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Beschlussvorlage (2. Sachbericht der Gemeinwesenarbeit Lahr-West 2013)

                                    
                                        - Inhaltsverzeichnis -

A.

Ausgangslage und Projektfortführung (2010-2014) der Gemeinwesenarbeit Lahr-West

B.

Angebote, Maßnahmen und Projekte im Jahr 2013
I.)

Regelmäßige Angebote und Maßnahmen der Lahrer Gemeinwesenarbeit
1.)
2.)
3.)
4.)
5.)
6.)
7.)
8.)
9.)
10.)

II.)

Beratungen
Singkreis „Freundschaft“ und Seniorenarbeit
Chor der Landsmannschaften der Deutschen aus Russland e. V.
Mädchenarbeit
Kindergruppe
Nähgruppe
Fahrradwerkstatt
Regelmäßige Sportangebote
Mobile aufsuchende Jugendarbeit
Regelmäßige Besprechungen, Kooperationen und Netzwerkarbeit

Einzelmaßnahmen, Aktionen und Projekte des Jahres 2013
Der Kanadaring als „Wohngebiet mit besonderem Entwicklungsbedarf“
Freizeit- und erlebnispädagogische Maßnahmen
Präventionsarbeit
Feste und Feiern
Netzwerk „Integration durch Sport“
Übergang Schule-Beruf und Maßnahmen zur Integration in den
Arbeitsmarkt
7.) Projekt „Viel-Stimmig!“ des Programms „Vielfalt gefällt!“
1.)
2.)
3.)
4.)
5.)
6.)

C.

Abschließende Bemerkungen und kurzer Ausblick

D.

Anhang (Jahresbericht Projekt „Viel-Stimmig!“)

-1-

A.

Ausgangslage und Projektfortführung (2010-2014) der Gemeinwesenarbeit Lahr-West

Der erste Arbeitsauftrag zur Verbesserung der sozialen und kulturellen Integration
von Neubürgerinnen und Neubürgern in Lahr mittels Gemeinwesenarbeit erging im
Jahr 1995. Durch gemeinwesenorientierte Arbeit sollten die Migranten bei der Artikulation ihrer Bedürfnisse und Interessen sowie bei der Organisation und Gestaltung
ihres Alltags unterstützt werden. Die Arbeit wurde dabei sowohl wohngebietsbezogen
als auch wohngebietsübergreifend angelegt und es galt, die Kräfte und Selbsthilfekräfte in den Wohngebieten in möglichst hohem Maße zu nutzen und mit den
örtlichen Dienstleistungen zu verknüpfen: „Die 1995 in Kooperation mit dem Ortenaukreis eingerichtete Gemeinwesenarbeit im Wohngebiet Kanadaring und im Stadtteil
Kippenheimweiler soll die Stadtteile bzw. die Wohngebiete, in den zwischen 75% 95% Migrantenfamilien wohnen, in das Netz der Gesamtstadt einbinden und für eine
weitgehende Integration sorgen. Insbesondere ist die Gemeinwesenarbeit bemüht
stigmatisierende Bedingungen zu verhindern, die Wohnbedingungen zu verbessern
und Sozialstrukturen zu stabilisieren, um eine soziale Vitalisierung der Wohngebiete
zu erreichen. Die Gemeinwesenarbeit wirkt präventiv und soll dem Aufkommen
sozialer Brennpunkte entgegenwirken.“ (vgl. hierzu im Detail auch die Ausführungen
der Basiskonzeption des Projektes aus dem Jahr 1997). Folgende Problembereiche
und Missstände der Migrantinnen und Migranten standen dabei im Mittelpunkt:
1. Sprachdefizite,
2. unzureichende berufliche Qualifikationen (trotz vorliegender formaler Qualifikationsnachweise des Herkunftslandes),
3. mangelndes Verständnis gegenüber den in unserer Arbeitswelt benötigten
Schlüsselqualifikationen,
4. soziale Gefährdung durch Flucht in Drogenkriminalität und Gewalt (insbesondere
bei einem Teil von männlichen Jugendlichen und jungen Erwachsenen),
5. kulturelle Entwurzelung,
6. Zerbrechen von intakten Familienstrukturen und Zunahme von familiären
Konflikten,
7. Gewaltanwendungen in der Familie,
8. Identitätskrisen,
9. teilweise ungünstige Wohnverhältnisse (viele Personen auf einem Raum)
10. mangelnde Kenntnisse der Werte und Normvorstellungen sowie über das
Gesellschaftssystem der Bundesrepublik Deutschland,
11. Überschuldung bei einem Teil der Familien,
12. Stigmatisierung und Fremdenfeindlichkeit
13. zunehmende Vereinsamung und Verarmung alter Menschen
-2-

Mit dem positiven Gemeinderatsbeschluss vom 23.11.2005 bzgl. einer Fortführung
und partiellen Restrukturierung der Gemeinwesenarbeit Lahr-West bis zum 31.
Dezember 2009 wurde der Arbeitsauftrag der Gemeinwesenarbeit Lahr West grundsätzlich bestätigt und erneuert sowie zugleich auch an die zum Teil veränderten
Problemlagen und Rahmenbedingungen angepasst (vgl. Beschlussvorlage des
Ausschusses für Soziales, Schulen und Sport vom 25.10.2005, Az. 401740 Ev/Ha).
Laut Gemeinderatsbeschluss vom 30.04.2009 wurde einer Weiterführung der
Gemeinwesenarbeit Lahr-West bis zum 31.12.2014 erneut einstimmig zugestimmt.
Aufgrund des Wegfalls der Mitfinanzierung seitens des Ortenaukreises musste der
Beschäftigungsumfang der sozialpädagogischen Fachkräfte allerdings um 0,5 Stellen
von 3,5 auf 3,0 reduziert werden (vgl. Beschlussvorlage des Ausschusses für
Soziales, Schulen und Sport vom 06.03.2009, Az. 401.740 Ma/Ku). Auf den
folgenden Seiten soll nun die Arbeit der Gemeinwesenarbeit Lahr-West des Jahres
2013 dargestellt werden.

B.

Angebote, Maßnahmen und Projekte im Jahr 2013

Das Team der hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bürgerzentrums
K2 wurde 2013 durch Frau Beck (100%-Stelle), Herr Marker (100%-Stelle), Herr May
(90%-Stelle) und Frau Gampper (10%) gebildet. Insgesamt betrug der Beschäftigungsumfang der sozialpädagogischen Fachkräfte also 3,00 Stellen und lag somit
aufgrund der ab 2010 vorzunehmenden Kosteneinsparungen weiterhin 0,5 Stellen
unter dem Umfang von 2009. Neben den hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern und den „Bürgerarbeiter/-innen“ (siehe Punkt II. 6) wurde die Gemeinwesenarbeit Lahr-West von verschiedenen Honorarkräften (Frau Sauer, Frau A.
Becker, Herr Bittel, Herr P. Marker) und auch ehrenamtlich aktiven Personen (wie z.
B. Herr Ballreich, Herr und Frau Held von den Landsmannschaften der Deutschen
aus Russland e. V. und verschiedenen Personen der Migrantenselbstorganisation
Bürger Aktiv Lahr e. V.) unterstützt, die selbst einen Migrationshintergrund aufweisen
und infolgedessen auch besonders gut mit der Zielgruppe umzugehen vermögen.
Zudem bringen sich auch die Eltern von Migrantenkindern immer wieder bei
verschiedenen Veranstaltungen aktiv mit ein. Eine genauere Einteilung und
Zuordnung der verschiedenen Arbeitsbereiche und Verantwortlichkeiten kann hier
der beiliegenden Übersicht des Anhanges entnommen werden.

-3-

I.)

Regelmäßige Angebote und Maßnahmen der Lahrer Gemeinwesenarbeit

Bei der Dokumentation der Angebote, Maßnahmen und Projekte der Gemeinwesenarbeit Lahr West des Jahres 2013 lässt sich grundsätzlich zwischen regelmäßig
durchgeführten Angeboten und Maßnahmen und zeitlich befristeten Projekten und
Einzelaktionen unterscheiden. In einem ersten Schritt sollen hier nun zunächst die
regelmäßig durchgeführten Angebote und Maßnahmen vorgestellt werden. Eine
Gesamtübersicht dieser meist wöchentlichen Aktivitäten kann hier ebenfalls der
beiliegenden Übersicht des Anhanges entnommen werden.

1.)

Beratungen

Ein ganz zentraler Bestandteil der Gemeinwesenarbeit Lahr West besteht aus einer
Vielzahl unterschiedlicher Beratungsangebote und Beratungsdienste. Diese werden
von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durchgeführt und finden in ganz
verschiedenen „Settings“ statt (informelle Beratungsgespräche, feste Sprechstunden,
separate Einzeltermine, Hausbesuche, „Runder Tisch“, u. a. m.). Zudem wird im
Bürgerzentrum K2 auch einmal pro Woche eine Beratung der Landsmannschaften
der Deutschen aus Russland e. V. (Herr und Frau Held) abgehalten. Ein besonders
wichtiges und im Laufe der Jahre fest etabliertes Angebot stellt die Zweisprachige
Sozialberatung von Frau Beck dar.
Zweisprachige Sozialberatung (Frau Beck): Die Zweisprachige Sozialberatung
wird weiterhin vorwiegend von Spätaussiedlern in Anspruch genommen, wobei sich
der Anteil der Personen mit einem anderen Migrationshintergrund im Laufe der
letzten Jahre doch merklich erhöht hat. Insbesondere Personen aus der erweiterten
Europäischen Union (Rumänien, Ungarn, Lettland, Estland und Litauen) und auch
aus Griechenland und Bulgarien nehmen mittlerweile verstärkt dieses
Beratungsangebot wahr. Oftmals benötigen die Klienten neben Erklärungs- und
Übersetzungsdiensten auch vielfältige Hilfestellungen in recht unterschiedlichen
Alltags- und Lebensbereichen (vgl. hierzu die beiliegende statistische Übersicht bzgl.
der Schwerpunkte der Beratungstätigkeit im Zeitraum von 1999-2013). Mittlerweile
hat sich ein Großteil der Aussiedler und Spätaussiedler in Lahr gut in die
Gesellschaft integriert und ist zunehmend unabhängiger von sozialen
Transferleistungen. Ebenso wird eine gestiegene Teilhabe am kulturellen und
bürgerlichen Leben sichtbar, die sich beispielsweise auch durch einen weiteren
Zuwachs der Mitgliedschaften bei „Bürger Aktiv Lahr e. V.“ und der
Landsmannschaften der Deutschen aus Russland e. V. dokumentieren lässt. Im
Bereich der politischen Mitbestimmung und Mitwirkung lassen sich hingegen noch
klare Defizite feststellen. Besonders deutlich wurde dies z. B. 2011 aufgrund der
-4-

geringen Wahlbeteiligung der Russlanddeutschen bei den Landtagswahlen in BadenWürttemberg. 2013 startete im Rahmen des Programms „Vielfalt gefällt! – 60 Orte
der Integration“ nun das durch die BW-Stiftung und das Integrationsministerium
geförderte Projekt „Viel-Stimmig!“, welches diese Defizite im Zuge eines politischen
Empowerments bestmöglich zu beheben versucht (vgl. hierzu II. 7).
Beratungsumfang: Die Beratungstätigkeit fand auch dieses Jahr an 5 Wochentagen
mit einem Stundenumfang von insgesamt 39h pro Woche statt. Jeweils montags,
mittwochs und freitags wurde eine mehrstündige Sprechstunde im Bürgerzentrum K2
durchgeführt. Zusätzlich fanden dienstags in der Stadtmitte (Amt 50) und donnerstags im Bürgerzentrum Kippenheimweiler weitere Sprechstunden statt (vgl. hierzu die
beigefügte Übersicht: „Feste Angebote der Gemeinwesenarbeit Lahr-West“). Hinzu
kamen außerdem eine Vielzahl von Hausbesuchen bei kranken, abhängigen oder
pflegebedürftigen Einzelpersonen, bei hilfsbedürftigen Familien sowie diverse
Einzeltermine nach Vereinbarung. Das Büro im Bürgerzentrum K2 wird von den
Hilfesuchenden dabei nach wie vor am Häufigsten aufgesucht. Insgesamt lässt sich
konstatieren, dass die Fälle im Laufe der letzten Jahre immer komplexer und
schwieriger geworden sind und infolgedessen zumeist auch immer mehr Zeit
beanspruchen (insbesondere im Bereich Grundsicherung, Pflege und Demenz sowie
Familiennachzug und auch im Bereich der häuslichen Gewalt).
Kooperationen: Die je nach Bedarf stattfindende Zusammenarbeit mit anderen
Einrichtungen (Diakonisches Werk, Kommunaler Sozialer Dienst, Jugendamt,
Kommunale Arbeitsförderung, Industrie- und Handelskammer, Soziale Rechtspflege,
u. v. a. m.) erwies sich auch in diesem Jahr für alle Beteiligten als äußerst hilfreich.
Problemlagen: Die seit Jahren bekannte Integrationsproblematik bei Spätaussiedlern (siehe oben) besteht nach wie vor. Soziale Probleme in anderen Lebensbereichen kommen dabei häufig noch hinzu. Neben Arbeitslosigkeit führen auch
sprachliche Schwierigkeiten weiterhin oft zu Hilflosigkeit und Verunsicherung. Die
größte Problemgruppe sind immer noch die Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Immer wieder führen schlechte Schulabschlüsse und geringe Chancen auf dem sehr
leistungsorientierten Ausbildungsmarkt zu einer Perspektivlosigkeit und Resignation,
die die Jugendlichen oft über Aggressivität und den Konsum legaler bzw. illegaler
Drogen zu kompensieren versuchen. Die soziale Ausgrenzung und Anpassungsschwierigkeiten nehmen dadurch oft zu. Unerlässlich ist in diesem Zusammenhang
deshalb die Aufrechterhaltung und Fortführung der Mobilen Jugendarbeit (siehe I. 9).
Ein weiteres Problem ist mittlerweile der unlautere Umgang von Zeitarbeitsfirmen mit
den zu vermittelnden Arbeitsuchenden: berufserfahrene Spätaussiedler werden
immer häufiger Opfer von Lohndumping und bisweilen entwürdigenden Arbeitsverhältnissen und „flüchten“ sich infolgedessen auch bisweilen in eine mit hohem
-5-

Risiko verbundene unternehmerische Selbständigkeit. Die relativ gute gesamtwirtschaftliche Entwicklung Deutschlands als auch die demographischen Veränderungen
haben in den letzten 3 Jahren erfreulicherweise aber auch bei den Migranten zu
deutlich verbesserten Chancen auf dem Ausbildungs- und Arbeitsmarkt geführt.
Schwerpunkte der Beratung:
a) Beratung in allgemeinen Rechtsfragen nahezu sämtlicher Rechtsgebiete, so z. B.
Sozialgesetzgebung, Rentengesetz, Wohngeldgesetz, Wohnortzuweisungsgesetz,
Mietrecht und Familienrecht.
b) Hilfestellung bei der Einleitung des Anerkennungsverfahren bei Spätaussiedlern,
insbesondere hinsichtlich Familiennachzug und Familienzusammenführungen.
c) Schuldnerberatung und Hilfestellung bei der Beantragung zusätzlicher Leistungen
zur Grund- und Existenzsicherung.
d) Elternarbeit und Beratung bei Familienproblemen inklusive Zusammenarbeit mit
Behörden bei Fällen häuslicher Gewalt in der Familie.
e) Übersetzungsdienste und Hilfestellung bei der Formulierung von Anträgen und
Briefen.
f) Unterstützung bei Bewerbungen und bei der Stellensuche sowie bei der Anerkennung von beruflichen Abschlüssen des Herkunftslandes.
g) Vermittlung an andere Institutionen (Sozialer Dienst, Psychologische Beratungsstelle, Jugendamt, IHK, Arbeitsamt, Wohngeldstelle, Bürgerbüro, Gerichtshilfe,
Familienkasse, JMD, usw.)
h) Erstberatung von neu nach Deutschland eingewanderten Familien (insbesondere
Familien aus der erweiterten Europäischen Union)
Anzahl der Ratsuchenden und Beratungsinhalte 2013: Die Anzahl der Klienten
betrug im letzten Jahr 1073 Personen mit insgesamt 1710 Beratungen (vgl. die
beiliegende statistische Übersicht bzgl. der Schwerpunkte der Beratungstätigkeit im
Zeitraum von 1999-2013). Festzustellen ist, dass neben den Ratsuchenden, die
persönlich bekannt sind und schon länger hier leben, auch immer wieder einige neue
Familien in die Beratung kommen. Seit 2000 sind dies insgesamt 466 neue Familien
(2000 = 83; 2001 = 62; 2002 = 46; 2003 = 23; 2004 = 88; 2005 = 41; 2006 = 20; 2007
= 20; 2008 = 18; 2009 = 14; 2010 = 19; 2011 = 13; 2012 = 9; 2013 = 10). Im letzten
Jahr nahmen 151 Ratsuchende die Beratung in Fragen zur Aufnahme nach dem
Bundesvertriebenengesetz (Flüchtlinge) in Anspruch. In Fragen zu Arbeit und Beruf
belief sich die Anzahl der Ratsuchenden auf 285 Personen. In Rechtsfragen
(Erläuterung von geltenden Gesetzen und Regelungen sowie Klärung von
Rechtsansprüchen) nahmen 380 Personen die Beratung in Anspruch, in Rentenangelegenheiten (Kontenerklärung u. a. m.) benötigten 187 Personen Unterstützung.
In sozialen Problemlagen wie Sucht (8 Personen), Behinderung (36 Personen) und
-6-

Ehe (35 Personen) suchten insgesamt 79 Personen die Sozialberatung auf. Es
handelt sich in vielen Fällen nicht mehr nur um Einzelberatungen, sondern auch um
Familien- und Eheberatungen. Dies ist nicht zuletzt auch ein Beweis für eine
verbesserte Integration: die Menschen haben mehr Mut und Vertrauen, eine
Beratung aufzusuchen, sich zu informieren und familiäre wie auch soziale Probleme
zu besprechen. Die Vorsprache bei hiesigen Behörden erzeugt allerdings bei
manchen nach wie vor Angst, nicht nur der Sprache wegen. Mitbürger aus der
ehemaligen Sowjetunion benötigen deshalb vor allen Menschen, die eine Brückenund Wegweiserfunktion übernehmen, um sich in der deutschen Gesellschaft besser
zurechtzufinden. Anzumerken ist übrigens auch, dass viele Migranten inzwischen zu
einer differenzierteren Einschätzung ihrer persönlichen und beruflichen Situation
fähig sind: Problemursachen werden nicht mehr ausschließlich in der eigenen
Person gesucht (z. B. unzulängliche Sprachkenntnisse und Ausbildungsniveaus,
Anderssein, usw.), sondern auch in den verschiedenen gesellschaftlichen Missständen (wie zum Beispiel globale Finanz- und Wirtschaftskrise, selektives Bildungssystem, usw.) entdeckt und gesehen.

2.)

Singkreis „Freundschaft“ und Seniorenarbeit

Der Singkreis „Freundschaft“ wurde von Herrn Majorow bis Ende 2012 geleitet und
steht nun seit 2013 unter der Leitung von Herrn Bittel, der dem Singkreis mit sehr viel
Engagement neue volkstümliche Lieder beibringt. Bei mehreren Auftritten (z. B. beim
Mieterfest Kanadaring sowie bei Auftritten in Seniorenheimen) konnte der Singkreis
auch dieses Jahr wieder sein Können eindrücklich unter Beweis stellen. Neben den
Singproben trafen sich viele der Mitglieder des Singkreises außerdem auch
regelmäßig zu einem Spieleabend im Sozialraum des Martinskindergartens. Zudem
wurde 2013 dem Thermalbad in Badenweiler sowie dem Caracalla in Baden-Baden
ein Besuch abgestattet. Angesichts der zunehmenden Überalterung des Singkreises
ist es allerdings fraglich, wie lange der Singkreis noch in gewohnter Weise seine
musikalische Tätigkeit fortführen kann.

3.)

Chor der Landsmannschaften der Deutschen aus Russland e. V.

Auf Initiative von Herrn Rehberg von den Landsmannschaften der Deutschen aus
Russland e. V. wurde 2008 ein neuer Chor ins Leben gerufen. Der Chor
„Heimatstimme“ hat sich mittlerweile gut etabliert und trifft sich jeden Donnerstag von
18-21 Uhr im Sozialraum des Martinskindergartens. 2013 wurden wieder mehrere
Auftritte erfolgreich gemeistert, so z. B. bei verschiedenen Veranstaltungen der
Landsmannschaft in der Stadtmühle und bei Vereinsfesten. Höhepunkt war 2013 ein
-7-

Auftritt in Pforzheim bei der „Begegnung der Chöre“. Seit Dezember 2011 ist Herr
Rehberg zudem als Bürgerarbeiter des Bürgerzentrums K2 aktiv (vgl. II. 6) und hat
infolgedessen seine erfolgreiche musikalische Kultur- und Integrationsarbeit weiter
intensivieren können.

4.)

Mädchenarbeit

Wie schon die Jahre zuvor fand auch 2013 in Kippenheimweiler jede Woche der
dreistündige Mädchentreff für Mädchen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren statt.
Dieses Angebot unter der Leitung von Frau A. Becker wird weiterhin fast
ausschließlich von Spätaussiedlermädchen der Schornsiedlung genutzt. Für die
Mädchen besteht hier die Möglichkeit, sich in ungezwungener Atmosphäre über
verschiedene Themen und Probleme auszutauschen, unter sich zu sein und
gemeinsam Spaß zu haben. Zudem wurde miteinander gekocht und gebacken und
man unternahm auch einige Ausflüge.

5.)

Kindergruppe

Seit Herbst 2008 findet im Bürgerzentrum K2 wöchentlich ein Angebot für Kinder im
Alter von 6-12 Jahren unter Federführung von Frau Gampper statt. Neben verschiedenen Mal- und Bastelaktionen wird gemeinsam gebacken und gekocht sowie
auf spielerische Weise Wissen vermittelt. Auch eine Vielzahl von erlebnispädagogischen Ausflügen (vgl. II. 2.) wurde unternommen. Zudem erhalten die Eltern hier
die Möglichkeit, sich in Fragen der Erziehung informell beraten zu lassen. Das
Angebot wurde auch 2013 wieder gut angenommen und stößt aufgrund der
unzureichenden räumlichen Kapazitäten im Bürgerzentrum K2 leider immer wieder
etwas an seine Grenzen.

6.)

Nähgruppe

2009 startete mit der „Nähgruppe“ ein neues Angebot unter der Leitung von Frau
Sauer im Bürgerzentrum K2. Jeweils drei Stunden pro Wochen kommen hier regelmäßig 5-8 Migrantinnen unterschiedlicher Herkunft zusammen und lernen, wie man
sich selbst modische Kleider aus ausgewählten Stoffen zurechtschneidert und
zusammennäht. Außerdem werden auch Größenänderungen und kleine „Reparaturarbeiten“ durchgeführt.

-8-

7.)

Fahrradwerkstatt

Die Fahrradwerkstatt wird weiterhin zwei Mal pro Woche in den Kellerräumen des K2
für je eine Stunde angeboten. Hier können Kinder und Jugendliche unter Anleitung
ihre Fahrräder selbst reparieren (lernen) und erwerben quasi nebenbei auch einige
technische Grundfertigkeiten. Eine bessere Werkraumausstattung und geeignetere
Räumlichkeiten könnten dieses Angebot allerdings noch deutlich attraktiver werden
lassen.

8.)

Regelmäßige Sportangebote

Bewegung, Spiel und Sport sind weiterhin ganz zentrale und wichtige Elemente der
Gemeinwesenarbeit Lahr West und dienen als probates Mittel zur Beförderung der
Integration. Neben den besonderen Veranstaltungen des Netzwerkes „Integration
durch Sport“ (siehe unten) werden jede Woche eine Vielzahl unterschiedlicher
Sportangebote durchgeführt.
Verschiedene Ballsportarten stehen dienstags, freitags, samstags und sonntags in
der Theodor-Heuss-Sporthalle und der Kaiserwaldhalle in Kippenheimweiler auf dem
Programm. Insbesondere Fußball, Volleyball und Basketball sind sehr beliebt und ein
willkommener Anlass, sich beim gemeinsamen Sportreiben besser kennen zu lernen
und einen freundschaftlichen Umgang zu pflegen. Der Teilnehmerkreis umfasst
dabei Jugendliche, junge Erwachsene und Erwachsene, von denen mittlerweile auch
schon etliche den Weg in die vor Ort etablierten Sportvereine gefunden haben.
Mittwochs wird zudem in der Kaiserwaldhalle in Kippenheimweiler speziell für Kinder
im Alter von 7-12 Jahren ein Sportangebot durchgeführt. Außer Fußball wird hier
bisweilen auch Handball und Hockey gespielt. Neben sportlicheren Kindern nehmen
dabei erfreulicherweise auch immer wieder einige nicht so sportliche Kinder teil, die
sich ansonsten kaum sportlich betätigen. In etwa 75% der Kinder dieser Gruppe
weisen einen Migrationshintergrund auf.
Montags und donnerstags finden in der Ortenauhalle unter der Leitung von Herrn
Marker zwei weitere Sportangebote statt, die insbesondere von Jugendlichen im
Alter von 12-18 Jahren und jungen (und „junggebliebenen“) Erwachsenen
nachgefragt werden. Auch hier stehen vor allem unterschiedliche Ballsportarten im
Vordergrund.
Des Weiteren wird von Herrn Volkov in der Theodor-Heuss-Halle und auf dem
Tennisplatz in Kippenheimweiler im Rahmen seiner Bürgerarbeit die Sportart Tennis
in den unterschiedlichsten Variationen angeboten (Einzeltraining, Gruppentraining,
Hobby-Turniere, Technikschulung, usw.). Davon profitieren insbesondere Migrantenkinder, die anderweitig wohl keine Möglichkeit hätten, das Tennisspielen zu erlernen.

-9-

9.)

Mobile aufsuchende Jugendarbeit

Eine weitere zentrale Stütze der Gemeinwesenarbeit stellt nach wie vor die Mobile
aufsuchende Jugendarbeit von Herrn Marker dar, die ebenfalls mehrmals wöchentlich stattfindet, jedoch je nach Jahreszeit, Erfordernis und Anlass an unterschiedlichen Tagen und zu unterschiedlichen Tageszeiten durchzuführen ist. Das
Aufgabengebiet ist hierbei nicht nur der Kanadaring und die anliegenden
Wohngebiete, sondern das gesamte Lahrer Stadtgebiet. Jugendliche und junge
Erwachsene werden von Herrn Marker regelmäßig an ihren z. T. wechselnden
Treffpunkten aufgesucht, Kontakte hergestellt und nach und nach persönliche
Beziehungen aufgebaut. Dadurch werden insbesondere die jugendlichen Migranten
und auch Einheimischen erreicht, die sich durch freie Angebote kaum ansprechen
lassen und die bisweilen auch schon durch verschiedene „Aktivitäten“ (wie z. B.
Lärmbelästigung, Aggressivität, Alkoholkonsum, u. a. m.) negativ in Erscheinung
getreten sind. Im gemeinsamen Dialog und durch diese besondere Form von
„sozialer Kontrolle“ konnten Belästigungen und Gewaltanwendungen im öffentlichen
Bereich deutlich vermindert werden und es konnten überdies sogar gemeinsame
Freizeitaktivitäten angebahnt und durchgeführt werden. Die aufsuchende Jugendarbeit hat insofern eine hohe präventive Wirkung. Aus diesem niederschwelligen
Angebot ergaben sich außerdem auch häufig zusätzliche Beratungstätigkeiten mit
den Jugendlichen und/oder deren Eltern.

10.) Regelmäßige Besprechungen, Kooperationen und Netzwerkarbeit
Zu den regelmäßig durchgeführten Aktivitäten sind an dieser Stelle auch die
vielzähligen Besprechungen und Meetings zu zählen, die zwar nicht wöchentlich,
aber gleichwohl in periodischen Abständen stattfanden. Dabei handelte es sich im
einzelnen um diverse Team- und Dienstbesprechungen und die aktive Teilnahme an
verschiedenen Arbeitskreisen und Netzwerken (AK Jugend; AK Gewalt- und
Suchtprävention; AK Mädchenarbeit; RAG, LAG und BAG Gemeinwesenarbeit und
Stadtteilarbeit; Netzwerk „Integration durch Sport“; Netzwerk „Migration und
Integration“). Nicht zuletzt ist hier aber auch die Wohngebietsrunde Kanadaring zu
nennen, die regelmäßig im Bürgerzentrum K2 stattfindet und sämtliche Akteure und
Institutionen, die mit dem Wohngebiet Kanadaring in Zusammenhang stehen, an
einem Tisch versammelt, um gemeinsam wichtige Vorkommnisse, Themen und
Problemfälle eingehender zu besprechen.

- 10 -

II.)

Einzelmaßnahmen, Aktionen und Projekte des Jahres 2013

Wie bereits gesagt lassen sich von den regelmäßig durchgeführten Angeboten und
Maßnahmen die zeitlich befristeten Projekte und Einzelaktionen abgrenzen, die
allerdings auch sehr oft mit einem hohen zeitlichen Aufwand verbunden sind und die
Gemeinwesenarbeit vor Ort ganz wesentlich mitbestimmen. Es handelte sich hierbei
2013 hauptsächlich um die Themenfelder Wohngebietsentwicklung, Freizeit- und
Erlebnispädagogik, Prävention, Feste und Feiern, „Integration durch Sport“ und den
Übergang Schule-Beruf sowie spezielle Maßnahmen zur Integration in den
Arbeitsmarkt (Projekt „Bürgerarbeit“). Als neuer Themenbereich kam 2013 zudem
das sehr zeitintensive Projekt „Viel-Stimmig!“ im Rahmen des Programms „Vielfalt
gefällt!“ der BW-Stiftung hinzu. Diese sieben Themenfelder sollen nun im Einzelnen
etwas genauer dargestellt werden.

1.)

Der Kanadaring als „Wohngebiet mit besonderem Entwicklungsbedarf“

Mit dem Projekt „Visionen für den Kanadaring“ startete 2007 eine spannende und
wichtige Entwicklung, die das Wohngebiet Kanadaring auch in der Öffentlichkeit
mittlerweile in einem neuen Bild erscheinen lässt. Architekturstudenten aus Karlsruhe
befassten sich unter Leitung von Herrn Prof. Telian gründlich mit dem gesamten
Kanadaring und entwarfen Pläne und Modelle, wie man das Leben und Wohnen im
Kanadaring aus städtebaulicher und insbesondere auch öko-sozialer Sichtweise
qualitativ verbessern könnte. Anfang 2008 konnten die zum Teil außerordentlich
gelungenen Entwürfe und Modelle bei einer Preisverleihung im Lahrer Rathaus
begutachtet und prämiert werden. Die Gemeinwesenarbeit beteiligte sich in
Kooperation mit der Städtischen Wohnungsbau GmbH und dem Städtischen Bauamt
von Anfang an intensiv an dieser städtebaulichen Überplanung und Weiterentwicklung des Wohngebietes Kanadaring.
In einem zweiten Schritt wurde die Stadtentwicklungsfirma STEG aus Stuttgart vom
Lahrer Gemeinderat offiziell damit beauftragt, die so genannten „Vorbereitungen
Untersuchungen“ für einen Antrag zur Aufnahme des Wohngebietes in das
Förderprogramm „Soziale Stadt“ durchzuführen. Auch hierbei wurde die
Gemeinwesenarbeit aktiv miteinbezogen. Des Weiteren unternahm man seitens der
Gemeinwesenarbeit unterschiedliche Maßnahmen, um vor allem die Interessen und
Belange der Bewohner des Kanadarings adäquat artikulieren und berücksichtigen zu
können (vgl. hierzu z. B. die Ausstellung der Modelle in der Walter-Kolb-Halle,
verschiedene Befragungen und Einzelgespräche mit wichtigen lokalen Akteuren,
Wohngebietskonferenzen zum Thema „Wohngebietsentwicklung“, Durchführung

- 11 -

einer repräsentativen Mieterbefragung in Kooperation mit InWIS, mehrere Mieterversammlungen und Infoabende, u. a. m.).
Mittlerweile ist das Wohngebiet Kanadaring ganz offiziell in das Programm „Soziale
Stadt“ aufgenommen worden, was unter anderem eine bevorzugte Berücksichtigung
bei der Vergabe von Projektgeldern mit sich bringt. Aufgrund der parallel laufenden
Vorbereitungen und Planungen zur Landesgartenschau 2018 wurde der
„Architektenwettbewerb Kanadarings“ zeitlich etwas nach hinten verschoben und
konnte nun 2013 erfolgreich durchgeführt werden. Die Wettbewerbsergebnisse des
Siegerentwurfes (Pesch und Partner) bilden nun Grundlage für die Einleitung und
Durchführung ganz konkreter Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahmen. Hierfür
wurde eigens eine neue Arbeitsgruppe gebildet („AK Kanadaring 2025“), bei der
auch die Gemeinwesenarbeit Lahr-West präsent ist und aktiv mitwirkt.

2.)

Freizeit- und erlebnispädagogische Maßnahmen

Auch 2013 wurden wieder mehrere ein- und mehrtägige Ausflüge und Freizeiten
angeboten und unternommen. So konnte z. B. erneut der alljährliche Ausflug in den
Europapark Rust durchgeführt werden. Am so genannten „Tag der frohen Herzen“
werden vom Europapark nach schriftlichen Antrag 50 Freikarten zur Verfügung
gestellt, die vor allem Kindern und Jugendlichen aus sozial schwächeren Familien zu
Gute kommen. Des Weiteren nahm die Gemeinwesenarbeit mit zwei Angeboten am
Sommerferienprogramm der Stadt Lahr teil (Beach-Volleyball und Beach-Soccer)
und führte zudem auch selbst in den Oster-, Sommer- und Herbstferien wieder
verschiedene Angebote durch (mehrtägiges Zeltlager im Mauerfeld; diverse Kreativund Bastelangebote; Teilnahme an den KinderKunstSpielen im Stadtpark; u. a. m.).
Diese Freizeit- und erlebnispädagogischen Maßnahmen sind allesamt sehr beliebt
und werden von den Kindern und Jugendlichen sehr gut angenommen. Und auch mit
der Kindergruppe wurden 2013 wieder mehrere interessante Ausflüge unternommen,
so z. B. in den Karlsruher Zoo und zur Hohenkönigsburg im Elsass.

3.)

Präventionsarbeit

Über die quasi „alltägliche“ Präventionsarbeit im Rahmen der Mobilen aufsuchenden
Jugendarbeit hinaus (siehe oben) wurden im vergangenen Jahr erneut zusätzliche
präventive Maßnahmen ergriffen und durchgeführt. Besonders hervorzuheben ist in
diesem Zusammenhang die Mitgestaltung der „Präventionswochen 2013“, die vom
Arbeitskreis Gewalt- und Suchtprävention organisiert wurden und in dem auch die
Gemeinwesenarbeit von Anfang an engagiert mitarbeitet. Ein besonderes High-Light
war dabei das Präventionstheater „Fake“, das in der Jugendbegegnungsstätte
- 12 -

„Schlachthof“ stattfand und mit dem ca. 450 Schülerinnen und Schüler erreicht
werden konnten. Dem Bereich der Präventionsarbeit ist auch die Betreuung,
Begleitung und Überwachung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei der
Ableistung von Arbeitsstunden zuzuordnen. Sie wird hauptsächlich von Herrn Marker
in Absprache mit der Sozialen Rechtspflege in unterschiedlichen Arbeitsbereichen
geleistet. Einsatzbereiche waren im Jahr 2013 zum Beispiel Reparatur- und
Verschönerungsarbeiten im Bürgerzentrum K2, Reinigungstätigkeiten im Wohngebiet
sowie Auf- und Abbauhilfen bei Festen und Veranstaltungen. Darüber hinaus wurden
2013 auch wieder ein Vielzahl von Schülerinnen und Schüler betreut, die temporär
(bis zum Zeitraum von einer Woche) von der Theodor-Heuss-Schule ausgeschlossen
wurden.

4.)

Feste und Feiern

Um aufeinander zuzugehen und sich besser kennen zu lernen sind verschiedene
Feste und Feiern sehr gute Gelegenheiten. Sich in einem feierlichen und geselligen
Rahmen zu begegnen befördert den interkulturellen Austausch und das gegenseitige
Verständnis. Auch 2013 standen wieder verschiedene größere Feste und Feiern auf
dem Programm, so z. B. das Mieterfest Kanadaring, das „Suppenfest 2013“, mehrere
Weihnachtsfeiern sowie das alljährliche „Fest der Schneekönigin“ (Neujahrsfeier von
Bürger Aktiv Lahr e. V.). Die Gemeinwesenarbeit war bei all diesen Veranstaltungen
aktiv und z. T. federführend beteiligt und konnte so wieder einen wichtigen Beitrag zu
deren Gelingen erbringen.

5.)

Netzwerk „Integration durch Sport“

Zusätzlich zu den wöchentlich stattfindenden Sportangeboten (siehe oben) wurden
vom Netzwerk „Integration durch Sport“ auch 2013 wieder mehrere Einzelveranstaltungen, Turniere und Events organisiert und durchgeführt, so zum Beispiel die
„Ball- bzw. Sport-Nacht 2013“ im Hallensportzentrum, ein „Beach-Soccer-Turnier“ im
Lahrer Terrassenbad, ein Straßenfußball-Turnier beim „Schlachthof“ sowie ein
Indoor-Turnier im Lahrer Sportpark. Zum engen Kern dieses Netzwerkes gehören
neben dem Bürgerzentrum K2 das Schlachthof-Team (Herr Heimburger), das Projekt
Tandem (Herr Brucker) sowie je nach Veranstaltung weitere Kooperationspartner
(TV Lahr, TV Dinglingen, Jugendgemeinderat, Lahrer Fußball Vereine, u. a. m.).

- 13 -

6.)

Übergang Schule-Beruf und Maßnahmen zur Integration in den Arbeitsmarkt

Seit mehreren Jahren ist es auch eines der Hauptanliegen der Gemeinwesenarbeit,
die schulische und berufliche Integration von Personen mit Migrationshintergrund
nachhaltig zu verbessern, sei es durch persönliche Einzelfallhilfen (Lehrstellensuche,
Anfertigung von Bewerbungsschreiben, Arbeitsplatzsuche, direkte Vermittlung von
Jugendlichen in Ausbildungsbetriebe, usw.), durch Aufklärungsarbeit hinsichtlich des
Aufbaus des Deutschen Bildungssystems sowie durch verschiedene berufsorientierende Maßnahmen und Veranstaltungen (Girls Day, Berufsinfomessen, Bewerbertraining, usw.). Im Jahr 2013 beteiligte man sich außerdem erneut bei dem Projekt
„Beruf & Co - Eine Expedition in die Welt von Beruf und Ausbildung“. Als Moderator
der Schülerfirma „Internet-Technik“ (Gestaltung der Homepage von Beruf & Co) galt
es hierbei, zusammen mit anderen Schülerfirmen und in Kooperation mit der
Handwerkskammer Freiburg und anderen Einrichtungen eine zweitägige berufsorientierende Veranstaltung in der Sulzberghalle zu organisieren und durchzuführen.
Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler entstammten dabei vornehmlich der
direkt an das Wohngebiet Kanadaring angrenzenden Otto-Hahn-Realschule und
wiesen zu ca. 60% einen Migrationshintergrund auf.
Zudem wurde mit dem Projekt „Bürgerarbeit“ gegen Ende 2011 eine zusätzliche
dreijährige Maßnahme zur Integration von arbeitslosen Migranten in den ersten
Arbeitsmarkt gestartet. Bei der Gemeinwesenarbeit Lahr-West sind zurzeit fünf
Bürgerarbeitsstellen eingerichtet, die mit Frau Kuhn, Frau Martschenko, Herrn
Volkov, Herrn Romme und Herrn Rehberg besetzt sind und die den Mitarbeitern der
Gemeinwesenarbeit einen nicht unbeträchtlichen Begleitungs- und Betreuungsaufwand abfordern.
Des Weiteren beteiligte sich die Gemeinwesenarbeit in enger Kooperation mit
„Bürger Aktiv Lahr e. V.“ und der IHK auch 2013 an der Organisation und
Durchführung einer Seminarreihe für Migranten, die sich selbständig machen wollen
oder vorhaben ein Unternehmen zu gründen und hierfür vielfältige Informationen und
Hilfestellungen benötigen.

7.)

Projekt „Viel-Stimmig!“ des Programms „Vielfalt gefällt!“

Zu dem 2013 neu gestarteten Projekt „Viel-Stimmig!“ liegt ein eigenständiger Sachbericht für das Berichtsjahr 2013 vor, der dem Sachbericht der Gemeinwesenarbeit
Lahr-West hier im Anhang beiliegt.

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C.

Abschließende Bemerkungen und kurzer Ausblick

Die obigen Ausführungen und die Anlagen im Anhang gewähren einen umfänglichen
und facettenreichen Einblick in die geleistete Gemeinwesenarbeit des vergangenen
Jahres und lassen sich gewiss zugleich auch als Indikatoren einer insgesamt meist
gelungenen und vor Ort nach wie vor unverzichtbaren Sozialen Arbeit interpretieren.
Obwohl der Zuzug von Spätaussiedlern bundesweit weiterhin rückläufig ist (Zuzug im
Jahr 1990: 397.073 Personen; im Jahr 2000: 95.615 Personen; im Jahr 2005: 35.522
Personen; im Jahr 2010: 2350 Personen; im Jahr 2012: 1817 Personen) scheint der
Bedarf an Hilfe und Unterstützung zur Beförderung und Verbesserung der Integration
ins Gemeinwesen nach wir vor sehr hoch. Dies lässt sich z. B. auch an den
Beratungszahlen von Frau Beck belegen, die 2013 ihren bislang zweithöchsten Wert
erreichten (1710 Beratungen). Neben den Spätaussiedlern, bei denen mittlerweile
insbesondere die so genannte „nachholende Integration“ im Fokus steht, suchen
auch zusehends andere Migrantengruppen (siehe Seite 3) immer häufiger das
Bürgerzentrum K2 auf, um sich eingehender beraten und helfen zu lassen. Da sich
der Zuzug nach Deutschland zudem aktuell wieder deutlich erhöht hat (Migranten
aus Süd- und Osteuropa, Flüchtlinge aus den Kriegsgebieten des Nahen Ostens,
gezielt angeworbene Fachkräfte, usw.) wird der hohe Beratungs- und Unterstützungsbedarf in den folgenden Jahren sicherlich auch unvermindert bestehen bleiben.
Zu berücksichtigen ist hier außerdem dass sich aufgrund der partiell immer noch
anhaltenden Euro- und Wirtschaftskrise und der zukünftig sicherlich noch viel
schärfer hervortretenden Umwelt- und Klimakrise in vielen Alltags- und Lebensbereichen eine Vielzahl zusätzlicher ökonomischer und sozialer Problemlagen
ergeben und einstellen werden (so z. B.: weiter ansteigende Energie- und
Lebenshaltungskosten, „Working Poor“ und prekäre Arbeitsverhältnisse, Altersarmut,
Anstieg von Kriegs- und „Klimaflüchtlingen“, usw.), denen u. a. gerade auch mit einer
professionellen Sozialen Arbeit bestmöglich und dauerhaft entgegengetreten werden
muss.
Anzumerken ist an dieser Stelle nach wie vor dass mit der Einstellung der Arbeit der
Präventionsgruppe der Lahrer Polizei und aufgrund der Reduktion des Stellenumfangs in der Gemeinwesenarbeit Lahr-West von 3,5 auf 3,0 Stellen die erfolgreiche Arbeit vor Ort nicht unwesentlich erschwert wurde. Insbesondere bei der
Mobilen aufsuchenden Jugendarbeit lässt sich feststellen, dass Herr Marker sich mit
zusätzlichen Fällen konfrontiert sieht, welche nun vermehrt an ihm allein „hängen
bleiben“ und so u. U. die Gefahr einer physischen und psychischen Überlastung mit
sich bringen können.
Überdies macht sich auch ganz allgemein die „Tendenz“ bemerkbar, dass beständig
zusätzliche Arbeitsfelder (Projekt Bürgerarbeit, LGS 2018, Projekt „Viel-Stimmig!“,
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„Interkulturelle Gartenschau“, Bürgerpanel, usw.) entstehen, ohne dass dies im
Personalschlüssel bzw. im Zeitbudget der Mitarbeiter adäquat berücksichtigt wird.
Hervorzuheben ist hier des Weiteren aber auch, dass mit dem Thema „Der
Kanadaring Lahr als Wohngebiet mit besonderem Entwicklungsbedarf“ in den
vergangenen Jahren eine ganz neue Perspektive zur Verbesserung der gesamten
Wohn- und Lebensqualität im Kanadaring eröffnet wurde, welche insbesondere die
von außen vorherrschenden Stigmatisierungen nach und nach zurückdrängen
könnte. Mit der erfolgreichen Durchführung des Architektenwettbewerbs und der
nunmehr erfolgenden sukzessiven Umsetzung des Siegermodells sind mittlerweile
die Weichen gestellt, um diese positive Entwicklung weiter voranzutreiben und das
gesamte Wohngebiet aufzuwerten. Nachdem Lahr 2018 außerdem die Landesgartenschau ausrichten wird steht der Kanadaring im Verbund mit dem Thema
„Mauerfeldpark“ mittlerweile auch verstärkt im Mittelpunkt des öffentlichen
Interesses, so dass die Möglichkeiten und Chancen einer nachhaltigen öko-sozialen
Wohngebietsentwicklung aufs Ganze gesehen erfreulicherweise noch gestiegen
sind.
Angesichts der also nach wie vor bestehenden Aufgaben, Problembereiche und auch
zukünftigen Herausforderungen und Entwicklungschancen ist es nur folgerichtig und
auch unabdingbar, dass nun im Jahr 2014 eine weitere Fortführung der Gemeinwesenarbeit Lahr-West für die Jahre 2015 – 2019 anvisiert und per neuerlichem
Gemeinderatsbeschluss auf den Weg gebracht wird.

D.

Anhang (Jahresbericht Projekt „Viel-Stimmig!“)

- Siehe die folgenden Seiten –

Gez.: Andreas May, 12.02.2014

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