichen Bibliotheken zugänglich gemacht werden. In der Bibliothek der Dinge wird mit der Ausleihe von Robotik und 67 Soziales und Gesellschaft Geräten zur Nutzung virtueller Angebote die Digitalisierung unterstützt. frühzeitige Förder-/Informationsangebote über Mediathek (Kita, Schule) Mediathekseinführungen für Kitas und Schulen, abgestimmt auf das jeweilige Alter der Kinder, wöchentliches Vorlesen, Dienstausweis für Mitarbeiter:innen, die in jeder Form mit Sprachförderung zu tun haben, Medienzusammenstellungen für Erzieher:innen und Lehrer:innen, Unterstützung des Antolin-Projektes, Veranstaltungen für Kinder ab Kleinkind-Alter, Leseaktionen „Heiß auf Lesen“ und „Lesestart“ Wöchentlich Vorlesen Die Mediathek bietet wöchentlich eine Vorlesestunde an für Kinder zwischen fünf und sieben Jahren „Dienstag ist Vorlesetag!“ Gefördert wird dabei Sprach- und Lesekompetenz, Konzentrationsfähigkeit, Phantasie, Textverständnis und Wortschatzerweiterung. Musikschule Lahr Die Musikschule unterstützt hochwertige Bildung durch Kooperationen mit Kindergärten (Landesförderprojekt Singen-BewegenSprechen), vorwiegend für sprachauffällige Kinder und Begabtenförderung (als Belohnung für Wettbewerbserfolge). Weniger Ungleichheiten werden durch Ermäßigungen z.B. durch den Lahr-Pass unterstützt: Inhaber erhalten 50 Prozent auf alle Unterrichtsangebote und Unterrichtserteilung für Menschen mit Behinderungen. Museen als Bildungseinrichtungen und -partner Die Museen verstehen sich neben ihrem kulturellen Auftrag auch als Bildungseinrichtung. So gibt es z.B. den Tag der offenen Tür für Lehrkräfte, um enge Verknüpfungen zum Lehrplan an Schulen herstellen zu können und Führungen mit praktischem Teil. Weitere Kooperationen mit Bildungseinrichtungen werden anlassbezogen unternommen. Volkshochschule (VHS) – gelebte Vielfalt und Erwachsenenbildung Die VHS Lahr ist die kommunale Weiterbildungseinrichtung mit einem breit gefächerten, kostengünstigen Bildungsangebot. Diese stehen allen Bevölkerungsgruppen und Altersstufen offen. Sie ist Impulsgeber und fördert die persönliche Entfaltung. Sie gestaltet lebensbegleitendes Lernen und sorgt für gesellschaftliche Teilhabe. Die VHS Lahr bietet ca. 1.600 Angebote in verschiedenen Bereichen wie Allgemeinbildung, Kreativität, Gesundheit, Sprachen, Arbeitswelt und Grundbildung an. Außerdem bietet sie die Möglichkeit auf dem zweiten Bildungsweg Abschlüsse nachzuholen. Der Bereich der Integrationskurse mit Deutschkursen, Lerncafé und Einbürgerungsmodulen spiegelt diese Vielfalt. Niedrigschwellige Bildungsangebote für Zugewanderte Die VHS Lahr führt als anerkannter Bildungsträger alljährlich eine Vielzahl von Alphabetisierungs-, Sprach- und Integrationskursen durch. Zudem werden über das Mehrgenerationenhaus Lahr niederschwellige Sprachkurse und Integrationskurse für Erwachsene angeboten (ABC-Kurse, Integrations-Tandem, Sprachcafé, u. a. m.). Planung Postareal „Dritter Ort“ Das Postareal wird in der Vision Lahr 2030 als Leuchtturmprojekt zur Innenstadtentwicklung projektiert und soll den Bürger:innen als Dritter Ort u.a. mit Mediathek (open library, Lernräume, 68 Soziales und Gesellschaft Maker Spaces), sowie VHS und ggf. Teilen der Verwaltung zur Verfügung stehen. Ebenso wird das Schlachthofgelände als Treffpunkt für Familien und Jugendliche ausgebaut. Bildungsangebote des Mehrgenerationenhauses Bürgerzentrum Treffpunkt Stadtmühle Die Angebotspalette des Treffpunkts Stadtmühle ist sehr umfangreich und beinhaltet Themen wie z.B. die Förderung des bürgerschaftliches Engagements, Alter und Pflege, Integration und Bildung und umfasst auch Angebote aus dem Bereich Kultur, Musik und Tanz, Spieletreffs, Bewegungs- und Entspannungsangebote, PC-Kurse und einen PC-Club sowie Gedächtnistrainings bis hin zu Ausstellungen und Festen. Lahrer BildungsBonus Das Bonussystem verfolgt das Ziel, zusätzliche Anreize für den Besuch kostenfreier Angebote der Familienbildung zu schaffen. Familien können durch die Teilnahme an mehreren kostenfreien Bildungsangeboten Bibo-Punkte sammeln und sodann eine Wertgutschrift von 20,00 Euro erhalten. Der BildungsBonus ist ein Angebot der Stadt Lahr in Kooperation mit weiteren Lahrer Bildungseinrichtungen. Plattform zur beruflichen Orientierung und zur Stärkung des Netzwerkes der Lahrer Bildungsgesellschaft Durch die Stadtverwaltung wurde eine digitale Plattform zur Beruflichen Orientierung und zur Stärkung des Netzwerks der Lahrer Bildungslandschaft geschaffen. Bei der Erstellung dieser Plattform waren viele verschiedene Akteure (Unternehmen, Schulen, freie Bildungsträger, usw.) mitbeteiligt. Stadt.Land.Welt. - Web Hierbei handelt es sich um eine digitale Vortragsreihe zur Agenda 2030. Diese wurde in das Programm der Volkshochschule Lahr im Rahmen des bundesweiten Semesterschwerpunkts Weiterbildung für nachhaltige Entwicklung übernommen. Übersicht, Angebote und Orte zur Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) Auf der Homepage der Stadt sind die Angebote für Bildung für nachhaltige Entwicklung zu finden. Lahrer Angebote decken die Themenschwerpunkte Abfall und Abwasser, Natur, Energie und Klima sowie Technik ab und verweisen noch auf weitere interessante Angebote. Die aufgeführten Lernorte und Lerngelegenheiten erweitern die kommunale Bildungslandschaft und sind Orte zur Bildung für nachhaltige Entwicklung. Planspiel Südsicht 15 Schüler:innen der zehnten Klasse der Theodor-Heuss Werkrealschule in Lahr erprobten lokale Klimapolitik. Sie beteiligten sich am bundesweit angebotenen „Planspiel Südsicht“ und schlüpften dafür in die Rollen von Gemeinderatsmitgliedern. Leuchtturmprojekt: Berufs-Infomesse Ziel mit Bezug zur Nachhaltigkeit: Hochwertige Bildung für alle in besonderen Lernsettings; neue Erfahrungsräume schaffen und Selbstwirksamkeit ermöglichen; Schülerfirmen widmen sich speziellen Themen aus dem Bereich Umwelt und Nachhaltigkeit (z. B. „Ökobilanzcheck“ bei Lahrer Firmen im Rahmen von Unternehmensbesuchen durch die Schülerfirma „Beruf & Co goes green“) 69 Soziales und Gesellschaft Kooperationspartner, Laufzeit, Träger: Die Berufs-Infomesse „Beruf & Co“ ist ein Kooperationsprojekt der Stadt Lahr, der Agentur für Arbeit Offenburg, der Wirtschaftsregion Ortenau GmbH und der Bildungsregion Ortenau e.V., gefördert durch das Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg und die Fachkräfteallianz Südlicher-Oberrhein. Ansprechpartner in der Kommune: Amt für Soziales, Schulen und Sport, Abteilung Bildung und Sport Projektbeschreibung Bei der Lahrer Berufs-Infomesse handelt es sich um eine Messe, welche unter pädagogischer Anleitung und Begleitung von Schülerinnen und Schülern für Schülerinnen und Schüler organisiert und durchgeführt wird. Grundlage sind vorher gebildete spezielle „Schüler:innenfirmen“. An der Messe beteiligen sich auch eine Vielzahl von lokalen Firmen und Unternehmen als Aussteller und potentielle Arbeitgeber:innen. Schwerpunkte und Herausforderungen Ein zentraler Bildungsschwerpunkt und - angesichts des begrenzenten kommunalen Budgets – auch eine große Herausforderung stellt für Lahr der umfangreiche Handlungsbedarf bei der Sanierung und Erweiterung von Schulgebäuden dar. Als wachsende Stadt mit Zuzug von jungen Familien, gilt es zudem weitere Kindertagesstätten zu schaffen. Der Bildungsbereich soll weiter digitalisiert und ausgebaut werden, dazu zählt auch die Mediathek Lahr. Neben den nötigen Investitionen gilt es auch die individuellen Bildungsverläufe qualitativ noch mehr zu stärken. Daher liegen aktuelle und zukünftige Schwerpunkte des Handelns darauf, qualitativ hochwertige Bildungsangebote zu schaffen und diese im Rahmen der Lahrer Bildungslandschaft gut untereinander und mit weiteren außerschulischen Partnern zu vernetzen. Zusätzlich sollen weitere Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie (z.B. familienfreundliche Arbeitgeber:innen, flexible Betreuungsangebote, frühzeitige Pflegeberatung) umgesetzt werden. Herausfordernd ist es zudem, weitere Bildungsbereiche für junge Erwachsene außerhalb von Lahr zu finden. In diesem Altersbereich fehlen bisher Angebote. Im Bereich „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ gibt es zum Beispiel bei der VHS, dem Mehrgenerationenhaus und der Stabsstelle Umwelt erste Ansätze und Angebote. Insgesamt haben aber fast alle Bildungseinrichtungen das Potenzial, hier weitere Angebote zu schaffen. 70 4. Kommunale Nachhaltigkeitsindikatoren von Lahr Kommunale Nachhaltigkeitsindikatoren sind Messgrößen für die Zukunftsfähigkeit von Kommunen, da sie bedeutsame Handlungsfelder und deren Entwicklung abbilden. Kommunale Nachhaltigkeitsindikatoren beziehen sich auf die Gemarkungsfläche oder Einwohnerzahl und zeigen einen Zustand oder Entwicklungen auf. Sie können Trends, Fort- oder Rückschritte darstellen und verdeutlichen damit möglichen Handlungsbedarf. Verwaltung und Kommunalpolitik können drauf reagieren und Strategien und Maßnahmen anpassen. Als Kontrollmittel ermöglichen Sie der Verwaltung und Kommunalpolitik eine kritische Auseinandersetzung mit der kommunalen Entwicklung im Allgemeinen und gegenüber kommunalen Leitzielen und anderen Festlegungen. Die kommunalen Nachhaltigkeitsindikatoren können den Blick für die Zusammenhänge der kommunalen Entwicklung schärfen und Entscheidungsfindungen unterstützen. Nach einer Empfehlung des Nachhaltigkeitsbüros der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg werden die kommunalen Nachhaltigkeitsindikatoren in die Themenschwerpunkte ökologische Tragfähigkeit, Wirtschaft und Soziales und nachhaltige Kommunalentwicklung eingeteilt. Ausgewählte Nachhaltigkeitsindikatoren werden seit einigen Jahren von der Stadt Lahr erstellt. Eine Weiterentwicklung und Anpassung der Nachhaltigkeitsindikatoren für Lahr ist in einem nächsten Schritt vorgesehen. 4.1. Ökologische Tragfähigkeit Lebenswerte Kommunen brauchen eine intakte natürliche Umwelt und müssen deren ökologische Tragfähigkeit berücksichtigen. Dies bedeutet vor allem einen sparsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen und einen verstärkten Klimaschutz, um dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. Verbesserter Klimaschutz Erfasst werden die Emissionen an Kohlendioxid (CO2) in Tonnen pro Einwohner (EW). Berechnet werden die verursacherbezogenen Emissionen aus dem Endenergieverbrauch. Kohlendioxid ist das wichtigste Treibhausgas, das zur Erwärmung der Erde beiträgt. Emissionen entstehen bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe, also unter anderem beim Einsatz dieser Brennstoffe zur Erzeugung von Elektrizität in konventionellen Kraftwerken, zur Erzeugung von Raumwärme oder bei industriellen Produktionsprozessen und nicht zuletzt bei Güter- und Personentransporten. Eine Verringerung der Kohlendioxidemissionen hin zu einer „kohlenstoffarmen“ Wirtschaft und Gesellschaft ist eines der wichtigsten Ziele auf dem Weg zu einer nachhaltigen Entwicklung. 71 Umfang des motorisierten Individualverkehrs Erfasst wird der Bestand der Personenkraftwagen (PKW) pro 1000 Einwohner (EW), wobei nicht zwischen angemeldeten und vorübergehend stillgelegten Fahrzeugen unterschieden wird. Mopeds und Krafträder bleiben unberücksichtigt. Angemessene umwelt- und sozialverträgliche Verkehrskonzepte bilden in vielen Kommunen einen Kernpunkt der Anstrengungen im Prozess der nachhaltigen Entwicklung. Je stärker der motorisierte Individualverkehr, desto größer die Inanspruchnahme von Flächen, der Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen und die Emission klima- und gesundheitsschädlicher Abgase sowie die Lärmbelastung. Dabei geraten die positiven Aspekte einer sozialverträglichen Mobilität, die durch den öffentlichen Personennahverkehr derzeit nicht in vergleichbarem Maß bewerkstelligt werden kann, leicht aus dem Blick. Umso wichtiger sind kontinuierliche Investitionsleistungen in öffentliche Verkehrsmittel und Verkehrsinfrastrukturen, durch die Fahrradfahrer:innen und Fußgänger:innen gefördert werden. Sparsamer Flächenverbrauch Die laufenden Flächenerhebungen des Landesvermessungsamts Baden-Württemberg weisen die wichtigsten Kategorien der Flächennutzung aus, darunter auch die Siedlungs- und Verkehrsflächen. Diese setzen sich zusammen aus Gebäudeflächen und unbebauten Freiflächen, die den Zwecken der Gebäude untergeordnet sind, den Betriebsflächen (ohne Abbauland), die überwiegend gewerblich oder industriell genutzt werden, den Erholungsflächen – etwa Sportplätze –, den Friedhöfen und den Verkehrsflächen. Da Grund und Boden nur begrenzt verfügbar ist, müssen alle raumbezogenen Planungen einschließlich der ihnen zugrunde liegenden Fachplanungen zwei grundsätzliche Aspekte berücksichtigen, und zwar den einer angemessenen Versorgung der Bevölkerung mit Flächen und Einrichtungen für die Befriedigung allgemeiner Lebensbedürfnisse (zum Beispiel Wohnungen, Arbeitsstätten, Infrastruktureinrichtungen und so weiter) sowie den Schutz und sorgsamen Umgang mit der Ressource Boden. 72 4.2. Wirtschaft und Soziales Um gute Lebensbedingungen für die Menschen vor Ort zu schaffen und deren Bedürfnisse zu befriedigen, sind vor allem eine gesunde Wirtschaft, eine ausreichende Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen und eine intakte soziale Gemeinschaft notwendig. Verringerung der Arbeitslosigkeit Da Arbeitslosenquoten von den Arbeitsämtern nur für die Kreisebene berechnet werden, können für Städte und Gemeinden nur die absoluten Zahlen der Arbeitslosen ausgewiesen werden. Um geschlechtsspezifische Unterschiede zu ermitteln, sollte – wenn möglich – eine Differenzierung der Arbeitslosenzahlen nach Frauen und Männern vorgenommen werden. Steigende Arbeitslosenzahlen verändern die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse gravierend, da so die Zahl der Empfänger:innen von Arbeitslosenhilfe und Hilfe zum Lebensunterhalt anwächst. In der Regel sind mit Arbeitslosigkeit auch psychosoziale Probleme verbunden (zum Beispiel Alkoholismus, Drogenkonsum, Verschlechterung des Gesundheitszustands). Hohes Niveau von Aus- und Weiterbildung Mit diesem Indikator soll die Zahl der tatsächlich abgeschlossenen Verträge mit Auszubildenden wiedergegeben werden. Auszubildende sind Personen, die eine betriebliche Berufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf durchlaufen. Erfasst werden die bei der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer registrierten Ausbildungsverhältnisse. Durch die ständig steigenden und sich stetig wandelnden Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt wird die Bedeutung der beruflichen Qualifikation weiter zunehmen. Gerade Jugendliche ohne eine entsprechende schulische und berufliche Ausbildung haben wesentlich größere Schwierigkeiten, sich auf dem Arbeitsmarkt durchzusetzen. Sie haben außerdem deutlich geringere Aussichten 73 auf ein angemessenes Einkommen. Stabile, vollzeitige Arbeitsplätze sind seltener geworden. Unterbrochene, diskontinuierliche Erwerbsverläufe werden zur Normalität. Eine gute berufliche Ausbildung wird mit Blick auf diese Entwicklung wichtiger denn je. Schaffung von Arbeitsplätzen Der Kreis der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten umfasst alle Arbeitnehmer, die krankenversicherungs- und/oder beitragspflichtig nach dem Arbeitsförderungsgesetz sind oder für die von den Arbeitgebern Beitragsanteile zur gesetzlichen Rentenversicherung zu entrichten sind. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wird sodann in Beziehung zur Bevölkerungsgruppe im Alter von 18 bis unter 65 Jahren im jeweiligen Stadt- oder Landkreis gesetzt. Stichtag für die jeweilige Erhebung ist der 30. Juni eines jeden Jahres. Eine steigende Zahl an sozialversicherungspflichtig Beschäftigten bedeutet noch nicht, dass damit auch die Arbeitslosigkeit verhindert werden würde. Ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis sagt nichts über die Dauer der Beschäftigung und die Qualität des Arbeitsplatzes aus. Vielmehr kann eine steigende Zahl auch mit einer Zunahme an prekären Arbeitsverhältnissen verbunden sein. Hohes Sicherheitsniveau Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS), die die Datengrundlage für diesen Indikator liefert, wird seit 1971 nach bundeseinheitlichen Richtlinien erstellt. Dabei werden alle von der Polizei bearbeiteten rechtswidrigen Taten einschließlich der mit Strafe bedrohten Versuche registriert, die im Zuständigkeitsbereich der Polizei begangen werden. In der PKS sind jedoch keine Staatsschutz-, Steuerund reine Verkehrsdelikte enthalten. Die Statistik kann durch zahlreiche Faktoren beeinflusst werden (zum Beispiel Veränderungen im Anzeigeverhalten oder der Intensität der Verbrechenskontrolle) und gibt naturgemäß keinen Aufschluss über das so genannte Dunkelfeld. Häufig beruhen Straftaten auf sozialen Problemen, die wiederum ihre Ursache in wirtschaftlichen Veränderungen haben können. Wachsende Armut und negative Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt sind hier ebenso zu nennen wie mangelnde Zukunftsperspektiven bei Jugendlichen. 74 Gute Ausstattung der Bibliotheken Mit dem Indikator wird der Gesamtbestand der in den nichtwissenschaftlichen öffentlichen Bibliotheken vorhandenen Medien erfasst, die den Bürger:innen zur Verfügung stehen. Die Gesamtzahl der Medien wird auf die Einwohnerzahl bezogen. Unter Medien werden unter anderem Bücher, Zeitungen und Zeitschriften, digitale Datenträger, Schallplatten und Kassetten verstanden. Das kulturelle Angebot einer Gesellschaft ist unter dem Aspekt einer nachhaltigen Entwicklung eng verknüpft mit den Begriffen Bildung und Lebensqualität. Der Bestand an Bibliotheken und somit an Medien steht für einen Teil dieses kulturellen Angebots. Öffentlich zugängliche Bibliotheken sind von besonderer Bedeutung, da sie allen interessierten Personen zur Verfügung stehen. Dadurch wird gewährleistet, dass zumindest in diesem Bereich die private Weiterbildung nicht an Privilegien geknüpft ist und niemand ausgeschlossen werden kann. Gute Schulbildung Der Indikator zeigt den prozentualen Anteil der Schüler:innen, die nach der Grundschule auf das Gymnasium und die Realschule übergegangen sind. Ein hohes Bildungsniveau und eine gute schulische Ausbildung erhöhen die Chancen auf eine solide berufliche Entwicklung trotz der sich ständig verändernden Anforderungen des Arbeitsmarkts. 75 4.3. Nachhaltige Kommunalentwicklung Für eine zukunftsfähige und nachhaltige Entwicklung müssen die Kommunen auf geänderte Rahmenbedingungen reagieren, Nachhaltigkeit umfassend als Querschnittsaufgabe begreifen, als Vorbild vorangehen und die Bürger an der Gestaltung der Gemeinde beteiligen. Ausgewogene Bevölkerungs- und Siedlungsstruktur Erfasst wird die Anzahl der Menschen, die im Bezugsjahr durch Umzug in die Kommune zuziehen oder sie verlassen. Die Differenz dieser beiden Werte ergibt den Wanderungssaldo. Eine nachhaltige Kommunalentwicklung zeichnet sich dadurch aus, dass die Bewohner:innen in der Kommune ihren Lebensmittelpunkt und für sich und ihre Kinder Perspektiven sehen. Gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben Die Zahl der Frauen im Kommunalparlament wird in Bezug gesetzt zur Gesamtzahl der gewählten Mandatsträger. Die Angaben beziehen sich jeweils auf das unmittelbare Ergebnis der Wahlen. Eine im Einzelfall durch vorzeitiges Ausscheiden eines Mandatsträgers und durch Nachrücken bedingte geringfügige Verschiebung während der Wahlperiode kann unberücksichtigt bleiben. Frauen und Männer sollten auf allen politischen Ebenen gleichberechtigt über Zukunftsfragen entscheiden, einschließlich Fragen der nachhaltigen Kommunalentwicklung. Dieser Forderung kann mit einer ausgewogenen Anzahl an Mandaten für Frauen und für Männer in den entsprechenden Gremien am besten entsprochen werden. 76 Nachhaltige kommunale Beschaffung Erfasst wird der Anteil von Recyclingpapier am Papierverbrauch der kommunalen Einrichtungen. Recyclingpapier verursacht in der Herstellung nicht nur etwa 15 % weniger Kohlendioxid, sondern ist auch eines der einfachsten Mittel, um Ressourcen zu schonen. Gesunde Struktur des Öffentlichen Haushalts Kommunale Schulden sind alle am Ende eines Jahrs bestehenden Schulden bei Kreditinstituten, Versicherungen, Bausparkassen, der Sozialversicherung sowie im Ausland direkt aufgenommene Darlehen. Dazu gehören auch Wertpapierschulden der Gebietskörperschaften. Schon allein durch Zinszahlungen aufgrund der bestehenden Schulden werden Handlungsspielräume künftiger Generationen belastet. 77 Hohes demokratisches Engagement Die Wahlbeteiligung ermittelt sich als Prozentsatz der Wahlberechtigten, die sich, mit gültiger oder ungültiger Stimme, an der Wahl beteiligt haben. Generell gilt die Höhe der Wahlbeteiligung als Maß der Demokratie. Eine hohe Wahlbeteiligung legitimiert die demokratisch Gewählten. In Deutschland sind alle Deutschen wahlberechtigt, die am Wahltag das 18. Lebensjahr vollendet und seit mindestens drei Monaten im jeweiligen Wahlgebiet ihren Hauptwohnsitz haben. In Baden-Württemberg gilt – wie in einigen anderen Bundesländern – ein aktives Wahlrecht zur Kommunalwahl bereits ab einem vollendeten 16. Lebensjahr. Im Rahmen einer nachhaltigen Kommunalentwicklung interessiert besonders die Beteiligung bei Wahlen auf kommunaler Ebene, denn traditionsgemäß gehen mehr Wahlberechtigte bei Bundes- und Landtagswahlen zur Urne als bei Europa- und Kommunalwahlen. 78 5. Schwerpunkte, Handlungspotentiale und Herausforderungen Der vorliegend Nachhaltigkeitsbericht stellt den aktuellen Stand zur nachhaltigen Kommunalentwicklung der Stadt Lahr dar. Er wurde in 18 Handlungsfeldern, die sich vier Handlungsbereichen zuordnen lassen auf Grundlage vorhandener Aktivitäten, Leuchtturmprojekten sowie Indikatoren erstellt. Im Ergebnis zeigt der Bericht auf, in welchen Handlungsfeldern Lahr bereits erfolgreich ist und in welchen Bereichen noch Handlungsbedarf besteht. Die kommunalen Rahmenbedingungen geben einen Überblick über verschiedene Aspekte der Gemeindeentwicklung einschließlich der Verwaltungseinheiten. Verschiedene Strategien, Konzepte und Leitbilder bilden in Lahr bereits Zukunftsthemen ab und adressieren Dimensionen von Nachhaltigkeit, wie z.B. Klimaschutz, Miteinanderleben, nachhaltige Mobilität. Teilweise steht eine Aktualisierung weiterer Konzepte an, das Gesamtstädtische Stadtentwicklungskonzept befindet sich in Erarbeitung. Im Bereich Wirtschaft und Arbeit gibt es Potenzial, für eine engere Verzahnung zur Nachhaltigkeit. Im Bereich Nachhaltigkeit in der Verwaltung ist besonders die nachhaltige Beschaffung hervorzuheben. Entsprechende Dienstanweisungen und Auszeichnungen, wie z.B. zur recyclingfreundlichen Kommune, liegen vor und sollen auch zukünftig gut umgesetzt werden. Ein kommunales Energiemanagement, Energieteam und der Energiebeirat treiben Energie- und Klimaaktivitäten im Rahmen des European Energy Award voran. Das Verständnis für den querschnittsorientierten Charakter von Nachhaltigkeit, der sich in verwaltungsinternen Arbeitsgruppen und auch in die Stadtgesellschaft hinein teilweise abbildet ist vorhanden. Für die Zukunft gilt es die personelle Untersetzung sicher zu stellen. Bürgermitwirkung wird als wichtiges Thema erkannt und vor allem im Bereich der Stadtentwicklung, Energie und Umwelt sowie Engagementförderung, aktiv angewandt. Die interkommunale Zusammenarbeit wird grenzüberschreitend gelebt und drückt sich in Projekten aus. Im Bereich Globale Verantwortung ist insbesondere die Klima- und Nachhaltigkeitspartnerschaft mit Alajuela hervorzuheben, die auch weiter mit Leben gefüllt werden soll. Im Handlungsbereich der ökologischen Tragfähigkeit ist vor allem in den letzten Jahren das starke Engagement im Bereich Klimaschutz und Energiewende hervorzuheben. Die Maßnahmen aus dem Klimaschutzkonzept und der laufenden Zertifizierung im Rahmen des eea sind weiter umzusetzen. Im Bereich der Klimaanpassung werden z.B. Baumpflanzaktionen oder auch Maßnahmen zum Schutz vor Starkregen und Hochwasserschutz umgesetzt. Eine Klimaanpassungsstrategie ist derzeit in Vorbereitung und wird weitere Handlungspotenziale aufzeigen. Beim Umgang mit natürlichen Ressourcen nimmt insbesondere der sparsame und verantwortungsvolle Umgang mit Grund und Boden eine wichtige Rolle für die Zukunft ein. Dies unterstützt auch Ziele zur biologischen Vielfalt. Gute vorhandene Ansätze des Teilens, wie mit der Bibliothek der Dinge, und zur Unterstützung der Biodiversität sind zu stärken. Im Bereich Wirtschaft und Arbeit ist ein wichtiges Handlungsfeld Wirtschaften, Arbeiten und Tourismus. Besonders sind die Aktivitäten zur Berufsförderung für junge Erwachsene mit einer Praktikumsbörse, einer Messe für Beruf & Arbeit sowie dem Projekt „Erfolgreich in Ausbildung“ zu erwähnen. In Zukunft soll die Ökonomie ebenfalls im Mittelpunkt der Nachhaltigkeit stehen. Im Bereich der Nahversorgung und lokalen Wertschöpfung ist das Projekt DORV-Hugsweier hervorzuheben. Diesen Ansatz gilt es weiter zu stärken. Mit solchen beispielhaften Ansätzen gilt es den Spagat zwischen dem Anspruch der kurzen Wege und einer nur begrenzten Regulierbarkeit zu meistern. Die kommunalen Finanzen müssen sich zukünftig angesichts knapper Ressourcen und Handlungsbedarf z.B. beim Ausbau der sozialen Infrastruktur an der laufenden Prioritätensetzung orientieren. Begrenzte Flächenverfügbarkeiten und hohe Preise sowie stets zusätzliche Aufgabenzuwächse ohne entsprechenden finanziellen Ausgleich über Bund und Land stellen dabei eine Herausforderung dar. Für die Nachhaltige Mobilität ist der motorisierte Individualverkehr zugunsten emissionsärmerer Fortbewegungsarten weiterhin zu reduzieren. Dazu sollen die bereits begonnenen Maßnahmen aus dem Verkehrsentwicklungsplan mit ÖPNV-Konzept weiter umgesetzt werden. Mit Car-Sharing-Angeboten, Mobilitätsnetzwerk und der Umsetzung des Lahrbus sind damit bereits wichtige Grundsteine gelegt. 79 Im Bereich Soziales und Gesellschaft werden die Rahmenbedingungen insbesondere durch die demografische Entwicklung gesetzt. Schwerpunkte liegen in der angemessenen und sozial gerechten sowie ökologischen Wohnraumversorgung. Auch die Gesundheitsversorgung ist angesichts des Ärzte- und Fachpersonalmangels eine Herausforderung. Diese Fragen schlagen sich insbesondere im Handlungsfeld Wohnen, Gesundheit und Sicherheit nieder. Aktivitäten wie die Sozialquote, die Angebote der Servicestelle Wohnraum, das geplante Facharztzentrum und die breite Unterstützung durch soziale Träger und Engagement stellen fortzuführende Lösungen für diese Herausforderungen dar. Die generationengerechte Entwicklung fordert Infrastrukturen und Angebote für alle: Ausbau von Kitas und Schulen, Betreuungs- und Wohnangebote für Senior:innen im gewohnten Umfeld, generationenübergreifende Treffpunkte, wie das Mehrgenerationenhaus und Barrierefreiheit. Im Handlungsfeld Miteinander und Teilhabe kann auf ein breites Engagement im Bereich Integration z.B. mit dem Lahrer Integrationstandem, dem interkulturellen Beirat, dem ehrenamtlichen Dolmetscher:innenpool sowie der Seminarreihe für Migrant:innen, gesetzt werden. Weitere inklusive und interkulturelle Angebote, auch zur Vernetzung, können das vielfältige Angebot ergänzen und Integration dauerhaft ermöglichen. Es sind schon zahlreiche niedrigschwellige Kultur- und Freizeitangebote (bspw. über die VHS, Museen) vorhanden und es wird auf Teilhabe bei der inklusiven und generationenübergreifenden Ausgestaltung sowie Preisgestaltung der Angebote geachtet. Zukünftig sollen das Konzept der „dritten Orte“ mit neuen Räumlichkeiten sowie die digitalen Angebote noch besser ausgebaut werden können. Auch in der breiteren Bekanntmachung aller Angebote liegt ein Potenzial. Im Bereich der Bildung liegt neben der Sanierung der Infrastruktur in der stärkeren Förderung individueller Bildungsverläufe, z.B. mit entsprechenden Beratungs- und differenzierten Freizeitangeboten, sowie der Vernetzung von Bildungspartnern Schwerpunkte. Insgesamt sind wichtige Nachhaltigkeitsaktivitäten bereits vorhanden, die Verwaltung ist sich ihrer Verantwortung bewusst und wird durch die Verwaltungsspitze in ihrem Handeln unterstützt. Dadurch kann eine nachhaltige Kommunalentwicklung in Lahr optimal weiterentwickelt werden. 80 Impressum Herausgeber Stadt Lahr Projektleitung Stabsstelle Umwelt Manfred Kaiser, manfred.kaiser@lahr.de Bearbeitung Gabriele Bohnert, Philipp Herzog, Manfred Kaiser, Anita Nuvolin, Andreas May, Benito Otto, Richard Sottru, Martin Stehr, Michael Voigt (fachübergreifendes Nachhaltigkeitsteam der Lahrer Stadtverwaltung) in Zusammenarbeit mit Bürogemeinschaft Gauly & Volgmann (bgh.) Mary Uhlig, uhlig@bgh-leipzig.de Emilia Mehrgans, mehrgans@bgh-leipzig.de Dieser Nachhaltigkeitsbericht basiert auf einer Musterberichtsvorlage der Kommunalen Initiative Nachhaltigkeit des Ministerium für Umwelt, Klima, Energiewirtschaft Baden-Württemberg Kernerplatz 9, 70182 Stuttgart www.um.baden-württemberg.de und ist im Rahmen des Projektes „Global Nachhaltige Kommune Baden-Württemberg“ entstanden. Ein Projekt der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung in Abstimmung mit dem Ministerium für Umwelt, Klima, Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Zuständige Projektleitung bei der Servicestelle Kommunen in der Einen Welt von Engagement Global Global Nachhaltige Kommune Ramona Rid, Ramona.Rid@engagement-global.de www.service-eine-welt.de / info@service-eine-welt.de Der Herausgeber ist für den Inhalt verantwortlich. © Stadt Lahr, Juni 2022 . Lahr Vielfalt im Quadrat Stabsstelle Umwelt Rathausplatz 7 77933 Lahr nachhaltigkeit@lahr.de www.lahr.de